Guten Abend,
warum handelst Du an der Börse?
Eine Frage die mich beschäftigt und daher beantworte ich sie für mich einmal:
Ich bin 2009 mit der Börse in Kontakt gekommen und habe mein erstes Depot bei E*Trade eröffnet.
Damals mit 1900€ die ich zu der Zeit übrig hatte.
Meine erste Aktie war damals die Cancom Aktie die ich für 3€ gekauft habe. Stolze 50 Aktien habe ich damals gekauft.
Das waren also 150€ die ich mit zittrigen Fingern gekauft habe.
Meine ersten Tage waren natürlich geprägt von Chart glotzen und dem 48x am Tag Öffnen des Aktiendepots und mich an meinen Gewinnen zu erfreuen.
Die paar Euros haben mich natürlich fasziniert.
Es fühlte sich irgendwie irreal an...
Das waren nur noch Zahlen die ich aktiv in meinem Browser verwaltete. Irgendwie verlor das Geld damit seine Greifbarkeit. Es war ein abstrakter Wert der da im Broweserfenster stand.
Ich beschäftigte mich natürlich dann weiter mit allen möglichen Aktien und habe ALLES was ich in die Finger bekommen habe, verschlungen.
- Aktien-Zeitungen
- Börsenbriefe
- Analysen
- Nachrichten, TV, usw...
Und so kam es dann, dass ich die Cancom Aktie schließlich mit einem Gewinn von 50% verkaufen konnte.
Die Aktie lief gut und ich war fasziniert. Euphorisiert und vollkommen im Tunnel.
Werfen wir einen Blick heute auf die Aktie hätte ich einfach NICHTS getan, hätte ich ALLES richtig gemacht. :-D
https://www.godmode-trader.de/aktien/cancom-kurs,121651
Sehr unterhaltsam :-D
Und so tradete ich mich durchs erste Jahr und hatte durchaus einfach Glück an vielen Stellen.
Viel zu hohes Risiko und ohne SInn und Verstand.
So erzielte ich dann im ersten Jahr ca. 30% Gewinn, was ca. 700€ waren. Da habe ich dann sofort 1000€ vom CAshkonto aufs TAgesgeld zurück überwiesen.
Ich wollte die Gewinne einfach sicher wissen.
2010-2015
In dieser Zeit hatte ich teilweise herbe Verluste aber auch ein paar profitable Gewinne.
Ich hatte teilweise viel zu viel Risiko und am laufen und hatte eine grobe Idee was ich da mache.
Mittlerweile hatte ich mich für komplexe Finanzprodukte der Gruppe E freischalten lassen.
Damit konnte ich jetzt Optionsscheine und KO/Hebel-Zertifikate handeln. Diese hatten oft ein Totalverlustrisiko aber einen entsprechend hohen Hebel. Damit kann man von einer kleinen Kursbewegung eines Basiswertes -z.B. eine Aktie- mit einem Vielfachen der Kursentwicklung des Zertifikates rechnen.
Anderseits läuft der Hebel auch in die andere Richtung. Und damit ist der Schein unter Umständen schnell in einem hohen Risiko und einem hohen Verlust. Der Kurs muss ja nicht immer in die von mir gewünschte Richtung laufen.
Und hier habe ich oft sinnlos verkauft und sinnlos Trades laufen lassen.
Kurzum ich hatte ein paar % Gewinn übers Jahr gemacht was bei 2% - 4% im Jahr mal lag. Und auch schon Jahren in denen es gegen mich lief.
Kurzum: Ich habe es geschafft mein Geld in der Zeit nicht zu verbrennen!
Und das war prinzipiell schon mal ein Erfolg. Ich habe Erfahrung gesammelt und konnte viel über mich und meine Emotionen lernen.
Wie gehe ich mit Verlusten um?
Wie weh tun mir 100€? Und wie weh tun mir mal 900€?
Und hier lernt man eine ganz eigene Seite an sich kennen, die einen mit dem eigenen "Versagens" konfrontiert.
Ich sage hier bewusst "Versagen" denn es fühlte sich manchmal wirklich danach an. Und viele Menschen gehen in dieser Zeit durch eine ähnliche Phase. Es ist ein Zweifeln und Frust über die erlittenen Verluste. Und was oft noch schmerzlicher ist: entgangene Gewinne
Hätte, sollte, könnte usw. Das ist immer das Gleiche. Man ärgert sich im Nachhinein über den Trade, den man nicht hat laufen lassen usw. Das kann einen sehr frusten, wenn man sieht, dass man teilweise Stunden später schon im dicken Gewinn gewesen wäre.
Das lässt einen unter Umständen dazu neigen, mehr Risiko zu fahren bzw. Trades länger im Verlust zu lassen als man sollte. ..
2015-2018
Mittlerweile ist mein Depot deutlich gewachsen und ich habe mein Handeln so weit wie mir aktuell möglich "professionalisiert". Ich habe eine sehr breite Datenbasis (darüber wirds mal ein eigenes Thema geben) die auf Basis eines mehrseitigen Excel-Sheets ist.
Hier tracke ich alle laufenden Trades und sehe auf einen Blick mein aktuelles Risiko pro Position. usw.
Das ist eine Zeile aus meinem Sheet. Das könnt ihr euch so untereinander für alle laufenden Trades vorstellen.
Und damit sehe ich immer was der Stand der Dinge ist. Ich kontrolliere jeden Tag die Kurse und sehe zu, meine Handel auf Tagesbasis zu beschränken. Damit sind für mich nur die Tageshöchst und die Tagestiefstkurse interessant. Danach setze ich oft meine Stops. Kombiniert mit den Gesetzgebungen der Markttechnik.
Meine Gewinne und Verluste visualisiere ich auf einem Chart, der mir die Entwicklung meines Tradings chronologisch und grafisch nachzuverfolgen
.
Damit erhalte ich ein optisches Feedback auf mein Handeln.
Bspw. sind die viele kleinen Punkte die nahezu Null sind, Trades, die gegen mich gelaufen sind bei denen ich aber das Risiko nach der ersten positiven Entwicklung auf Null gesetzt habe. Das kostet kein Geld sondern nur Zeit. Und ich habe lieber mehere kleine Gewinne oder eben plus/minus Null anstatt großer Gewinne in Kombination mit großen Verlusten.
Aktuell habe ich ein Plus von 2,4% im Depot. Und die letzten Wochen fühlen sich sehr gut an.
Ich handle konsequenter nach Markttechnik und kontrolliere mein Risiko sehr konsequent. Aktuell sind es ca. 0,3% Depotrisiko. Mehr wird i.d.R. nicht pro Position riskiert.
Wenn ich es schaffe, weiter mit einer gewissen Konstanz Gewinne zu erwirtschaften, kann ich mein Positionsrisiko langsam erhöhen. So könnte der nächste Schritt bspw. 0,6% sein. Das sind dann schon deutlichere Beträge absolut in € die da anfallen. Und hier gilt es eben das Niveau zu halten.
Und dann kann man sich steigern....
Das ist mein Ansatz um mein eigenes System langsam in Richtung konstanter Gewinne zu bringen.
Ziele
Ich möchte versuchen in Zulkunft mit meinem Handel einen konstanten monatlichen Betrag erwirtschaften, der es mir erlaubt, bspw. mein Angestellten-Verhältnis um einen oder zwei Tage pro Woche zu reduzieren.
Ich will (noch) nicht vollständig vom Handel leben. Aber es wäre schön einen gewissen Beitrag monatlich zu erwirtschaften. Denn für die Erwirtschaftung brauche ich defintiv weniger als die 16h die ich in die Arbeit in der Zeit investiere. Das erlaubt mir mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Und für mich ist das ein guter Tausch. Ausserdem erlaubt es einem einen gewissen Grad an Freiheit zu leben.
Und daran muss ich arbeiten...
Warum handelst Du?
Mmhm, grad echt nix mehr übrig...