Veränderte Grußrituale: Das Berühren mit den Pfoten ist verboten!

in #deutsch5 years ago

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

In Zeiten der Corona-Ansteckungsgefahr ist Distanz angesagt - ein sehr angenehmer Nebeneffekt des unangenehmen Virus.

Stirbt nun mit dem Begrüßungsritual des Händedrucks ein Teil der deutschen Leitkultur?
Noch 2017 erwähnte der damalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière in seinem Zehn-Punkte-Katalog zur deutschen Leitkultur u. a. den Handschlag. Zu dieser Zeit aber praktizierten nur noch etwa 40% der Deutschen regelmäßig diese Geste. Der Handschlag befindet sich schon seit einiger Zeit auf dem Rückzug. Auch nationale Gepflogenheiten unterliegen dem Wandel der Zeit.
Die Wurzeln des Handschlags liegen in archaischen Gründen (Nachweis fehlender Bewaffnung, Austausch von Geruchsproben), die ihre Bedeutung verloren haben.
Nach wie vor von unveränderter Bedeutung ist der Handschlag

  • beim Willkommensgeheiß des Gastgebers an seine Gäste und bei deren Verabschiedung,
  • beim Besiegeln einer Übereinkunft,
  • bei Begrüßung nach langer Abwesenheit und Verabschiedung auf lange Zeit,
  • bei Gratulationen und
  • beim allerersten Zusammentreffen (Kennenlernen).
    Der Handschlag birgt Stolpersteine. Wird die Regel mißachtet, von wem die Initiative dazu auszugehen hat, wird der Handschlag als aufgedrängt und anmaßend empfunden und hinterläßt gleich einen negativen Eindruck. Auch gilt es, die korrekte Reihenfolge einzuhalten (Wer kommt zuerst dran?).
    Bei alltäglichen Begegnungen wirkt die Geste aufgesetzt.

Abgelöst wurde der Handschlag im privaten Bereich vielfach durch die Umarmung mit leider oft nicht nur angedeutetem Kuß. Dieser Geste haftet etwas theatralisch Übertriebenes bis Unaufrichtiges an, wird sie inflationär und undifferenziert praktiziert.

„Gib‘ mir fünf!“, das Aneinanderschlagen der offenen Handflächen, stellt eine nette, ungezwungene Art der Begrüßung oder des Ausdrucks der Freude über einen gemeinsam errungenen Erfolg in vertrautem Kreise dar.

Der Austausch von Faustschlägen, das Aneinanderschlagen der Ellenbogen und gar das gegenseitige Treten mit den Füßen sind Kaspereien, die sich wohlerzogenen Erwachsenen von selbst verbieten sollten.

Eine besondere Unart, die sich wie ein Lauffeuer proliferiert, ist das Berühren anderer an Arm, Schulter oder Rücken, wie man es oft bei Helmut Kohl beobachten konnte. Diese Übergriffigkeit ist absolut deplatziert und intolerabel.

Die indische Namaste-Geste der flach gefalteten Hände oder Hand-aufs-Herz sind schöne Alternativen, wo sie passen.

In der Regel aber genügt völlig die verbale Begrüßung, mit der man sämtliche Klippen umschifft und nichts falsch machen kann.

Es wäre wünschenswert, daß auch nach Wegfall des Grundes für das Abstandsgebot respektvolle Distanz zur Regel werden würde. Damit kehrte zudem ein wenig mehr Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit in die gegenseitigen Beziehungen ein.

Eigentlich ist es schade, daß erst ein Virus kommen mußte, um diese Korrektur zu bewirken.
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/panorama/wuhan-shake-statt-ebola-gruß-coronavirus-verändert-etikette/ar-BB119V73?ocid=spartandhp#page=1

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