Holzgas Pyrokocher Im Selbstbau DIY

in #deutsch7 years ago (edited)

Thema Holzgasbrenner

Anleitung und Hinweise

zum Bau eines Holzgasbrenners

effiziente Holznutzung und Holzkohleherstellung

Pyrokocher

Schritte zum Aufbau:

Dieser Kocher besteht aus einer 0,75kg Lackdose und der Brenndose mit 570g Inhalt. Um die Brenndose in die Lackdose einpassen zu können, musste ich den Öffnungsring, in dem vorher der Deckel sass, nach oben biegen.

In die Brenndose werden in den Boden 4mm-Löcher gebohrt. In der Praxis haben sich 30 Löcher bewährt.
Der Dosenboden wird nun etwas nach aussen gewölbt, damit das Holzgas ohne Hindernis nach allen Seiten abströmen kann.
In die Brenndose werden ringsum etwa 1cm unter dem oberen Rand 28 Löcher gebohrt, (4mm) damit das Holzgas wieder nach innen einströmen kann.
Nun werden in die äussere Dose 17 Löcher gebohrt, (7-8mm) etwas oberhalb des unteren Randes der Brenndose, damit die zuströmende Frischluft durch die Sogwirkung des Kamineffektes den Holzgasfluss unterstützt. Siehe Skizze weiter unten.
Die Bohrungen anschliessend entgraten.

Verwendung:

Der Pyrokocher kann mit jeder Art getrockneten organischen Materials (Feuchtigkeit max.30%), bzw. Holzschnitzel oder wie hier mit Pellets befüllt werden. Um die Flamme im Blaubereich zu halten, muss ein Metallring mit einer Öffnung von ca. 4cm eingelegt werden, der die Hitzeströmung in die Pellets minimiert. (Die genaue Beschaffenheit muss experimentell ermittelt werden, dazu kann ein ausgeschnittener Dosenboden dienen) So entsteht weniger Gas und die Mischung mit Luft wird optimal.


Holzgasbrenner Regulierung befüllter Brenner

Anschliessend den Ring mit Pellets komplett bedecken, bis knapp unter die Einströmlöcher (rechts)

Das Anzünden

lässt sich bequem mit etwas Spiritus, Petroleum oder Wachs beschleunigen. Für den Start empfiehlt es sich, die Pellets ringsum zu entzünden, (bei aufgesetzem Foliendeckel, wie im ersten Bild) nicht in der Mitte, damit die Kaminwirkung am Rand sofort einsetzt und der Hitzerückfluss in der Mitte nach unten möglich ist. Zusätzlich soll ein (aus Küchenfolie angefertigtes) Kaminrohr aufgesetzt werden, um den Zug zu verbessern. So setzt die Holzgasproduktion beinahe sofort ein.

Und so funktioniert's:

Sobald das Holz brennt, wird durch den Kamineffekt zwischen äusserer und innerer Dose Frischluft nach oben gesaugt und durch die oben gebohrten Löcher in die Brenndose geleitet. Gleichzeitig wird durch die unteren Löcher des Brennraumes die Hitze angesaugt, wodurch die Pellets beginnen auszugasen. Dieses Gas mischt sich in der Zwischenwand auf dem Weg nach oben mit Frischluft und liefert durch die Verbrennung die Temperatur für die Aufrechterhaltung der Pyrolyse. Dieser Vorgang dauert mit etwa 300g Pellets sichere 2 Stunden. Das Gas verbrennt mit kaum sichtbarer blauer Flamme, etwa 10cm hoch, die Spitze ist orange.

Der Foliendeckel

hat zwei wichtige Funktionen: Der Öffnungsdurchmesser der Brenndose wird (hier) auf 3cm verkleinert, wodurch sich eine sehr ruhige Flamme ergibt und die Energie in der Mitte gebündelt wird. Nach etwa einer Stunde steigert sich die Gasproduktion (mehr orange) und die Verbrennung kann mit einer 2cm Lochschablone wieder optimiert werden. Zugleich wird ein geschlossener Brennbereich erzeugt, welcher verhindert, dass Luft von oben an die Kohle gelangt. Das gewährleistet, dass die hergestellte Holzkohle frei von Teeranteilen bleibt.

Höchste Vorsicht!

Nach dem Erlöschen ist die verbliebene Holzkohle unbedingt abzulöschen! Ein Abdecken mit Folie ist meist wirkungslos. Daher nicht im Raum stehen lassen! Aus eigener Erfahrung muss ich sagen, dass ich mir neun(!) Stunden nach dem Abdecken (ohne Löschen) beinahe die Finger verbrannt hätte. Die Holzkohle war dann auch dahin, ich konnte mehrheitlich nurmehr Asche ernten.
Die Pellets nur in ein Metallgefässentleeren!


Ergebnis Holzkohle

Achtung: Sicherheit und Rechtliches:

Nachbau, Anwendung und eventuell daraus resultierende Schäden erfolgen auf eigene Verantwortung.
Die Dose wird sehr heiss, auch am Boden. Der Brenner ist so als Tischmodell nicht geeignet, es muss hitzebeständiges isolierendes Material untergelegt werden!
Zur Verwendung in Räumen nur bedingt geeignet, da in der Startphase Rauch und Russ entstehen, und nach dem Erlöschen starke Rauchentwicklung einsetzt. Die Verbrennung selbst ist rauchfrei, im Abgas befinden sich jedoch Teerbestandteile, die sich zwangsweise in der Umgebung ablagern.

Erfreuliche Nachricht:

Genau dieser hier vorgestellte und abgebildete Pyrokocher wurde von der Initiatorin des Ruanda Projekts (siehe unten) von mir erworben (2013) und wird in Kürze als Modell für weitere Öfen dienen. Nachdem vor Ort Material vorhanden ist, besteht die Möglichkeit, durch diese Idee Arbeitsplätze zu schaffen und die Böden zu verbessern.

Und die Holzkohle?

Schlussendlich möchte ich noch auf das Endprodukt, die Holzkohle, hinweisen. Das Endprodukt des Pyrokochers hat einen neutralen pH-Wert und zeichnet sich durch **erhöhten Stickstoffgehalt **aus, wodurch N-Dünger vermieden werden können.
Ein weiterer Vorteil dieses hier angewendeten Pyrolyseverfahrens besteht darin, dass sich keine Teerbestandteile (polycyklische Kohlenwasserstoffe) in der Holzkohle anlagern, diese werden durch die Flamme nach aussen abgeführt. Die gewonnene Holzkohle ist unbelastet und stellt einen wertvollen Zuschlag zum Kompost dar, um das Bodenleben zu verbessern.
Mikroorganismen besiedeln bevorzugt die Holzkohle und sorgen somit durch Nährstoff- und Feuchtigkeitsanreicherung auf lange Zeit für gutes Gedeihen.
Wichtig: Die Holzkohle niemals direkt in den Pflanzbereich geben. Durch die rasche Besiedelung mit Mikroorganismen leiden die Pflanzen während dieser Phase Mangel. Holzkohle muss daher immer über die Kompostierung ins Erdreich gelangen. Eine Beimengung von Urgesteinsmehl ist empfehlenswert, um zusätzlichen Raum für Mikroorganismen und Nährstoffe zu schaffen. Die unten angeführten Projekte sollen auf die Sinnhaftigkeit dieser Technik hinweisen.

Meine Erfahrungen:

Die hier gezeigte Version ist durchaus brauchbar und gehört ab sofort zu meiner Campinggrundausrüstung, da das Brennmaterial überall zur Verfügung steht. Ich habe mir einige Videos dazu im Internet angesehen und bin daher der Meinung, dass diese Form der Verbrennung noch nicht ganz ausgereizt ist. Um zu sehen, was gemeint ist, empfehle ich, Videos zum Stichwort "woodgas lamp" und "Lucia Stove" anzusehen.
Meine Experimente haben gezeigt, dass es möglich ist, die Gasproduktion zu regulieren. Ich empfehle einen grösseren Abstand zum Aussenfass, um die Hitze etwas zu reduzieren, die Verwendung eines Metallrings in der Brennkammer und verschiedene Lochschablonen als Deckel.

Informationen:

Zum Einlesen bitte die unten angegebenen Verweise nützen.


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