Von Kartoffeln und Kanonen

in #deutsch3 years ago

Ihr wisst sicher noch, wie die Karla auf der Menschenfresserinsel den ersten Schweinebraten zubereitet hat und dass sie dazu seltsame Knollen gebraten hat. Das waren die ersten Erdäpfel, die mit der Bismarck nach Europa und nach Bayern gekommen sind. König Ludwig hat ihren Wert erkannt und hat sie anbauen lassen. Auch im Sauwald hat man sie ausgesät und noch heute sind die „Sauwalderdäpfel“ weitum bekannt.

Über den Schneider Michael und den Schrat Waldemar sind sie auch in den großen Vicht gekommen und besonders in Lacken sind sie prächtig gediehen. Sogar Bruno hat sie mit Begeisterung gefressen, aber sie mussten gekocht und gesalzen sein, in Scheiben geschnitten und ein Stück Butter musste drauf sein! So haben sich die Keller und Hütten der Waldbewohner im Innviertel schnell mit Erdäpfeln gefüllt, denn sie dienten nicht nur den Menschen zur Nahrung, sondern auch den Schweinen.

Von einer Hungersnot war man also im Lande zwischen Inn und Donau ein schönes Stück entfernt. Vorausgesetzt allerdings, dass keiner die Vorräte stahl oder raubte. Und davor schreckten die herumziehenden, raubenden und brandschatzenden Soldatenhorden kein bisschen zurück! Aber wie sollten die Wäldler die abwehren? Waffen hatten sie ja so gut wie keine. Zwar war am Krämpelsteine noch das Schwert Balmung in der Burgkapelle versteckt, aber das zierliche Schneiderlein war kaum in der Lage, dieses Meisterwerk der Schmiedekunst zu führen. Da hätte man schon einen Recken wie Hagen von Tronje gebraucht!

Das wusste auch Ernst, der Schmied von Zwickledt, und es war ihm dazu ein Gedanke gekommen: Der Burgschneider hatte ihm, dem Kriegsminister vom Krämpelsteine, von einer gewaltigen Explosion im großen Vicht erzählt. Michael hatte diese Geschichte von seinem Schulfreund, dem Waldschrat berichtet bekommen. Und der war ja Zeuge geworden von diesem Ausbruch der Elemente. Nur weil er tief im Fuchsbau gesessen war hatte es ihn nicht zerrissen! Mit dieser Sprengmischung musste es doch möglich sein, Geschosse aus einem Rohr zu treiben, oder auch Steine zu sprengen.

So hatte er vorsorglich schon einmal ein dickwandiges Eisenrohr, das hinten verschlossen war, auf ein Gestell mit 2 Rädern montiert. In das Rohr wollte er das Schießpulver füllen und eine genau passende Kugel mit hoher Geschwindigkeit abfeuern. Als ihn ein Nachbar fragte, was denn das für ein Gerät sei, murrte er „Jedenfalls koa Nonne“.

Der schwerhörige Nachbar erzählte dann seiner Frau, der Ortsratsche von Zwickledt, dass ihr Mann in der Schmiede „ka Nonne“ gesehen habe. Geblieben ist der Name „Kanone“ für das erste Vorderladergeschütz auf der ganzen Welt!
Ein ganz und gar gewaltiges Geschütz!

Screenshot_381.png

Der Ernst hat aber keine Ahnung von der Herstellung des Schwarzpulvers gehabt, also hat der Waldemar her müssen. Der ist mit einer Ladung Schwefel und Holzkohle nach Zwickledt gekommen und hinter ihm kam der alte Uhu Albert hergeflogen. Den haben sie wegen des Salpeters gebraucht! Zum Fressen hat er gar nicht mehr fortzufliegen gebraucht, die Schmiedin hat ihn gefüttert und gefüttert – und der Albert hat gesch.... und gesch....., also er hat Salpeter gemacht.

Und ihr macht jetzt die Augen zu! Gute Nacht, kleine Freunde!

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:)

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