Roman: Seb Hofmann - Froschperspektive (Kapitel 9.11.)

in #deutsch8 years ago (edited)

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Zusammenziehen funktioniert meiner Meinung nach wie folgt. Ich verstecke vor ihr meine absonderlichen Vorbelastungen und tue umgekehrt, als würde ich genau das von ihr nicht wissen. Aber was weiß ich schon, ist schließlich mein erstes Mal. Mich verwirrt diese Verkündung der Sesshaftigkeit, als hätte man einen schleichenden, aber unaufhaltbaren Prozess, der nur in eine Richtung führen darf, eingeleitet. Spätestens ab der Diskussion, ob jetzt meine oder deine Sache dem zusammengelegten Haushalt weichen muss, ist es zu spät. Ein ständiges Miteinander an einem sicheren Zufluchtsort, an dem ich mein gefährliches Suchtverhalten frei teilen kann, es sei denn ich schieße mich allein ab. Egal was ich trage, ich laufe immer nackt herum, es fällt schwer sich, abgesehen von Internetpornos und Onanieverhalten, Privatsphäre zu schaffen. Nur die Toilette wäre da noch. Seitdem ich mit Mariola zusammenwohne, gehe ich häufiger aufs Klo, um nebenher mein Geschäft zu verrichten. Bist du frei von Sünde, dann pisse offline. Aber mal ehrlich, lässt du gern dein Handy zurück? Sitzt man nicht lieber mit Sehnsucht in den Augen und Schweiß auf der Stirn. Der kleine Moment absoluter Privatsphäre, der doch so weit in die Ferne schweift, der einem die Was-wäre-wenn-Fragen aufdrängt, die man dann gelockert aus der Fingerspitze genau dem richtigen Empfänger zukommen lässt. Wenn ich auf dem Klo anderen Frauen schreibe, dann stets nur in der Manier, die ich auch meiner Gummipuppe gegenüber hätte. Kurze Ergüsse die Welten zum Einsturz bringen. Geistiger Dünnschiss der stärker ist als man selbst. Denn was wären gute Momente ohne Momentversagen?

Fortsetzung folgt...

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...nicht schlecht ;-)

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