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RE: "Gelebte Integration"

in #deutsch6 years ago (edited)

10 SBD für die richtige Antwort!

Es gibt unterschiedliche Meinungen dazu.
Für eine Muslima ist das Kopftuch wohl:

  • Teil ihrer Religion, ihres Glaubensbekenntnis
  • Ein Ausdruck der "Ehrfurcht vor Gott"
  • Teil ihrer eigenen Identität als Person
  • Ausdruck einer Gruppenzugehörigkeit

Wenn eine Muslima sich zu ihrem Glauben bekennen möchte und diese alt genug ist, das auch zu entscheiden, dann soll sie das dürfen und ich glaube nicht, dass das mit einer "ungewollten Unterdrückung" einhergeht.
Religion ist individuelle Auslegungssache. Es gibt nicht-betende, nicht-in-die-Kirche-gehende Christen wie es wohl auch Muslima ohne Kopftuch geben kann. Vor allem, wenn ihnen die freie Entscheidung gelassen wird, wie sie denn selbst leben und glauben möchten.


Leider gibt es auch da die Schattenseite, dass ein Kopftuch auch - gerade in streng-muslimischen Ländern wie Saudi-Arabien - als Mittel der Unterdrückung der weniger bis nicht-religiösen Frauen genutzt werden kann. Insbesondere in den strikt-religiösen Ländern steht es den Frauen nicht frei ihre eigenen Kleider und Kopfbedeckungen zu wählen - oder diese wegzulassen. Auch sehe ich ein großes Problem darin, wenn man die eigenen Kinder (oder gar fremde Kinder) dazu zwingt sich einem Glauben hinzugeben und aufzuopfern. Wobei dieses Problem wohl für jede Religion zutrifft, da im Judentum Kinder beschnitten werden, in christlichen Ländern die Abtreibung ein Tabu-Thema ist und darüber ein Arzt nicht mal öffentlich informieren darf, und im Islam die Frau ein Kopftuch tragen muss.

Jede Religion geht mit einer direkten Einschränkung der Persönlichkeitsrechte des Einzelnen einher. Insbesondere wenn diese gesetzlichen Einschränkungen (wie ein Tanzverbot am 19.04.2019) nicht mit der eigenen religiösen Überzeugung einhergehen, welchen man - sollte man dieser Religion angehören - auch ohne gesetzlichen Zwang aus persönlicher Überzeugung alleine folgen würde. Wenn man es denn möchte. (Natürlich sollten unmündige Kinder davon ausgenommen werden, da sie selbst noch keine Entscheidungsgewalt darüber haben, welchem Glauben sie denn folgen wollen würden als selbstbestimmtes Individuum.)

Der Mensch ist aber nicht total-religiös oder total-atheistisch, weswegen es jedem selbst überlassen sein solle, in wie weit er denn den religiösen Vorschriften folgen möchte und ob der Muslim nun einmal oder fünfmal am Tag betet sei bitte ihm selbst überlassen. Auch soll ein Christ, ein Muslim und ein Atheist zu Karfreitag tanzen dürfen und ein Arzt soll auf seiner Website sagen dürfen, dass dieser auch Abtreibungen vornimmt. Da braucht es kein allgemeines, religiös-bedingtes, weltliches Gesetz, welcher Andersgläubigen den eigenen Glauben und die eigene religiöse Moral auferlegen möchte und ihnen sonst mit Geldstrafe bis Gefängnis droht.

Das ist meine Meinung.