So oder so ähnlich muss es wohl gerade Axel Voss durch den Kopf gehen, wenn er Twitter anmacht - falls er weiß, wie das geht.
Die zwei Top Tags zur Zeit sind "#Artikel13Demo" und "#safeyourinternet". Sogar "Demo in Köln" hat es auf die Liste (zumindest die Liste, die Twitter mir anzeigt) geschafft.
Und die Botschaft der in etwa 30 deutschen Städte gegen die EU-Urheberrechts-Richtlinie protestierenden Menschen ist eindeutig.
Wieder einmal ist ein Generationenkonflikt entbrannt, der sich hier in der unterschiedlichen Wahrnehmung äußert, wer ein Urheber ist.
Für die alte Garde sind das - befeuert durch Zeitungen, die genau das verbreiten - die großen Verwerter. Verlage, GEMA usw.
Für die junge Generation ist das - basierend auf eigener Erfahrung - im Grunde jeder, aber gerade nicht die großen Verwerter.
Die Reibung kommt auch daher, dass ein Nutzen für die erste Gruppe im Allgemeinen mit Nachteilen für die zweite Gruppe einhergeht. Insbesondere soll mit Artikel 12 ein deutsches höchstrichterliches Urteil umgangen werden, nach dem den Urhebern mehr Geld zusteht, als die Verwerter über viele Jahre ausgeschüttet haben.
Artikel 11 ist die "Google-Steuer", die die Suchmaschine dazu zwingen soll, für die Dienstleistung, die sie den Zeitungsverlagen erbringt (das Auffindbarmachen ihrer Produkte), auch noch zu zahlen, statt für die Dienstleistung bezahlt zu werden.
Artikel 13, an dem sich der Widerstand besonders entzündet, ist die Vorgabe für Uploadfilter, die - technisch bedingt - einen ungeheuren Schaden an der freien Meinungsäußerung anrichten müssen. Außerdem würden die Filter große Plattformen (vor allem Youtube) und Verwerter begünstigen, während kleine Plattformen und Urheber benachteiligt werden.
Auch in anderen europäischen Ländern wird deshalb heute demonstriert.
Allein in Deutschland dürften, alle Städte zusammen genommen, etwa 100.000 Menschen auf die Straße gegangen sein. Sicherlich hat die Diffamierung der Kritiker als "Google Bots" durch Axel Voss mit dazu beigetragen. Ein selten dämlicher, aber sehr erhellender Einblick auf die Wirklichkeits-Wahrnehmung einiger Abgeordneter.
Update: Demo-Zug in Berlin, 30 Minuten im Schnelldurchlauf (2 min).
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