Von dem zerrütteten, dramatisch unterfinanzierten und bis über beide Ohren verschuldeten US Sozialsystemen gehen zur Zeit mehr systemische Risiken aus als von den heimischen Banken. Die Veröffentlichung einer neuen Studie seitens einer staatlichen Regierungsbehörde lässt aufhorchen.
Fakt ist, dass nicht nur die Ausgaben und Finanzobligationen dieser Systeme beständig ansteigen, sondern dass auch der Schuldendienst völlig außer Kontrolle zu geraten droht!
Gesundheitssektor wächst weiter
Und so verwundert es auch kaum, dass Amerikas Gesundheitssektor in einem neuen Bericht des staatlichen Center for Medicare and Medicaid Services als „Rezessions- und Systemrisiko Nummer 1“ für das Land bezeichnet wird. Allein die nackten Zahlen sind beeindruckend.
So vereinte der Gesundheitssektor zum Ende des Jahres 2015 bereits einen Anteil von 18% am Bruttoninlandsprodukt der Vereinigten Staaten auf sich. Landesweit finden sich 16% aller Beschäftigtenverhältnisse mittlerweile in diesem in den vergangenen Jahren stark wachsenden Sektor. Im Jahr 1990 waren es dagegen „nur“ 10%.
Hierin mag sich auch einer der Gründe finden, weswegen die Beschäftigung im öffentlichen Dienst der Vereinigten Staaten auf immer neue Rekordstände klettert. Der Staat ist der mit Abstand größte Arbeitgeber des Landes.
Dies war in der Vergangenheit einmal anders, da der private Wirtschaftssektor stets Ton angebender Faktor für die US-Wirtschaft gewesen ist. Doch die Zeiten haben sich geändert. Es verwundert im Angesicht dieser Zahlen auch keineswegs, dass die Verschuldung unter Kommunen, Bundesstaaten und Bundesregierung exponentiell wächst.
Einmal ganz abgesehen von den mittlerweile turmhohen Renten- und Pensionsobligationen für ehemalige Mitarbeiter im öffentlichen Dienst, die Kommunen, Bundesstaaten und den Washingtoner Bundesbehörden immer stärker die finanzielle Luft zum Atmen abschnüren.
In Zahlen ausgedrückt, vereinte Amerikas Gesundheitssektor zum Ende des Jahres 2015 einen Anteil von $3,32 Billionen am Bruttoinlandsprodukt des Landes auf sich. Aktuelle Prognosen gehen von einem anhaltenden Wachstum des amerikanischen Gesundheitssektors in Höhe von 5,6% pro Jahr über den Zeitraum der nächsten Dekade aus.
Die Ausgaben im US-Gesundheitssektor werden in diesem Zeitraum wahrscheinlich sehr viel schneller wachsen als das Bruttoninlandsprodukt – und zwar um 1,2% pro Jahr. Die Ausgaben werden in diesem Sektor bis zum Jahr 2015 laut der CMS-Studie auf knapp 20% in Relation zum BIP zulegen.
Manche Beobachter sehen in dieser Entwicklung allerdings auch ein gutes Zeichen. Immerhin hänge die amerikanische Wirtschaft zu einem Anteil von 70% vom heimischen Konsum ab. Umso mehr die Amerikaner also für ihr Gesundheitswesen ausgäben, desto weniger müsse auf andere Bereiche wie das Pensionssparen oder die Urlaubsplanung entfallen.
Denken Sie über dieses Argument selbst einmal eine Minute nach. Ich halte derlei Thesen für eine einzige Milchmädchenrechnung. Doch entscheiden Sie bitte selbst. Ganz abgesehen davon, dass die gesamte Wirtschaft viel zu abhängig von nur einem einzigen Sektor gemacht wird. Was ist aus der einstigen Prosperität und Vielfältigkeit der US-Wirtschaft geworden?
Deutlich wird bereits, wie weit viele andere Sektoren der amerikanischen Wirtschaft hinter das enorme Schuldenwachstum im Gesundheitsbereich des Landes zurückgefallen sind. Dies zeigt sich unter anderem an einem nicht abreißen wollenden Boom in Bezug auf Fusionen und Übernahmen im Gesundheitssektor, die größtenteils durch neue Schulden finanziert werden.
Zahlreiche Kritiker warnen, dass die vollkommen aus dem Ruder laufende Verschuldungslage im US-Gesundheitssektor mit systemischen Gefahren einhergehen werde, wenn diese Blase platzen wird. Denn die US-Regierung verfüge schlichtweg nicht über ausreichend Kapital, um diesem Sektor einen Bailout zu liefern, falls dies nötig werden sollte.
Ernste Signale
Erste Anzeichen für sich zusammenbrauende Probleme im Gesundheitssektor gibt es bereits. Denn eine wachsende Anzahl von Unternehmen in diesem Bereich hat damit begonnenen, Mitarbeiter zu entlassen. Immer klarer zeichne sich ab, dass viele Gesundheitsunternehmen sich in den vergangenen Jahren bis über beide Ohren verschuldet haben.
Vielerorts ist die Verschuldung weitaus schneller gestiegen als die Erträge und generierten Gewinne. Zu Jahresbeginn hatte die Firma Anderson Cancer, zweitgrößer Arbeitgeber in der texanischen Hauptstadt Houston bekannt gegeben, 1.000 Arbeitsplätze abzubauen, nachdem in nur einem Quartal ein Verlust in Höhe von mehr als $100 Millionen angefallen war.
Wie aus einer separat veröffentlichten Studie der Firma Burns hervorgeht, handele es sich im Fall des Gesundheitsbereichs mittlerweile um jenen Sektor der US-Wirtschaft, von dem die größten systemischen Gefahren ausgingen. Selbst die Bereiche Technologie und Fahrzeugbau reichten nicht an die bedrohliche Lage im Gesundheitssektor heran.
Seit dem Jahr 2009 ist die Unternehmensverschuldung im Gesundheitsbereich der USA um knapp 310% geklettert. Der Dank geht größtenteils an die Federal Reserve, die mittels ihrer Nullzinspolitik über einen viel zu langen Zeitraum und deren Anleihekäufe ein Umfeld des Moral Hazard an den Finanzmärkten geschaffen hat.
In weiten Teilen der amerikanischen Wirtschaft haben Unternehmen die zeitlich lange Phase der Niedrigzinsen genutzt, um sich bis über die Hutschnur zu verschulden. Diese Gelder sind größtenteils in den Rückkauf von eigenen Aktien oder die Übernahme von Wettbewerbern geflossen.
Innovationen und Investitionen waren hingegen weitläufig Fehlanzeige. Und so verwundert es auch kaum, dass die landesweite Anzahl der Krankenhäuser in den USA seit dem Jahr 1999 um 26,5% zugelegt hat. Gleichzeitig haben sich die Gesundheitskosten für eine vierköpfige Familie seit dem Jahr 2002 um 190% erhöht – von $9.050 auf $26.000 (!).
Die CMS-Studie kommt abschließend zu dem Ergebnis, dass es im US-Gesundheitssektor zu einem Lehman-Brothers-Szenario kommen könnte, in dem eine überschaubare Anzahl von zu großen Gesundheitsunternehmen die gesamte Wirtschaft der USA in den Abgrund reißt.
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Oh weh - danke für die ausführliche Analyse - hoffen wir mal, dass es NICHT zu einem Lehman-Brothers-Szenario dort kommt.
Super Beitrag werde dir folgen.
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