Guter Artikel!
Ich frage mich ja manchmal, besonders bei (Natur-)Wissenschaftlern, warum man in ein anderes Land geht. Sicherlich ist das Lernen und die Zusammenarbeit mit (bekannten) anderen Forschern ein Grund, aber ich persönlich würde mein Zielland glaube ich (auch) danach aussuchen, wo mich die Kultur und die Sprache interessieren.
Bei uns bzw anderen Professoren sind immer wieder Gäste - oder “schlimmer“ noch, Doktoranden, die also mindestens 3 Jahre hier sind - die kein Wort Deutsch können und es oft auch gar nicht lernen wollen, sondern sich in mehr oder weniger gutem Englisch durchschlagen. Das klappt ja an der Uni noch ganz gut, aber spätestens beim Einkaufen würde ich doch wissen wollen, was ich kaufe. Und auch sonst beim täglichen Leben ist es ja nun nicht selbstverständlich, dass hier jeder Friseur und jede Kassiererin (Beruf und Geschlecht beliebig austauschbar) Englisch versteht oder sprechen kann.
Sowas verstehe ich dann nicht und dadurch kann man natürlich auch weniger kulturelle Besonderheiten und das Land kennenlernen. Aber vielleicht ist es auch etwas speziell bzw diese Gruppe von Leuten ist etwas besonders in ihren Zielen und ihrer Art. Vielleicht sind z.B. Sprachwissenschaftler da anders als Naturwissenschaftler ;-)
Das stimmt.
Meine Nachbarin im Krankenhaus war auch eine Ausländerin und hatte auch einen Kaiserschnitt bekommen. Sie sprach kein Wort Deutsch und nur sehr wenig Englisch. Die Ärzte, Hebammen und Krankenpfleger waren alle sehr lieb und versuchten ernst zu helfen.
Aber das hat nicht gut funktioniert weil die Kommunikation nicht funktioniert. Am ersten Tag war sie am Boden verrutsch und hat kurz ihr Bewusstsein verloren, da sie nicht erklären konnte, dass sie noch nicht wirklich in der Lage war, zu stehen und laufen. Sie hat noch ein Kreislaufproblem, genauso wie ich.
Die Patientinnen werden ja immer so schnell wie möglich trainiert (mit Unterstützung von Hebammen natürlich) alleine auf die Toilette zu gehen bzw. zu laufen, damit wir schneller gesund sind und kein Schmerz am Rücken haben. Das funktioniert aber nicht bei jedem am gleichen Tag.
Ihr Partner spricht gut Deutsch (trotz Ausländer), aber er kann ja nicht 24 Stunden bei ihr sein.
Schließlich habe ich herausgefunden, dass sie erst 1 Jahr in DE wohnte. Es ist dann relativ verständlich dass sie noch keinen Kurs besuchte. Sie war bestimmt direkt schwanger und hat auch schon ein kleines Kind.
Die Integrationskurs durfte noch verschoben werden.
Trotzdem ist es ein Beispiel, dass die Sprache eines Landes, in dem wir jetzt wohnen, zu beherrschen sehr wichtig ist.
Bezüglich deiner Meinung über die Naturwissenschaftler habe ich eine Theorie.
Erstens müssen sie kein Deutsch mit der Niveau höher als A1 besitzen, wenn sie keine langfristige Aufenthaltserlaubnis bekommen möchten. Und du weißt selbst auch, wie der Arbeitsvertrag für Naturwissenschaftler in vielen Universitäten momentan aussieht. Sie wissen nicht mal, ob sie nächstes Jahr noch hier arbeiten und bleiben würden. Deshalb wissen sie nicht, ob ein freiwilliger und meistens auch teurer Sprachkurs für sie zumutbar wäre.
Außerdem haben ja viele Recherche festgestellt, dass die "naturwissenschaftliche Typen" weniger Begabung in Sprachen" besitzen.
Trotzdem würde ich an ihrer Stelle nicht die gute Chancen, eine neue Sprache in ihrem Ursprungsland zu lernen, verpassen. Es ist viel einfacher, Deutsch in Deutschland zu lernen.
Selbst wenn man später wieder umziehen würde, hat man noch eine zusätzliche Fähigkeit um in seinem Lebenslauf aufzulisten. ^_^
Ein intelligenter und erfahrene Naturwissenschaftler, und ist gleichzeitig polyglott.
Ist das nicht Toll :-D ?