Beim Züchten der kleinen Bäume steht man häufig vor den immer gleichen Problemen - eine Einführung.
Ich möchte Euch hier ein Hobby meines Freundes Martin (der hoffentlich noch zu steemit findet) und seine Pflanzen vorstellen. Der ganze Artikel entsteht natürlich mit seiner vollen Zustimmung ;)
Da man die Geschichte und Zusammenfassung von Bonsai auch gut auf Wikipedia nachlesen kann, erspare ich Euch diese Grundlagenrecherche nicht und beziehe mich hauptsächlich auf die vorgestellten Pflanzen-, deren Eigenarten und einigen Tipps und Tricks, die den Einstieg in die Kleingärtnerei erleichtern sollen.
Fukientee (Carmona microphylla)
Alter: ca. 7 Jahre
Der gezeigte Fukientee wurde vorgefertigt in einem Baumarkt gekauft und eignet sich gut für den Einstieg in das Bonsaiziehen. Er wächst in Südchina, genauer in der Provinz Fukien (daher auch der Name), als immergrüner Strauch und mitunter auch als kleiner Baum.
Im Sommer positioniert man den Baum am besten an einem Platz, der vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt ist. In der Zeit von Mai bis (weit in den) September bevorzugt der Baum einen Platz im Freien. Wenn Ihr einen Garten habt, ist das die perfekte Zeit den kleinen in die Freiheit zu lassen. Keine Angst, er wird sich nicht davon machen.
In der Mittagszeit sollte der Baum vor der hochstehenden Sonne geschützt werden, um Beschädigungen zu vermeiden.
Man kann, wenn man das möchte, das Erdreich seines Bonsais mit einer Moosdecke verschönern, die das Substrat vor Austrocknen schützt und Feuchtigkeit halten kann. Wenn man sich für diese Variante der Bonsaipräsentation entscheidet, sollte man unbedingt darauf achten, den Boden moosfeucht zu halten. Das Gießen, indem man den Baum in ein Wasserbett stellt, birgt hier die Gefahr, dass Staunässe entsteht.
Staunässe bedeutet, dass der Wasserfluss innerhalb des Bodens gestört oder erschwert ist und dadurch viel Wasser im Boden gehalten wird. Das gehaltene Wasser beschädigt die Pflanze und kann zur Wurzelfäule führen. Die durch Sauerstoffmangel und Pilzbefall geschädigten Wurzeln können dann keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen, was schnell zum Pflanzentod führen kann, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Staunässe und die resultierende Wurzelfäule ist nach meiner eigenen Einschätzung auch sicherlich Todesursache der meisten Zimmerpflanzen und der Grund, weshalb einige Leute von sich behaupten keinen grünen Daumen zu haben.
Martins Fukientee hat darüber hinaus noch eine aufregende Vergangenheit hinter sich. In der Abwesenheit seines Herrchens hat Martins Mitbewohner nämlich vergessen den Baum zu gießen. Die Pflanze hat den Trockenstress mit Blattabwurf quittiert und es hat zwei Monate gedauert, bis das zu sehende Blätterdach wieder aufgebaut wurde.
Das Beispiel zeigt eindrucksvoll, dass der Fukientee eine Pflanzenart ist, die gut mit Trockenstress klarkommt und daher hervorragend für Menschen geeignet ist, die das Gießen gerne mal vergessen.
Da der Fukientee sehr sparrig und gerade wächst, muss man ihn regelmäßig drahten, um eine natürliche Form zu erhalten. Auf das Drahten als Technik der Gestaltung werde ich aber im späteren Verlauf noch genauer eingehen.
Scheinzypresse (Chamaecyparis)
Alter: ca. 3 Jahre
Martins Scheinzypresse wurde ebenfalls im örtlichen Baumarkt als Heckenpflanze erstanden. Wenn Ihr vorhabt einen Nadelbonsai zu ziehen, sind Baumarkthecken hierfür übrigens eine günstige Möglichkeit!
Die Zypresse wurde nach dem Kauf entlang des Stammes und der Zweige entblättert, um die Struktur und grobe Form freizulegen.
Falls Ihr die Entlaubung eines Baumes plant, um die Blattgröße zu verringern und Verzweigung herbeizuführen, empfiehlt es sich, dies im Juni zu tun. Durch die erhöhte Sonneneinstrahlung verzeihen Eure Pflanzen diese grobe Behandlung in der Regel.
Die Technik sollte allerdings lediglich an Laubbäumen praktiziert werden, die gesund genug sind, um die kräftezehrende Prozedur zu überstehen. Sollte der beschnittene Baum zu schwach sein, geht er Euch ein. Martin hat die Entlaubung im Dezember durchgeführt, was so ziemlich der schlechteste Zeitpunkt und grob fahrlässig ist.
Da der Baum aber nicht komplett entlaubt wurde, hat er es überraschend gut verkraftet.
Im Frühjahr (Treibperiode) werden die Enden der Zweige abgeschnitten, um neue Kraft (vigour) in die Triebe und Verzweigungen zu bringen.
Da die Zypresse in eine Haubenform wächst, muss sie grob gedrahtet werden, um der natürlichen Form entgegenzuwirken. Beim Drahten ist es wichtig, das passende Material zu verwenden. Als wenig erfahrener Gärtner sollte man den Griff zum eloxierten Aluminiumdraht wagen, da sich dieser sehr leicht verarbeiten lässt.
Wie drahtet man?
Man schnappt sich jeweils zwei Äste ähnlicher Dichte, die nah beieinander entspringen. Diese werden mit nur einem einzigen Stück Draht gedrahtet.
Alle Äste, die in eine neue Form gebracht werden sollen, müssen vorm Verbiegen unbedingt verdrahtet werden. Nach dem Drahten kann man anfangen, den Baum zu positionieren. Dafür hält man mit den Händen an der Außenseite der Biegung entgegen und biegt den Ast mit dem Daumen auf der Innenseite in die bestimmte Position.
Wiederholtes Biegen muss vermieden werden, da es zur Beschädigung der Äste führt.
Der Draht braucht darüber hinaus auch einen Ankerpunkt. Normalerweise nimmt man dafür die gegenüber liegenden Äste. Martin hat sich für eine weniger gängige Methode (den Wurzelanker) entschieden.
Nach dem Drahten packt Ihr den Baum noch in den Schatten und düngt ihn mithilfe eines NPK-Düngers normal weiter. Während der Wachstumssaison solltet Ihr Euren Schützling unbedingt verstärkt im Auge behalten, um die Drähte rechtzeitig zu entfernen.
Vergesst Ihr das, entstehen hässliche Narben, wenn der Baum um den Draht herum wächst. Um den Draht abzunehmen, schneidet Ihr ihn einfach mit einer Zange herunter. Durch das Herumfriemeln am Ast könntet Ihr den Baum nämlich beschädigen. Auch wenn man ansonsten immer recyclet, sollte man dem Drang hier widerstreben!
Foto: wikimedia.org
In den nächsten Jahren, soll der Baum zu einer sogenannten Kaskade mit Totholz gestaltet werden.
Hierzu wird die Spitze der Zypresse zu Totholz nach "Jin"-Art gestaltet. Man entfernt dafür die Rinde des Astes so, dass nur das Holz zurückbleibt. Mithilfe einer Jingzange werden die Holzfasern abgezogen und die Form des Jin vorgegeben. Dann glättet man die scharfen Kanten mit einer Konkavzange oder etwas Sandpapier ab. Die behandelten Stellen reibt man zur Bleichung mit Kalkmittel ein und lässt es eine Nacht lang einziehen.
Der gezeigte Zweig wird dann mithilfe von Draht in Kaskadenform gebogen und wächst in Zukunft brav in Richtung Boden. Dieser ganze Prozess ist sehr langwierig und erfordert eine erfahrene Hand. Man wird allerdings mit einer wunderschönen Pflanze belohnt, wenn alles gelingt.
Schefflera (Schefflera actinophylla)
Alter: ca. 4 Jahre
Die Schefflera ist aktuell Martins Herzensprojekt. Diese Pflanze kommt ursprünglich aus Australien den weiten Weg in unsere Wohn- und Bürozimmer. Dank ihrer leichten Pflege ist sie wohl die beliebteste Zimmerpflanze in unseren Breitengraden. Das Hauptmerkmal sind die langstiehligen, strahlenförmig angeordneten Blätter der Pflanze, die fast wie Finger einer Hand aussehen. Sie sind von tiefgrüner Farbe und glänzen lackartig an der Oberfläche.
Dank des schnellen Wachstums eignet sich die Schefflera auch hervorragend als Bonsai. Durch die leichte Handhabung kann man zudem wenig falsch machen.
An diesem Bild kann man gut erkennen, dass die Pflanze über einem Glied abgetrennt wurde und einen Stumpf gebildet hat. Durch das Abtrennen über dem Glied, kann sich darunter ein neuer Trieb bilden. Dies kommt vor allem Anfängern beim Gestalten entgegen.
Als Mutterpflanze diente eine ca. 50 cm hohe Zimmerpflanze, wie sie sich in zahlreichen deutschen Wohnung findet.
Martins Ziel ist es, die drei Pflanzen zu einem Mangrovenwald mit dichtem Blätterdach in einem dafür angemessen großen Topf zu gestalten. Solltet Ihr Ähnliches vorhaben, muss Euch bewusst sein, dass der Prozess einige Jahre dauert und dementsprechend eine gehörige Portion Geduld erfordert.
Neben der Entlaubung muss der Baum auch angehoben werden.
Bonsaibäume müssen alle zwei Jahre umgetopft werden. Während der Umtopfung wird der Wurzelansatz nach oben geholt, um die für Mangroven typischen oberflächlichen Stehwurzeln zu erzeugen.
Wenn Ihr Euren Baum umtopft, bietet es sich gleichzeitig an den Wurzelschnitt durchzuführen. Hierfür schneidet man am Wurzelballen die Spitzen halbrund ab und dünnt das Wurzelwerk vorsichtig aus. Dadurch vermeidet Ihr die Bildung einer Pfahlwurzel und ermöglicht den Wurzeln eine radiale Ausbreitung, um die Topfform optimal zu nutzen.
Europäische Eibe (Taxus baccata)
Alter: ca. 3 Jahre
Die Gemeine Eibe ist im Gegensatz zu anderen Nadelbaumarten harzlos. Sie zählt zu den ältesten schattenverträglichen Bäumen Europas. Die Eibe bildet Früchte aus und ist als Bonsai gut geeignet.
Kleiner Tipp: Bis auf die Früchte sind die restlichen Pflanzenteile sehr giftig!
Solltet Ihr also zufällig keine Hasen, Rehe oder Rothirsche sein, die unempfindlich(er) gegen das Gift sind, würde ich davon abraten daran herumzuknabbern ;)
Die Eibe bevorzugt möglichst schattige Plätze und sollte bei milden Temperaturen mit einem angefeuchteten Erdreich beglückt werden.
Der Züchter dieser Eibe, nicht Martin, hat den Draht zu lange an der Pflanze gelassen, weshalb sich diese Drahtnarbe gebildet hat. Ich ging vorher schonmal drauf ein, wollte Euch dieses Bild aber nicht vorenthalten.
Japanischer Fächerahorn (Acer palmatum)
Alter: ca. 3 Jahre
Aus dem Japanischen Fächerahorn sind die meisten japanischen Ahornarten entstanden. Er ist ein winterharter Sommerbaum, der im Frühling zu treiben anfängt und im Herbst in einem satten, wunderschönen Rot erstrahlt.
Die Form des gezeigten Ahorns ist unter Bonsais etwas ganz Besonderes und erfreut sich vor allem unter anspruchsvollen Bonsaizüchtern einer hohen Beliebtheit. Man sieht hier die Sakon-Form. Als Sakon werden Bäume bezeichnet, die zwei Baumstämme aus einer Wurzel ausbilden.
Meistens ist einer der Baumstämme etwas stärker ausgebildet, dominiert den anderen aber nicht zu stark.
Außerdem seht Ihr hier schon den Nebari (oberflächlicher Wurzelansatz), den Martin auch bei der Schefflera verfolgt und der optischen Stabilisierung des Baumes dient.
Tipps und Tricks
Solltet Ihr auch mit dem Gedanken spielen, dieses Hobby auszuprobieren ein paar Tipps:
- Startet mit mehreren, nicht zu teuren Bäumen! (Die hohe anfängliche Liebe schlägt sich für einen Baum hauptsächlich als Stress nieder, den er in der Regel nicht überlebt)
- Kauft im Baumarkt Rohlinge in verschiedenen Stadien! (Samen, Setzling, fertiger Bonsai)
- Learning by doing!
- Macht Euch im Vorfeld Gedanken zur gewünschten Form! (Es bringt viel, sich vorher in Ruhe vor den Baum zu setzen und die verschiedenen Formoptionen im Kopf durchzugehen. So erspart man sich böse Überraschungen)
- Keinen teuren Dünger kaufen! (Ein handelsüblicher NPK-Dünger ist ausreichend)
In diesem Sinne frohes Pflanzen!
Quellen und nützliche Seiten:
http://www.bonsaipflege.ch
http://pflanzenschutzdienst.rp-giessen.de/
http://www.selbst.de
http://www.bonsaiempire.de
http://www.bonsai-als-hobby.de
http://forstpflanzen-blaha.de
Genialer Artikel!
Werde mich auch bald an Bonsai wagen!
Davor kommt aber mal ein Post über die Bonsai meiner Tante ;)
Ich bin gespannt auf deinen Post! Danke für das Lob!
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STOP
Respekt. Habe leider keinen grünen Daumen, aber das zeige ich mal meiner Frau. Finde Bonsais spannend, aber habe mich noch nicht ran getraut.
Schnappt Euch einfach eine Schefflera und versucht Euer Glück! Die Pflanze verzeiht viele Fehler.
Oh wow, dass ist ja wirklich eine richtige Wissenschaft für sich.
Ich hätte glaube ich, weder die Geduld noch den grünen Daumen.
Zimmerpflanzen sterben bei mir leider alle kläglich.
Sehr tolle Bilder hast du deinem Artikel beigefügt und richtig schön formatiert, gefällt mir gut!
Danke für den netten Kommentar! Einfach mal probieren, mit einer handelsüblichen Schefflera kann man normalerweise nichts falsch machen.
Da müsste man schon sehr talentiert sein, um diese Pflanze eingehen zu lassen ;)
Ich habe kein Zuhause, kein festes mein ich :) Ich bin etwas nomadisch unterwegs und daher ist das leide rnicht wirklich eine Option. Ich hab mehr Talent bei Gemüse, dass klappt recht zufriedenstellend :D
Das ist ja mega toll, dass dein Freumd auch so einen Erfolg hat. Und auch, dass er den einen Baum 7 Jshre lang so ehrgeizig pflegt. :)
Ich hatte mal einen kleinen Bonsai und bin total gescheitert.:/
Dann ist es vielleicht wieder Zeit einen neuen Baum zu kaufen und sich erneut in das Abenteuer Bonsaipflege zu werfen ;)
Falls Du dann Tipps brauchen solltest, kannst Du Dir ja mal die im Eintrag verlinkten Seiten anschauen. Gerade Bonsaipflege.ch und bonsaiempire.de sind richtig gute Seiten!
Super ich danke dir das werde ich mir noch einmal ganz genau durchlesen und zum Frühling, wenn ich meinen Balkon bepflanze in Angriff nehmen :)
Das klingt doch super! Halt uns auf dem Laufenden, wenn Du das Projekt startest, freue mich immer über neue Pflanzenposts.
Das mache ich :)
Das war einer der ersten Beiträge, die ich hier gelesen habe. Habe mir den extra gebookmarket, damit ich noch ein Vote dalassen kann, sobald ich den Approval erhalte.
Hab durch deinen Post Lust auf Bonsai bekommen und werde in Zukunft vielleicht auch mal mein Glück versuchen. VG
Es freut mich, dass Dir mein Beitrag so sehr gefallen hat, dass Du ihn sogar als Lesezeichen gesetzt hast! Vielen Dank für Deine Unterstützung. Herzlich Willkommen und viel Spaß hier auf steemit.
Halt mich auf dem Laufenden, wenn Du Dich in die Welt der Bonsaibäume begibst.
Beste Grüße
Pff Schefflera ist eine Anfängerpflanze bei der Pflanzenhaltung.
Laaaangweilig :D
Mein Bruder hat eine, kümmerst sich fast nie drum. Hin und wieder mal gießen und der geht es blendend.
Da finde ich es doch viel spannender ständig neue Pflanzen aus ihren Samen und Kernen zu ziehen. Da lernt man ziemlich viel darüber, wie man sie zu behandeln hat.
Bonsaizucht bin ich nicht involviert, wäre mir wohl zu langsam von den Erfolgen her.
Aber schöne Grüße an deinen Freund!
Gruß Naturicia
Darum geht es ja gerade. Der Hinweis auf die Schefflera soll ja dem Lernprozess dienen. Was bringt es dir denn als Anfänger, für 120 Euro einen teuren Zuchtbaum zu kaufen, der jeden Standortwechsel mit Laubwurf quittiert und schlimmstenfalls eingeht?
Lieber die Schefflera, die Fehler verzeiht und an der man gut die einzelnen Techniken üben kann, bis man sich zutraut auf einen teuren umzusteigen ;) Vor allem haben die meisten ja eine Schefflera daheim, von der man leicht Stecklinge ziehen kann. Meine Freundin z.B. schafft es auch die Schefflera kaputt zu machen.
Grüße