Jeden Mittwoch bin ich da das personifizierte Böse. Als Chefarzt in der Psychosomatik muss ich dann eine sozialmedizinische Leistungsbeurteilung machen. Dort gibt es zig Beispiele, wo es eigentlich um ein Überschreiten der eigenen Funktionsfähigkeit geht. Meist aber durch eigenes Versagen und Verschulden (wobei man ja nicht von Schuld sprechen kann oder sollte). Aber wer sich dann seit 2016 krank schreiben lässt und nichts an der Situation verändert, sondern abwartet, der fällt ganz locker durch die sehr sehr weiten Maschen des Sozialsystems. Krankschreibung oder eine Erwerbsminderungsrente sind nämlich auch nicht die Lösung. Da haben sich die rechtlichen Bedingungen rapide geändert. Und ich finde das sogar gut. Weil die Leute sonst eben trotzdem auf anderer Ebene so weiter machen wie bisher.
Natürlich kann sich nicht jeder leisten, die Arbeitszeit zu reduzieren. Oder Verpflichtungen wie die Pflege von Angehörigen abgeben. Pendelzeiten reduzieren. Als Selbstständiger auch so über die Runden kommen, wenn die Aufträge nicht bezahlt werden. Da gibt es hunderte bis tausende Gründe, warum man aus der Bahn geworfen wird.
Letztlich sind wir aber für unser eigenes Leben verantwortlich. Artgerechte Haltung für Menschen erreicht man nur, wenn man sich selber darum kümmert, dass man in kleinen Schritten wieder lebensfähig wird.