Am Samstag habe ich einen schönen lauen Abend an der Unteren Alten Donau verbracht. Das ist ein netter Ort wo Wiener gerne Rudern gehen, Schwimmen gehen, sich betrinken gehen und von Insekten gestochen werden.
Meine Schwester hat's vor fast einem Monat erwischt, dieses Wochenende sollte es mich erwischen. Wenigstens war ich nicht so leichtsinnig, barfuß durchs Gras zu laufen, aber ja, irgendein Vieh hat mich doch gestochen, am Fuß, und ich blieb ahnungslos. Die Kirsche auf dem Kuchen: Am Sonntag haben wir eine kleine Wanderung durch den Lainzer Tiergarten gemacht. Das hat mir den Rest gegeben, wie Mischkonsum: Sport auf kaputten Fuß.
Aber eigentlich wars ja nicht meine Schuld. Sondern erstens die Schuld vom Vieh, dass wahrscheinlich seinen Kameraden rächen wollte. (Ein anderes Insekt ist in meinem Drink ertrunken; ich habe dem Ganzen eine würdige Seebestattung in die Donau gewidmet.) Zweitens war alles nicht meine Schuld, weil ich ja nicht wissen konnte, dass sich das ganze erst nach 24 Stunden oder so bemerkbar macht.
Am Sonntag, dem Tag der Wanderung, dem Tag nach der alten Donau, meinem Drink und der Bestattung und dem Stich schwoll mein Fuß am Abend an. Es sah nicht ganz so übel aus, aber doch eben angeschwollen. Meine Schwester sagt: „Weißt du, eine Frau wurde mal gestochen und man musste…“ „Bitte keine Horrorgeschichten!“, flehe ich. „Also ja, die Frau wurde gestochen und man musste ihr Bein amputieren.“, führt sie fort. Toll!
Am nächsten Tag gehe ich zum Arzt. Zwei Stunden Wartezeit und Pensionisten die sich vordrängen, weil sie offenbar so wenig Zeit haben. Der Drache an der Rezeption schnaubt: „Ja, also dieses Jahr sind die Viecher ja besonders schmutzig.“ Antibiotikum-Therapie, Creme und so eine Bandage über das Bein bis zum Knie rauf und bitte hochlagern!
Und hier beginnt der Wahnsinn. Unendlich lange Stunden im Bett. Den ganzen Tag im Bett. Normalerweise mache ich täglich Sport und jetzt nur rumliegen. Am Anfang war’s lustig, nach zwei Filmen aber nicht mehr. Mit der Zeit kommen Liegeschmerzen, man kann sich aber schwer wenden, wenn man den Fuß nur in einer Position ablegen kann. Der Tag dauert plötzlich ewig lange. Ich darf nicht mal sitzen, also ist auch Lernpause. Nach 6 Stunden liegen geht’s dann aber einfach nicht mehr. Also holte ich meine Hanteln und machte bisschen Bankdrücken, äh Bettdrücken. Ok besser, vielleicht werde ich so schlafen können. Das schlimme ist, dass es nicht wirklich wehtut, sondern sich einfach gelähmt anfühlt. Ich kann meine Zehen nicht bewegen, wenigstens kribbelt es ein bisschen. Ich muss wieder an die Amputationsgeschichte denken. Quälend ist auch, dass es unter dem Verband juckt, ich aber nichts tun kann.
Dienstag, der zweite Tag ohne Dusche. Das mit dem Waschlappen hat nicht ganz geklappt und ich fühle mich nur mehr wie einer dieser stinkenden Menschen aus der Ubahn. Bis Donnerstag, wenn ich den Verband abnehmen darf, gibt’s also keine Dusche für mich. Das Leben geht aber weiter: Morgen zum Juridicum, mit meinem Freund Mittagessen, am Donnerstagabend ein wichtiger Protest. Gabs da nicht so einen französischen König, der auch nie geduscht hat und das Parfum erfunden hat? Wird das gut gehen?
Also habe ich eine wahnsinnige Woche. Zu den aktuell tropischen Temperaturen (schwüle Hitze, Regen) sag ich lieber nichts. Aber jammern wird man doch wohl noch dürfen, besonders als Wiener.
Ui ist dir aufgefallen dass das Bild hochkant gezeigt wird?
Das ist ein Scheineffekt aufgrund der Liegeposition im Bett.
Während Du gestochen wurdest, habe ich über stechende Insekten geschrieben, so schliesst sich der Kreis. Gute Besserung noch!
Schön dich zu lesen!
Bitte Jammer auf diesem Niveau weiter, es ist so nett in Worte gefasst. :-)))
Und so verständlich!
Alles gute dir.
Vielen Dank. :D
oje, wünsche dir eine gute Besserung, durchhalten, das wird schon wieder :)
Durchhalten! Es wird vorbei gehen. Und beim nächsten Besuch in den Wiener Sümpfen solltest du genügend Insektenschutz auftragen. Vielleicht hilft auch für die Zukunft eine Immuntherapie.
Immerhin haben wir dem bösen Insekt diesn Post zu verdanken. Man muss das also positiv sehen.
Hahaha danke, sehr lieb! :D
Haha dass dein Fuß auch direkt nach einem Stich so anschwillt... sei froh dass er nicht abgeschnitten werden musste! ;-) :D