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RE: Weißt Du noch damals.... ?

in #deutsch7 years ago

Super Artikel - ich mag deinen Schreibstil sehr. Erinnerungen scheinen in der Luft zu liegen, ich hatte gerade über die Musik einige Tage des Erinnerns und Erstaunens. In Verbindung mit der Musik fällt es meinem Gedächtnis leichter, in alte Zeiten einzutauchen. Die Gefühle von damals (immerhin über 40 Jahre her) steigen wieder auf, kleine Szenen, Events, Menschen, Musik, ... lauter "Dinge", an die ich eeeeeewig nicht gedacht habe. Plötzlich taucht Vieles auf. Es scheinen die intensiven Gefühle zu sein, die das Erinnern unterstützen. Wie bei deiner Erfahrung mit der alten Dame - auch wenn sie etwas aufgeschrieben hat, glaube ich schon, dass sie sich erinnert.
Für mich hat das Erinnern viel mit Bewusstheit zu tun. Bewusst erlebte Augenblicke- - wie z.B. intensive Gefühle "inszenieren" - brennen sich mir quasi ein. Es ist ein Unterschied, ob ich mich über ein Foto z.B. an eine tolle Ferienwohnung erinnere oder über ein bewusstes Wahrnehmen im Sinne von Einsaugen oder Einatmen. Ich nutze dies oft, wenn ein Urlaub zu Ende geht: so fällt der Abschied nicht so schwer und ich kann zu Hause meine inneren Bilder immer hervorholen, wenn ich es möchte. Mache ich Fotos, bin ich in der Beobachterposition...

Die Frage des Erinnerns finde ich sehr spannend. Wenn ich immer im Hier und Jetzt leben möchte, welchen Stellenwert haben dann Erinnerungen? Vielleicht brauchen wir sie gar nicht so wie wir denken? Der Verlust der eigenen Identität ist da natürlich ausgenommen. Der Mensch ist so ein großartiges Wesen - im Grunde könnte ich mich doch jeden Tag neu erfinden. Macht keinen Sinn, ist klar, aber interessanter Gedanke oder? Und und und.... Hey @variola ich danke dir für diesen Impuls!!!!!

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Liebe kadna, danke Dir für Dein ausführlichen Kommentar und tolle Denkanstöße! Ja Musik bewegt schon Einiges in Einem, vor allem Emotionen. Schön, wenn Du so in Erinnerungen schweben kannst. Das ist viel wert - selbst wenn man im Hier und Jetzt lebt. Es ist doch ein wesentliches Fundament Deiner Selbst und das Erlebte (an das man sich erinnert) macht Dich ja zu dem, was Du im Hier und Jetzt bist.

Also im Beruf habe ich oft mit Menschen zu tun, die sich jeden Tag neu finden müssen, manchmal sogar jede Stunde. Scheint manchmal verloren aber auch völlig erfüllt. Aber wenn man ihnen die Chance gibt, sich zu erinnern, bekommen sie für mich eine plötzlich andere Persönlichkeit. Ich war schon öfter "die Tochter" oder "die Enkelin" und wenn man dann den Charakter erlebt, weiß man, dass man alles richtig gemacht hat.
Das habe ich sehr gerne gemacht (:

Oh ja, das klingt sehr schööööön und du bist bestimmt genau die Richtige am richtigen Platz! Scherzend könnte ich dann deine Berufung mit "Weißt-du-noch-Selbst-Finderin" bezeichnen. ;)