Wir haben einige Tage im Norden Myanmars verbracht, am Indawgyi Lake, und waren nun auf unserem Rückweg nach Mandalay. In Katha, ungefähr 500 Kilometer nördlich von Mandalay, entschieden wir uns ein „Speedboot“ auf dem Ayarwaddy Fluss nach Mandalay zu nehmen (24000 MMK ~ 15 Euro pro Person). Um kurz nach halb 5 waren wir also bereit und warteten auf unser Boot-Abenteuer. Und es wurde ein Abenteuer!
Wir wussten selbst nicht genau, welche Erwartungen wir an unser Speedboot hatten, aber als wir dieses um kurz nach 5 Uhr morgens bestiegen, waren wir nicht mehr sicher, ob es wirklich die richtige Fähre ist. Es war eher ein normales Boot, und sah wenig nach Speed aus! Dennoch blieben wir optimistisch und hofften, zum Abend (nach 14-15 Stunden Fahrt) in Mandalay anzukommen. Nach nicht einmal 10 Minuten Fahrt bemerkten wir Scheinwerfer am Ufer, die in Richtung der Fähre schienen. Anscheinend war dies das Zeichen für „Hier möchte jemand einsteigen!“ – so hielt die Fähre kurzerhand an und lud die neuen Passagiere ein. Aber es blieb nicht bei einem oder zwei Stopps, es waren eher 10, oder vielleicht sogar 15. Selbstverständlich waren es auch nicht nur Personen, sondern hier und da wurden auch Reissäcke und etliche neue, in Einzelteile zerlegte Möbelstücke wie Holzstühle und -bänke eingeladen. Am Ende waren wir und die anderen Passagiere eingeengt von zig Reissäcken und hunderten Möbelstücken.
Nach einigen Stunden hielten wir nicht mehr ganz so oft an und wir näherten uns mit 30 km/h Mandalay. Gegen Mittag stoppten wir in einem kleinen Dorf. Schon bevor wir angelegt hatten, tummelten sich 15 Frauen am Strand mit Körben auf dem Kopf. Darin war alles, was man sich bei einer 14 Stunden Bootsfahrt wünscht: kalte Getränke, Bier, Snacks, aber auch Reis mit Gemüse und Hähnchen. Binnen Sekunden nachdem wir angelegt hatten stürmten die Frauen die Fähre und überrumpelten uns. Natalia freute sich über ein Bier, ansonsten waren wir aber noch voll vom Frühstück und wir dachten, dass wir für die restliche Strecke genug Wasser und Snacks haben. Wir waren wieder auf dem Weg Richtung Mandalay, als Natalia auf einmal ihr Handy sucht. Vergeblich. Für uns unbegreiflich, hat es anscheinend eine der „netten“ Ladies im Dorf mit sich gehen lassen. Ein drei Jahre altes Huawei mit gebrochenem Display! Jeder Burmese, den wir sehen hat ein besseres Smartphone als wir! Wer würde nur so ein Handy klauen?!
Unser Vertrauen war leicht gebrochen, doch viel konnten wir nicht unternehmen. Wir harrten auf unserer Fähe aus und wollten nur noch in Mandalay ankommen. Wir versuchten dennoch den tollen Sonnenuntergang auf dem Fluss zu genießen, als es auf einmal unter dem Boot rauscht. Wenige Sekunden später kommt die Fähre zum Stillstand. Momentan ist Trockenzeit in Myanmar, so dass der Fluss sehr wenig Wasser trägt. Die Dunkelheit machte es schwer zu navigieren und anscheinend haben wir den falschen Weg gewählt und sind auf eine Sandbank aufgelaufen. Für die nächsten 3 Stunden, bis fast 11 Uhr abends, versuchte die Crew mit Hilfe von lokalen Fischern unsere Fähe wieder manövrierfähig zu machen. Vergeblich. Wir würden wohl die Nacht hier ausharren müssen. Mit unseren Schlafsäcken und mit Pullovern als Kopfkissen, legten wir uns auf die spärlichen Sitzbänke und Reissäcke und versuchten, etwas Schlaf zu bekommen.
Als wir aufwachen und die Uhr auf unserem Handy checken sind wir erstaunt – es ist schon 5 Uhr morgens! Die Nacht verging überraschend schnell. Kurz nachdem wir wach waren erklang auch schon der horrende Lärm des Motors. Zu unserem Erstaunen konnten wir uns mitsamt dem unzähligen Transportgut von der Sandbank losreißen. Mit Höchstgeschwindigkeit waren wir auf dem Weg nach Mandalay!
Nach weniger als zwei Stunden Fahrt, während der wir noch den Sonnenaufgang genossen, kamen wir endlich nach 27 Stunden Bootsfahrt in Mandalay an! Und weil das ganze nicht genug Abenteuer war, sind wir am selben Tag noch per Anhalter 600 Kilometer nach Yangon getrampt!
Fazit:
Geplant waren 14 Stunden Fahrt, am Ende waren es 27 Stunden! Wir haben zwei Sonnenaufgänge erlebt, einen Sonnenuntergang und das beste ist: wir haben uns das Hotel für die Nacht gespart! Unzählige Lacher, als wir darüber witzelten, die Nacht wohl auf dem Fluss verbringen zu müssen. Ein wenig Enttäuschung, weil wir beklaut worden waren. Und dennoch froh, weil es genau diese Abenteuer sind, die eine Reise ausmachen.
Vielen Dank fürs Lesen!
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Meine Freundin und ich reisen momentan durch Myanmar. Zuvor waren wir zwei Monate in Nepal und einen Monat in Thailand. Bei Interesse schau auch mal bei unseren anderen Posts vorbei!
Schöne Grüße,
Steffen
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