Es ist der erste Tag nach dem shut down, der erste Tag, an dem die Virus-Krise ein Gesicht bekommen hat, hier,wo es noch vor ein paar Tagen hieß, es gebe gar keine Infektionsfälle. Nun ist alles anders. Schulen geschlossen, Theater, der Zoo zu. In den Supermärkten ein paar leere Regale, in einigen anderen ein paar mehr. Es ist alles da, nur nicht mehr überall.
Draußen vor der Tür strahlender Sonnenschein, 13 Grad, der erste richtige Frühlingstag. Die Luft ist klar und sauber, Vögel zwitschern und in der Supermarktschlange sprechen die Menschen seltsam gedämpft miteinander. Normaler Wochenend-Einkauf sagt ein älterer Herr. Ist doch auch Quatsch, jetzt in Panik zu verfallen, antwortet die junge Frau hinter ihm.
Es klingt wie eine Beschwörung der Zeit,die noch gar nicht lange vorüber ist, der Zeit, in der alles normal war. Klimaangst und Klimaleugnung waren die Themen, die in den Kneipen heiß dikutiert wurden. Steigende Mieten. Der nächste Urlaub. Wer wird Deutscher Meister?
Jetzt sitzen mur noch zwei alte Damen einsam im Freisitz der so brodelndenKneipenmeile, sie tuscheln miteinander. Weiter ist niemand zu sehen. Kaffeezeit ohne Kaffeegäste. Fußballkneipen ohne Fußball. Die Bierhähne krähen nicht mehr.
Die meisten Läden hätten heute ebensogut geschlossen bleiben können. Von außerhalb ist niemand zum Shoppen gekommen, das verraten die Parkplätze. Mehr gähnende Lücken als drängende Enge überall. Die Beamten des Ordnungsamtes haben heute Mühe, irgendjemanden zu finden, dem sie ein Falschparkerknöllchen verpassen können. Ein paar stehengebliebene Elektroroller. Ein paar Flaschenscherben, zu denen sich so schnell keine neuen gesellen werden.
Trotzdem wollen offenbar viele raus, irgendwohin ins Offene. Wer weiß, was noch kommen wird. "Wer weiß, wielange das noch geht", sagt eine Frau zu ihrer Begleiterin. "Guck nur nach Italien", antwortet die.
Es zieht die Menschen in die Natur, in den Park, den niemand schließen kann. Ein Eiswagen ist aufgefahren und das Bratwurstmobil ist auch da, als wäre nicht die ganze Welt durcheinandergerüttelt worden. Die Schlangen an den festen Ausflugslokalen sind sogar länger als sonst. Wo niemand mehr nirgendwohin kann, treffen sich alle dort, wo es sicher zu sein scheint.
Die Welt wirkt wie eine Filmszene aus "World without end", mühsam nachkoloriert. Kein Auto fährt vorbei. Keien Hiphop-Gang lässt die Bluetoothbox scheppern. Es ist ganz still geworden.
Oooh really? Good luck... But we all were to lazy to get more stock in the houses.
Schöne Worte für eine bizarre Situation! Geisterstädte wird es sicher bald noch mehr geben - mit allen Vor- und Nachteilen... !jeenger
Ein jeengervote für dich von @ditsch