Es muss natürlich nicht immer alles mehrfach besteuert werden, das wäre ja auch absurd. Allerdings werden diese Vermögenswerte so geparkt, dass die Gewinnausschüttungen mit minimalstem Steueraufwand ausgezahlt werden können, was mir schon immer ein Dorn im Auge war. Aber das ist auch das Phänomen, was du in deinem letzten Satz beschrieben hast: Reiche Personen kommen irgendwann an dem Meilenstein an, an dem sie steuerlich richtig abenteuerlich sparen können.
Die Krönung ist ja die Deckelung der Reichensteuer auf 45% ab 250.000 EUR im Jahr. Egal, ob ich 260.000 EUR oder 26.000.000 EUR im Jahr verdiene, der Steuersatz bleibt der selbe.
Zu deinem Steuerverschwendungsbeispiel kann ich wenig hinzufügen. Ein Problem ist hier übrigens die öffentliche Ausschreibung. Ich sehe das oft genug bei meinem Arbeitgeber. Das billigste Angebot ist nicht immer das günstigste.
Um deine Idee richtig würdigen zu können und weil ich deine Argumente schön und nachvollziehbar finde, gehe ich jetzt mal ein paar Schritte zurück.
Nehmen wir an, die BRD einigt sich darauf alle Steuerarten (bis auf die USt) abzuschaffen und die Steuereinnahmen Deutschlands nur über die Umsatzsteuer zu erzielen. Lassen wir an dieser Stelle mal außer Acht, dass DE 2015 600 Mrd EUR an Steuern eingenommen hat und lediglich 160 MRD auf die Umsatzsteuer entfallen.
Nach deiner Idee wird Geld per Umsatzsteuer dort belastet, wo es anfällt. Nehmen wir an, wir sind ganz normaler Büroangestellter und feiern unsere 40 Stunden in der Woche im Büro ab. Wir verdienen dafür 45.000 EUR p.a. (brutto) und unser Arbeitgeber bezahlt die USt für uns, richtig? Immerhin nimmt er unsere Dienstleistung in Anspruch. Wie hoch soll diese USt ausfallen? Ist das ein Luxusgut oder lebensnotwendig? Wie sieht es bei medizinischen Personal, Lehrern, Feuerwehrmännern, "Müllmännern" oder Bankiers aus? Gibt es dort Unterschiede und wenn ja, wie werden sie umgesetzt? Oder wird der Lohn der Menschen per se erst einmal steuerfrei ausgezahlt und dann über Konsumgüter wieder reingeholt? (Wir haben also hier einen theoretischen Knackpunkt: Muss der Arbeitgeber als Konsument Umsatzsteuer zahlen? Das könnte sehr schnell zur reinen Beschäftigung der günstigsten Kraft führen)
Ein anderes dort anknüpfendes Problem: Wie sieht es mit Versicherungsdienstleistungen aus? Muss ich auf die Dienstleistung meiner Krankenversicherung ebenfalls Umsatzsteuer zahlen? Die würde sicherlich sehr gering ausfallen, da lebensnotwendig, aber müsste beachtet werden. Ferner: Wie sieht es mit nicht so lebensnotwendigen Versicherungen aus?
Und ab wann spricht man von einem Luxusgut? Ist ein Computer ein Luxusgut oder lebensnotwendig, da ich über ihn mein Informationsbeschaffungsrecht ausübe? Oder Fernseher? Oder ist erst die 12.000.000 EUR Yacht im Hafen von Monaco ein Luxusgut, das im Zweifel dann ohnehin nicht in DE gekauft wird (da zu teuer)? Ist der Gaming-Controller Luxusgut? Wie sieht es aus, wenn das selbe Wirtschaftsgut von unterschiedlichen Personen unterschiedlich verwendet wird. Der eine benutzt den Drücker zur Einnahmenerzielung (E-Sport), der andere ausschließlich zu Freizeitzwecken. Die Einzelfallentscheidungen in deinem Vorschlag würden immense Ausmaße annehmen,
Wie sieht es bei staatlich Beschäftigten oder fiskalisch geführten Unternehmen aus? Und zu guter Letzt:
Aktuell bekommen Unternehmen ihre im Einkauf angefallene Umsatzsteuer vom Staat zurück und bezahlen aber die vereinnahmte Umsatzsteuer dann natürlich im Gegenzug ans Finanzamt. Beispiel Lohnzahlungen: Bekommt das Unternehmen vom gezahlten Lohn die Umsatzsteuer zurück? Oder wie sieht es aus, wenn Unternehmen nur noch Zeitarbeiter von Dienstleistern beschäftigen, um sich das zu sparen?
Wie mache ich es, der viele nicht lebensnotwendige Einzelteile kauft und daraus aber ein lebensnotwendiges Wirtschaftsgut baue? Wäre die steuerliche Mehrbelastung nicht unfair?
Eins ist mir dann doch noch eingefallen:
Was passiert mit immateriellen Wirtschaftsgütern oder geistiges Eigentum?
Ich finde deine Idee tendenziell sehr interessant, aber ich sehe viel Reibungspotenziel und denke tatsächlich auch, dass die Umstellung keine wirkliche Erleichterung darstellt.
Bei einem Thema, das andere davonlaufen lässt, blühst du offensichtlich richtig auf, haha. :)
Wie gesagt bin ich gegen eine Reichen-, Vermögenssteuer oder ähnliches, weil der Knackpunkt darin besteht, festzustellen, wie reich jemand ist, ohne massiv in seine Privatsphäre einzudringen. Wie willst du dieses Problem lösen (oder stellt es für dich keins dar)? Der Staat hat vorher zu besteuern bzw. beim Ausgeben des Geldes. Wenn jemand trotz allem reich wird, Pech gehabt, dann sei es eben so. :-)
Danach folgen derartig viele Fragen (ich respektiere deine Energie!), dass ich hier aus Zeitgründen nun kapitulieren muss. (Entschuldigung übrigens, dass ich meine Kommentare teilweise hochvote, aber das ist Arbeitsaufwandsentschädigung - das Finanzamt trachtet mir einen Großteil meiner Einnahmen wieder zu entwenden, also muss ich versuchen, wenigstens so viel wie möglich zu generieren, haha.)
Prinzipiell müsste bei meiner Idee auf vieles wohl die Umsatzsteuer deutlich erhöht werden, damit die Steuereinnahmen insgesamt reichen. Natürlich könnte man die wegfallenden Kosten einer weitaus schlanker werdenden Finanzverwaltung gegenrechnen. Außerdem sollte der Staat damit beginnen, sparsamer mit Steuergeldern umzugehen.
Ja, Löhne würde ich steuerfrei auszahlen lassen.
Ich finde deine Fragen nicht schlecht, aber es ist wie immer: Jedes einzelne Detail (z. B. wie hoch genau die Umsatzsteuer auf was dann sein sollte) könnte zu gegebener Zeit von Menschen mit der nötigen 'Steuerenergie' ausdiskutiert werden. :) Es geht mir ums grundsätzliche Konzept, und da sehe ich keinen Grund, warum es prinzipiell nicht funktionieren sollte.
Und vergiss nicht: einfach hätte es zu sein! Bei hinreichender Einfachheit einer Einkommensteuererklärung, und der damit gewonnenen Zeit und Lebensqualität, würde ich sogar die große Ungerechtigkeit gerne akzeptieren, dass mein Nachbar möglicherweise (gemessen an seinem Vermögen/seinen Einnahmen/seinem Umsatz) vielleicht 0,4711 % weniger Steuern zaheln müsste als ich. :-)
Tja, es kommt bei mir auch immer darauf an, wer mein Diskussionspartner ist und wie sagt man noch so schön: Nur, wer seinen Geist fordert, fördert ihn auch ;)
Bei der Feststellung sehe ich durchaus ähnliche Probleme wie du. Möglich wäre es ja mit der Veranlagung (so wie es aktuell geregelt ist) und der wahrheitsgemäßen Angabe von Vermögenswerten. Unzulässige Eingriffe des Staates in die Privatsphäre der Bürger sind unbedingt abzulehnen.
Auch ich bin nicht dafür, dass eine neue Vermögensteuer erhoben wird, allerdings sehe ich ein Problem darin, dass der Reichensteuersatz auf 45% gedeckelt ist. Da kann man die Leute schon etwas mehr zur Kasse bitten - besonders, wenn ihre Einnahmen in Millionenhöhe sind. (Bsp. Ulrich H., der 25 Millionen Euro am Fiskus [Kapitaleinnahmen=25% Steuer!!!] vorbeimanövriert. Die wahre Summe ist bestimmt deutliche höher und wer weiß, wo da noch so geschummelt wird...)
Ich sehe dir das nicht nach, wenn du deine Kommentare hochvotest, sie sind ja auch nicht die verkehrtesten. Apropos: Wie löst du das Problem mit den Einnahmen? Freiberufliche Autorentätigkeit, Private Veräußerungsgewinne oder gewerbliche Tätigkeit? Bin ja selbst noch weit davon entfernt, aber jemand der in der Praxis damit zutun hat, hat bestimmt paar gute Tipps.
Bei der Erhöhung der Steuer sehe ich nämlich auch das Kernproblem, da viele Dinge von den Menschen unterschiedlich genutzt werden und von daher auch unterschiedliche Steueransätze gewählt werden müssten.
Man müsste das mal als ausführliches Steuerexperiment durchführen, auf jeden Fall freue ich mich auf deinen Steuerpost und verspreche dir eine gnadenlose Diskussion im Kommentarbereich ;)
Aber wieso müsste ich noch eine Steuererklärung abgeben, wenn alles durch die von Unternehmen vereinnahmte USt ausgeglichen wird? Diese Aufgabe liegt doch dann sicherlich bei den Anbietern, sonst müsste ich als Normalverbraucher ja jeden noch so kleinen Einkauf oder Geldtransfer dokumentieren, was ja doch recht aufwendig ist.
Beste Grüße!
Das ist ja das Schlimme, dass Einnahmen zu einem ernsthaften "Problem" werden! Wenn beispielsweise schon allein die Möglichkeit, Steem zu claimen zur Steuerpflicht führte, könnte es sein, dass ich z. B. genau dann claimen konnte, als der Wert eines STEEM ca. 7 Euro betrug. Je nach Steuersatz könnte das zur Folge haben, dass allein die Steuern höher wären, als der mir jetzt noch in STEEM insgesamt zur Verfügung stehende Betrag. Deshalb wäre ich dafür (falls nicht gleich auf meine Umsatzseueridee umgeschwenkt würde), Kryptowährungen immer erst dann zu besteuern, wenn sie tatsächlich in staatlich anerkannte Währungen umgetauscht würden (ich muss ja auch keine Steuern auf fiktive Aktiengewinne zahlen, solange ich die Aktien nicht tatsächlich verkaufe).
Was die Lösung des oben genannten und vieler anderer Probleme im Zusammenhang mit STEEM (und anderen Kryptowährungen) betrifft, solltest du nicht vergessen, wie jung der STEEM ist ... 2017 war das erste Jahr, in welchem ich nennenswerte STEEM-Einnahmen erzielte (meine Bitcoins halte ich bereits deutlich länger als ein Jahr, aber auch da gibt es viele Fragestellungen, z. B. Hardforks u.v.a.m.).
Ich schreibe hier zum ersten Mal etwas offener über die Steuerthematik, weil ich es relativ lange wegen meines großen Frusts aufgrund der Unsicherheit der Situation (keiner weiß nix Genaues) ernsthaft in Erwägung gezogen hatte, meine Kryptogewinne einfach komplett zu verschweigen. Komme ich für diese Aussage jetzt ins Gefängnis? Ich hoffe, dass "Gedankenverbrechen" (noch) nicht geahndet werden?
Ich habe mich dazu entschieden, versuchsweise eine Steuererklärung samt allen Kryptos abzugeben (bzw. von jemandem, der mehr Ahnung hat als ich, machen und abgeben zu lassen) und zu hoffen, nicht auf extreme Weise vom Staat abgezockt zu werden. Ich werde das Ergebnis abwarten und dann entscheiden, ob ich weiterhin in Deutschland bleiben kann und will. Da ich ab Sommer für ein Jahr nicht arbeiten werde, bleibt mir dann genug Zeit zum Planen.
Ich sollte nicht immer Dinge versprechen. :) Ja, ich plane inzwischen tatsächlich, einen solchen Artikel zu schreiben, weiß aber noch nicht, wann genau ich dazu kommen werde.
Prinzipiell würde ich mit meinem steuerlichen Verständnis davon ausgehen, dass man, so lange STEEM weiterhin auf der Plattform liegen bleibt, nicht im steuerempfindlichen Bereich agiert. Allerdings wäre die Übertragung des Coins in eine andere Währung durchaus ein steuerbarer Vorgang. Wenn man gemein ist, könnte man sogar sagen, dass der Umtausch von STEEM in SBD steuerbar ist, aber so weit wird die Finanzverwaltung wohl noch nicht sein.
Allerdings müsste man, wenn man jetzt sein STEEM in ETH, LTC, BTC oder was auch immer umtauscht, im Hinterkopf behalten, dass man dabei analog die Regelungen des Handels mit Fremdwährungsbeträgen anwenden muss, da es noch keine eigene Rechtsnorm gibt.
Wenn man es jetzt geschickt macht, könnte man sogar steuerlichen Verlust mit seinem STEEM geltend machen. BSP. Du claimst deinen Reward und der Kurs steht bei 7 USD. Wenn du dein STEEM in(nehmen wir der Einfachheit halber eine Fiat-Währung, geht aber auch mit Krypto-Währungen) EUR umtauschst und der Kurs nur noch bei 3 USD stehst, hast du einen steuerlichen Verlust "erwirtschaftet", obwohl du (Arbeitszeit mal ausgelassen) Plus gemacht hast.
Ansonsten müsstest du so lange warten, bis deine ersten STEEM-Einnahmen über ein Jahr alt sind, obwohl ich mir aktuell (ohne Steuerkommentar zur Hand) nicht sicher bin, ob man durch die Contenterstellung nicht doch in einer anderen Einkunftsart agiert. Da kann sicher @taxguy helfen.
Ich freue mich, dass meine Anregungen dich dazu bringen etwas offener darüber zu sprechen! Ich kann dir übrigens die Angst nehmen: Gedankenverbrechen sind nicht strafbar. Erst das Ansetzen zur Ausführung ermöglicht die Ahndung. Hart ausgedrückt: Ich kann so viele Menschen in meinen Kopf über den Jordan schicken, wie ich will - bestraft werden kann ich dafür nicht.
Mich würde interessieren, wie ihr das Thema in deiner Steuererklärung angegangen seid, kann aber verstehen, dass das hier nicht der richtige Rahmen ist. Wenn du möchtest kannst du mich ja mal per Discord kontaktieren.
Welches steuerliche Paradies steht denn zur Auswahl? ;)
Wenn du bisschen Input für deinen Post möchtest, stehe ich auch sehr gerne zur Verfügung.