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RE: Das bedingungslose Grundeinkommen - Wir erfinden weiterhin Jobs, die keiner braucht

in #deutsch7 years ago (edited)
Götz W. Werner: Einkommen für alle

Ich denke, daß ein allgemeines BGE zumindest im jetzigen System nicht funktionieren wird. Man muß es nur mal gedanklich durchspielen. Sagen wir, jeder - egal ob ein Neugeborener oder ein Hundertjähriger, ob reich, ob arm - bekäme 1000€ im Monat pünktlich zum Ersten eines jeden Monats gutgeschrieben. Dafür entfielen alle anderen Sozialleistungen. Finanzierbar wäre das in der Tat, denn so etwas ähnliches existiert bereits. Nur geht das Geld nicht an alle, sondern nur an alle Nettozinsempfänger, sprich, an alle die, die ohnehin schon sehr viel Geld besitzen. Mein Problem mit dem BGE ist also nicht die Finanzierbarkeit, sondern ein anderes:

Wenn alle mehr Geld haben, die Waren und Dienstleistungen aber gleichbleiben, oder sogar weniger werden (einige würden ja tatsächlich nicht mehr arbeiten), dann steigt der Preis. Der Fabrikarbeiter, der also lieber in den Biergarten geht, statt ans Fließband, hat beim selben Einkommen höhere Ausgaben als vorher. Der Wirt hat nun mehr Kunden, aber weniger Bedienungen und weniger Nachschub an Bier. Die Preise steigen weiter.Und zwar genau so lange, bis der Fabrikarbeiter doch wieder ans Fließband geht. Nun hat er ein Grundeinkommen von 1000€ plus ein Einkommen von 1000€ und das Bier kostet nicht mehr 3,90€ wie früher, sondern 7,80€. Im Endeffekt hat man dann nur mehr Zahlen auf dem Konto, aber die Kaufkraft ist dadurch nicht wirklich gestiegen. Es wären die gleichen Effekte wie beim Mindestlohn, nur ausgeprägter.

Als die Spanier plötzlich tonnenweise Gold aus Südamerika nach Europa brachten, war zwar mehr Gold im Umlauf, jedoch hatten die Spanier allgemein keinen höheren Lebensstandard als vorher. War doppelt so viel Gold im Umlauf, dann kostete ein Haus einfach doppelt so viel wie davor, als nur halb soviel Gold im Umlauf war. Und auch beim Grundeinkommen sammelt sich das meiste davon in den großen Kapitalsammelbecken. Dann stellt man fest: Außer Spesen nichts gewesen.

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Klar: Sicher müssten die "Spielregeln" rund um das BGE festgelegt sein. Wie diese dann aussehen sollen, weiß ich auch nicht. Ob dann gleichsam alles andere entfallen sollte? Was ist mit denen, die schon entsprechende Ansprüche erarbeitet haben bspw. Rente? Damit dass Bier allerdings bald 7,70 EUR kostet und der qm Wohnung in HH 20 EUR - dazu braucht es kein BGE. Das wird ohnehin passieren. Vor 25 Jahren habe ich für den 1/2 Liter 2,10 M bezahlt (1,05 EUR). Heute sind es 3,50 EUR bis 4,00 EUR. Vervierfacht in 25 Jahren. Bier demnach im Jahr 2043: ca. 18 EUR. Ist mit ner Rente von 800 EUR Netto schwer zu stemmen. Prost. 😉

Ohne Einkommen in irgendeiner Weise muss auch heute in unserem Land niemand leben. Und das ist gut so. Geld nur gegen Arbeit ist ja schon jetzt nicht unbedingt die Regel. Dennoch stelle ich das generelle System "Arbeit nur gegen Geld" gerne in Frage. Nur weil das Menschen einmal so aufgesetzt haben, muss das nicht bis zur Sonnenexplosion in Stein gemeißelt sein. Wenn die Menschen es nicht von selber regeln, wird man es regeln müssen. Denn wer wird tatsächlich in ein paar Jahren noch am Fließband stehen? Alles, was emotionslos zu erledigen ist, werden Menschen nicht mehr machen müssen. Und auch wer jetzt schon Sozialleistungen bekommt, geht uU. lieber auch mal an den Bierkiosk, als an das Fließband ...

An der Stelle finde ich diesen Artikel auch interessant:

http://www.nordbayern.de/politik/tricks-mit-der-statistik-so-viele-arbeitslose-gibt-es-wirklich-1.5029097

Ja, ich kann mich erinnern, daß ich vor etwa 20 Jahren als Paketfahrer bei der Post noch über 5000 DM Brutto auf dem Lohnzettel stehen hatte. Heute müßte ich vermutlich froh sein, wenn ich mir 800€ davon blieben. Ich bin zum Glück noch vor der Euroeinführung weg aus Täuschland.

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