Kinder können teuer sein, müssen sie aber nicht. 😉
In Asien durfte ich sehr oft beobachten, wie Babys ihren Eltern Tür und Tor geöffnet haben. Mit einem Baby im Arm kannst du dir dort beinahe alles erlauben.
Freunde von mir waren in Thailand zu dritt auf einem Roller unterwegs ohne Helm, obwohl Helmpflicht herrscht. Ich möchte jetzt hier lieber keine Grundsatzdiskusion zum Thema Verantwortung vom Zaun brechen, daher komme ich direkt zum Punkt.
Die Mutter hatte das Baby im Tragetuch vorne am Bauch, so das es zwischen ihr und dem Papi beinahe verschwand.
Ein aufmerksamer Polizist bemerkte die Nachlässigkeit bezüglich der Helmpflicht und winkte den Vater an den Straßenrand. Er begann bereits einen brüchigen Monolog in schlechtem Englisch über die zu erwartenden Kosten abzuhalten, als sich das Baby regte und den Mann gewinnend anlächelte. Sofort entschuldigte sich der Polizist, strich dem Baby über seine blonden Locken, beglückwünschte die Eltern und wünschte eine schöne Zeit in Thailand.
Nun, ich dachte, das sei wohl typisch asiatisch da dort dieses Verhalten gegenüber Babys allgemein zu beobachten ist. Ich konnte in meiner beruflichen Karriere als Nanny, eher selten solche Momente erleben, oder habe ich sie nur nicht so wahrgenommen?
Auf jeden Fall sass ich heute um Zug von Düsseldorf → Basel (Schweiz) um für die nächsten 3 Wochen zu meiner Familie zu fahren und BÄM, beobachte ich folgendes:
Eine Junge, stark geschminkte (warum das wichtig ist, weiß ich auch nicht) Frau, setzt sich mit Babyschale neben uns. Soweit so normal. Das Baby ist nicht halb so spannend wie ihr Smartphone und die Schale mit dem wachen Minimensch drinnen, ist in Richtung Fenster gedreht.
Achtung, jetzt tritt die 2. Hauptfigur unserer Geschichte auf den Plan. Die Ticketkontrolleurin. Die Dame kommt schon den Gang entlang gestapft mit sichtbar schlechter Laune. Als die Babyschalen-Mutti ihr Ticket zeigt, gehts ab wie bei Schmids Katze.
»Sie haben das falsche Ticket!«
»Oh, aber das ist doch für die Strecke von Düsseldorf bis nach Karlsruhe.«
»Ja aber sie sehen doch, sie sitzen hier bei der Deutschen Bahn im Zug, dieses Ticket ist von der SowiesoBahnGesellschaft, das hat nichts mit uns zu tun. Sie müssen ein neues Ticket lösen.«
»Aber ich hab doch ein Ticket, meine Bahn hatte Verspätung und ich dachte ...«
»Was sie dachten, junge Frau, interessiert mich nicht. Sie haben kein gültiges Ticket und fahren daher gerade ...«
Auf einmal unterbricht ein Kichern aus der Babyschale das Gespräch und jetzt erobert ein Strahlen das Gesicht der Ticketkontrolleurin, heller als der hellste Stern.
Sie sieht das Kind, beugt sich hinab und fängt im typisch hohen Tonfall an, mit dem Baby die Situation zu bequatschen »Ja tuzituzi, mei bist du eine süsse Maus. Ja aber wirklich, was für eine, ach Gottchen bist du bezaubernd.«
Breit grinsend, tippt sie mit fliegenden Fingern etwas in ihr Gerät, und stellt der Mutti ein neues Ticket für die Deutsche Bahn aus. »Ja also eigentlich geht das ja nicht, aber mei, ist das Baby süß. Also bei einer so lieben Mutter wie Ihnen, drücke ich ja gerne mal ein Auge zu.«
Ihr solltet das Strahlen der Frau sehen, wenn sie jetzt den engen Gang entlang fliegt, ja beinahe gleitet. Und jedes mal wenn sie an dem Baby vorbei kommt, tankt sie gute Laune während Mutti fleißig Instagram, Facebook oder sonst was abcheckt.
Ich bin wirklich beeindruckt, auch hier funktioniert der Baby-Trick einwandfrei.
ich habe die erfahrung in vietnam gemacht als meine mutter (damals gute 60) für 2 wochen dazugereist ist, was bei backpackern eher ungewöhnlich ist. die sonst eher auf distanz bleibenden aber freundlichen vietnamesen schlossen sich auf und erwiesen mir enorm respekt. oft sprachen sie mich an wiso die meisten westler sich nicht so um ihre eltern kümmern, diese zuhause lassen um die welt zu erkunden. auch in nepal habe ich ähnliches erfahren.
Oh wie schön, toll das du deine Mutter so integrieren konntest.
Aber ich glaub, das hat nicht mal unbedingt etwas mit dem zu tun was der Backpacker will.
Meine Familie ist dem gegenüber was ich tue sehr abgelehnt, sie verstehen es nicht und würden niemals mit mir Reisen wollen. Und ich daher auch nicht mit ihnen, nein Danke. Ich hör schon bei der blosen Vorstellung das Gejammer meiner Mutter, es ist zu heiss, zu dreckig, zu stinkig zu sonstwas...das geb ich mir nicht.
Ihr seid gut in der Schweiz angekommen - und habt wundervolle Dinge unterwegs erleben dürfen... dass die allermeisten Eltern inzwischen mehr auf ihre Smartphones und Tablets schauen ist ein Graus sondergleichen... und die größte Tragig ist, dass dann im Außen mehr auf das Kindsein geschaut wird, als es im ganz eigenen der Fall ist.... hoffe das ändert sich ganz bald ins Waage-rechte :-) Herzlichste Grüße an dich in die Schweiz aus den Sieben Bergen! Schlaf ganz wundervoll und träum recht süß!
Ja wir sind gut angekommen und können hier sehr gut regenerieren.
Ich find das eh unangenehm, wenn ich mit Menschen rede erwarte ich, dass ihr Handy maximal auf dem Tisch liegt, aber ich selber steck meins Weg, find ich, is eine Frage des Respekts.
Schoenes Erlebnis. Ja der Babytrick kenn ich gut. Ich habe 4 Kinder gross gezogen. 3 davon haben ihr Babyalter in Canada verbracht. Hier sind die Menschen auch extrem kinderfreundlich, nicht nur mit Babies. Aber ist man mit einem kleinen Wurm unterwegs, kann man davon ausgehen, ueberall wie ein Filmstar oder eine spezielle Attraktion behandelt zu werden. Warum das wohl so ist. Ich denke mir, dass Babies noch nicht wirklich hier angekommen sind. Sie leben mit einem Fuss noch auf der "anderen Seite". Sie bringen Licht und Liebe in diese Welt, weil fuer sie das Tor noch eine Weile offen bleibt. Das erinnert uns unweigerlich an unsere wahre Herkunft. Uff, jetzt bin ich etwas ins esoterische abgerutscht ;-)
Ja das hat auf jeden Fall etwas, ich fühle mich mit Babys und Kleinkinder auch sehr wohl, sehr geerdet und im Moment. Danke für deine Erfahrungen damit.
Haha das klingt ja fast unwirklich die Reaktion der Kontrolleurin. Cool das so ein kleines Baby so viel bewirken kann...
Ja ich war auch echt erstaunt, weil die vorher super mies drauf war und dann auf einmal so ein krasser Wechsel.
Ja ja mich hat meine mittlere als 3 Monate altes Baby auch mal for einem Ticket wegen Schwarzfahren gerettet, obwohl ich es fast schon wieder vermasselt hätte, weil ich meinen Ausweis nicht hergeben wollte.
Er hatte eh schon längst Mitleid mit mir, aber wollte das Gesicht vor den anderen Passagieren nicht verlieren und ich hab’s voll nicht gecheckt. 😬😬
Bei den Polizisten kommt mir hier in Österreich aber vor, dass sie strenger sind, wenn sie sehen, dass man Kinder hat... (kann aber sein, dass ich damals nur Kindersitze ohne Kinder mithatte... ) 😀
Ps: schön, dass ihr in der Schweiz seid und es euch gut geht!
Ohwaia :D aber die Kontrollöre haben auch keinen einfachen Job.
Ich finde man sollte eigentlich mit Kids strenger sein, die Kleinen können ja noch nicht selbst für ihre Sicherheit sorgen.
haha Rachel, da muss ich gerade schmunzeln ;-)
Hehe warum blos :D
;-)
Wie schön, wenn so ein kleines Menschlein gute Laune auf die Gesichter zaubert. Danke fürs Teilen dieser schönen Erfahrung.
Ich hab mich zumindest herrlich amüsiert bei der Zugfahrt :)
Fein wenn das in der Seele ankommt, ich glaube ich muss mir auch mal ein Baby ausborgen wenn es mal wieder heftig zu geht; nein, natürlich nicht.
Schminke kann unter Umständen auch eine Maske sein, der aufmerksame Mensch erkennt dennoch den Kern, wie immer er aussehen möge :)
Ich bin mir nicht mal sicher ob das ihr Baby war. Zwischen der Frau und dem Baby gab es einfach absolut keine Interaktion, es wirkte als hätte sie einen Einkaufskorb neben sich stehen.
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