Level One - Ein Roman von Timo Bakenecker
Kapitel 8. Theoretischer Durchbruch
Was bisher geschah.....
Prolog Prolog
Kapitel 1. Der Fund
Kapitel 2. Theorien
Kapitel 3. Beobachter
Kapitel 4. Wave Board
Kapitel 5. Begegnung im Supermarkt
Kapitel 6. Essen zu zweit
Kapitel 7. Urlaub
Kapitel 8. Theoretischer Durchbruch
Karen betrat das hohe verglaste Gebäude durch die großen Drehtüren am Haupteingang. Mitarbeiter in Anzügen und weißen Kitteln gingen in der Vorhalle auf und ab. In der Mitte der Vorhalle prangte ein großer halbrunder Empfangstresen mit dem Logo der John-Hopkins-Universität. Mitarbeiter Ihrer Sicherheitsstufe hatten eigentlich Ihren eigenen Eingang von der Tiefgarage aus, aber Ihr war heute Morgen nach viel frischer Luft und einem großen Becher Caramel Kaffee mit Kondensmilch. Sie nippte an Ihrem Becher und ging mit scharfen Schritten auf den Sicherheitsbereich zu. Nach dem elften September 2011 waren die Zugänge zu allen Büros und Labors mit Sicherheitsschleusen und biometrischen Erkennungssystemen ausgestattet worden. Sie klemmte sich Ihre schwarze Aktentasche unter den Arm und den Kaffeebecher zwischen die Zähne und kramte Ihren Uni-Ausweis hervor. Wie an jedem morgen bildeten sich lange Schlangen vor den Schleusen und so blieb Ihr noch etwas Zeit den Kaffee in Ruhe auszutrinken. Sie blickte umher und war wie so oft verwundert, wie viele Menschen Sie gar nicht kannte, die in diesem Büroturm ein- und ausgingen. Und das obwohl Sie bereits einige Jahre über in verschiedenen Bereichen der Universität tätig war. Während Sie noch im Geiste die Kollegen Ihrer Abteilung durchging forderte Sie einer der Wachmänner auf Ihren Ausweis auf den Scanner zu legen.
„Ein toller Tag heute Mrs. Stennes !“.
„Sie sagen es Marco“, erwiderte Sie, legte den Ausweis auf den Scanner und mit einem quittierenden Ton winkte Sie der Wachmann zur nächsten Station durch. Die Universität testete in diesem Gebäude Ihre neue Generation der Ganzkörperscanner basierend auf Tetrahertzstrahlung. Nach anfänglichen Widerständen aus den Reihen der Mitarbeiter des Instituts, hatte sich das System jedoch schon wenige Tage nach Einsatzbeginn bezahlt gemacht, als ein Mitarbeiter Daten per USB-Stick aus den Gebäude schmuggeln wollte. Da auch beim Ausgang alle Mitarbeiter untersucht werden, fand man den kleinen Stick in seiner Aftergegend versteckt. Das Institut feierte damit den Erfolg der Geräte und nahm den Vorfall als Gegenargument für alle Versuche der Gegner des Systems dieses auszubremsen. Karen musste Ihre Tasche abgeben und sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen in den Scanner stellen. „Schauen Sie nicht so Marco, ich habe heute extra für Sie meinen schärfsten BH angezogen“. Marco konnte sich einen leisen Pfiff nicht verkneifen als das Gerät die schwarz-weiß Umrisse Ihres Körpers hervorbrachte. Karen hörte und ignorierte seine verbale Bestätigung Ihres durch viel Fitness in Form gehaltenen Körpers, nahm auf seinen Wink hin Ihre Tasche und machte Sie sich auf den Weg in Ihr Büro. Dort angekommen schaltete Sie wie gewohnt Ihren PC, Drucker und andere Geräte ein, öffnete Ihren Schreibtisch und nahm sich ein paar leere Blätter und einen Stift hervor. Ihre erste Aufgabe am Tag war es Ihre Mails zu lesen. „Spam, noch einmal Viagra und oh heute haben wir Post von der heißen Olga, dagegen sollten Sie mal etwas erfinden.“ Sie löschte fleißig was der Spamfilter für Sie übriggelassen hatte und definitiv nichts mit Ihrer Arbeit zu tun hatte. Wie immer war am Ende eine überschaubare Anzahl Mail übrig mit mehr oder weniger interessantem Inhalt. Mitteilung der Kantine. Darin wurde mit schmackhaften Bildern das Mittagsangebot präsentiert. „Kalbsbraten mit Kroketten und Meerrettich Sauce, hörte sich lecker an, oder Spaghetti mit Gorgonzola Sauce“. Im Geiste entschied Sie sich für ersteres, da Sie sich kaum vorstellen konnte das Pasta die nicht von Stephania und Manuel stammte nur ein Abklatsch der italienischen Küche sein konnte. Sie buchte Ihr Mittagessen im internen Buchungssystem und kehrte zu den restlichen Mails zurück. Sie überflog alle Absender „Markus Löwe, Adrean Walters, Sven Kinnes, Frank Walmer.. Frank Walmer der nervt mich jetzt schon seit Wochen. Nein Frank ich werde Deine Arbeit nicht lesen, weil es nicht mein Fachgebiet ist. Stephen Gelder, Samuel Borg, Lt. Col. John Mc Gillester . Hallo Colonel was kann ich heute für Sie tun. Sie öffnete seine Mail und las.
„Hallo Karen, ich habe soeben Ihren Bericht der letzten Versuchsergebnisse und Ihre Berechnungen erhalten. Das sieht schon sehr vielversprechend aus. Wann kann ich mit etwas Handfesterem rechnen. Wie Sie wissen haben wir für erste Tests den Reaktorblock in unserer kleinen Privatwüste für Sie und Ihr Team freigehalten. Innerhalb der Militärkreise wartet man gespannt und natürlich auch ungeduldig auf Ihre Ergebnisse. Bitte melden Sie sich heute Nachmittag noch einmal mit dem aktuellen Stand zurück. Viele Grüße John Mc Gillester.“
Was waren das noch für laue Zeiten als Sie noch ohne Militär und Untersuchungsausschusse forschen konnte. Sie fühle sich beengt und legte Ihre Jacke ab. Das beengte Gefühl ließ Sie jedoch nicht los. Seitdem Ihre Forschungen in Militärkreisen bekannt wurden wurde auch der Druck ständig größer. Sie war sich sicher das Computer, Telefon, Faxgerät mehr als nur Ihre eigenen Augen hatten. Das war nun mal militärische Vorgehensweise und mit der musste Sie sich nun abfinden ob Sie wollte oder nicht. Karen öffnete Ihre Bio-Simulation und begann mit einem neuen Log-Eintrag. „Versuchsreihe 12/746 bioenergetische Ernergiegewinnung 17.05.2010 Karen Stennes“ Sie startete die Simulation mit den Parametern der letzten Tage. Die Simulation dauerte dank der neuen Rechner, die das Militär Ihr für diesen Zweck genehmigt und zur Verfügung gestellt hatte nur wenige Minuten. Das Ergebnis war wie gewohnt atemberaubend. Die neue Mischung aus asiatischen Pflanzensäften und dem herkömmlichen APCP, seinerseits eine Mischung aus Ammoniumperchlorat, Aluminium, Eisenoxid, einem Polymer und einem Epoxidharzhärter brachte es auf einen 4-mal höheren spezifischen Impuls als APCP allein. Damit wäre es nun möglich mit wesentlich weniger Treibstoff in den Feststoffraketen eine wesentlich größere Strecke zu überwinden. Erstmal könnten die SRB´s wie die Space-Shuttle Solid Rocket Booster auch genannt werden nicht in 45 KM Höhe abgeworfen, sondern als Energielieferant für den Weiterflug verwendet werden. Reisen zum Mars an den Rand unseres Sonnensystems rückten somit in greifbare Nähe. Aber noch war dies alles nur reine Theorie. Karen wurde von einem Klopfen und einem direkt darauffolgenden Öffnen der Tür aus Ihren Gedanken gerissen.
„Post für Sie Mrs. Stennes“.
„Karen“ antwortete Sie und ergänzte, "Sloane, nennen Sie mich doch bitte Karen, wie alle hier. Ich komme mir immer so verdammt alt vor, wenn Sie mich Mrs. Stennes nennen“.
„Entschuldigen Sie ich Mrs. Stennes“.
„Karen! “, erhob Sie verzweifelt Ihre Stimme.
„Karen, Mrs. Stennes ich habe ein paar Briefe und ein Paket mit einer wirklich schönen Briefmarke darauf.“ Karen nahm alles entgegen und während Sloane schon wieder gehen wollte hielt Sie Ihn auf, "Warten Sie Sloane, warten Sie einen Augenblick.“ Karen nahm fix eine Schere und schnitt vorsichtig die Briefmarke aus dem Paket heraus und reichte es dem Postmann hin.
„Ich weiß Sie sammeln Briefmarken. Sonja vom Empfang hat es mir erzählt. Nehmen Sie diese mit zu Ihrer Sammlung. Wenn Sie mal etwas wert ist, können Sie mich ja beteiligen". Karen grinste und reichte Ihm die Marke.
„Besten Dank Mrs. Stennes, ich meine Karen. Vielen Dank“. Er steckte die Marke vorsichtig in seinen Kittel und verließ Ihr Büro. Karen drehte sich wieder Ihrem Monitor zu und versuchte in Gedanken wieder zu Ihrem letzten Ansatz zurückzufinden. Sie musste jedoch immer wieder an Sloane und sein Mrs. Stennes denken. Solange Sie hier arbeitete nannten nur die Leitung des Instituts, das Militär und der Postmann Sie so. Für alle anderen war Sie einfach Karen. Sie blickte unwillkürlich nach links auf den Briefstapel und das kleine mit grau-braunem Paketpapier umhüllte Päckchen. Der Absender war schlecht zu lesen. Karen nahm eine Schere zur Hilfe und öffnete vorsichtig das Päckchen. Sie zog ein braunes Holzkästchen und einen Briefumschlag aus dem Papier.
„Viele Grüße aus Louang Namtha, Dein Palo“.
„Palo“, Karen freute sich über diese unerwartete Nachricht. Palo war Ihr auf Ihren Reisen und Studien in China, Burma und Laos stets ein wertvoller Begleiter gewesen. Er war nicht nur Ihr Übersetzer und verantwortlich für einen ganzen Trupp von Trägern für die Ausrüstung, sondern auch zu einem guten Freund geworden. Seit Ihrer Rückkehr in die Zivilisation schickt Palo Ihr nun regelmäßig Blumen und Pflanzen aus dem Regenwald, die bisher kaum jemanden bekannt sind. Karen bedankt sich dafür regelmäßig mit kleinen Paketen voller Snickers, Mars und anderem JunkFood, sowie Spielzeug für die Kleinen. Und davon hat Palo einen ganzen Stall voll. Karen öffnete vorsichtig das sorgfältig mit Bambus verschlossene Holzkästchen. Sie hob den Deckel aus dunklem Holz an und schaute neugierig hinein. Es war jedes Mal ein spannender Moment. Nur dieses Mal schaute Karen erst etwas verwundert und dann fragend in das kleine Kästchen. Sie hatte eine Blüte, ein Blatt oder eine ganze Pflanze mit Stiel und Blättern erwartet. Das Kästchen jedoch war leer. In der Mitte lag ein dünnes Tuch das an allen Seiten fest mit der Schachtel verklebt war. Und dort wo Karen nun eine weitere Probe aus dem Dschungel erwartet hatte war schlicht weg nichts. Karen nahm noch einmal den Brief von Palo in die Hände und las die Zeile nun noch einmal langsam laut vor.
„Viele Grüße aus Louang Namtha, Dein Palo“
Karen strich sich durch Ihr Haar. Bisher hat Palo nie ein leeres Paket verschickt. Er war früher immer sehr zuverlässig gewesen, Karen konnte immer auf Ihn zählen, wenn Sie Ihn brauchte. Ohne Palo wäre Sie im Gefängnis von Laos gelandet, von einem Tiger in Bagalore zu Mittag verspeist worden und fast hätte die Malaria Sie das Leben gekostet. Palo wusste immer und zuverlässig was zu tun war. Warum also sollte er Ihr heute ein leeres Kästchen schicken. Sie hielt den Zettel aufmerksam in Ihren Händen und begann mit den Fingern über das Papier zu fahren. Was war das für ein eigenartiges Material. Es war leicht und anschmiegsam, eher wie ein Stück Stoff als ein Blatt Papier. Karen nahm das Stück in Ihre Hände und holte Ihre Schreibtischlampe ein Stück näher an Sie heran und hielt das Blatt senkrecht gegen das Licht. Vor dem Licht kam eine deutliche Maserung im Inneren des Papierblattes zum Vorschein. Karen konnte deutlich schmale Linien ausmachen die von einem zentralen Punkt aus quer über Blatt verliefen und dabei in jede Spitze des Blattes reichten. Karen kannte das Bild. Sie hatte es schon viele Male gesehen, wenn Sie als Kind im Blätterhaufen der Nachbarn spielten. Es musste eine Art Blatt sein, das Ihr Palo geschickt hatte. Palo musste es in Zettelform rechteckig zurechtgeschnitten haben, bevor er seine Nachricht darauf schrieb. Karen öffnete Ihren Schreibtisch und kramte in der unteren Schublade und zog 1 Paar Gummihandschuhe und ein Kunststoffröhrchen hervor. Sie zog die Handschuhe über, nahm das Blatt erneut in beide Hände. „Was hast Du mir da nur wieder geschickt Palo“. Sie rollte das Papier vorsichtig zusammen, gerade so, dass es ohne zu Brechen in das Kunststoffröhrchen passte. Sie verschloss das Röhrchen sorgsam, legte es neben der Tastatur ab und wählte die Nummer aus dem Zentrallabor. „Labor Z3, Martin Locker am Apparat“.
„Martin“, entgegnete Karen freundlich, „wie geht es Dir? Hier ist Karen“.
„Karen die Nummer kenne ich mittlerweile auswendig, Sie bedeutet Arbeit! Was kann ich für Dich tun?“. Karen war über diese harsche Antwort wenig überrascht. Martin war einer der besten Laboranten am Institut, unglaublich vielfältig einsetzbar aber er mochte Menschen nicht besonders. Sie waren im schlichtweg zu groß dimensioniert. Bakterien, Viren, Kleinstlebewesen und alles was unter das Okular seines Mikroskops passte war seine Welt.
„Martin, ich schicke Dir gleich eine neue Probe herunter, kannst Du mir eine genaue Aufstellung aller Inhaltsstoffe erstellen?“.
„Wieder so ein langweiliges Stück Urwald?“.
„Diesmal ist es etwas besonderes, das habe ich im Gefühl“, betonte Karen und rollte dabei das Kunststoffröhrchen in Ihren Händen hin und her. „
Kapitel 9. "Phil´s Welt" erscheint am 13.11.2017 exklusiv hier auf Steemit
Bildnachweis: Antiv3D (istockphoto.com - Stock-Fotografie-ID:619375240)
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