Im zweiten Teil beschäftigte ich mich mit dem Medium zur Speicherung Ihrer Krypto-Übersicht. Heute geht es um die Grundlagen für die spätere Erstellung der strukturierten Aufstellung.
Das ist der erste Schritt zu einer *sicheren Krypto-Nachfolgeregelung bei Tod, Invalidität und Behinderung. Nicht nur deshalb, weil die Begünstigten nicht schon vorher auf Ihr Vermögen Zugriff erhalten sollen.
Wallet-Mythen
Da wir in der Inventarliste Guthaben in verschiedenen Wallets gruppieren, möchte ich kurz auf den Begriff Wallet eingehen.
Nachfolgend wiederhole ich keine Falschaussagen. Ich wählte daher eine korrekte Aussage als Überschrift.
Kryptos werden nicht in Wallets gespeichert!
- Kryptomünzen und Kryptotoken existieren nur in der Blockchain. Nur dort sind sie gespeichert.
Wallets sind auch keine Brieftaschen oder Geldbörsen!
- Eine Wallet ist wie ein Schlüsselbund.
- Jede Wallet verwaltet die Schlüssel, damit Sie Ihre Kryptos in/auf der Blockchain bewegen können.
Die perfekte Wallet nicht gibt!
- Komfortabilität geht auf Kosten der Sicherheit und andersherum.
Schritt EINS zum Bitcoin-Testament
Der erste Schritt ist die Erstellung einer allumfänglichen Übersicht über Ihre Krypto-Assets. Dazu schauen wir uns zwei Gruppen von Online-Portfolio an.
Wir haben uns für eine webgestützte Portfoliolösung entschieden. Vorteil hierbei ist, dass die aktuellen Werte jedes Krypto-Assets stets zur Verfügung stehen und Verfügungsberechtigte so einen schnellen Überblick bekommen, welche Werte wo lagern und wie darauf zugegriffen werden kann.
Wobei lagern nicht der richtige Ausdruck ist. Denn Krypto-Assets befinden sich immer in der Blockchain und nicht in Ihrer feuerfesten Dokumentenkassette, nicht in Ihren Wallets und auch nicht im Handy. Nur die Schlüssel für den Zugriff auf diese Assets befinden sich an diesen Orten - wie eingangs erwähnt.
Zurück zu den Online-Portfoliolösungen. Zur Wahl standen Vertreter aus zwei Gruppen:
Einfache Portofoilios
Portfolios mit Datenimport
Wir entschieden uns bei einfachen Portfolios gegen Blockfolio, da dieser Dienst seine Portfolio-Verwaltung nur per Handy-App anbietet. Wir bevorzugen eine Desktoplösung. Mobile Telefone können gestohlen werden, kaputt oder verloren gehen bzw. werden nach zwei/drei Jahren ersetzt. Bei einem früheren Test gestaltete sich die Eingabe der Assets mühselig (u.a. weil nicht alle Kryptobörsen im System bekannt waren).
CryptoCompare bietet die Verwaltung nicht nur per App, sondern auch browserbasiert per Weboberfläche an. So ist es möglich, die Verwaltung bequem an einem PC zu erledigen oder auch per Handy. CryptoCampare ist CoinMarketCap sehr ähnlich. Das Angebot wird daher vermutlich solange bestehen, wie es Kryptos gibt. Bei diesem Onlinedienst können Sie mehrere Portfolios anlegen. Die Eingabe der Kaufdaten gestaltet sich einfach. Darüber hinaus gibt es ein Kommentarfeld, welches wir zur näheren Spezifizierung der Kryptolagerorte nutzen.
Nachteil von Online-Portfolios ist, dass Assets, die es zweifellos (noch) gibt, aber dem jeweiligen Anbieter unbekannt sind oder delistet wurden, nicht in Ihre Aufstellung aufgenommen werden können. CryptoKitties können in diese Portfolios nicht aufgenommen werden. Excel und Ihr Notizbuch spielen hierbei ganz klar ihre Vorteile aus.
Nachteil der Online-Portfolios mit Datenimport (z.B. CryptoTax und CoinTracking) ist, dass Sie relevante Daten bei den einzelnen Börsen in Form von CSV-Dateien exportieren und in die jeweilige Plattform importieren müssen. Einige Börsen lassen nur einen Zeitraum von 3 Monaten zu, so dass man mehrmals exportieren muss. Die Doubletten-Erkennung von CryptoTax und CoinTracking bietet zudem Raum für Verbesserungen. Einige Börsen bieten überhaupt keine Datenexporte an. Die scheinbar einfache Lösung, Handels- und Transferdaten zu exportieren, ist daher doch nicht so einfach und erfordert manuelle Nachjustierungen sowie Zeit und Akribie.
Schneller geht es daher mit einer einfachen Depotaufstellung, welche das Anschaffungsprozedere und steuerliche Aspekte fürs Erste außer Acht lässt. Trotzdem stelle ich beide Lösungen vor.
Können andere Vermögenswerte in die Aufstellung mit einbezogen werden?
Sofern Sie Gold/Edelmetalle, Bankschließfächer, Fonds und Beteiligungen besitzen, so gibt es dazu Unterlagen in Papierform - vermutlich in Aktenordnern abgeheftet. Zudem existiert stets ein Intermediär, an den sich Ihre Erben wenden können. Gemeinsam mit dem Totenschein erhalten diese Zugriff auf die Vermögenswerte.
Be your own Bank
Bei den meisten Kryptos sind Sie die Bank. Niemand redet Ihnen rein. Sie bestimmen, wie es läuft. Das erfordert eine andere Herangehensweise und viel mehr Verantwortung, der wir uns hiermit stellen.
Wer die Verfügungsgewalt über den privaten Schlüssel hat, der entscheidet über die Münzen und Token.
In solchen Fällen gibt es keinen Dritten, an den sich Erben wenden können. Es gibt niemanden, der ihren Erben ohne Risiko erklärt, wie sie die geerbten Werte monetarisieren können.
Lediglich Kryptobörsen können als Intermediär Ihren Erben ohne Kenntnis aller Zugangsdaten Zugriff gewähren. Die Kryptobörse besitzt die Schlüssel, Ihre Münzen und Token zu bewegen.
Um Zugriff auf Guthaben bei Kryptobörsen zu erlangen, bedarf es entweder der Zugangsdaten ODER der Kenntnis der Kontonummer (meist E-Mail-Adresse) und der Übermittlung von übersetzten beglaubigten Dokumenten. Letzteres stellt einen zusätzlichen Aufwand dar, der mit jeder weiteren Person einer Erbengemeinschaft ansteigt.
Es ist daher eine Option, die Zugangsmechanismen für Kryptobörsen so wie hier beschrieben zu regeln. Dies kann je nach Jurisdiktion in Konflikt mit lokalen Gesetzen stehen. Es ist ihr Vermögen. Sie entscheiden.
Bisher zur Nachfolgeregelung für Kryptos
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