Im Januar 2016 ist in der Europäischen Union die überarbeitete Zahlungsdienst-Richtlinie, die sogenannte Payment Service Directive 2 (PSD2), in Kraft getreten. Damit wird die Schaffung eines einheitlichen Rechtsrahmens für elektronische und mobile Zahlungen im EU-Binnenmarkt angestrebt (EU- Richtlinie, 2015/2366/EU). Die erste Zahlungsdienst-Richtlinie bzw. PSD1 musste wegen der schnellen technologischen Entwicklungen im Zahlungsverkehr in den letzten Jahren und wegen des Eintritts vielfältiger neuer Teilnehmer in den Markt angepasst werden.
Die PSD2 wird nach Artikel 115 der EU-Richtlinie 2015/2366 von den EU- Mitgliedstaaten und daher auch von Deutschland ab Januar 2018 umgesetzt. Dabei sieht die PSD2 speziell vor, den Zahlungsverkehr auch für „Dritte Zahlungsdienstleister“, die sogenannten Third Party Payment Service Providers (TPP) zu öffnen (Cortet et al., 2016), um Innovationen und den Wettbewerb zu fördern und den Verbraucherschutz zu stärken.
Namentlich fallen unter TPP die „Kontoinformationsdienstleister“ bzw. Account Information Service Provider, welche die Transaktionsdaten von Bankkunden über Schnittstellen analysieren und strukturieren können, und die „Zahlungsauslösedienstleister“, sog. Payment Initiation Service Provider, die eine direkte Verbindung zwischen Kunden-Bankkonto und Händler herstellen können (Cortet et al., 2016). Die Banken müssen dabei den TPP digitale Schnittstellen für den Zugang zu den Kundenkonten zur Verfügung stellen und über TPP eingelieferte Zahlungsinstruktionen ausführen, wenn der Kunde sich damit einverstanden erklärt hat. Somit muss der Kunde der Verwendung seiner Daten explizit zustimmen. Unter anderem sollen durch diese Regulierung die Kosten im Zahlungsverkehr insgesamt gesenkt und die Sicherheit erhöht werden.
Von einer gesetzlichen Öffnung dürften vor allem Technologie- und Internetgiganten profitieren, welche bereits heute bereit wären, die Schnittstellen zu verwenden. Die Banken in Deutschland sollten in ihrem eigenen Interesse die notwendigen zukunftsträchtigen Lösungen im Bereich (Plattformen und) Mobile Payment aktiv voranbringen, um nicht ins Abseits zu geraten. Nach Hierl und Mosig (2016) vertrauen die Kunden von Amazon, Facebook oder Google den Internetgiganten eher weniger und würden speziell die Lösungen von Paypal sowie die der Banken präferieren. Die Banken haben, wie aus den verschiedenen Befragungen und wissenschaftlichen Analysen hervorgeht, das höchste Vertrauenspotenzial bei den Kunden und Verbrauchern (Eisenmann et al.; 2004; Lerner, 2013; Brzeski/Franke, 2017) und sollten daher selber diese Schnittstellen bereitstellen und bspw. selber NFC-Mobile Payment anbieten.
Mit der neuen PSD2 (auch kombiniert bzw. verbunden mit der Blockchain-Technologie) wird die "Bankdomäne" geöffnet. Der Kunde kann den TPPs den Zugang zur Schnittstelle erlauben, die TPPs dann über diese an das System der Bank des Kunden andocken und die Zahlungsabwicklung vornehmen. Somit muss hier nicht die eigene Hausbank als Intermediär beauftragt werden, die POS-Rechnung zu begleichen, sondern auch Dritte können diese Aufgabe übernehmen. Somit stehen den Banken im Allgemeinen zwei Handlungsalternativen zur Verfügung: Einerseits kann die Bank die Richtlinie im vorgegebenen Minimum umsetzen und TPPs das Feld überlassen. Oder die Bank entwickelt selber innovative Services wie NFC-Mobile Payment, verschafft ihren Kunden so einen möglichen Mehrwert und bindet das Kundenvertrauen langfristig an sich.
Viele Banken in Amerika sind seit der dortigen Einführung von Apple Pay im Oktober 2014 Kooperationen mit dem Internetgiganten eingegangen und positionieren den Dienst dadurch auch als vertrauenswürdig (Wächter, 2016). Diesen Schritt gehen die Banken, weil sie sich davon erhoffen, dass solche Innovationen wirtschaftlich effizient sind, weil sie z.B. zu Bargeld-, Geldautomaten- und Filialenreduktion und somit zu Kostenreduktion im Allgemeinen führen können (Lerner, 2013). Dafür zahlen die Banken sogar die Gebühren, wenn ihr Institut Apple Pay anbieten kann. Es sollte aber auf längere Sicht eher die Frage gestellt werden, ob diese möglichen (mittel- bis langfristigen) Kosteneinsparungen mit der Übergabe der Vertrauensfunktion von Banken an Technologiegiganten auch tatsächlich lohnend ist oder die Gefahr des Kundenverlustes besteht (World Economic Forum, 2017).
Mithilfe von PSD2 und der Blockchain-Technologie haben die Technologiegiganten zukünftig die Möglichkeit das digitale Banking in Deutschland sowie in der EU zu besetzen. Die Frage ist nur, ob die Kunden es auch wirklich möchten...
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