Es ist wieder einmal Zeit für einen Beitrag zum Thema Permakultur. Für diejenigen, die sich vor kleinen, sich kringelnden Viechern ekeln, ist dieser Artikel vermutlich weniger geeignet, heute geht es nämlich um Würmer. Nein, nicht die im Darm ... sondern die in der Kiste – der sogenannten Wurmkiste. Unsere hat im Vorjahr das Licht der Welt erblickt, Wurmkompost stand schon lange auf meiner "Unbeding haben will"-Liste.
Die Kiste
Das Grundgerüst bilden zwei übereinander stapelbare Gärtnerei-Kisten mit Gitterboden und -wänden.
Die beiden Gitter-Kisten werden innen mit Holzbrettern verkleidet, um das Licht fernzuhalten. Kompostwürmer haben es nämlich gerne schön dunkel bei der Arbeit.
Außerdem wird noch ein Deckel benötigt, wieder zum Lichtschutz, und auch zum Schutz davor, dass unerwünschte Gäste den Wurmkompost plündern.
Als Boden wird eine Kiste mit geschlossenem Boden und Rand benötigt, sie fängt den sogenannten Wurmtee auf. Wurmtee ist verdünnt ein toller Dünger fürs Gießwasser! Ein eingebauter Ablaufhahn hat sich deshalb als recht praktisch erwiesen ;)
Wir haben übrigens alle Kisten kostenlos ergattert – einfach auf Flohmarkt-Seiten im Netz stöbern, oder mal nett bei einer Gärtnerei fragen.
Die verkleidete Kiste wird auf die Wurmtee-Kiste gestapelt, und schon ist die neue Wurm-Villa fertig und die ersten Würmer können einziehen.
Befüllung
Es gibt zwei Möglichkeiten, der Kiste eine Startfüllung zu verpassen – Selbermachen oder Kaufen.
Selbermachen ist kostengünstiger. Dazu werden möglichst viele Kompostwürmer gesammelt, z.B. vom eigenen Komposthaufen. Oder vielleicht hat ein Bekannter schon einen Wurmkompost und gibt ein paar Handvoll seiner Wurmnachzucht ab. Diese kommen in eine gute Menge Grobkompost, die Kiste sollte damit ungefähr bis zur Hälfte angefüllt sein.
Kaufen ist einfacher. Ich habe meine Würmer gekauft, weil ich keine Lust hatte, tagelang nach Würmern zu graben. Immerhin enthält das Startpaket von Vermigrand (österr. Anbieter, von dem ich meine Würmer bezogen habe) 1000 Würmer. Dafür sammelt man ganz schön lange. Zugegeben, ganz astrein permakulturell ist das nicht. Mir war aber in diesem Fall der eingesparte Zeit- und Energieaufwand einfach wichtiger. Die Würmer werden praktischerweise in 10 l duftendem Rottematerial geliefert.
Pflege
Der Pflegeaufwand für das gute Gedeihen der neuen Mitbewohner hält sich sehr in Grenzen.
Sie bekommen regelmäßig Futter in Form von Küchenabfällen (ohne Fleisch und auch nicht zu viele Zitrusfrüchte). Ich fülle nach, wenn der Großteil verarbeitet worden ist. Das Futter kommt einfach direkt auf das Rottematerial mit den Würmern. Danach wieder Deckel zu und ... nom nom nom ...
Auch Feuchtigkeit ist wichtig, Trockenheit mögen die Würmer gar nicht. Ich gieße also bei jeder Fütterung vorsichtig nach einem Fühltest. Wenn es wärmer ist, wird mehr Wasser benötigt als an kühleren Standorten.
Apropos Standort: Unsere Wurmkiste steht im Sommer in Freien, aber überdacht und im Schatten damit es nicht zu heiß wird. Im Winter steht sie in einem Nebenraum bei ca. 15 Grad (in der Natur überwintern Kompostwürmer im Inneren des Komposthaufens, wo es auch bei Minusgraden noch warm ist).
Das ablaufende Wasser, das sich in der untersten Kiste sammelt, ist der Wurmtee. Er wird regelmäßig entnommen und verwendet, unsere Pflanzen lieben ihn!
Ist die Wurmkiste voll, stapelt man die zweite verkleidete Kiste oben drauf, gibt einen Teil des fertigen Wurmkomposts hinein und eine leckere Ladung frisches Wurmfutter. Nach und nach werden die restlichen Würmer von der unteren Kiste durch den Gitterboden in die obere Kiste mit Futter wandern. Danach entfernt man die untere Kiste und kann den fertigen wertvollen Wurmkompost verwenden.
Bevölkerungswachstum
Die Kompostwürmer vermehren sich ganz schön, deshalb können bald Würmer aus eigener Zucht entweder an Bekannte abgegeben werden, oder in Gemüsebeete oder andere Kompostsysteme übersiedelt werden. Das Foto hier ist von heute. Alle weißen Punkte und Striche sind Wurmbabies - seht euch die Menge an, das ist nur ein kleines Häufchen Wurmkompost auf meiner Handfläche!
Fazit
Es ist, wie ich finde, eine ideale Methode, kleinere Mengen von Küchenabfällen zu kompostieren. Übrigens auch durchaus wohnungstauglich, weil die Wurmkiste nicht stinkt wenn alles nach Plan läuft. Für unsere Zwecke müssten wir eine weitaus größere Wurmfarm bauen, weil wir als Vegetarier große Mengen an Bio-Küchenabfällen haben. Als Experiment und Schauobjekt bei unseren Führungen bleibt die Wurmkiste aber bestehen. Außerdem mag ich die kleinen Kringeltierchen ;) Unsere restlichen Küchenabfälle bekommen die Hühner oder sie werden einfach direkt auf den Gemüsebeeten flächenkompostiert.
Noch offene Fragen beantworte ich gerne in den Kommentaren und bitte teilt mir auch mit, wenn meine Beiträg zu lang, zu langweilig oder sonstwie verbesserungsfähig sind. Danke!
Dein Beitrag ist wirklich toll und ich kann das Ganze sehr gut nachempfinden. Vergangenes Jahr haben wir eine Lösung gesucht einen Kleingarten auf dem Balkon zu verwirklichen. Um den Platz optimal zu nutzen sind wir auf den Kubi gekommen. Ein Kleingarten mit eigenem Kompostierer der mit 1²m Standfläche auskommt. Das Düngen erledigen darin die Würmer und sorgen dafür dass unsere Kräuter, Blumen und vieles andere auf engstem Raum prächtig gedeiht.
Solche Beiträge finde ich klasse, DANKE!
Vielen Dank! Hab mir den Kubi gerade angesehen, sieht praktisch aus. Ählich funktionieren auch Keyhole-Beete, die in der Permakultur aus allen möglichen vorhandenen Materialien selbst gebaut werden. Ich finde es super, dass immer mehr Menschen wieder wichtig wird, zumindest ein bisschen etwas von ihrem Gemüse, Salat oder Kräutern selbst anzubauen. Vor allem auch in der Stadt - Stichwort Urban Gardening. Schön, dass der Kubi bei Euch gut funktioniert!
Vielen Dank @sigrid.nepelius für die Vorstellung deiner Wurmkiste. Coole Idee, so kann tut man den Tierchen mit seinen Abfällen auch gleich noch etwas Gutes. Zum anderen ist es ja auch viel umweltfreundlicher. Ob ich mir die Kiste allerdings in die Wohnung stellen würde, weiß ich nicht so genau. Auf jeden Fall eine super Idee! :-)
Ich kenne jemanden, der hatte seine in der Wohnung stehen. Geruchsbelästigung gleich null, aber er hatte ein Problem mit Obstmücken. Ich denke, das lag vielleicht an zu großen Futtermengen gepaart mit schlechter Durchlüftung (viell. zu trocken?), so dass die Biomasse eher anfing zu verfaulen, bevor die Würmer sie verarbeiten konnten. Die Idee stammt allerdings nicht von mir, Wurmkompost ist ein sehr gängiges Element in der Permakultur und es gibt nicht nur so kleine Wurmkisten, sondern auch größere Wurmfarmen, z.B. in Badewannen oder ählichen Behältnissen.
Ich finde dieses Thema echt interessant und kann mir vorstellen es irgendwann mal selbst zu praktizieren (im eigenen Garten). Vermutlich ist es der beste Dünger, den es gibt. Wie du beschrieben hast, die Pflanzen freuen sich darüber. Ich bin schon ganz gespannt auf weitere solcher Artikel! :-)
Falls Du es mal probierst, wären Deine Erfahrungen damit ebenfalls spannend :)