Es zeichnet sich mittlerweile eben jener Aspekt ab, den ich mit Euch im Hinblick auf das US-Rentensystem immer wieder einmal kritisierend in Erinnerung gerufen hatte. Meine Frage lautete wie folgt:
Wie gedenken nicht selten defizitär betriebene US-Pensionsfonds und Sparpläne ein vielerorts selbst gesetztes Renditeziel von 8% pro Jahr zu erreichen, wenn dies den meisten Playern noch nicht einmal in den Boomjahren vor Ausbruch der Finanzkrise gelungen war?
Die Antwort auf diese Frage kristallisiert sich im Angesicht von Null- und Negativzinsen sowie nach wie vor viel zu geringen Bondrenditen mittlerweile immer klarer heraus. Denn es sind eben jene miesen Bondrenditen, die sich für das Gros der US-Pensionsfonds als größte Hürde für das Füllen einer $420 Milliarden schweren Refinanzierungslücke erweisen.
Keine Performance trotz Aufschwung
Angehende Rentner in den USA dürfen sich mit Recht Sorgen um ihre finanzielle Stellung im Lebensabend machen. Selbst der noch immer anhaltende Aufschwung an den amerikanischen Aktienmärkten hat kaum einen Beitrag dazu geleistet, die finanzielle Performance unter den meisten US-Pensionsfonds zu verbessern.
Nachdenklich stimmt mich die Tatsache, dass es insbesondere Pensionsfonds sind, die sich in jüngster Zeit verstärkt an den Aktienmärkten eingekauft hatten. Es ist der Performancedruck, der viele Managements zu riskanteren Investitionen verleitet, was ebenfalls ein Indiz dafür sein könnte, dass der Aktienaufschwung einem Auslaufen entgegenblicken könnte.
Zwar haben sich die einst getätigten Aktienkäufe unter US-Pensionsfonds bis dato in vielen Fällen recht gut und finanziell vorteilhaft entwickelt. Doch dies ändert nichts an der Tatsache, dass diese auf dem Papier stehenden Kurszugewinne kaum etwas bis überhaupt nichts dazu beigetragen haben, um die klaffende Lücke zu den Finanzobligationen unter den meisten US-Pensionsfonds gegenüber deren Bezugsberechtigten – und somit Rentnern – zu schließen.
Anleihemärkte bieten nicht die benötigten Erträge
Und stellen Sie sich im Angesicht dieser Tatsache vor, was erst geschehen würde, wenn es an den Aktienmärkten plötzlich steil nach unten gehen sollte. Ich gehe davon aus, dass Pensions- und Rentenfonds einmal mehr zu jenen institutionellen Anlegern gehören würden, auf welche die Phrase „Den Letzten beißen die Hunde“ zutreffen würde.
Doch wie eingangs gesagt, es sind vielmehr die Bondmärkte, die einfach nicht das hergeben, um Renten- und Pensionsfonds und deren Bezugsberechtigte happy zu machen. Dies gilt sowohl für den Sektor der Staats- als auch der Unternehmensanleihen. Die in diesem Sektor zu erzielenden Erträge sind einfach zu gering, um den eigenen Finanzverpflichtungen in der Zukunft nachkommen zu können.
Hier ein Beispiel. Die durchschnittlich zu erzielenden Renditen im Bereich der mit einem Investmentrating versehenen Unternehmensbonds in den USA befinden haben sich im Vergleich mit jenen Zeiten vor Ausbruch der globalen Finanzkrise halbiert (!). Gleichzeitig geht aus Statistiken hervor, dass die zu erwirtschaftenden Renditen rund 2 Prozentpunkte unterhalb von deren langfristigem Durchschnitt in Höhe von etwas mehr als 5% verharren.
Finanzierungslücke über $400 Milliarden groß
Auch im laufenden Jahr sind die in diesem wichtigen Bereich zu erzielenden Renditen um einen weiteren Viertelprozentpunkt gesunken. Gleichzeitig notieren Dow Jones Index und S&P 500 Index zwar auf neuen Allzeithochs, was allerdings nicht ausreicht, um die miese Performance im US-Pensionsfondssektor zu verbessern.
Und dies vor dem Hintergrund, dass der S&P 500 Index seit Jahresbeginn Gesamterträge in Höhe von mehr als 13% - inklusive von wieder investierten Dividendenzahlungen – generiert hat. Beim Nasdaq Technologieindex belaufen sich diese Gesamterträge seit Jahresbeginn gar auf mehr als 20%.
Wie aus aktuellen Daten hervorgeht, beläuft sich die geschätzte Finanzierungslücke im Sektor der US-Pensionsfonds trotz dieser Entwicklungen noch immer auf mehr als $400 Milliarden. Wie Daten des Analysehauses Mercer zeigen, hat sich diese Finanzierungslücke seit Juni zwar um rund $12 Milliarden verringert.
Rentner bleiben auf leeren Versprechen sitzen
Im Vergleich mit dem Ende des vergangenen Jahres relativiert sich dieser Erfolg jedoch, da hier nur eine Verringerung von knapp $4 Milliarden unter dem Strich steht. Und so wird bei Mercer denn auch davor gewarnt, dass die einst durch Pensionsfonds in Aussicht gestellten und festgesetzten Monatsbezüge sich für angehende Rentner als kritischster Aspekt in Bezug auf den Genuss eines sorgenfreien Lebensabends erweisen.
Übersetzt heißt das, dass niemand davon ausgehen kann, diese versprochenen Monatsbezüge auch tatsächlich ausbezahlt zu bekommen. Hinzu gesellt sich nämlich auch eine schnell verändernde Demographie in der amerikanischen Gesellschaft. Bereits im Jahr 2013 wird der Anteil der Rentner und Pensionäre im Alter von mehr als 65 Jahren in den USA laut aktueller Schätzungen bei mehr als 20% liegen.
Hier ein Vergleich: Im Jahr 2013 belief sich dieser Wert gerade einmal auf 13%. In diesem Zuge machte ich Sie bereits in der Vergangenheit darauf aufmerksam, dass in den USA nun bereits rund 10.000 Rentner pro Tag neu in den Lebensabend einsteigen. Dies bedeutet, dass immer mehr Einzahler jetzt die Früchte ihrer jahrelangen Ansparungen genießen wollen.
Wann kollabiert das System?
Frage aller Fragen ist und bleibt, auf welche Weise Pensionsfonds in den USA solvent bleiben und ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen wollen, wenn der Zinsdruck anhalten sollte. Eine immer größere Anzahl von US-Unternehmen ist mittlerweile dazu übergegangen, neue Bonds zu emittieren, um die daraus generierten Erträge zum Stopfen von Rentenlöchern zu nutzen.
Machen Sie sich über diese Entwicklungen bei einer ruhigen Minute vielleicht einmal selbst ein wenig Gedanken, um zu erkennen, wie es um ein solches Rentensystem bestellt ist.
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