Um einen alten Spruch abzuwandeln: Es kann auch vice versa sein! Ich sah wirklich Licht. Aber es kam nicht auf mich zu wie in dem lieben alten Sprüchlein.
Nach einigen Jahren mit unglaublichen Schindereien aller Art, die meisten für Familieninteressen, einige weitere in Form von selbstauferlegten Torturen, die man Erkundungsreisen nennt, schrie alles in mir nach Erholung und nach einer längeren ruhigen Phase, in der ich alles Liegengebliebene bearbeiten kann. Und kam sie auch? Mitnichten!
Solche abrupt beendete Hoffnungen sind mir heuer nicht zum ersten Mal passiert. In den vergangenen Jahren arbeitete ich immer wieder bis zur Selbstaufgabe. Mich hielt die Einstellung aufrecht, dass nach geduldigem Durchhalten eine Erholungsphase winkt. Jedes Mal, wenn ein heftiger Einsatz am Ausklingen war, schien es, als würde ein Schicksalskobold auf diesen Augenblick nur warten und hämisch grinsend murmeln: "Zack, der zeig' ich's jetzt, jetzt kommt es erst recht dick daher!"
Genau dann, wenn sich der ersehnte erste Schimmer von Erholung spürbar machte, kam etwas mit Knalleffekt daher, das mir erneut vollen Einsatz abverlangte. Jedes Mal ging ich in einer solchen Situation innerlich leicht in die Knie, stöhnte stumm auf und nahm die nächste unvermeidliche Aufgabe an. Was für ein Programm habe ich mir da wohl unbewusst inszeniert?
Zunächst jagte ein Baustelle die nächste, dann waren es knochenbrechende Gartenarbeiten. Alles davon musste sein und doch fragte ich mich eben diese Frage: "Musste es sein?" Ja, nicht für mich allein, sondern für die Familienzukunft.
Eine Zeitlang arbeitete ich für die Familie bei Tag, für mein künstlerisch-kulturelles Engagement bei Nacht. Der Schlaf kam zu kurz. Das geht nicht auf Dauer. Der zeitliche Anteil für Kunst und Kultur wurde immer geringer und verebbte schließlich. Es stimmte mich traurig. Da die schwere Energie der Traurigkeit ungesund ist - für mich und das Universum! - trachtete ich danach, diesen Zustand zu neutralisieren. Dabei merkte ich - vorerst wehrlos! - dass mir meine Vitalität und Lebensfreude immer mehr abhanden kamen. Wenn man unentwegt nur das tut, was man zu tun hat, verliert das Leben seine Süße und man vegetiert nur noch dahin.
Da ich auch in Coaching erfahren bin, wusste ich, dass ein solcher Zustand wie das Amen im Gebet irgendwann zu Erkrankungen führen würde, und nahm haarscharf wahr, was in meinem Leben gerade unrund verlief. Aber was nutzt das Wissen, wenn man vor Aufgaben gestellt wird, die anzunehmen sind? Wo es gleichsam kein Entrinnen gab? Wie half ich mir? Wie stand ich das durch?
Plötzlich schien die Welt um mich voller Menschen, die sich ähnlich überlastet fühlten wie ich. Übrigens, was ich hier nur generell schildere, möchte ich nach und nach in konkreten Episoden schildern. Was in mir vorging, wie ich Struktur in mein stressiges Leben zu bringen versuchte, was mir die Kraft gab durchzuhalten, wie mein Körper reagierte, wir ich letztlich das Gefühl hatte, Kapitän auf einem großen Schiff zu sein.
Nun sieht es nach Jahrzehnten zum ersten Mal danach aus, das mein Leben überschaubar wird und in ruhigeren Bahnen verlaufen kann. Mehr noch, mein Umfeld beginnt sich auch zu glätten, als wäre alles miteinander verwoben. Ein unbeschreibliches Gefühl.
Ja, ich werd' mir noch mehr hier von der Leber weg schreiben. Wie immer folge ich dabei meinem Herzen.
Also ist es gut und richtig, dass ich in nächster Zeit hauptsächlich von meinen Erlebnissen, Wahrnehmungen und Gedanken erzählen werde.