Ich habe nichts zu wiedersprechen. Nur eine Ergänzung:
Uneingeschränkte Meinungsfreiheit und Redefreiheit
Die Freiheit des Einzelnen hört natürlich dort auf, wo die Freiheit des anderen dadurch bedroht wird. Daher kann es per Definition niemals eine "uneingeschränkte" Freiheit geben.
Wenn jemand durch Drohung, Beleidigung, Verhetzung andere so weit einschüchtert, dass diese ihre Meinung nicht mehr ohne Furcht frei äußern können, ist die Grenze überschritten.
Wichtiger Satz: Die Freiheit des Einzelnen hört dort auf, wo die Freiheit des anderen eingeschränkt wird.
In der Praxis ist es oft nicht einfach zu bewerten, wo genau die Grenze liegt.
Ich ergänze noch um folgende Überlegung:
Akzeptiert man die Prämissen
dann sollte man eine Propagandarede zwar zulassen müssen, aber dennoch ächten dürfen. :)
P. S.: Getreu meiner hiesigen Ankündigung werde ich weiterhin vor allem Kommentare statt Artikel upvoten, um unter anderem frühe Autovotes nicht über Gebühr zusätzlich zu belohnen. :)
Vielen Dank für deine (stets willkommene und bedenkenswerte) Kommentierung!
Ich musste einige Tage überlegen, wie ich meine Antwort an den Frosch gestalten soll und mit welchen Inhalten ich aufwarte. In Kategorien der Philosophie liegt immer eine gewisse Unschärfe, weil sich jede Erklärung des einen Begriffs auf andere Begriffe bezieht. Daraus entspringen dann auch die Rivalitäten der unterschiedlichen Denkschulen. Zu deinem Punkt:
Genau so ist es im Sinne von Voltaire:
(Es gibt aber wohl keine autentische Quelle, dass er das wirklich so geäußert hat, aber egal)
Anders ausgedrückt: Gib' deinem Gesprächspartner die Freiheit, jedweden Unsinn aussprechen zu dürfen. Und dann zerlege ihn nach Herzenslust mit Argumenten, aber nicht mit körperlichen Übergriffen.
Ich würde es noch weiter fassen: Jeder soll immer und überall in jeglicher Situation alles äußern können, ohne dass jemals ein Strafrecht greift. Ausnahme sind die Straftatbestände der Beleidigung u. ä., also alles, was konkrete Einzelpersonen konkret verletzen kann. Das wird dann schlagend, wenn mindestens eine Person deswegen Strafanzeige erhebt, vorher ist es kein Thema.
Keine der folgenden Äußerungen ist strafwürdig:
"Es wurde in der Menschheitsgeschichte noch nie jemand vergast."
"Juden, Zigeuner und Neger werden nicht bedient!"
"Es wäre das Beste für Deutschland und den Rest der Welt, wenn heute noch die Nazis an der Macht wären."
Auch das Zeigen von Hitlergruß, Hakenkreuz u. ä. ist nicht strafwürdig.
Für all das reicht seit Menschengedenken die (sehr effektive) Ächtung!
Da bin ich anderer Meinung, denn hätte die Ächtung so gut funktioniert, hätte man die ersten gemeinsamen Schulen für Schwarze und Weiße in den Südstaaten nicht mit Polizeigewalt schützen müssen. Manche Äußerungen bereiten eben den Boden für tatsächliche Diskriminierungen.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Vieles, was heutzutage als diskriminierend gilt, ist das natürlich nicht. Political Correctness steht auf einem ganz anderen Blatt Papier, und die meine ich hier nicht.
Man darf aber nicht vergessen, wer die Rassentrennung jahrzehntelang sogar in Gesetzesform praktiziert hat. Wenn man etwas über Generationen den Menschen einhämmert und selbst praktiziert, braucht man sich nicht wundern, wenn sich die Leute aufregen, wenn man plötzlich eine 180° Wende vollzieht.
Haben die Leute erst einmal eine Gehirnwäsche bekommen, geht es nicht von heute auf morgen diese wieder los zu werden.
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Es wurde in Gesetze gezimmert weil die Ressentiments aus Zeiten der Sklaverei da waren, und nicht umgekehrt. Aber ich gebe dir natürlich absolut Recht, dass das Loswerden von so tief sitzenden Vorurteilen oft Jahrzehnte braucht (mindestens bis ein Generationenwechsel vollzogen ist, und das auch nur, wenn die neue Generation nicht eine ähnliche Gehirnwäsche abbekommen hat).
Trotzdem bin ich sehr skeptisch, ob das Instrument der Ächtung alleine ausreicht, um potentiell gefährliche Hassprediger sämtlicher Coleur daran zu hindern, Schaden anzurichten, der sich dann auch in körperlicher Gewalt und Unterdrückung auswirkt - vor allem auch, weil Extremisten ja nicht unbedingt auf die breite Masse zielen, die sie ächtet... es reicht, wenn einige wenige so radikalisiert werden, dass sie gewalttätig werden.
Edit:
ABER es ist wie auch @jaki01 richtig erwähnt hat extrem schwierig, die Grenze zu ziehen. Das ist glaube ich das wirklich knifflige an dem Ganzen.
Kurz und prägnant: Du sollst nicht stehlen - also natürlich auch nicht die Freiheit des anderen.
Es sei denn der andere hat zuerst gestohlen, oder nicht? Und dafür musst du "die Freiheit stehlen" wieder definieren. Ist eine einschüchternde Drohung, die durchaus auch subjektiv wahrgenommen werden kann, die aber dem Anderen die Freiheit nimmt, frei die Meinung zu äußern, in dem Sinn nicht auch ein Diebstahl der Freiheit des Gegenübers?
Die Sache ist eben nicht so einfach.
Ja, das Leben ist eben eines der schwersten! ;-) ;-)
Selbstverständlich gilt "du sollst nicht stehlen" generell.
Amen.
Und danke für die unerwartete Vote.