Das ist bislang der beste und neutralste Beitrag den ich zu der Debatte gelsen habe. Dafür will ich mich an dieser Stelle schon mal bedanken. Ansonsten habe ich noch einige Anmerkungen, die ich anfügen möchte.
Kommen wir zur privatrechtlichen Organisation des Schweizer Rundfunks. Hier möchte ich anmerken, dass das zwar ein fundamentaler Unterschied zum System in Deutschland ist, jedoch auch in Deutschland der private Markt vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk profitiert.
Zum einen wird eine gewisse Art der Qualitätssicherung im privaten Rundfunk Deutschland durch die Landesmedienanstalten vorgenommen. Diese werden teilweise durch den Rundfunkbeitrag finanziert.
Zum anderen ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland inzwischen zu einem großen Teil eine Plattform für private Produzenten geworden. Öffentlich-Rechtliche Rundfunkanstalten bestellen ein bestimmtes Programm von privaten Produzenten. Aus dem Umfeld der Funk-YouTuber konnte man schon hören, dass es dabei eine quasi vollständige inhaltliche Freiheit gibt. In diesem Fall reichen die privaten Produzenten Formatkonzepte ein, diese werden dann von Funk diskutiert und gemeinsam mit den Produzenten konkretisiert. Ab dann werden die Produzenten von Funk finanziert und durch Redakteure und Schulungen unterstützt, behalten aber bei den einzelnen Videos innerhalb der vereinbarten Formate ihre gestalterische Freiheit.
Unterschätzt wird meines Erachtens an dieser Stelle die Bedeutung der öffentlich-rechtlichen Aufträge an private Produzenten für die private Senderlandschaft. Die Aufträge sorgen dafür, dass es einen breiten Markt an Produzenten mit Erfahrung und Ausstattung gibt, die natürlich auch für private Anbieter produzieren können.
Zu deinen Ausführungen zu den finanziellen Argumenten der No Billig Initiative möchte ich verschiedene Punkte anmerken. Was zunächst die Befreiung vom Rundfunkbeitrag für Rentner betrifft, so muss ich sagen, dass mir die Lösung in Deutschland selbst etwas besser gefällt. Hier wird jeder befreit (nicht nur Rentner), der Sozialleistungen nach Hartz IV oder BAföG bezieht.
Was die Gehälter betrifft, so bin ich auch nicht an einem Punkt, dass ich abschließend sagen kann, ob diese zu hoch sind oder nicht. Was jedoch Spitzengehälter betrifft, so wird oft vergessen, was die Alternative wäre. Eine Alternative wäre die absolute Deckelung der Gehälter im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Dann würde der private Rundfunk kompetente Mitarbeiter einfach durch ein höheres Gehalt abwerben und der öffentlich-rechtliche Rundfunk hätte höhere Kosten und Risiken durch Nachwuchsbildung.
Kommen wir zum Thema Freiheit und Vielfalt der Medien. Hier möchte ich noch etwas zum Bildungsprogrammen sagen. Tatsächlich sagte Dominik Kaisers, Geschäftsführer von 3+, dem Weltspiegel in einer Extra-Ausgabe sogar, dass sein Sender die Produktion von hochwertigen Nachrichteninhalten nicht für wirtschaftlich hält. Somit ist das Ende guter Nachrichtensendungen im Falle eines Endes des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wohl mehr als nur eine diffuse Angst.
Was das Argument der Belebung des Medienmarkts durch Konkurrenz betrifft, so ist auch dieses durch diese Aussage ebenfalls schon geschwächt. In vielen Fällen bedeutet Konkurrenz auch Redundanz. Das macht für die Privatwirtschaft ohnehin schon unwirtschaftliche Produktionen wie Bildungsfernsehen noch schwieriger, da man letztlich immer die vollen Kosten, egal wie viel der Zielgruppe noch nicht durch die Konkurrenz versorgt ist. Bei physischen Gegenständen ist das etwas leichter. Hier könnte man einfach das Produktionsvolumen etwas reduzieren. Medienangebote werden jedoch ein mal produziert und dann an beliebig viele Zuschauer ausgestrahlt.
Dies führt zu einem weiteren Problem. Würden wir die aktuell öffentlich-rechtlichen Inhalte der Privatwirtschaft und insbesondere der Bezahlung nach Nutzung (durch Pay-TV oder Werbung) übergeben, würde dies sich sehr wohl auf die Inhalte auswirken, da die Zielgruppen dann relevant würden. So müssten sich die (Nachfolger der) öffentlich-rechtlichen Sender dann genauer überlegen, wie werberelevant oder zahlungsbereit eine Zielgruppe beispielsweise einer bestimmten Sendung wäre. Diese müsste dann angepasst oder gar gestrichen werden. Somit würde die Vielfalt nicht wie erhofft größer sondern gar kleiner werden, da nur noch für diese speziellen Zielgruppen Programm gemacht würde.
Erstmal Dankeschön für dein Lob. :) Ich finde deine Ausführung echt interessant. Das Thema Funk ist meiner Meinung nach ein zweischneidiges Schwert. Einerseits finde ich es super das dort Youtuber unterstützt werden, die es ohne finanzielle Unterstützung schwer auf Youtube hätten. Walulis, Coldmirror oder Gametwo sind positive Beispiele für den Nutzen von Funk. Andererseits gibt es dort auch einige Kanäle oder besser gesagt Kanalkonzepte, die eher darauf ausgelegt sind, möglichst viele Klicks mit möglichst stumpfen Content zu generieren. Da zeigt sich mal wieder, das beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Quote oder im Fall von Funk die Klicks eine zu große Rolle spielen.
Zum Thema Medienvielfalt und die aktuelle Entwicklung des Privaten Fernsehens kann ich das Video von Walulis sehr empfehlen. Es gibt einen guten Einblick wie sich die Senderchefs den (wirtschaftlich) optimalen Fernsehsender vorstellen.
Video: