Die letzten zehn Artikeln habe ich den Systemarchetypen gewidmet, wie sie Peter Senge in seinem Buch Die fünfte Disziplin eingeführt hat. Die Kenntnis und das Verständnis der Systemarchetypen ist notwendige Grundlage allen Systemdenkens. Es gibt noch andere notwendige Grundlagen, aber die Archetypen gehören dazu.
Das Unvermögen, mit komplexen Systemen umzugehen
Jemand in meinem Bekanntenkreis hat meinen Hinweis auf Senges Archetypen einmal mit dem Ausruf "Ach, der gute alte Peter Senge lebt weiter!" kommentiert. Ja! Und man täte gut daran, das systemische Denken vorerst in den Köpfen zu etablieren, als stets zu einem neuen Managementkonzept zu eilen. Heute ist Design Thinking, Agilität, Learning ou loud und dergleichen Kram aktuell, obgleich die guten Konzepte der vergangenen Jahrzehnten noch gar nicht verstanden sind.
Ein gutes Beispiel des Unvermögens, komplexe Systeme mit systemischem Denken zu durchdringen, ist die unselige EU Datenschtz-Grundverordnung (DSGVO), die seit Mitte vergangenen Mais in Kraft ist. Sie erreicht gerade das Gegenteil von dem, was sie will und könnte als weiteres Beispiel für den Archetypus "Verschlimmbesserung" herangezogen werden. Die DSGVO schlägt den Sack, meint aber den Esel, wie Friedbert Pflüger in Die eigentlichen Gewinner der DSGVO sind Google, Amazon und Facebook darlegt.
Gerade bei Politikern würde ich systemisches Denken im Umgang mit komplexen Systemen wünschen. Wir leben in einer Zeit, in der wir täglich mit Systemen erhöhter Komplexität zu tun haben. Ich plädiere gewiss nicht für eine "Politiker-Ausbildung". Wer hingegen Politiker sein will, muss sich heutzutage vornehmlich mit dem Thema "Komplexitität" befassen. Als solider und moderner Einstieg empfehle ich Stephanie Borgerts reich illustriertes "Arbeitsbuch für komplexes Denken und Handeln in agilen Unternehmen" Unkompliziert!. Arbeiten Sie es unbedingt durch!!!
Suchen Sie auch Ratskollegen, die die Notwendigkeit systemischen Denkens verstanden haben und arbeiten Sie mit ihnen zusammen Stephanies Buch durch. Verwenden Sie zur Illustration Ihrer vernetzten Gedanken den Insightmaker, um kollaborativ zu lernen und gemeinsam an Ihren mentalen Modellen zu arbeiten.
Andere Beschreibungen der Systemarchetypen
Im Anhang zu diesem Artikel habe ich meine zehn Artikel nochmals verlinkt, worin ich die Archetypen jeweils kurz beschrieben und jeweils auch ein mehr oder weniger praktisches Beispiel erzählt habe. Wichtig war mir, dass ich meine Sicht der Archetypen darlegen und dabei eigene Ideen und Gedanken einfliessen lassen konnte. Systematische Beschreibungen der Archetypen gibt es genug, angefangen bei Wikipedia bis hin zum hervorragenden Papier The System Archetypes von William Braun.
Leider habe ich nie einen offiziellen Link für das Papier gefunden. Ich habe mir deshalb erlaubt, es auf meinem Server zu beherbergen, von wo Sie es herunterladen können. Bob erklärt die einzelnen Archetypen nicht nur ausgezeichnet, sondern gibt auch Abwehrstrategien an, was sehr hilfreich ist.
Eine andere, etwas weniger formale Sicht auf die Archetypen, liefert Leyla Acaroglu, Tools for Systems Thinkers: The 12 Recurring Systems Archetypes
Leyla spricht von 12 Archertypen. Leider lassen sich "ihre" Archetypen nicht so einfach den "Standardarchetypen" zuordenen, da sie keine Causal Loop Diagrams (CLD) verwendet. Ich kann einen Archetypen in der Parxis nur erkennen, wenn ich sein CLD vor Augen habe. Daher ist für mich essentiell, dass ein Archetyp immer mit seinem CLD beschrieben wird.
Einige Autoren zählen auch den aufschaukelnden und den zielsuchenden Kreis zu den Archetypen. Das sind für mich aber so etwas wie "Atome" aus denen die "Moleküle" Archetypen aufgebaut sind. Ein Archetyp besteht aus einer Menge von aufschaukelnder und zielsuchender Kreisen, aber die einzelnen Kreise zähle ich nicht zu den Archetypen.
Hier noch eine Übersicht über die Archetypen, wie sie z.B. auch in Wikipedia zu finden ist:
Linksammlung
Hier nun die Links zu meinen zehn Archetypen-Artikeln:
- Fixes that fail: Verschlimmbessern Sie Ihre Probleme oder lösen Sie sie?
- Shifting the burden: Was haben Tastaturlayouts und der Umgang mit handicapierten Personen gemeinsam?
- Eroding goals: Wie weit sind Sie Ende April mit Ihren Neujahrsvorsätzen?
- Escalation: Bekanntes Muster: Einander fertig machen!
- Success to successful: Es regnet immer dorthin, wo es sowieso schon nass ist!
- Tragedy of the commons: Ich nehme dieses wunderbare Thunfischcarpaccio - (es sind ja bloss 100 Gramm!)
- Accidential Adversaries: Wenn Freunde Kontrahenten werden
- Limits to growth: Die Schwierigkeiten wachsen, je näher man dem Ziele kommt
- Growth and underinvestment: Hat Ihr Fahrzeug auch eine Bremse, um die Bremse zu bremsen?
- Attractivness principle: Was macht die Attraktivität eines Produkts aus?
vielen Dank, werde versuchen es anzuwenden und die Literatur zu verinnerlichen.
Wie sieht es denn mit Luhmann aus!? :)
Wie meinst Du das? Man kann gerne ergänzend Luhmann lesen. Ich kann nicht alle Quellen erwähnen.
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