… oder wie ein 3-Minuten-Job fünf Leute beschäftigt.
Moin Moin!
Nun ist es genau eine Woche her, dass ich morgens zur Arbeit fuhr und kurz vor Erreichen des Ziels „Abblendlicht rechts“ wild blinkend auf dem Multifunktions-Display meines Wagens die Anzeige von Startzeit und Summe der seitdem gefahrenen Kilometer ablöste. Fein, dass es sowas gibt, ist mir doch gar nicht aufgefallen, dass der Straßenrand rechts nebst all der bunten Weihnachtsbeleuchtung nicht mehr wirklich gut beschienen war.
Gerade an einer Tankstelle vorbei, plante ich, sogleich den Fahrdienstleiter unserer Schule, der ein ausgebildeter Kfz-Mechaniker ist, zu bitten die Lampe zu wechseln, hat er mich doch schon häufig spontan unterstützt. Selbstverständlich ging ich davon aus, dass so eine Lampe in seinem kleinen Ersatzteillager vorhanden ist, schließlich verfügt unser Fuhrpark über mehr als zehn Kleinbusse zur Schülerbeförderung und mindestens die Hälfte der Fahrzeuge ist vom selben Hersteller wie meines. Das war wohl etwas naiv…
Zunächst musste ich mich Fragen nach genauem Typus des Wagens und Baujahr stellen, vorher könne er nicht im digitalen Katalog nachschauen. Mein hilfloses Achselzucken veranlasste einen Kollegen (auch vom Fach), mir den Autoschlüssel abzunehmen. Er würde die Lampe rasch ausbauen, dann hätten wir ja ein Modell zum Vergleich in den Händen. Leider kam er mit leeren Händen wieder – es war ja noch dunkel, er hatte die Taschenlampe vergessen und jetzt eigentlich sowieso keine Zeit mehr. Aber der dritte Kollege müsse später in die Werkstatt des Kfz-Herstellers um etwas abzuholen, dafür könne er ja meinen Wagen nehmen. „Nein“, sagte ich „das ist lieb, aber das kann ich doch nachher auch selbst erledigen.“ Das wäre unklug, denn dort würde mir doch eine überhöhte Einbaurechnung gestellt, ich solle mich mal auf die Jungs verlassen, die kümmern sich schon.
Kurz vor Schulschluss erhielt ich meinen Autoschlüssel zurück, anbei eine niegelnagelneue Osram-Lampe, die ich etwas verwundert sogleich bezahlte. Oben genannter dritter Kollege hatte versucht, die Lampe auszubauen, es fehlte ihm aber auf die Schnelle das nötige Werkzeug zum Lösen eines kleinen Schräubchens. Ich solle mir aber keine Gedanken machen, grundsätzlich sei der Lampenwechsel ganz einfach, er habe es schon meinem Mann, der in anderer Funktion auch an unserer Schule tätig ist, erklärt (Warum eigentlich ihm und nicht mir?).
Zu Hause übergab ich brav die Lampe, mein Lebensgefährte aber hatte gerade noch etwas anderes zu erledigen. Und ich auch. Naja, die Lampe wurde direkt an die Eingangstür gelegt, damit der Wechsel nicht vergessen wird. Und da lag sie dann. Jeden Morgen erinnerte mich der Schriftzug „Abblendlicht rechts“ an sie, nachmittags war sie dann wieder nicht mehr präsent.
Heute fragte mich mein Kollege, ob denn die für mich besorgte Lampe passte. „Oh nein, die Lampe!“
Ich erinnerte mich schmunzelnd an den tollen Artikel von @martinwinkler über „Prokrastination“ (Danke sehr, ich wusste nicht, dass meine bislang nicht attestierte „Aufschieberitis“ auch eine wissenschaftliche Bezeichnung hat) und legte los noch bevor ich meine Schultasche ins Haus brachte!
Hebel zum Öffnen der Motorhaube ziehen – kein Problem!
Motorhaube öffnen – Problem!
Habe ich das in den fünf Jahren, die ich dieses Auto besitze, noch nicht getan? Mein falscher Ehrgeiz ließ mich einige Minuten nicht ruhen, irgendwo muss doch dieser Widerhaken sein… Nein, es nützte nichts, ich musste doch rein und die Bedienungsanleitung bemühen. Ja, das ist mir echt peinlich!
Das Abblendlicht fand ich sofort und nach kurzer Weile auch das besagte Schräubchen. Aber da war auch mit kleinen Händen und sehr kurzem Schraubendreher kein Rankommen, ich benötigte einen Imbusschlüssel. Ich gab die Suche nach dem Imbussatz auf (Wie spät ist es jetzt eigentlich schon?), ließ als Mahnmal die Motorhaube offen stehen und ging ins Haus. Kurz darauf kam mein Mann „Oh nein, die Lampe!“ rufend nach Hause. Er ist aber sehr erkältet und wollte nur noch ins Bett, ich konnte ihm gerade noch den geheimnisvollen Ort des Imbussschlüsselsatzverstecks entlocken und einen heißen Fliederbeersaft zubereiten.
Ein Imbus passte, ich löste die Schraube, rettete sie behutsam vor dem Fall in den Motorblock. Aber die Lampe löste sich trotzdem nicht. Nochmal in die Bedienungsanleitung geschaut – doch, da steht was von Halteschraube! Aber diese Schraube hält doch gar nichts…
Und „gegen den Uhrzeigersinn“ ist doch beim Lösen von Schrauben sowieso klar, was soll das also? Mehr als „Bedienungsanleitung“ fiel mir nicht ein, keinesfalls den Kollegen anrufen! Handle, probiere, mache, tue, aber gib dir nicht die Blöße…
Wie gut „learning by doing“ ist, ich muss mir nur noch überlegen, wie ich das Ding mit dem nicht vorhandenen Werkzeug dem Kollegen schonend erkläre.
Nein. Ich lasse es einfach und bedanke mich mit ein paar Plätzchen für´s Kaufen der Birne:
Das ganze Gehäuse ist die Halteschraube, diese konnte ich auch im Dämmerlicht mit der Hand kurz nach links drücken, Lampe herauspulen, neue einsetzten, Rechtsdreh, einklicken, fertig!
Erleuchtete Grüße,
Chriddi
Und wieder dazu gelernt, hoffe Du kannst jetzt auch drüber schmunzeln...
Aber hallo! ;-)
Du hast eine schöne Art zu schreiben, gefällt mir!
Und jaaa, selbst ist die Frau, herzlichen Glückwunsch!
Wegen der Motorhaube öffnen, mach dir nichts draus, das tröstet mich. Ging mir nämlich vor kurzem genau so. Auf der Autobahn ging mir das Scheibenwischwasser aus. Da ich kurz vor der nächsten Stadt war, bin ich dort raus gefahren und weil kein ATU, Baumarkt o.ä. in der Nähe war, bin ich zum d.m. und habe mir ne Flasche stilles Wasser gekauft. Das Nachfüllen war dann nicht das Problem, aber das Öffnen der Motorhaube beim neuen Auto. Musste auch erst in die Bedienungsanleitung schauen. Aber egal: wieder was gelernt!
Vielen Dank, das ist ein sehr schönes Kompliment!
"Selbst ist die Frau" ist in der Regel auch mein Motto, dosiert eingesetzt ist es aber manchmal bequemer...
;-)
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