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RE: Ist Bio-Essen tatsächlich gesünder? Eine wissenschaftliche Analyse. [German]

in #de-stem7 years ago

Würde aber gerne kritische Stellung ein nehmen (nicht gegen deine Position sondern die Regierung also hier bei uns in DE zumindest). Dass es Studien nicht gibt ist kein Argument pro oder con sondern ein Fall für das Vorsorge Prinzip auf dem unsere Gesetze (z.B. zum Risk assesment) eigentlich basieren sollten. So bald es ein Lack of Evidence oder keine near certainty gibt, was eigentlich nur einen Zweifel bedeutet, sollte sofern es eine Gefährdung für Mensch und/oder Umwelt geben könnte (also für Systeme und nicht einzelne Individuen) immer das Vorsorge Prinzip greifen.

Aber du hast die Sache ja ganz pfiffig angegangen, den Vorteil gibt es epidemilogisch nicht und das sollte man was Werbung (Health Claims) angeht genauso zurückhaltend angehen.

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Na ja, das risk assessment was Pestizide betrifft ist ja ohnehin durchlaufen, sonst wären die Substanzen in Europa nicht zugelassen. Wenn man im Nachhinein dann Zweifel bekommt, ob das alles passt, wg. kombinatorischer Effekte usw., ist die Beweislast natürlich umgekehrt, weil man ja etwas bereits Zugelassenes vom Markt nehmen will, wofür man seine Schädlichkeit in den angewandten Dosen beweisen muss.

Na ja, das risk assessment was Pestizide betrifft ist ja ohnehin durchlaufen, sonst wären die Substanzen in Europa nicht zugelassen.

Ist das nicht das eigentliche Problem? Wie objektiv sind denn diese Studien tatsächlich? Viele werden von der Chemieindustrie direkt finanziert. Viele indirekt. Dann gibt es noch maßgebende Personen, die zuerst für die Hersteller von Pestiziden gearbeitet haben und anschließend in den prüfenden öffentlichen Stellen angestellt sind. Immer wieder liest man von diversen Interessenkonflikten.

Nicht zu vergessen das Problem der Grenzwertbestimmung überhaupt. Der starke Einfluss durch Lobbyismus. Manche diesbezüglichen Gesetze, bzw. Gesetzesentwürfe sind in wesentlichen Teilen identisch mit "Handreichungen" der Hersteller.

Wie wird der Einfluss auf Flora und Fauna berücksichtigt? Welchen Sinn macht es, einerseits den Ernteerfolg durch Chemie zu erhöhen, andererseits alle Insekten nach und nach zu vernichten? Handbestäubung wie teilweise in China?

Und nicht zu vergessen: Wer trägt die Kosten für die Beseitigung der "Kollateralschäden" dieser Stoffe? Sicher nicht die derzeitigen Profiteure.

Es wird von Seiten der industriellen Landwirtschaft sicher viel Lobbying betrieben, und es mag auch manchmal nicht alles ganz sauber sein.

Aber die Pauschalkritik an der Wissenschaft ist mMn nicht berechtigt. Ich kenne viele Toxikologen, und ich habe den Eindruck, dass die überwiegende Mehrheit nach bestem Wissen und Gewissen arbeitet.

Auch sind bitte Risikobewertung (Grenzwerte, Empfehlungen) und Zulassung nicht miteinander zu vermischen. Ersteres machen Wissenschaftler nach objektiv nachvollziehbaren Gründen - eben aufgrund der vorliegenden Daten. Zweiteres machen Politiker in den Parlamenten, die denke wesentlich anfälliger für korrupte Spielchen sind.

Ein großes Problem für Wissenschaftler ist auch, dass jemand, sobald er etwas herausfindet, was nicht ins Meinungsbild der öko/alternativen Szene passt, sofort als korrupter Industriehampelmann diffamiert wird. Das schmerzt. Man kann sich nicht zugleich beschweren, dass die Wissenschaft nicht unabhängig sei, und dann aber unabhängige Forschung jedes mal mit dem Holzhammer erschlagen, sobald einem nicht passt, was dabei raus kommt.

Bestes Beispiel Glyphosat. Die aktuelle Hysterie geht ja ganz massiv auf eine von Greenpeace finanzierte Studie zurück, die dann wegen schwerer Mängel zurück gezogen werden musste. Trotzdem behauptet diese Organisation nach wie vor, alle anderen Studien wären quasi von Monsanto direkt produziert worden, was kompletter Schwachsinn ist. Gibt jede Menge unabhängige Studien.

P.S.: Damit will ich nicht sagen, dass Glyphosat komplett ungefährlich wäre. Aber so gefährlich, wie momentan alle tun, ist es nachweislich nicht (erhöht das Krebsrisiko von einer bestimmten Tumorart von 0,09 auf 0,11%, bei Arbeitern die über lange Zeit mit hohen Dosen in Berührung kamen, und that's it.)

Ich kenne viele Toxikologen, und ich habe den Eindruck, dass die überwiegende Mehrheit nach bestem Wissen und Gewissen arbeitet.

Das glaube ich dir sofort.

Und dennoch gibt es die gezielte Ausstattung mit Geld, das Auftsteigen in einer Hierarchie, ... , wodurch das erkenntnisleitende Interesse eines Wissenschaftlers durchaus tangieren werden kann.

Oder kurz: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.

Ich behaupte keineswegs, dass alle Wissenschaftler sich korrumpieren lassen. Ich behaupte aber: die Anzahl derer, die sich entsprechend funktionalisieren lassen, ist groß genug. Insbesondere dann, wenn ganz konkret im Auftrag einer Firma, z. B. Monsanto, geforscht wird.

Ich gehe dabei nicht davon aus, dass bewusst falsche Ergebnisse geliefert werden. Die subtilere Variante ist gezielte Modifikation der Fragestellung, die unerwünschte Ergebnisse von vornherein ausschließt, nur teilweise Veröffentlichung der Ergebnisse oder Hinnahme der selektierten Darstellung durch den Auftraggeber.

Wissenschaftler sind eben auch nur Menschen.