Im Bazar 1912 stolperte ich über diesen Artikel zu Bananen:
Als Obst hat sich die Banane bei uns mehr und mehr eingebürgert, doch hat sie als Volksnahrungsmittel im tropischen Asien, in Afrika, Australien und den Inseln des Stillen Ozeans weit größere Bedeutung, wenn sie auch nur selten die einzige Speise bildet. Verzehren wir die Bananen fast nur in rohem Zustande, so wird dort das Mark vielfach in Fett gebacken oder kommt als Brei auf den Tisch. Unsere Früchte stammen meist von Jamaika, das sie unreif verlädt, um die Überreife zu vermeiden. Die Schalen eignen sich trefflich zum Viehfutter, da sie einen großen Reichtum an Zellulose enthalten. Für uns kommt der Stärkegehalt in Betracht, der die Verdauung beschwert, aber nur schlecht ausgenutzt wird. Bananen werden je nach ihrem Reifegrad und Stärkereichtum, wie Karl Thomas ermittelte, verschieden ausgenutzt. Bei reifen Früchten werden nur 9 bis 11 Prozent der eingeführten Energie nicht resorbiert, bei halbreifen, stärkereichen Früchten, wnn man sie roh verzehrt, bis zu 23 Prozent. Immerhin kann der Stickstoffbedarf des Körpers druch Bananen allein auch bei reichlichster Zufuhr nicht gedeckt wrden, wie man auch im Ursprungsland fast stets andere Speisen zu Hilfe nimmt. Dabei ist die Banane von einer ungeheuren Mannigfaltigkeit in Arten und Varietäten, man kennt etwa 40 Spezies und hält 180 Unterarten auseinander, von denen freilich nur wenige infolge ihres geradezu köstlichen Aromas den Weltmarkt versorgen.Es darf wohl angemerkt werden, dass auch heute noch die Bananen unreif ihren Weg nach Europa antreten. Da die Pflanze ein feuchtwarmes Klima bevorzugt, ist ein Anbau hierzulande schlichtweg nicht möglich.Die Banane hat sich in sehr kurzem Zeiraum den Erdball erobert. Noch 1854 schrieb Simmonds: Zufällig, mehr als Kuriosum, denn als Handelsartikel kamen einige Bündel Bananen nach Southampton; und 1899 konnte ein Neuyorker Bananengroßhändler erklären, er habe vor 20 Jahren etwa 4000 Bananentrauben in diese Stadt importiert, aber bereits 1889 deren 10 Mille abgesetzt. Neuyork allein soll im Jahre 1894 an 130000 Trauebn Banann gekauft haben! Im Jahre 1864 begegnen wir den ersten schüchternen Exportversuchen der Bananen Jamaika, das 19 Prozent des Handels in dem Kaffee und 40,7 Prozent in dem Zucker stecken hatte. 1891 figurierten die Bananen an der Spitze der Exportartikel, 1894 hatten sie 22,8 Prozent des Gesamthandels an sich gerissen, 1903 waren es 49,5 Prozent geworden, 14 184 375 Trauben werden verschifft im Werte von 1 134 750 Pfund Sterling gleich über 22 1/2 Millionen Mark! Leider kam dann ein schwerer Rückschlag durch verheerende Unwetter auf der Insel. Erfreute sich Amerika längst überall der Bananen, so trat Europa erst spät in die Reihe der Konsumenten. 1896 wurde wohl der erste Versuch eines direkten Bananentransports von Jamaika nach England unternommen, doch kam kaum die Hälfte der Ladung verkaufsähig in London an. Seither lernt man diese Frucht besser behandeln: man pflückt sie noch unreif in grünem Zustande und verlädt sie in eigens gebaute Schiffe. Jetzt bezieht England allein wöchentlich von Jamaika 80 000 Trauben, die etwa 10 800 000 "Finger" enthalten! Aber so manche Jamaikafrucht ist auch anderswo gewachsen, die Kanaren helfen viel aus neben allen tropischen Gebeiten Amerikas, und neuerdings machen Australien wie Japan Anstrengungen, neben Asiens Tropen die köstliche Frucht zu kultivieren.
Im nächsten Artikel gibt es dann Rezepte mit Bananen ;-)
Bild: Pedro Alexandrino Borges, Public domain, via Wikimedia Commons
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