Erstes Halving beim Euro: Dicke Schichten aus Geld

in #deutsch17 hours ago

Halving beim Euro Die halbe Kaufkraft des Euro ist weg
Das Halving der Kaufkraft des Euro bei Gold liegt schon Jahre zurück.

Ein Vierteljahrhundert hat es gedauert, nun aber ist es so weit. Der Euro, ehemals je Stück gegen 1,95583 D-Mark getauscht, hat es geschafft: Mit dem ersten Halving des Gemeinschaftsgeldes ist alles nun tatsächlich wieder wie früher, in der vor allem von rechten und konservativen Kreisen ungeachtet aller Tatsachen hochgelobten Ära des bundesdeutschen Nationalgeldes.  

Affront gegen Anderszahlende

Die "Deutsche Mark", schon im Namen ein Affront gegen Anderszahlende, ist zurück, zwar nicht der Bezeichnung, aber ihrer Kaufkraft nach. Knapp 25 Jahre nach der Einführung des sogenannten "Euro-Bargeldes" hat sich die von Nationalisten und Traditionalisten geschürte Angst vor dem "Teuro" als gegenstandslos herausgestellt. Gemessen in blanken Zahlen, kostet alles wieder kaum mehr als damals, in der von Ewiggestrigen gerühmten großen Zeit der angeblich stabilen Preise. Diesel, Benzin, Bier, Brot und Würste, Käse, Graupen und Möhren - obwohl der Euro ursprünglich knapp doppelt so viel wert war wie die D-Mark, kostet nun alles wieder genau so viel wie früher. Oder sogar mehr.

Ein "Halving", das im Gegensatz zu dem beim berüchtigten Digitalgeld Bitcoin nicht von Anfang an in den Geldcode eingebaut gewesen war. Bei der Kryptowährung wird beim "Halving" das Angebot an Coins künstlich verknappt, um eine Geldentwertung durch ein Überangebot zu verhindern. Der Aufwand zur Schaffung neuer Geldvorräte wird verteuert, indem die Hürden erhöht werden, sie herzustellen. Im Code der Kryptowährung ist festgelegt, dass aller 210.000 Blocks – also etwa alle vier Jahre – automatisch ein Halving passiert. Beim Euro ist es umgekehrt: Es gibt kein konkretes Datum für die Halbierung des Geldwertes, aber einen Trend zur exponentiellen Steigerung der neu entstehenden Geldmassen.

Als der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl einwilligte, im Gegenzug zum französischen Ja zur deutschen Wiedervereinigung der Abschaffung der D-Mark und der Einführung eines europäischen Gemeinschaftsgeldes zuzustimmen, mit dessen Hilfe Frankreich seine notorische Weichwährung Franc loswerden würde, hatte der Oggersheimer sich den Euro wie eine Deutsche Mark für die halbe Welt vorgestellt.  

Stabil und unpolitisch

Stabil würde die neue Währung sein, weil politisch unabhängig von einer Zentralbank überwacht, die keiner Einflüsterung keines Staatschefs ihr Ohr leihen würde. Sein Pariser Kollege Fracois Mitterrand war einverstanden. Die Wirklichkeit würde am Ende ohne fügen, was notwendig war.

Es war Geld. Je weniger die europäische Staatengemeinschaft sich auf gleiche Werte, gleiche Ziele und gleiche Wege dorthin einigen konnte, umso wichtiger wurde es, Kompromisse zu erkaufen. Wo immer es brannte, wurde mit Geld gelöscht. Wo immer es nicht voranging wie gewünscht, wurde gefördert. Wann immer eine Krise ausbrach, wurden die Ursachen mit dicken Schichten aus Geld zugeschüttet. Und welche Krankheit es auch war, die den selbsternannten  weltweit "wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsraum" EU (LIssabon-Strategie) daran hinderte, jemals auch nur halb so dynamisch zu wachsen wie alle anderen halbwegs entwickelten Weltregionen - als Medizin dagegen gab die EZB frisches Geld aus.

Gemessen in Warenpreisen hat sich die Kaufkraft des Euro seit dem Tag der von fortschrittlichen Kräften als Meilenstein für die Menschheit gefeierten Bargeldeinführung halbiert. Eines der "Starter Packs", aus Werbegründen eingeführt und für 20 Mark zu haben, langte seinerzeit noch, um zwölf Liter Benzin, neun Liter Bier, 4,5 Kilo Brot oder fünf Schachteln Zigaretten zu bezahlen. Dieselben 10,23 Euro langen heute gerade noch für 5,5 Liter Benzin, anderthalb Liter Bier, ein Kilo Brot und zwei Schachteln Kippen.  Heute haben alle mehr Geld, können sich aber weniger davon kaufen.

Alles so teuer geworden

Mit dem Satz, es sei "alles so teuer geworden", pflegen das die Bürger zu beklagen. Dass es ihr Geld ist, das Tröstlich immerhin, dass der Euro-Bürger in der Regel mehr Brot, Bier, Wurst und Benzin kauft als haltbare Werte. Beim Gold etwa liegt das Halving der Euro-Kaufkraft bereits Jahre hinter den stolzen Gemeinschaftsgeldnutzern, die es nicht einmal bemerkt haben, weil kein großer Wind darum gemacht wurde. Wer im letzten D-Mark-Jahr eine Unze des Edelmetalls kaufen wollte, musste etwa 300 Euro hinlegen. Inzwischen werden mehr als 2.000 fällig. 

Ähnlich sieht es beim Silber aus, das die Deutsche Bundesbank schon einige Jahre nicht mehr nutzen kann, um ihr traditionellen 10-Euro-Silbermünzen herzustellen: Das Material zu beschaffen, kostet mehr, als der Verkauf der Münze abwirft. Schon vor Jahren war ein Halving hier unumgänglich geworden. Ab 2011 wurde der Silbergehalt in den Münzen drastisch verringert. Und schon seit 2016 werden auf Beschluss der Bundesregierung statt der Zehn-Euro-Silbermünzen nur noch 20-Euro-Münzen ausgegeben.

Die Menschen draußen sind es zufrieden. So lange man ihnen die eine Hälfte ganz langsam wegnimmt, sind sie mit der anderen glücklich.