Was ist wenn die Regierung den Bitcoin-Stecker zieht?
Angenommen die Regierungen der Welt vereinen sich und beschließen ein Bitcoin-Verbot. Welche Auswirkungen hätte dies? Und wäre "das Ziehen des Steckers" überhaupt möglich? Ein Gedankenspiel.
Natürlich ist es mehr als unwahrscheinlich, dass eine Vielzahl an Regierungen der Welt sich in einem Thema einig sind. Dennoch nehmen wir an, dass wirtschaftlich bedeutende - sowie einige weitere Einwohnerstarke Nationen - Bitcoin verbieten. Der Handel oder gar der Besitz von Bitcoin wird in der EU, den USA, China, Russland und Indien verboten. Was wären die Folgen?
Die Regierungen der einzelnen Nationen würden die heimischen Banken beauftragen Konten mit Überweisungen auf Krypto-Börsen zu sperren bzw. die nationalen Krypto-Firmen direkt dicht machen. Genau nach dieser Vorgehensweise agierte auch 2021 die Zentralbank Nigerias. Daher nutzen wir dieses Beispiel als Blaupause.
Die nigerianische Regierung beschloss ein Verbot von digitalen Währungen aus Angst vor einem weiter zunehmenden Machtverlust. Bitcoin ist in Nigeria seit einiger Zeit extrem beliebt. Die Einheimischen nutzen das digitale Gold als Wertspeicher. Die wirtschaftlich stärkste Nation des Kontinents - 448 Millionen US-Dollar BIP - liegt auch beim Handel von Bitcoin zwischen Privatpersonen - ohne zentrale Plattform oder Bank - weltweit auf Rang Eins. Auch im Handelsvolumen auf einigen Krypto-Börsen liegt Nigeria hinter den USA und Russland auf Rang Drei. Das Handelsvolumen hat sich auf einigen Plattformen in 2021 verdoppelt.
Wo liegt das Problem?
Der nigerianische Naira (NGN) litt in den letzten Jahren unter einem enormen Wertverlust. Die Einwohner des Landes flüchten daher zunehmend in andere Währungen oder Sachwerte. Mit der weltweiten Pandemie ist die einheimische Wirtschaft - wie in jedem anderen Land - zusätzlich belastet. Die landeseigene Währung gerät dadurch noch weiter unter Druck. Regierungssprecher schieben nun öffentlich Bitcoin die Schuld der Abwertung der Naira in die Schuhe. Das bevölkerungsreichste Land Afrikas könnte einen Stein ins Rollen gebracht haben, welcher sich auf andere Staaten ausbreitet. Doch wirkt ein Verbot überhaupt?
Natürlich ist das Besitzen von Kryptowährungen sowie auch der Handel für die Einwohner des Landes extrem erschwert worden. Dennoch ändert diese Tatsache nichts an der Suche der Einwohner nach Alternativen. Anstatt Bitcoin werden die Menschen versuchen ihr Vermögen in US-Dollar oder Gold tauschen - der Effekt für die Landeswährung bleibt identisch. Die Menschen flüchten aus dem Naira, genau dies ist der Grund für den Erfolg von Bitcoin in Nigeria. Innerhalb des Landes beginnen sich bereits die ersten - vor allem junge - Menschen gegen das Verbot zu wehren. Ein Verbot wird ohnehin die Nutzung nicht einschränken können. Seit Einführung des Verbotes werden Bitcoins in Nigeria mit etwa 10-20% Aufschlag gehandelt. Die Nachfrage scheint also noch eher gestiegen zu sein. Das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger scheint die Regierung in jedem Fall durch ihr Bitcoin Verbot nicht gestärkt zu haben.
Kursverlauf USD/NGN
Was können Staaten tun?
Den Regierungen der Welt bleiben nicht viele Möglichkeiten Bitcoin überhaupt zu verbieten. Ein Verbot kann ausgesprochen und zudem ein Verstoß entsprechend hart bestraft werden. Doch die Durchführung des Verbotes ist extrem schwer. Das oben genannte Blocken von Krypto-Anbietern im Bereich des Zahlungsverkehrs ist eine Möglichkeit. Dieses lässt sich aber durch Fake-Konten - beispielweise in Ländern ohne Bitcoin-Verbot - umgehen. Das Netzwerk selbst besitzt mit den weltweit verteilten Nodes und Minern keinen Single Point of Failure. Es gibt also keinen Stecker der sich ziehen lässt.
Sobald Anbieter wie PayPal den Handel von Kryptowährungen weltweit ausrollen, wird das Umgehen dieses Verbots noch deutlich einfacher. Selbst wenn PayPal mit den jeweiligen Regierungen der Länder kooperiert und den Dienst für diese Staaten einstellt, die Anlage eines "ausländischen PayPal-Kontos" oder die Nutzung via VPN würde jegliche Bemühungen zu Nichte machen. Die Nutzung von Facebook über VPNs in China zeigen wie vergeblich diese Bemühungen sind. Ebenso sehen wir in Deutschland den Handel und Konsum von illegalen Drogen. Auch hier kann der Staat Verbote nur sehr schwer durchsetzen. Selbst wenn Bitcoin verboten werden sollte, Menschen würden Mittel und Wege finden die staatlichen Hürden zu umgehen.
"Solange Menschen in Bitcoin einen Nutzen sehen, solange werden sie diesen auch nutzen"
Negative Konsequenzen eines Bitcoin-Verbotes für Staaten
Sollten sich einzelne Staaten wie Nigeria oder auch Indien längere Zeit gegen Bitcoin oder Kryptowährungen im allgemeinen verschließen, dann werden diese Länder mittelfristig vom Rest der Welt abgehängt werden. In solchen Länder werden sich keine Unternehmen in innovativen Bereichen wie der Blockchain Technologie ansiedeln. Die Gefahr die nächste Stufe auf der Entwicklungsleiter der Technologie zu verpassen ist viel zu groß, als dass sich führende Nationen dies erlauben könnten.
Zudem wird die Vernetzung zwischen Finanzmarkt und Wirtschaft mit der Kryptowelt von Tag zu Tag größer. Banken, PayPal, Tesla und viele mehr sind bereits selbst investiert oder richten das zukünftige Geschäftsmodell in Richtung Kryptospace aus. Ein weltweites Verbot von Bitcoin dürfte daher weiter entfernt liegen als je zuvor.
Mit der anstehenden Regulierung des Kryptomarktes innerhalb der EU (MiCA), wird in Europa zeitnah eine rechtliche Grundlage für Unternehmen im Kryptospace geschaffen. Ab diesem Zeitpunkt sollte die Diskussion über ein Verbot von Bitcoin hierzulande endgültig paseé sein.
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