"Kleine schmutzige Briefe" ist eine erfrischende und unterhaltsame Komödie (Erscheinungsjahr: 2023), die im England der 1920er Jahre spielt. Der Film erzählt die Geschichte einer Kleinstadt, die von einer Flut obszöner Briefe heimgesucht wird, was zu Verdächtigungen und Chaos führt.
Eine der Stärken des Films liegt in seinem Ensemble. Olivia Colman als fromme Edith Swan und Jessie Buckley als lebhafte Rose Gooding liefern sich ein tolles Schauspielduell. Ihre gegensätzlichen Charaktere bilden das Herzstück der Geschichte und sorgen für viele komische Momente. Anjana Vasan überzeugt als scharfsinnige Polizistin Gladys Moss, die hinter die Fassade der Ereignisse blickt.
Es ist selten und schwer, dass mich eine Filmkomödie wirklich zum lachen bringt, aber dieser Film hat es immer wieder geschafft. Regisseurin Thea Sharrock gelingt es, eine feine Balance zwischen Humor und gesellschaftskritischen Themen zu finden. Der Film prangert gekonnt Misogynie, Bigotterie und Rassismus an, ohne dabei belehrend zu wirken. Im Grunde ist es auch ein sehr feministischer Film. Die Darstellung der patriarchalischen Strukturen der damaligen Zeit, insbesondere durch Timothy Spalls Rolle als Ediths tyrannischer Vater, ist besonders gelungen.
Die Handlung hält zwar keine großen Überraschungen bereit, nach etwa der Hälfte war die Handlung in einigen Aspekten für mich hervorsehbar, besticht aber durch clevere Wendungen und bissigen Witz. Der Film schafft es, trotz seiner historischen Kulisse aktuelle Themen wie Vorurteile und gesellschaftliche Zwänge zu adressieren. Die Parallelen zu heutigen Online-Phänomenen wie Hassrede und Slutshaming sind subtil, aber deutlich erkennbar.
Visuell überzeugt "Kleine schmutzige Briefe" mit authentischen Kostümen und Kulissen, die die Atmosphäre der 1920er Jahre einfangen. Die Kameraarbeit von Ben Davis und der Schnitt von Melanie Oliver tragen zur lebendigen Darstellung der Küstenstadt Littlehampton bei.
Besonders erfrischend ist der subversive Humor des Films. Die Darstellung von "Ladys", die wie Seeleute fluchen, bricht auf amüsante Weise mit den Konventionen des Kostümfilms. Diese unerwarteten Elemente sorgen für Lacher und machen den Film zu einem unterhaltsamen Erlebnis.Insgesamt ist "Kleine schmutzige Briefe" eine gelungene Mischung aus Komödie und Gesellschaftskritik. Der Film bietet nicht nur leichte Unterhaltung, sondern regt auch zum Nachdenken an. Mit einer Laufzeit von ca. 101 Minuten ist er zudem gut strukturiert und lässt keine Langeweile aufkommen.
Für Fans von britischem Humor und historischen Komödien mit Tiefgang ist "Kleine schmutzige Briefe" definitiv sehenswert. Der Film zeigt, dass auch ernste Themen mit Witz und Charme behandelt werden können, ohne an Bedeutung zu verlieren. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt, um nicht zu sagen: Das ist eine Perle von Film, die eher unbekannt aber doch sehr sehenswert ist. Beide Daumen hoch, unbedingt ansehen, lohnt sich.