Letzte Woche waren Lauren Southern und Stefan Molyneux in Sydney - und diese Gelegenheit habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Den Inhalt ihrer Reden kann man sicherlich schon (bald) irgendwo im Internet ansehen, deswegen gibt es hier mal einen kleinen Bericht um das Drumherum.
Ich wollte diesen Beitrag eigentlich erst anders betiteln: Die neuen Idole - Eine Notiz darüber, dass nicht alles den Bach heruntergeht. Am Nachmittag zuvor habe ich mir etwas Gedanken darüber gemacht, was wir hier eigentlich machen und was das für eine Bedeutung hat. Überlegt euch mal, welche Antwort ihr in verschiedenen Phasen eures Lebens auf folgende Frage gegeben hättet:
Wenn du dir raussuchen könntest, welche lebende Person du persönlich treffen könntest, wen würdest du wählen?
Ich hätte je nach dem Eminem, Till Lindemann oder Jonathan Davis genommen. Andere häufige Antworten wären sicherlich Arnold Schwarzenegger, Bruce Willis, Rihanna oder sonst wer.
Wenn ich jetzt darüber nachdenke, sind Molyneux und Southern sicherlich mit dabei. Ansonsten mit ganz oben Hans Hermann Hoppe.
Was ich damit sagen will: Nicht nur ich, sondern viele mehr haben ihre Prioritäten von völlig Irrelevantem zu Bedeutendem gewechselt. Es geht nicht mehr darum, einen "Star mal in echt" zu sehen, sondern die Personen zu treffen, die einen intellektuell am meisten geprägt haben. Mir wurde heute angeboten, für 18$ zu einem Alice Cooper Konzert zu gehen. Vor 5 Jahren hätte ich mein Glück kaum glauben können. Jetzt aber frage ich mich, ob ich mir all den Stress, eine halbe Stunde in die Stadt zu fahren, wirklich geben soll. 80$ für "Menschen aus dem Internet" hab ich aber gerne hingelegt - das ist es mir wert.
Was war nun also das "Drumherum" des Events?
Meine Freundin und ich fuhren abends mit der Fähre in die Stadt, spazierten zu Darling Harbour und versuchten herauszufinden, welches Gebäude es nun ist. Unsere Erwartung war, dass es Menschenmassen geben muss - Besucher in einer langen Schlange und Demonstranten, die den "bösen rechten Hetzern" zubrüllten. So was es ja schließlich in Melbourne zuvor. Doch Sydneys Linke sind da etwas unterambitioniert oder vielleicht auch gar nicht existent. Es waren nämlich keine Demonstranten da. Und da wir offenbar mit einer Stunde vorher viel zu früh da waren, gab es auch keine Besucherschlange. Was es allerdings gab, war massig Polizei:
Vor dem Eingangsbereich waren außerdem ein paar kleine Kamerateams, die sich unserer Erwartung entsprechend wohl ein paar Prügeleien zwischen Besuchern, Demonstranten und dem Riot Squad erhofft haben.
Da wir keine Lust hatten, draußen herumzustehen, gingen wir ins Gebäude, wo wir direkt an der Tür von 6 Männern begrüßt wurden, von denen vermutlich jeder hoffte, er dürfe unsere Tickets checken und so seine Langeweile für 10 Sekunden unterbrechen.
Nach dem großen Polizeiaufwand waren wir aber doch etwas verwirrt, dass wir nicht näher gecheckt wurden. Kann da etwa jeder einfach so reinlaufen? ....Diese Befürchtung wurde dann im ersten Stock begraben: Dieser war nämlich sicherheitstechnisch kaum schlechter ausgestattet als ein Flughafen:
Drinnen waren wir dann erstmal mit die Ersten. Nach und nach trödelten dann die (wohl knapp 1000) Besucher ein. Wir zählten die MAGA-Hats und begutachteten die bösen Far-Rights: Von Teenager zu Senioren, von sehr légèr Gekleideten zu Anzug- und Abendkleidtragenden, von Surferboys zu bärtigen Rednecks war alles mögliche mit dabei. Man konnte kaum sagen, wer der typische Eventbesucher ist - die Medien haben sich deshalb dann auch einfach an den MAGA-Hats aufgehangen.
Nachdem wir ca eine Stunde in der - ich nenn es mal - Lobby saßen und wir langsam rauchig wurden, entdeckten wir kurz vor Einlasszeit direkt hinter uns um die Ecke einen Balkon. Dort trafen wir auf einen Mann, der sich eine Kippe schnorrte und uns im netten Smalltalk erzählte, dass er extra für dieses Event geschlagene 8 Stunden mit dem Zug her gefahren ist!
Danach ging es los. Freie Platzwahl. Plätze wie im Kino gewählt: Hinten Mitte. Vorne hinter der Bühne ein großer Bildschirm.
Zuerst trat Stefan Molyneux im Comedian-Stil auf. Frei gesprochen, hin und her gelaufen. Uns war klar, dass wir von beiden nichts extrem neues hören würden und trotzdem konnte man erwarten, dass der Inhalt auf Australien übertragen wurde, was dann eben auch so war. Molyneux hätte man tatsächlich einen Comedian abnehmen können, da seine Rede immer wieder recht lustig war. Nur blieb einem das Lachen schnell wieder im Hals stecken, wenn er bspw. erzählte, wie Aboriginis Kinder abtrieben und somit Australiens Version der "Edlen Wilden"-Illusion zerstörte.Lauren Southern hielt ihre Rede weniger improvisiert von einem Pult aus. Sie bezog die riesige Leinwand in ihren Vortrag mit ein und brachte aus aktuellem Anlass ihre Erfahrung in einer von Sydneys No-Go-Zonen mit ein.
Beide Reden waren jeweils eine Stunde lang, danach gab es ein einstündiges Q&A (das ich übrigens komplett aufgenommen habe und eventuell irgendwann hochladen werde). Die Fragen brachten neue Dynamik mit rein, sodass man nach 3 Stunden immer noch aufmerksam und interessiert zuhörte. Zum Abschluss konnte man sich noch seine neue gekauften Bücher (oder Farmlands-DVD und T-Shirts) unterschreiben lassen, kurzen Smalltalk mit beiden haben und eine Foto geschossen kriegen. Ich unterhielt mich kurz mit Southern über die Lage in Deutschland, wobei sie mir von ihrer Begegnung mit der Antifa erzählte.
Auf dem Weg zum Absacker trinken, sahen wir noch einen Penner mit Macbook, der bei genauerem Hinsehen wohl einer der Typen war, deren Artikel über die Far-Right-Hassprediger-Rassisten in ein paar Stunden erscheinen würde. Etwas erbärmlich kniete er an der Glaswand des Veranstaltungsgebäudes und lud seinen Verriss hoch.
Nach langen Anschlussdiskussionen, einem 10$ Bier und einem 13$ Shot ging es dann mit der Fähre vorbei am Opera House wieder nach Hause.
Ein gelungener Abend!
Bierpreise, das einzige was noch stabil ist an Deutschland.
Danke für den Beitrag, resteem!
..und Tabak :D ...Vielen Dank!
Interessanter Bericht! Ohne Facebook gar nicht mitbekommen, dass die Tour schon angelaufen ist
Posted using Partiko Android
Ich hab davon 2 Wochen vorher durch Steven Crowder gehört. Ansonsten hätte ich nicht mal davon gewusst..
ja es mangelt an der Choreographie bei den Patrioten, an einer charismatischen, mitreißenden Frontfigur und Veranstaltungen, an denen das Publikum aktiv beteiligt ist, also einen eigenen Beitrag leisten kann und muß, der auch im täglichen Leben fortgesetzt wird .. so mit Vorträgen halten wird das nix werden
hm, wir sind hier ja nicht in einem chat usw. wollt mal fragen, ob's dir gut geht?