The link to the original text of my website//Der Link zum Originaltext meiner Website: https://burnoutside.com/boreout-das-langweilige-burnout/
LANGEWEILE SOLL KRANK MACHEN? EIN VERRÜCKTER GEDANKE. UND DOCH GIBT ES AUCH DABEI EINE ZUNAHME AN BETROFFENEN, WIE ER BEI BURNOUT SEIT JAHREN PASSIERT.
CHRONISCHE LANGEWEILE IST GEFÄHRLICH, HEIMTÜCKISCH, SCHLEICHEND IN DEN NIEDERGANG. VERLOCKEND ERSCHEINEN DIE GEGENMASSNAHMEN. DIESE SIND NICHT WENIGER GEFÄHRLICH.
Er tut, als würde er an einem wichtigen Projekt arbeiten. Der Typ, im hintersten Eck des Büros. In fünfzehn Minuten Abständen schaut er auf die Uhr. Wieder erst fünf Minuten vergangen. Er weiß nicht, dass er Anzeichen von Boreout in sich trägt.
Das wichtige Projekt besteht abwechselnd aus dem checken seines Facebook-Accounts, der neuesten, immer gleichen Schlagzeilen und dem Blick auf seine Smartphone-Uhr. Schon wieder keine neue SMS.
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Zu Hause ist er glücklich in seinem Unglück. Schließlich beschäftigt er sich mit Dingen, die ihn weniger langweilen als sein Job.
VOM BURNOUT ZU BOREOUT UND ZURÜCK
Ich war dieser Typ im Eck. In diesem Zusammenhang fällt es mir schwer über mich zu schreiben. Einerseits erwartete ich Fairness von Kunden und Arbeitgebern, andererseits saß ich nichtsnutzig rum und langweilte mich dermaßen, dass es weh tat.
Richtig, es tut weh. Boreout, die völlige Unterforderung am Arbeitsplatz ist gefährlich wie Burnout. Nimmst du die Symptome nicht ernst, wirst du ebenso wie ein Sack voller verfaulter Äpfel im Eck hängen und dir deine Depressionen reinziehen.
Freute ich mich zuerst darüber, mir – symbolisch – nur die teure Hose zerrissen zu haben, als ich auf der Bananenschale ausrutschte (Burnout), stieg ich kurze Zeit später voll in die Hundescheiße (Boreout), um anschließend neuerlich die Bananenschale anzusteuern und richtig abzudriften. Völlig irre.
MEIN LANGWEILIGER GEGNER IM SPIEGEL
Sowohl die Ursachen als auch die Symptome von Burnout und Boreout waren bei mir identisch. Das für mich unpassende Leben das ich führte einerseits, Kopfschmerzen, Nervosität, Magenbeschwerden, Schwindelgefühle, Tinnitus und schließlich schwere Depressionen andererseits.
Ich nahm über Jahre hinweg nicht wahr, dass ich mich im Leben verirrte und tat das, was die Gesellschaft voraussetzt – kämpfen. Mein Gegner war jedoch unsichtbar, außer ich sah in den Spiegel.
TU WAS DU BRAUCHST, NICHT WAS DU WILLST
Das Dilemma begann bereits mit der Annahme, das Gegenteil von Langeweile wäre Aktivität. Indem ich aus dem Gefühl der Langeweile heraus etwas unternahm, lief ich vom Offensichtlichen davon, anstatt mich ihm zu stellen.
Das Offensichtliche war mein eingeschlagener Irrweg. Dieser bestand aus Karriere-, Besitz- und Statusdenken. All das wollte ich, brauchte es aber nicht. Ich wurde krank, weil ich tat, was ich nicht mochte, um zu erhalten, was ich nicht brauchte.
Habe ich Durst, lenke ich mich nicht mit stumpfsinnigem Zeug ab wie in einem Telefonbuch lesen. Nein, ich erkenne das wahre Bedürfnis dahinter – Durst, und trinke ein Glas Wasser.
Spüre ich eine chronische Langeweile, gehe ich nicht auf Partys, mein Auto waschen oder shoppen, schaue nicht stundenlang eine Serie nach der anderen und lese natürlich nicht das Telefonbuch. Oder doch?
GIER, HASS UND ANGST FÜHREN IN DEN ABGRUND
Meinen Verstand kann ich eine Zeit lang verarschen, aber der Mistkerl ist nicht dumm. Irgendwann erkannte er die List und schickte mich auf die Matte.
Was für ein Dilemma. Hatte ich bereits Stress, eine für mich sinnvolle Beschäftigung zu finden, war ich schlagartig nicht mehr in der Lage, überhaupt noch etwas zu tun.
Hinter Boreout stecken die gleichen Gefühle wie bei Burnout. Immer das gleiche: Hass und Gier, die Überschrift ist Angst. Ich hasse, was ich nicht haben möchte, aber nicht loswerde. Ich giere nach dem was ich haben möchte, aber nicht bekomme. Beides macht Angst.
Um beides kümmere ich mich seither sorgfältig. Vor allem bei anhaltender Langeweile bin ich extrem achtsam. Sofort schalte ich in den Überwachungsmodus und hinterfrage mein Tun, insbesondere in Bezug auf den Job. Passt er wirklich zu mir, ist es das, was ich wirklich machen möchte und mache ich ihn wirklich auf die Art, bei der ich mich gut fühle?
"insbesondere in Bezug auf den Job" Das ist sehr vernünftig, überhaupt wenn er noch dazu schlecht bezahlt ist.
Wie heißt es so schön im Roman: »Muss ich denn tatenlos zusehen, wie die Welt an mir vorüberzieht, ohne dabei in irgendeiner Form befriedigend mitpartizipieren zu können, hörte ich Sam nicht nur einmal klagen.» (aus dem Roman „Brainstorming eines Rasenden“)
http://www.amazon.de/SCHWANZRASUR-oder-Brainstorming-eines-Rasenden-ebook/dp/B00PYJGS5I
Der Titel des Buches ist genial :)
diese Erkrankungen gibt es nur überwiegend im Westen ..bis Ausnahmen einiger Asiatischen Länder..ich hoffe es wird sich in Deutschland in Zukunft einiges ändern, aber wahrscheinlich erst wenn alle unter oder durchgebrannt sind ..
Das hast du wohl recht. So schnell ändert sich leider nichts ...
Spannend, wirklich spannend.
Ich weiss, das schreib ich jedes mal aber es ist echt so.
Hm also Langeweile im Alltag so, kenne ich nicht. Der Zustand kommt in meinem Gehirn irgendwie nicht vor, das ist immer am Rattern. Meine innere Fantasie-welt ist so gross und weit, da finden sich immer diverse Abenteuer die erlebt werden wollen. Ich kann einfach die Augen schliessen und sofort bin ich, wo immer ich sein will.
Was ich kenne, ist einen eintönigen Alltag und das hasse ich. Da dreh ich plötzlich durch, brech nen Streit vom Zaun, mach irgendwas dummes wie mir nen Welpen kaufen oder dergleichen schräge Sachen...hauptsache die Einöde wird belebt, wie hoch der Preis ist..interessiert mich da leider immer erst hinterher.
Lange habe ich den Zusammenhang gar nicht erkannt, warum ich immer wieder so dumme Sachen mache.
Heut weiss ich es und gestallte meinen Alltag schon so, das ich immer im Lernmodus bin. Dann kommt dieser Druck gar nicht erst auf und ich muss keine Umstürze vornehmen.
Cool, dass du einen Weg für dich gefunden hast!
Und jetzt mal ohne Scheiß: Einen Welpen zu kaufen ist doch keine dumme Idee. Was gibt es Süßeres? :)
Ja aber ein Welpe lebt 15 Jahre lang und wir haben ausversehen einen sehr kranken Welpen erwischt :)
So etwas sollte gut durchdacht und nicht eine Impulshandlung sein.
Oje, armer Welpe ...
Ja das war ne sehr harte Zeit. Nach 1.5 Jahren musten wir ihn leider einschläfern lassen. Wir haben ihn von einer Familie übernommen die grad ein neues Baby bekamen. Wussten nicht wo er wirklich herkommt.
Aber er hat uns sehr viel beigebracht und ich möcht keinen Tag mit ihm missen.