Wer keinen Religionsunterricht will, der sollte "Ethik für alle" mindestens genauso meiden. Ethik, die wissenschaftliche Theorie (im Gegensatz zur Moral, der gelebten Praxis) ist nichts weiter als eine verklausulierte Gesellschaftreligion der Beliebigkeit. Wenn Religion, und das scheint hier ausgemacht zu sein, etwas Gefährliches oder in irgendeinem Kontext Verwerfliches ist respektive sein kann, dann gilt dies für die Ethik jenseits aller begründeten Zweifel allemal.
Ein Beispiel für "Ethik" ist Peter Singer. Der kam in einem Buch, das zu Beginn der 1980er Jahre erschien, zu dem Schluss, dass wir erst durch unseres Selbstbewusstseins, also im Alter von etwa drei Jahren, zu Personen werden. Daraus entwickelte Singer die steile These, die Abtreibung sollte bis zum dritten Lebensjahr erlaubt sein - sic!
Aber damit nicht genug. Francesca Minerva und Alberto Giubilini griffen diese Idee auf und vertreten heute offen Singers Forderung. Ja, man tingelte sogar durch Europa, hielt zu diesem Thema Vorträge (in Deutschland bei "ProFamilia", die das Antonym ihres Namens sind) und machte dafür Werbung. Darin haben wir ein gutes Beispiel für das Wuchern zeitgemäßer Ethik.
http://www.focus.de/familie/geburt/forscher-rechtfertigen-toetung-neugeborener-legaler-kindsmord_id_2450059.html
https://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/medizinethik/article/807002/soll-man-neugeborene-toeten-duerfen.html
Ethik ist ein Teil Philosophie, manche behaupten, es sei deren Frucht. Im Unterricht indes geht es nur um die Vermittlung dieser Früchte und die können giftiger sein als jede Religion, da sie alleine nicht kongruent zu Werten sind.
Ich befürchte, man wird jetzt fragen was Werte sind. Nun gut: "Werte sind der Übergang vom 'Es sollte so sein' zum 'Ich will, dass es so ist'; der Übergang von der Tatsache zum Recht. Im Wert übersteigert sich der Einzelne in einem gemeinsamen Gut." So weit Albert Camus, Der Mensch in der Revolte. Ich sage, Werte sind die gemeinsame Identifikationsbasis der Mehrheit eines Volkes. Genau diese Basis ist - ob es einem gefallen mag oder nicht - nach wie vor die christliche Religion. Und dazu gehören auch die Feiertage, deren Abschaffung wiederum nach dem typischen Kulturmarxismus riecht - nach Vernichtung der gelebten Praxis also.
Ich halte Religion an sich nicht für etwas "Verwerfliches" - Religionen sind keine Personen, sondern Gedankenkonstrukte, haben also selbst weder positive noch negative Intentionen. Um verwerfliche Dinge zu tun, bedarf es immer noch des Menschen, der Religion beispielweise als geeignetes Werkzeug benutzen kann, um andere zu manipulieren und Macht auszuüben. Das passierte (und passiert) immer dann, wenn Religion (oder besser: religiöse Führer mit Hilfe der jeweils gerade angesagten Religion) institutionell gestützt das gesellschaftliche Leben dominieren konnte.
Gelingt es einem Gläubigen dagegen, die Aussagen seiner Religion so zu interpretieren, dass eine friedliche Lebensweise und eine Anders(nicht)gläubige respektierende Einstellung daraus resultieren, dann ist das aus meiner Sicht völlig in Ordnung. Allerdings sehe ich Religion, wie erwähnt, als etwas, das in den Privatbereich gehört und nicht anstelle 'säkularer' Gesetze das gesamte öffentliche Leben regulieren sollte.
Vielleicht interessiert dich außerdem dieser Artikel, um mehr über meine Gedanken bezüglich Religionen zu erfahren?
Was Ethik-Unterricht betrifft, würde ich nicht darauf pochen, ihn an Stelle des Religionsunterrichts verpflichtend einzuführen (obwohl ich ihn andererseits auch nicht so negativ sehe wie du).
Das Christentum hat, im krassen Gegensatz zum Mohammedanismus, mit der Einschränkung manipulativer Einflüsse (etwa im Kontext Wölki und der Fluchtsimulationskrise) schon lange keine weltliche Macht mehr und ist somit de facto längst Privatsache. Anstelle der weltlichen Macht hat das "Bodenpersonal" in der Hauptsache die Aufgabe der Seelsorge und das machen sie recht gut. Inwiefern aktuell in Deutschland Religion - nochmal: jenseits des Mohammedanismus! - "das gesamte öffentliche Leben reguliert", ist mir schleierhaft. Wenn überhaupt sind es Papst Franziskus [1] sowie einige Kardinäle [2] und Bischöfe, die sich frecherweise in die Tagespolitik einmischen. Das ist zwar mit absoluter Sicherheit eine fatale Grenzüberschreitung und muss bekämpft werden, als komplette Regulierung des öffentlichen Lebens aber kann man diese Vorgänge indes nicht bezeichnen. Im Grunde machen diese Unpersonen das gleiche Geschäft wie IM-Victoria.
Was die Abschaffung christlicher Feiertage in einem traditionell christlichen Land betrifft, so ist deren Abschaffung ein weiterer Schritt in Richtung Zerstörung gesellschaftlichen Zusammenhaltes und somit Teil des Ethnozid, den wir gerade erleben.
Wer allerdings mohammedanische Feiertage wünscht, der braucht nur in eines der Länder reisen, in denen das religiös bemäntelte, ideologische Konstrukt der größten Versager und Verlierer der Menscheheitsgeschichte vorherrscht. So einfach kann das sein.
[1] http://www.katholisches.info/2017/07/marcello-pera-der-freund-benedikts-xvi-ueber-papst-franziskus-und-die-migrationspolitik-er-hasst-den-westen-und-will-ihn-zerstoeren/ [2] http://www.freiewelt.net/nachricht/kardinal-marx-fuer-mehr-familiennachzug-10072377/#comment-form
Mir auch. Hat das jemand behauptet?
(In der Geschichte gab es das hier, woanders gibt es das noch immer; dass es jedoch hier jetzt noch so wäre, habe ich nirgends geschireben.)
Der Islam reguliert hier übrigens das öffentliche Leben auch nicht.
In einem säkularen Staat, sollte es m. E. weder gesetzlich festgelegte religiöse Feiertage geben, noch hat der Staat für eine der Glaubensgemeinschaften Steuern einzuziehen. Die Gruppe der Atheisten/Agnostiker ist die größte Religonsgemeinschaft Deutschlands und beansprucht auch keine eigenen Atheistentage (z. B. könnte man doch dem kirchlichen Machtverlust einen eigenen Feiertag der Aufklärung widmen).
Klar, dass das mit dem "gesellschaftlichen Zusammenhalt" nicht klappt, wenn sich jemand dermaßen abfällig über Menschen einer bestimmten Glaubensrichtung äußert, von denen auch hier nun einmal nicht wenige leben. Sorry, aus deinen Worten spricht pure Verachtung ... eine solche Einstellung unterscheidet sich kaum von der einiger fanatischer Muslime. Traurige, ungewollte Ironie ...