"Heilige Bastarde" ist eine High-Fantasy Web Novel und wird Kapitel für Kapitel über das Netz veröffentlicht. Zum Inhalt:
Einstmals wandelte der Gottheld Cherus unter dem Volk der Merowa. Er sang mit ihnen, kämpfte mit ihnen, trank mit ihnen und wie jeder Mensch liebte er. Der menschgewordene Gott hatte viele Frauen und zeugte mehrere Töchter und Söhne. Einer dieser Söhne, Hartried, ist nun König und herrscht über das Reich, das sein göttlicher Vater geschaffen hatte. Doch nicht jedes Gotteskind und nicht jeder Füst ist zufrieden mit seiner Herrschaft. Und während das Reich droht, auseinanderzubrechen, zieht in der Ferne eine neue Gefahr heran. Können die heiligen Bastarde ihr Land retten oder werden sie es in einem Machtkampf zerstören?
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Heilige Bastarde, Kapitel 39, Simund
Was davor geschah: Simund war gestorben, in den Wassern der unterirdischen Seen ertrunken, während seine Gefährten von den Untoten und ihrem Nekromanten eingekreist wurden. Doch göttliche Fügung gab Simund eine zweite Chance und er konnte der Unterwelt entfliehen.
Wieder spuckte Simund Wasser. Wieder war seine Kleidung durchnässt. Er rollte sich über den Steinboden, raus aus dem unterirdischen See. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, was geschehen war, nachdem Trayus in den Fluss gestürzt war. Nicht daran, ob er hierher gespült oder ob er wieder ertrunken war. Nur eines merkte er augenblicklich: Zwar wachte er auch dieses wieder am Ufer auf, nachdem er ins Wasser gestürzt war, doch fühlte er sich nicht so elend wie beim ersten Mal.
Ihn umgab Dunkelheit. Auch wenn er nicht die Hand vor Augen sehen konnte, so war Simund dennoch davon überzeugt, dass er sich im Zwergenreich befand. Nur wo war er genau?
Simund stand auf, hustete noch einige Male und tastete dann den Boden ab. Gerade war es ihm eingefallen, hier müsste irgendwo … Da! Seine Hand berührte das Holz von Cherus' Keule. Sie war also mit ihm gekommen, gehört nun ganz ihm. Simund schwor sich, sie nie wieder von sich zu geben.
Cherus, du hast uns nicht verlassen.
Es hatte aber keine Zeit, sich über das Geschehene Gedanken zu machen. Simund erinnerte sich an den Kristall, den Barutz ihnen gegeben hatte, und fasste sich unter die nasse Kleidung. Er fand ihn und beleuchtete Umgebung. Wie er vermutet hatte, befand er sich in der Unterwelt, dem Reich der Zwerge. Die Stelle kam ihm nicht bekannt vor. Auf der einen Seite war der See, auf der anderen bloßer Fels. Das machte die Sache einfacher; sie hatten bei ihrer Wanderung immer den See zu ihrer Rechten gehabt. Sollte er sich immer in diese Richtung halten, müsste er wieder zum Tempel gelangen … Aber was war, wenn er hinter dem Tempel ans Land gespült wurden war? Und schon ging sein Plan nicht mehr auf. Also, welchen Weg sollte er gehen? Er musste wohl auf seinen Instinkt vertrauen. Somit entschied Simund sich, den See zu seiner Rechten zu halten.
Er wusste nicht, wie weit es war. Und vielleicht wäre es klüger gewesen, seine Kräfte zu schonen. Aber Simund verspürte den Drang, sich zu beeilen und so schnell wie möglich bei ihnen zu sein.
Wie viel Zeit war überhaupt vergangen? Ihm kam es nur wie einziger Nachmittag vor, den er als Toter – bei diesem Gedanken erschauderte er während des Laufens – verbracht hatte. Doch nun war es Zeit, an diesem Nekromanten Vergeltung zu üben. Simund war überzeugt davon, dass diese Keule genau das richtige war, um dem Shaura-Diener den Garaus zu machen.
Wie Cherus damals.
Bei diesem Gedanken musste er lächeln.
„Was ist so lustig?“, hörte er dumpf eine Stimme.
Simund wirbelte herum.
„Du läufst übrigens in die falsche Richtung“, sprach die Person. „Zu deinen Leuten geht es dort lang.“
Barutz trat hinter ihm aus der Dunkelheit. „Habe dich schon gesucht.“ Barutz grinste. „Aber wir haben jetzt keine Zeit für ein Pläuschen. Komm, wir müssen in die andere Richtung.“
„Wie … woher?“ Simund musste erst seine Gedanken ordnen. „Woher kommst du nur? Ich hätte an dir vorbeilaufen müssen.“
Barutz berührte die Felswand neben sich. „Ich habe in meiner Zeit beim Meister Svorgir viel gelernt. Durch meine Verbindung zum Stein war es mir ein Leichtes, mich aus dem Tempel zu stehlen, wie Melinde es mir aufgetragen hat, dich zu suchen und schließlich zurückzubringen. Reicht das als Erklärung aus? Wir müssen zurück, wer weiß, in welcher Gefahr deine Freunde jetzt stecken.“
„Melinde hat es dir aufgetragen? Wieso?“
Barutz zuckte mit den Schultern. Dabei fiel Simund auf, dass Barutz eine Art Gerät in den Händen hielt.
„Sie ist die Hellseherin. Frage sie. Mir konnte sie auch keine genaueren Details verraten und sie sagte auch selber, dass sie nicht alles wüsste. Aber sie sah dich aus dem Wasser steigen, nachdem du ertrunken warst. Und was ist das? Woher hast du den Stock?“
Barutz zeigte mit dem Kopf auf die Keule.
„Das? Das ist eine noch längere Geschichte. Und was ist das?“
Simund deutete auf das Ding in Barutz Händen.
Der Zwerg hielt es hoch. „Ach, das ist meine Armbrust. Noch nie eine gesehen? Ich habe sie selber hergestellt! Gut, reicht das jetzt? Du scheinst es wirklich nicht eilig zu haben, deine Freunde zu retten.“
Simund hatte keine Ahnung, wo der Zwerg die ganze Zeit eine Armbrust versteckt hatte (und er sah wirklich zum ersten Male eine). Aber Barutz hatte recht, es reichte jetzt wirklich.
„Ja, lass uns gehen. Ich bin noch etwas durch den Wind. In die Richtung?“
„Gerade erst von den Toten auferstanden, hmm? Ja, folge mir.“
Der Zwerg legte ein ordentliches Tempo vor, welches Simund den kurzen Beinen kaum zugetraut hatte. Gemeinsam liefen sie durch die Dunkelheit der Unterwelt und ihre Schritte hallten durch die Höhlen und Gänge.
„Wie sieht es bei ihnen aus?“, fragte Simund.
„Keine Ahnung“, antwortete der Zwerg. „Ich habe mich aus dem Staub gemacht, sobald der Angriff richtig losging. Und nenne mich nicht einen Feigling, denn Melinde hatte mir das so aufgetragen.“
„Mache dir darüber keine Gedanken, ich glaube dir. Du hast richtig gehandelt. Schließlich bin ich wieder da und alles, was ich tun musste, war dem Licht zu folgen. Du kannst Melinde immer vertrauen, was ihre Weissagungen anbelangt.“
„Sei still“, sprach Barutz mit gedämpfter Stimme und verlangsamte seinen Lauf. Er schloss die Augen und berührte den Fels neben sich. „Wir kommen näher.“
„Unglaublich“, meinte Simund. „Du siehst hier unten womöglich mehr als wir auf der Oberfläche.“
Der Zwerg grinste. „Das ist unsere Welt. Aber jetzt ruhig. Wir sollten uns anschleichen.“
Auf Zehenspitzen bewegten sie sich vorwärts. Barutz schlich voran und spähte um jede Ecke.
Er nickte in den Gang vor sich, schaute noch mal und hob drei Finger. Anschließend wandte er den Kopf nochmals in den Gang und hob vier Finger.
„Wie viele denn?“, fragte Simund, so leise er konnte.
„Vielleicht auch fünf.“
„Was nun?“
Der Zwerg zuckte mit den Schultern. Dann drückte er Simund plötzlich an die Wand und machte wieder das Zeichen, still zu sein.
Simunds Herzschlag beschleunigte sich. Es musste etwas geschehen sein. Zuerst hörte er nichts, doch dann kam das klackende Geräusch immer näher. Sogleich wurde ihm bewusst, was die Ursache dieses Geräusches sein musste: Einer der Knochenmänner hatte sie bemerkt.
Barutz presste sich an die Wand, die Armbrust im Anschlag. Die metallene Spitze des Pfeils blitzte auf. Der Zwerg blickte auf seine Waffe und sah dann Simund fragend an.
Simund schüttelte den Kopf und deutete auf seine Keule. Er glaubte nicht, dass ein Pfeil dem Toten viel Schaden zufügen würde. Seine Keule hingegen …
Das Geräusch war nahe. Simund lief der Schweiß von der Stirn, sein Herzschlag raste. Er glaubte, er könnte den Untoten mit nur einem Schlag niederstrecken. Aber was dann? Was, wenn die Situation eskalierte?
Diese Gedanken waren wie weggeblasen, als der blanke Schädel ins fahle Licht der Kristalle trat. Simunds Keule schnellte hervor, sauste von unten heran und traf das Kinn des Skelettes. Der Unterkiefer flog in alle Richtungen, der Kopf trennte sich von der Wirbelsäule. Das Skelett fiel nach hinten und zerschellte am Boden.
„Aber leiser ging es nicht?“, fragte Barutz.
Simund schlug das Herz bis in den Kopf. Er war einfach nur froh, dass es geklappt hatte.
„Lief doch alles gut“, meinte er.
„Ja, gut. Nun kommen die anderen.“
Simund trat in den Gang, ließ die Keule durch die Luft kreisen. Es machte keinen Sinn mehr, sich noch weiter zu verstecken. Nichts erschien ihm jetzt richtiger, als sich offen zu zeigen und sie mit der Keule niederzustrecken.
„Sag mir Bescheid“, sprach Simund noch, „wenn der Nekromant kommt.“
Gleich mehrere griffen ihn an, versuchten ihn mit ihren ausgestreckten Armen zu greifen. Simund ließ die Keule auf sie herniederfahren und zerschmetterte sie. Knochen brachen so widerstandslos, als wären sie Zweige.
Simund führte die Keule mit beiden Händen und schlug von oben herab auf einen der Untoten. Er trieb ein tiefes Loch durch den Schädel. Erneut holte er aus und zerschmetterte den Kopf an der Wand.
Dem nächsten hieb er nach dem Brustkorb und zertrümmerte dessen Brustbein, auf dass die Knochen in alle Richtungen schossen.
Das dritte Skelett bekam Simunds linken Arm zu fassen. Zu seinem Pech war das nicht sein Waffenarm. Die Keule trennte die Arme vom Rest des Körpers. Dem armlosen Widersacher schlug Simund mehrmals auf den Schädel, bis dieser barst.
Zwischen dem letzten Untoten und Simund bestand danach noch genügend Abstand, dass er Anlauf nehmen konnte. Beidhändig traf er den Untoten im vollen Lauf und mit so viel Schwung, dass er ihn gänzlich auseinandernahm.
Danach herrschte Ruhe im Gang. Simund hörte nur noch die Knochen über den Boden rollen und atmete hörbar aus.
„Es waren vier“, sagt er zu Barutz.
„Alle Achtung, gar nicht mal schlecht. Warte mal.“ Der Zwerg hielt sein Ohr an den Fels. „Ich höre da Stimmen. Das muss Piasus sein, der hört gar nicht mehr zu reden auf. Was nun? Ich könnte versuchen, mich zu ihnen zu schleichen und den Nekromanten mit meiner Armbrust zu erledigen.“
Simund wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Das wird nichts bringen. Ich hatte dem Nekromanten mein Schwert in den Leib gerammt und es hat ihn nicht gekümmert. Diese Keule jedoch … Cherus hat damals die Nekromanten damit besiegt. Es sollte auch heute klappen.“
„Hmm. Aber ich kann schon mal voraus gehen und nach dem Rechten schauen. Der Weg bis zum Tempel müsste für dich frei sein. Wir sehen uns dort.“
Und dann verschwand Barutz vor seinen Augen.
Einen Moment blieb Simund noch verwundert stehen und suchte den Fels nach so etwas wie einer geheimen Tür ab. Nachdem er die Aussichtslosigkeit solcher Bemühungen eingesehen hatte, entschloss er sich, dem Weg weiter zu folgen. Bis auf ein paar verstreuter Knochenreste und dem weiten, stillen Gewässer neben ihm blieb hier alles ruhig. Nach einer Weile, in der er sich vorsichtig vortastete, konnte er etwas ausmachen, das tatsächlich wie Stimmen klang. Er musste nahe sein.
Simund sah den Gang, der zum Tempel führte und schlich sich an. Die Stimmen kamen nun eindeutig aus dem Tempelinneren. Er spähte um die Ecke. Eine Unmenge an Untoten versperrte ihm die Sicht ins Innere. Die Skelette standen regungslos und schienen nichts von seiner Anwesenheit mitbekommen zu haben.
Barutz tauchte aus der Dunkelheit neben ihnen auf und winkte ihn zu sich. Simund hätte fast vor Schreck aufgeschrien, stellte sich der Zwerg doch seelenruhig zwischen sie und berührte, wie zur Demonstration, die Knochen. Doch sie reagierten nicht.
Simund trat näher, noch immer auf der Hut. Barutz ließ unterdessen nicht davon ab, die Untoten weiter zu betatschen.
„Sieh nur, machen nichts! Die hören wohl fleißig zu.“
„Merkwürdig. Vielleicht weist der Nekromant sie an, ruhig zu bleiben. Wie sieht es da drin aus?“
„Piasus hat ihn abgelenkt. Es geht allen vier gut, wie es scheint.“
Damit fiel Simund ein Stein vom Herzen. Er kam nicht zu spät!
„Wollen wir rein?“, fragte Barutz.
„Was bleibt uns anderes übrig?“
„Sehr gut. Am besten, ich verstecke mich wieder und schlage aus dem Hinterhalt zu. Und du ziehst dein Ding durch.“
Simund fasste die Keule fester. „Klingt nach einem Plan.“
Damit verschwand der Zwerg wieder im Dunkeln. Simund blieb nun nichts weiter übrig, als durch diesen schmalen Gang zu gehen. Mitsamt all den Untoten darin.
Obwohl nun auch Simund davon überzeugt war, dass sie im Moment keine Gefahr darstellten, schlängelte er sich so behutsam wie möglich an ihnen vorbei. Immer wieder streifte er mit seinen Armen oder Beinen versehentlich an einen Knochen. Doch ließ die Berührung sie nicht aufwachen und ihn angreifen. Die Schädel mit ihren leeren Augenhöhlen starrten nur stumpfsinnig geradeaus.
Am Ende des Ganges konnte er dann deutlich Piasus hören: „… Und damit drehen wir uns wieder im Kreis, da Ihr dieses grundlegende Axiom nicht im Kopf behaltet. Weswegen sind wir denn hier, wenn nicht um uns unseres Daseins zu erfreuen?“
Simund konnte nun deutlicher in den Innenraum blicken. Seine Gefährten saßen tatsächlich auf dem Boden, um dem Altar verteilt. Unter ihnen der Nekromant, im Schneidersitz und mit verschränkten Armen.
„Aber dieses Axiom an sich kann schon nicht richtig sein“, hörte er den Nekromanten mit seiner kratzigen Stimme sprechen. „Wieso muss ich es denn für wahr nehmen, wenn es doch nur ein Axiom ist, das auf nichts weiter beruht als auf Euren schlauen Reden?“
Simund trat näher. Hedda bemerkte ihn, ein Lächeln huschte über ihre Züge, welches sie sogleich zu verbergen versuchte. Dann auch Rodried. Er saß nahe an Melinde und flüsterte ihr etwas zu, woraufhin seine Schwester über beide Ohren strahlte. Auch Simund konnte sich eines Lächelns nicht erwehren, als er sie alle so gesund und wohlauf erblickte.
Wenn Piasus ihn gesehen hatte, ließ er es sich nicht anmerken.
„Nun versteht doch: Es macht keinen Unterschied, welchen Ursprung wir Menschen haben oder aus welchem speziellen Grund wir von den Göttern oder sonstigen Mächten geschaffen wurden. Nun sind wir einmal hier und müssen unsere Existenz mit etwas füllen. Sicherlich haben wir unsere Pflichten und Notwendigkeiten, aber kann unser Dasein allein aus diesen bestehen? Dann wären wir nicht besser als die Tiere! Ein Tier kennt nur das Fressen und die Fortpflanzung und zu mehr ist es auch nicht fähig. Aber wir Menschen …“
Simund trat in den Hauptraum. Überrascht wandte sich der Nekromant in seine Richtung.
Piasus warf die Hände in die Luft. „Na endlich!“
Dann sprangen alle auf. „Jetzt!“
Vielen Dank fürs Lesen!
Dieser Text erschien zuerst auf Götterdunkel.de
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