Also ich denke der Grüne Boris Palmer hat es auf den Punkt gebracht, auch wenn er von seiner eigenen Partei dafür gescholten wurde: Wir retten jetzt möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären.
Ich weiß, dass es schwierig ist ein solches Thema anzusprechen und jedes Menschenleben ist unersetzlich, aber wenn wir 90-jährige erfolgreich vor Corona schützen und sich im Gegenzug dann Selbstständige "im besten Alter" den Strick kaufen, weil wir mit den Rettungsmaßnahmen deren wirtschaftliche Existenzgrundlage vernichtet haben haben wir dann etwas gewonnen ?
Ich denke, dass ich Menschen habe auf die ich mich verlassen kann auch wenn ich sagen muss, dass der Typ Mensch auf den man sich wirklich verlassen kann m.E. droht auszusterben.
Ich würde sogar noch weiter gehen, denn tatsächlich denke ich nicht, dass die Gesundheit von uns Menschen das allerwichtigste ist. Ich sehe eher so etwas wie eine fragwürdige, seit Jahrzehnten oder vielleicht sogar länger schon andauernde Gesundheits.... wie nenne ich es, "Diktatur"? In Teilen fanatisch akzeptiert.
Den "Retter"-Begriff würde ich per se aus der gesamten Sicht auf menschliches Leben herausnehmen.
Wenn ich mir vorstelle, dass ich schwer krank werde - und ich war bereits einige Male schwer bis mittelschwer krank - und jemand würde sich auf die Fahne schreiben, mich gerettet zu haben, würde mir das vermessen vorkommen.
Die Beziehung zwischen einem Arzt und einem Patienten, genau wie alle ermutigenden Beziehungen, sind stets von einer gleichen Augenhöhe geprägt, der Arzt lernt mindestens genauso viel wie sein Patient in dieser Beziehung. So ist auch das gesamte übrige System daran beteiligt, ob Menschen eine Krankheit überstehen, sie Heilung willkommen heißen, jemand ihnen diese Heilung von Herzen gönnt. Mitspielen tut dabei beispielsweise die Familie des Kranken, Eltern wie Kinder, die Arbeit, das Einkommen, der gesamt psychosoziale Hintergrund, genau wie Umwelt- und andere Einflüsse.
Wenn ich beispielsweise stürbe, würde man mich ersetzen (um auf deinen Begriff einzugehen, dass Menschenleben unersetzlich wären). Das ist eine Lebensrealität. Mein Sohn würde dann zu seinem Vater ziehen und dort ein anderes Leben beginnen. Meine Familie wäre traurig, aber sie würden nicht daran zugrunde gehen. Meine Freunde würden mich vermissen, der eine mehr der andere nicht so sehr. Und so weiter. Schlecht für die Hinterbliebenen wäre es höchstens, wenn jemand mit mir noch etwas Offenes hatte und nicht mehr dazu kam, aber auch das lässt sich bearbeiten.
Ich bin im tiefsten Grund ein Freund des Menschen. Ich bin immer nur dann un-freundlich, wenn ich
und als Resultat dessen selbst zu wenig ermutigend auf andere wirke.
Wenn alle Menschen auf der Welt ein oder zwei Menschen kennen und lieben, auf die sie sich verlassen können, ...
:)
Mit unersetzlich meine ich natürlich nicht, dass der Tod eines Menschen das Ende der Welt ist.
So wie es nach aktuellem medizinischen Stand aussieht wird jeder einmal gehen müssen.
Aber niemand sollte durch äußere Einwirkung gehen müssen - das meinte ich mit unersetzlich, vielleicht habe ich auch einfach das falsche Wort benutzt.