Hallo ihr Lieben,
das erste Kapitel ist jetzt etwas her und gerne möchte ich euch das zweite Kapitel zeigen.
geeignet ab 18 Jahren
"Geschichten mit niedrigem bis extensivem Gebrauch von Schimpfworten (oder) mit niedrigen bis extensiven Gewaltbeschreibungen (oder) mit grafischen Beschreibungen sexueller Praktiken."
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen :-)
Kapitel 2
Ich sorgte mich. Ich sorgte mich um das Königreich, um meinen Vater, um meine Zukunft.
Nie zuvor hatte ich Sorgen. Ich wuchs behütet auf, mir war nie etwas passiert. Im Königreich kannte mich jeder. Fiel ich hin, half mir jemand auf, ich wurde ständig beobachtet, immer umsorgt. Ich kannte keinen Kummer.
Ich hatte Kinder in meinem Alter gesehen, die Kummer und Armut litten. Aber ich kannte es eben nur vom Sehen. Natürlich spielten wir viel miteinander, ich hatte ja keine Geschwister. Verstecken und Hüpfspiele, mit Steinen und Ästen, die wir für Schwerter hielten. Des kindlichen Leichtsinnes ist es zu verdanken, dass Kinder keinen Wert auf die Herkunft legen, dass es egal ist, wie man gekleidet war.
Auch jetzt hatte ich zu manchen Frauen, die ich von früher kannte, von denen die meisten schon verheiratet waren, noch Kontakt. Ab und an sah man sich auf dem Markt oder in der Messe. Aber sie taten geschäftig ihre Pflichten als Weib. Sie hüteten Kinder und umsorgten ihre Männer.
"Ainslie!" - rief mich mein Vater aus den Gedanken, denen ich hinterher sehnte. "Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit, Tochter..." schnaufte er gespielt pikiert, "du musst stillstehen, die Schneiderin möchte die Längen für den Schnitt abstecken." Er sah mich erwartungsvoll an. Ja, die Längen, der Schnitt, das Kleid - mein Hochzeitskleid. Das Kleid, das meine Mutter auch zu ihrer Hochzeit trug. Und nun wird es für die Meine angepasst.
Meine Mutter... Meine Eltern gaben mir vor 20 Jahren bei meiner Geburt den Namen Ainslie. Meine Mutter kam aus Annesley in Nottinghamshire und in Erinnerung an Ihren Geburtsort gaben sie mir ebendiesen Namen. Mein Vater ist König Egbert von Wessex. Dank ihm ist Wessex eines der mächtigsten Königreiche der angelsächsischen Heptarchie. Er genoss sehr großes Ansehen unter dem Volk, was leider auch der Grund dafür ist, dass sich die Nordmänner so gerne mit ihm verbünden wollten. Ihr König, Ragnar Lothbrok, hatte eine uns unbekannte Vorstellung davon, andere Länder zu besegeln und sie einzunehmen. Des einen Tages, als sie anlegten und das gesamte Königreich in Aufruhr brachten, war er mit einer Handvoll Männer gekommen und wollte einer friedlichen Verhandlung mit meinem Vater beisitzen.
"Ainslie, das Kleid! Du musst es schon ausziehen, damit die Schneiderin weiter machen kann..."- riss mein Vater mich erneut aus meinen Gedanken. "Vater, bitte entschuldige" - murmelte ich geistesabwesend. Er sah mich nur an, sagte aber nichts. Wahrscheinlich wusste er ebenso wenig wie ich, wie er der bevorstehenden Hochzeit entgegensehen sollte.
Ich trat in mein Ankleidezimmer, das direkt an mein Gemach anschloss. Das Kleid streifte ich mir mit einer schnellen Bewegung von den Schultern, sodass es an mir hinab auf den Boden glitt. Ich sah an mir herunter und wusste einen kurzen Moment lang nicht, was ich als nächstes tun sollte. Kurzentschlossen nahm ich mir das weinrote Kleid von dem kleinen Hocker, der neben dem Spiegel stand. Ich zog es mir über und- rief eines der Mädchen herbei um es mir im Rücken zu schnüren. Danach bat ich sie, mir das Haar zu flechten. Ich wollte nicht, dass es sich über die schönen Nahtapplikationen des Kleides in meinem Dekolleté ergoss, es war so hübsch und ich wollte es zeigen.
Mein Haar war von einem leuchtend warmen Braun und ergoss sich unzähmbar in wilden Wellen bis zu meinen Brüsten. Ich trug sie gerne offen, ich fühlte mich wesentlich wohler mit offenen Haaren. So, als würden sie mir Schutz bieten können. Oder mich vor den Blicken anderer behüten.
Meine Lippen waren fein und es fehlte ihnen immer ein wenig an Farbe. Im Winter, wenn es kalt wurde und man seinen Atem sehen konnte, dann nahmen sie manchmal eine bläuliche Farbe an. Meine Augen hatten die Farbe von Bernstein. Wie die Farbe meines Haarreifes, den mein Vater mir vor langen Jahren zu meinem Geburtstag schenkte. Er hatte ihn von einem reisenden Händler erstanden, der fern seiner Heimat mit Schiffen unterwegs war, um fremde Länder zu erkunden. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wo er herkam. Er sprach nicht unsere Sprache und konnte sich nicht mit meinem Vater verständigen. Aber das war meinem Vater egal, er wollte nicht handeln, er hatte den Händler gütig entlohnt und ging.
Damals war meine Mutter noch am Leben. Das mag schon ein Jahrzehnt her gewesen sein, dass die Schiffe des Händlers an unserer Küste anlegten. Ein Jahr später ist meine Mutter von uns gegangen. Sie fieberte, sie halluzinierte und war schweißgebadet. Es ging recht schnell und kurz bevor sie ihren letzten Atemzug tat, konnte sie weder mich, noch meinen Vater erkennen, sie sah einfach durch uns hindurch. Noch lange Zeit nach ihrem Tod hat mein Vater keine Gesellschaft ertragen, nicht mal die meine.
Nun ist alles anders. Als er von der Plünderung der Nordmänner in Lindisfarne erfuhr, war er hellauf begeistert. Es mag makaber klingen, aber es hat sein Interesse geweckt, er brannte förmlich darauf einem Nordmann zu begegnen. Ich weiß nicht mal, ob er sich im Klaren darüber ist, dass er mich, um diese Abmachung mit den Heiden zu schließen, von hier fort schickt.
Ich sah der Hochzeit mit Björn Eisenseite mit gemischten Gefühlen entgegen. Ich hatte schon immer ein sehr neugieriges Wesen, war wissbegierig und bin schon das eine oder andere Mal zu weit gegangen, hatte zu viel gesehen, hatte beobachtet. Aber ich konnte mich nicht dagegen wehren.
Ich war der Hochzeit gegenüber offen, auch wenn dies bedeutete, mich zu dem Heiden legen zu müssen. Schon lange langweilte ich mich hier, in der Burg meines Vaters, immer die gleichen Menschen um mich, immer die gleichen Feste. Jedes Mal machten die gleichen Herren und Krieger mir Avancen und umwarben mich. Keiner jedoch sah so gut aus wie der Heide, den ich bald meinen Gemahl nennen würde. Keiner hatte jemals eine solche Anziehungskraft auf mich ausüben können.
Ich wischte diesen Gedanken beiseite. Ich bedankte mich bei Reeva, dem Mädchen, welches mir gerade die Haare flocht. Es sah wirklich schön aus und ich liebte dieses Kleid. Es schimmerte gar ein wenig im Sonnenlicht, das durch die Holzläden des Ankleidezimmers fiel.
Ich trat aus dem Ankleidezimmer zurück in mein Gemacht. Reeva, dicht hinter mir, hatte das Kleid unterm Arm. Sie übergab es der Schneiderin zum Umnähen. Da stand ich nun, zählte einen Mond bis zu meiner Vermählung und wusste nicht, wie die Welt ist, die ich bald mein Zuhause nennen würde. Ich wusste nicht, wie die Bewohner waren - waren sie wirklich alle Barbaren? Und die Frage mit dem meisten Gewicht: War mein zukünftiger Gemahl ein Barbar?
Ich danke für's Lesen :-) Ich hoffe, es hat gefallen. Lasst mir gerne Kritiken und/oder Anregungen da :-)
Liebe Grüße,
- holycow ♥
Wirklich gut gelungen deine Formulierungen und die Schreibweise ähnelt sogar die der Serie.
Vorerst wollte ich deine Fan-Fiction nicht lesen, weil Vikings eines meiner liebsten Serien ist, jedoch wurde ich eines Besseren belehrt und bedanke mich, für die ersten beiden teile und dem folgenden dritten und freue mich auf mehr.👏
Ich habe das grade mit einem Stock im Arsch geschrieben ich hoffe man merk es.
Hallo uselessseason,
vielen Dank für dein tolles Feedback! Als ich mit der Story angefangen bin, hatte ich auch die Befürchtung, dass ich dem nicht gewachsen bin, weil Vikings einfach so gut ist. Aber ich scheine ja etwas richtig zu machen, danke! Und viel Spaß beim Weiterlesen :-)
Schönes Ding. Vikings ist eine verdammt gute Serie.
Vielen Dank! :) Ich mag die Serie auch gerne: deswegen meine persönliche Weiterführung / Geschichte im Kontext.
läuft die 5. Staffel eigentlich schon in D?
Ja, die läuft gerade bei Prime. Zumindest der erste Teil der 5. Staffel.
Ok, bin gespannt wie es weitergeht nachdem Ragnar tot ist. Er war ein großer Sympathieträger.
Also ich persönlich finde es immer noch sehr spannend, auch ohne Ragnar. Es lohnt sich auf jeden Fall, weiter zu schauen :-)
darauf einen Met
Du hast das erste Kapitel gut weitergeführt - sogar mit Aha-Erlebnis ;) Ich freue mich schon auf das dritte Kapitel und bin gespannt, welche Wendung die Geschichte nimmt. Wieder resteemed ;)
Danke für dein Feedback und die Unterstützung ;) Das dritte Kapitel ist bereits in Arbeit :-)
Ich bin gespannt!
Super Kapitel. Vikings ist einer der besten Serien überhaupt. Schade das König Egbert und Ragnar Lothbrok nicht mehr dabei sind.
Vielen Dank, drtobi18! Das finde ich auch und ich finde, nach Ragnar und Egbert ist es dennoch eine gut gelungene Serie, die Spannung hat keinen Abbruch erlitten.