Kirche (Teil 22 von: "Nur bei Grün – den Amis ein Vorbild")

in #deutsch7 years ago

Dies ist ein Auszug aus meinem Buch "Nur bei Grün – den Amis ein Vorbild". Die restlichen Auszüge finden sich auf meinem Steemit-Blog: https://steemit.com/@kryptokrat  

Die Amerikaner sind viel gläubiger als die Deutschen und auch die Kirchenkultur ist eine andere. Amerikanische Kirchen sind nicht, wie die großen Staatskirchen in Deutschland durch eine Kirchensteuer finanziert, sondern sind von den Spenden ihrer Mitglieder abhängig. Desweiteren sind die einzelnen Gemeinden meist unabhängig. Sie sind also gezwungen ihren Gottesdienst und ihre weiteren Angebote selbstständig und möglichst attraktiv zu gestalten, um genügend Spenden zahlende Mitglieder zu werben. In Amerika herrscht auch eine ganz andere Gemeindekultur. Anders als in den meisten Kirchengemeinden Deutschlands trifft man sich dort vor und nach dem Gottesdienst noch mit den anderen Gemeindemitgliedern in den vielen Räumen des Kirchengebäudes zu Kaffee, Kuchen und netten Gesprächen. Häufig bekommen die Besucher des Gottesdienstes kleine Kärtchen zum Ausfüllen. Auf diesen Kärtchen kann markiert werden, ob man Gast oder Mitglied ist, oder dies vielleicht werden möchte. Auch kann man ankreuzen, wenn man vom Pastor für ein persönliches Gespräch kontaktiert werden möchte. Oder man schreibt die eigenen Gebetsanliegen nieder. Wenn man wie ich die eigene Anschrift angibt, dann bekommt man am nächsten Tag einen freundlichen Brief der Gemeinde, in dem die Freude über den gestrigen Besuch zu ihrem Gottesdienst ausgedrückt wird. Auch wird man dazu eingeladen, gerne wieder zum Gottesdienst zu erscheinen oder die Gemeinde zu kontaktieren, wenn man irgendwelche Fragen oder persönliche Nöte hat. Amerikanische Kirchen sind also sehr um ihre Anhänger bemüht und bieten eine Gemeinde, in der man sich wahrhaftig geborgen fühlt. 

Diese Geborgenheit wollte wohl auch jener amerikanischer Zahnarzt vermitteln, der mir auch am Tag nach einer Zahnuntersuchung eine Postkarte sandte, in welcher er in einer für deutsche Verhältnisse übertriebenen Art und Weise seiner Freude Ausdruck verleihen wollte, mich als neuen Patienten begrüßen zu dürfen. Auch bedanke er sich dafür, dass er mir ins Maul schauen beziehungsweise meine Zahngesundheit untersuchen durfte, während ich auf dem Zahnarztstuhl liegend mich von dem in der Zimmerdecke eingebauten Fernsehgerät unterhalten ließ.