10 . Kapitel
Der Föderalismus als Maske
Im Winter des Jahres 1919 und noch mehr im Früh- jahr und Sommer 1920 wurde die junge Partei ge- zwungen, zu einer Frage Stellung zu nehmen, die schon im Kriege zu außerordentlicher Bedeutung emporstieg. Ich habe im ersten Band in der kurzen Schilderung der mir persönlich sichtbar gewordenen Merkmale des drohenden deutschen Zusammenbruchs auf die besondere Art der Pro-paganda hingewiesen, die sowohl von seiten der Engländer als auch der Franzosen zur Aufreißung der alten Kluft zwischen Nord und Süd stattfand. Im Frühjahr 1915 er-schienen die ersten systematischen Hetzblätter gegen Preu-ßen, als den Alleinschuldigen am Kriege. Bis zum Jahre 1916 war dieses System zu einem vollständigen, ebenso ge-schickten wie niederträchtigen Ausbau gekommen. Die auf die niedersten Instinkte berechnete Verhetzung des Süddeut-schen gegen den Norddeutschen begann auch schon nach kur-zer Zeit Früchte zu tragen. Es ist ein Vorwurf, den man gegen die damaligen maßgebenden Stellen sowohl in der Re-gierung wie auch in der Heeresleitung – besser, in den bayerischen Kommandostellen – erheben muß, und den diese nicht von sich abschütteln können, daß sie in gottver-blendeter Pflichtvergessenheit nicht mit der notwendigen Entschlossenheit dagegen eingeschritten sind. Man tat nichts! Im Gegenteil, an verschiedenen Stellen schien man es gar nicht so ungern zu sehen und war vielleicht borniert genug, zu denken, daß durch eine solche Propaganda nicht nur der Einheitsentwicklung des deutschen Volkes ein Riegel vor-geschoben werden würde, sondern daß damit auch auto-matisch eine Stärkung der föderativen Kräfte eintreten
Kriegsgesellschaften und antipreußische Stimmung 622
müßte. Kaum jemals in der Geschichte ist eine böswillige Unterlassung böser gerächt worden. Die Schwächung, die man Preußen zuzufügen glaubte, hat ganz Deutschland be-troffen. Ihre Folge aber war die Beschleunigung des Zu-sammenbruchs, der jedoch nicht etwa nur Deutschland zer-trümmerte, sondern in erster Linie gerade die Einzel- staaten selbst.
In der Stadt, in welcher der künstlich geschürte Haß gegen Preußen am heftigsten tobte, brach als erster die Revolution gegen das angestammte Königshaus aus.
Nun wäre es allerdings falsch, zu glauben, daß der feind-lichen Kriegspropaganda allein die Fabrikation dieser anti-preußischen Stimmung zuzuschreiben gewesen sei, und daß Entschuldigungsgründe für das von ihr ergriffene Volk nicht vorhanden gewesen wären. Die unglaubliche Art der Organisation unserer Kriegswirtschaft, die in einer ge- radezu wahnwitzigen Zentralisation das gesamte Reichs-gebiet bevormundete und – ausgaunerte, war ein Haupt-grund für das Entstehen jener antipreußischen Gesinnung. Denn für den normalen kleinen Mann waren die Kriegsgesellschaften, die nun einmal ihre Zentrale in Berlin besaßen, identisch mit Berlin, und Berlin selbst gleichbedeu-tend mit Preußen. Daß die Organisatoren dieses Raubinstituts, Kriegsgesellschaften genannt, weder Ber- liner noch Preußen, ja überhaupt nicht Deutsche waren, kam dem Einzelnen damals kaum zum Bewußtsein. Er sah nur die grobe Fehlerhaftigkeit und die dauernden Über- griffe dieser verhaßten Einrichtung in der Reichshaupt- stadt und übertrug nun seinen ganzen Haß selbstverständ- lich auf diese Reichshauptstadt und Preußen zugleich, um so mehr, als von bestimmter Seite nicht nur nichts dagegen unternommen, sondern im stillen eine solche Deutung so- gar schmunzelnd begrüßt wurde.
Der Jude war viel zu klug, um nicht schon damals zu verstehen, daß der infame Beutezug, den er unter dem Deckmantel der Kriegsgesellschaften gegen das deutsche Volk organisierte, Widerstand hervorrufen würde, ja mußte.
Preußenhetze als Ablenkungsmanöver 623
Solange dieser ihm selbst nicht an die Gurgel sprang, brauchte er ihn nicht zu fürchten. Um aber eine Explosion der zur Verzweiflung und Empörung getriebenen Massen nach dieser Richtung zu verhindern, konnte es gar kein besseres Rezept geben als das, ihre Wut anderweitig auf-flammen zu lassen und so zu verbrauchen.
Mochte ruhig Bayern gegen Preußen und Preußen gegen Bayern streiten, je mehr, desto besser! Der heißeste Kampf der beiden bedeutete für den Juden den sichersten Frie- den. Die allgemeine Aufmerksamkeit war damit vollstän- dig abgelenkt von der internationalen Völkermade, man schien sie vergessen zu haben. Und wenn die Gefahr aufzu-tauchen schien, daß besonnene Elemente, die es auch in Bayern zahlreich gab, zur Einsicht und Einkehr und zur Zurückhaltung mahnten und dadurch der erbitterte Kampf abzuflauen drohte, so brauchte der Jude in Berlin nur eine neue Provokation in Szene zu setzen und den Erfolg ab-zuwarten. Augenblicklich stürzten sich alle Nutznießer des Streites zwischen Nord und Süd auf jeden solchen Vorfall und bliesen so lange, bis die Glut der Empörung wieder zu hellem Feuer emporgestiegen war.
Es war ein geschicktes, raffiniertes Spiel, das der Jude damals zur steten Beschäftigung und Ablenkung der ein-zelnen deutschen Stämme trieb, um sie unterdessen desto gründlicher ausplündern zu können.
Dann kam die Revolution.
Wenn nun bis zum Jahre 1918, oder, besser gesagt, bis zum November dieses Jahres der Durchschnittsmensch, besonders aber der wenig gebildete Spießer und Arbeiter, den wirklichen Hergang und die unausbleiblichen Folgen des Streites der deutschen Stämme untereinander, vor allem in Bayern, noch nicht richtig erkennen konnte, dann hätte es wenigstens der sich „national“ nennende Teil am Tage des Ausbruchs der Revolution begreifen müssen. Denn kaum war die Aktion gelungen, als in Bayern auch schon der Führer und Organisator der Revolution zum Vertreter „bayerischer“ Interessen wurde. Der internationale Jude Kurt Eisner begann Bayern gegen
Kurt Eisner, „bayerischer Partikularist“ 624
Preußen auszuspielen. Es war aber doch selbst-verständlich, daß ausgerechnet dieser Orientale, der als Zeitungsjournaille sich unausgesetzt hier und dort im übri-gen Deutschland herumtrieb, wohl als letzter berufen ge-wesen wäre, bayerische Interessen zu wahren, und daß ge-rade ihm Bayern das Gleichgültigste sein konnte, das es auf Gottes weiter Welt gab.
Indem Kurt Eisner der revolutionären Erhebung in Bayern eine ganz bewußte Spitze gegen das übrige Reich gab, handelte er nicht im geringsten aus bayerischen Ge-sichtspunkten heraus, sondern nur als Be-auftragter des Judentums. Er benützte die vor-handenen Instinkte und Abneigungen des bayerischen Vol-kes, um mittels ihrer Deutschland leichter zerschlagen zu können. Das zertrümmerte Reich aber wäre spielend eine Beute des Bolschewismus geworden.
Die von ihm angewandte Taktik wurde auch nach seinem Tode zunächst fortgeführt. Der Marxismus, der gerade die Einzelstaaten und ihre Fürsten in Deutschland immer mit blutigstem Hohn übergossen hatte, appellierte als „Unab-hängige Partei“ nun plötzlich eben an diejenigen Gefühle und Instinkte, die in Fürstenhäusern und Einzelstaaten ihre stärkste Wurzel hatten.
Der Kampf der Räterepublik gegen die anrückenden Be-freiungskontingente war in erster Linie als „Kampf baye-rischer Arbeiter“ gegen den „preußischen Militarismus“ propagandistisch aufgezogen worden. Nur daraus kann man auch verstehen, warum in München, ganz zum Unterschied von anderen deutschen Gebieten, das Niederwerfen der Räterepublik nicht zur Besinnung der breiten Massen, son-dern vielmehr zu einer noch größeren Verbitterung und Verbissenheit gegen Preußen führte.
Die Kunst, mit der die bolschewistischen Agitatoren die Beseitigung der Räterepublik als „preußisch-militaristischen“ Sieg gegen das „antimilitaristisch“ und „antipreußisch“ ge-sinnte bayerische Volk hinzustellen verstanden, trug reiche Früchte. Während Kurt Eisner noch anläßlich der Wahlen
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in den gesetzgebenden Bayerischen Landtag in München keine zehntausend Anhänger aufbrachte, die Kommuni-stische Partei sogar unter dreitausend blieb, waren nach dem Zusammenbruch der Republik beide Parteien zusam-men auf nahezu hunderttausend Wähler gestiegen.
Schon in dieser Zeit setzte mein persönlicher Kampf gegen die wahnwitzige Verhetzung der deutschen Stämme unter-einander ein.
Ich glaube, ich habe in meinem Leben noch keine un-populärere Sache begonnen als meinen damaligen Wider-stand gegen die Preußenhetze. In München hatten schon während der Räteperepublik die ersten Massenversammlungen stattgefunden, in denen der Haß gegen das übrige Deut-schland, insbesondere aber gegen Preußen, zu solcher Siede-hitze aufgepeitscht wurde, daß es nicht nur für einen Nord-deutschen mit Todesgefahr verbunden war, einer solchen Versammlung beizuwohnen, sondern daß der Abschluß der-artiger Kundgebungen meist ganz offen mit dem wahn-sinnigen Geschrei endigte: „Los von Preußen!“ – „Nieder mit Preußen!“ – „Krieg gegen Preußen!“, eine Stim- mung, die ein besonders glänzender Vertreter bayerischer Hoheitsinteressen im Deutschen Reichstag in den Schlacht-ruf zusammenfaßte: „Lieber bayerisch sterben als preußisch verderben.“
Man muß die damaligen Versammlungen miterlebt haben, um zu verstehen, was es für mich selbst bedeutete, als ich mich zum ersten Male, umringt von einer Handvoll Freunde, in einer Versammlung im Löwenbräukeller zu München gegen diesen Wahnsinn zur Wehr setzte. Es waren Kriegskameraden, die mir damals Beistand leisteten, und man kann sich vielleicht in unser Gefühl hineinversetzen, wenn eine vernunftlos gewordene Masse gegen uns brüllte und uns niederzuschlagen drohte, die während der Zeit, da wir das Vaterland verteidigt hatten, zum weitaus größten Teil als Deserteure und Drückeberger sich in Etappen oder in der Heimat herumgetrieben hatte. Für mich freilich hatten diese Auftritte das Glück, daß sich die Schar meiner Getreuen erst recht mit mir verbunden
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fühlte und bald auf Leben und Tod auf mich eingeschwo- ren war.
Diese Kämpfe, die sich immer wiederholten und durch das ganze Jahr 1919 hinzogen, schienen sich gleich zu Be-ginn des Jahres 1920 noch zu verstärken. Es gab Versamm-lungen – ich erinnere mich besonders an eine im Wagner-saal an der Sonnenstraße in München –, in denen meine unterdes größer gewordene Gruppe schwerste Kämpfe zu bestehen hatte, die nicht selten damit endeten, daß man Dutzende meiner Anhänger mißhandelte, niederschlug, mit Füßen trat, um sie endlich, mehr Leichnamen als Leben- den gleich, aus den Sälen zu werfen.
Der Kampf, den ich erst als Einzelperson, nur unterstützt von meinen Kriegsgefährten, aufgenommen hatte, wurde nun als eine, ich möchte fast sagen, heilige Aufgabe von der jungen Bewegung weitergeführt.
Es ist noch heute mein Stolz, sagen zu können, daß wir damals – fast ausschließlich angewiesen auf unsere baye-rischen Anhänger – dennoch dieser Mischung von Dumm-heit und Verrat langsam, aber sicher das Ende bereitet haben. Ich sage Dummheit und Verrat deshalb, weil ich, bei aller Überzeugung von der an sich wirklich gutmütig-dummen Masse der Mitläufer, den Organisatoren und An-stiftern solche Einfalt nicht zugute rechnen kann. Ich hielt sie und halte sie auch heute noch für von Frankreich be-soldete und bezahlte Verräter. In einem Falle, im Falle Dorten, hat ja unterdes die Geschichte bereits ihr Urteil gesprochen.
Was die Sache damals besonders gefährlich werden ließ, war die Geschicklichkeit, mit der man die wahren Ten-denzen zu verhüllen verstand, indem man föderalistische Absichten als die einzige Veranlassung zu diesem Treiben in den Vordergrund schob. Daß die Schürung von Preußen-haß mit Föderalismus nichts zu tun hat, liegt allerdings auf der Hand. Merkwürdig berührt auch eine „föderative Tätigkeit“, die es versucht, einen anderen Bundesstaat auf-zulösen oder aufzuteilen. Denn ein ehrlicher Föderalist, bei dem die Zitierung des Bismarckschen Reichsgedankens
„Föderative Tätigkeit“ 627
keine verlogene Phrase darstellt, dürfte nicht im selben Atemzug dem von Bismarck geschaffenen oder doch voll-endeten preußischen Staat Teile abzutrennen wünschen oder sogar solche Separationsbestrebungen öffentlich unter-stützen. Wie würde man im München geschrien haben, wenn eine konservative preußische Partei die Loslösung Fran- kens von Bayern begünstigt oder gar in öffentlicher Aktion verlangt und gefördert hätte! Leid tun konnten einem bei all dem wirklich nur die ehrlich föderalistisch gesinnten Naturen, die dieses verruchte Gaunerspiel nicht durch- schaut hatten; denn sie waren in erster Linie die Betro-genen. Indem der föderative Gedanke solcherart belastet wurde, schaufelten ihm seine eigenen Anhänger das Grab. Man kann keine föderalistische Gestaltung des Reiches propagieren, wenn man das wesentlichste Glied eines sol-chen Staatsbaues, nämlich Preußen, selbst heruntersetzt, beschimpft und beschmutzt, kurz als Bundesstaat, wenn möglich, unmöglich macht. Es war dies um so unglaublicher, als sich dabei der Kampf dieser sogenannten Föderalisten gerade gegen das Preußen wendete, das am wenigsten mit der Novemberdemokratie in Verbindung gebracht werden kann. Denn nicht gegen die Väter der Weimarer Verfas- sung, die übrigens selbst zum größten Teil Süddeutsche oder Juden waren, richteten sich Schmähungen und Angriffe die-ser sogenannten „Föderalisten“, sondern gegen die Ver- treter des alten konservativen Preußens, also die Anti- poden der Weimarer Verfassung. Daß man sich dabei be-sonders hütete, den Juden anzutasten, darf nicht wunder-nehmen, liefert aber vielleicht den Schlüssel zur Lösung des ganzen Rätsels.
So wie vor der Revolution der Jude die Aufmerksamkeit von seinen Kriegsgesellschaften oder, besser, von sich selbst, abzulenken verstand und die Masse, besonders des baye-rischen Volkes, gegen Preußen umzustellen wußte, so mußte er nach der Revolution auch den neuen und nun zehnmal größeren Raubzug irgendwie decken. Und wieder gelang es ihm, in diesem Fall die sogenannten „nationalen Ele-mente“ Deutschlands gegeneinander zu hetzen: konser-
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vativ eingestellte Bayern gegen ebenso konservativ denkende Preußen. Und wieder betrieb er es in gerissenster Weise, indem er, der allein die Geschicke des Reiches an seinen Fäden hielt, so grobe und taktlose Übergriffe provozierte, daß das Blut der jeweils Betroffenen dadurch immer aufs neue in Wallung geraten mußte. Nie aber gegen den Juden, sondern immer gegen den deutschen Bruder. Nicht das Berlin von vier Millionen emsig arbeitenden, flei-ßigen, schaffenden Menschen sah der Bayer, sondern das faule, zersetzte Berlin des übelsten Westens! Doch nicht gegen diesen Westen kehrte sich sein Haß, son-dern gegen die „preußische“ Stadt.
Es war wirklich oft zum Verzweifeln.
Diese Geschicklichkeit des Juden, die öffentliche Auf-merksamkeit von sich abzulenken und anderweitig zu be-schäftigen, kann man auch heute wieder studieren.
Im Jahre 1918 konnte von einem planmäßigen Anti-semitismus gar keine Rede sein. Noch erinnere ich mich der Schwierigkeiten, auf die man stieß, sowie man nur das Wort Jude in den Mund nahm. Man wurde entweder dumm angeglotzt, oder man erlebte heftigsten Widerstand. Unsere ersten Versuche, der Öffentlichkeit den wahren Feind zu zeigen, schienen damals fast aussichtslos zu sein, und nur ganz langsam begannen sich die Dinge zum Besseren zu wenden. So verfehlt der „Schutz- und Trutz-bund“ in seiner organisatorischen Anlage war, so groß war nichtsdestoweniger sein Verdienst, die Juden-frage als solche wieder aufgerollt zu haben. Jedenfalls begann im Winter 1918/19 so etwas wie Antisemitismus langsam Wurzel zu fassen. Später hat dann allerdings die nationalsozialistische Bewegung die Judenfrage ganz anders vorwärtsgetrieben. Sie hat es vor allem fertiggebracht, dieses Problem aus dem engbegrenzten Kreise oberer und kleinbürgerlicher Schichten herauszuheben und zum treiben-den Motiv einer großen Volksbewegung umzuwandeln. Kaum aber, daß es gelungen war, dem deutschen Volk in
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dieser Frage den großen, einigenden Kampfgedanken zu schenken, als der Jude auch schon zur Gegenwehr schritt. Er griff zu seinem alten Mittel. Mit fabelhafter Schnellig-keit hat er in die völkische Bewegung selbst die Brandfackel des Zankes hineingeworfen und den Zwiespalt gesät. Am Aufwerfen der ultramontanen Frage und in der daraus erwachsenden gegenseitigen Bekämpfung von Katholizismus und Protestantismus stak, wie die Verhältnisse nun einmal lagen, die einzige Möglichkeit, die öffentliche Aufmerksamkeit mit anderen Problemen zu beschäftigen, um den konzentrierten Ansturm vom Judentum abzuhalten. Wie die Männer, die gerade diese Frage in unser Volk hineinschleuderten, sich an ihm versündigten, das können sie niemals wieder gutmachen. Der Jude hat jedenfalls das gewollte Ziel erreicht: Katho-liken und Protestanten führen miteinander einen fröh- lichen Krieg, und der Todfeind der arischen Menschheit und des gesamten Christentums lacht sich ins Fäustchen.
So wie man es einst verstanden hatte, Jahre hindurch die öffentliche Meinung mit dem Kampf zwischen Föde-ralismus und Unitarismus zu beschäftigen und sie darin aufzureiben, indes der Jude die Freiheit der Nation ver-schacherte und unser Vaterland der internationalen Hoch-finanz verriet, so gelingt es ihm jetzt wieder, die zwei deut-schen Konfessionen gegeneinander Sturm laufen zu lassen, während beider Grundlagen vom Gift des internationalen Weltjuden zerfressen und unterhöhlt werden.
Man halte sich die Verwüstungen vor Augen, welche die jüdische Bastardierung jeden Tag an unserem Volke an-richtet, und man bedenke, daß diese Blutvergiftung nur nach Jahrhunderten oder überhaupt nicht mehr aus unse- rem Volkskörper entfernt werden kann; man bedenke wei- ter, wie die rassische Zersetzung die letzten arischen Werte unseres deutschen Volkes herunterzieht, ja oft vernichtet, so daß unsere Kraft als kulturtragende Nation ersichtlich mehr und mehr im Rückzug begriffen ist, und wir der Gefahr anheimfallen, wenigstens in unseren Großstädten dorthin zu kommen, wo Süditalien heute bereits ist. Diese
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Verpestung unseres Blutes, an der Hunderttausende unse- res Volkes wie blind vorübergehen, wird aber vom Juden heute planmäßig betrieben. Planmäßig schänden diese schwarzen Völkerparasiten unsere unerfahrenen, jungen blonden Mädchen und zerstören dadurch etwas, was auf dieser Welt nicht mehr ersetzt werden kann. Beide, jawohl, beide christliche Konfessionen sehen dieser Entweihung und Zerstörung eines durch Gottes Gnade der Erde gegebenen edlen und einzigartigen Lebewesens gleichgültig zu. Für die Zukunft der Erde liegt aber die Bedeutung nicht darin, ob die Protestanten die Katholiken oder die Katholiken die Protestanten besiegen, sondern darin, ob der arische Mensch ihr erhalten bleibt oder ausstirbt. Dennoch kämp- fen die beiden Konfessionen heute nicht etwa gegen den Vernichter dieser Menschen, sondern suchen sich selbst gegen-seitig zu vernichten. Gerade der völkisch Eingestellte hätte die heiligste Verpflichtung, jeder in seiner eigenen Konfession dafür zu sorgen, daß man nicht nur immer äußerlich von Gottes Willen redet, sondern auch tatsächlich Gottes Willen erfülle und Gottes Werk nicht schänden lasse. Denn Gottes Wille gab den Men- schen einst ihre Gestalt, ihr Wesen und ihre Fähigkeiten. Wer sein Werk zerstört, sagt damit der Schöpfung des Herrn, dem göttlichen Wollen, den Kampf an. Darum sei jeder tätig, und zwar jeder gefälligst in seiner Konfession, und jeder empfinde es als seine erste und heiligste Pflicht, Stellung gegen den zu nehmen, der in seinem Wirken durch Reden oder Handeln aus dem Rah- men seiner eigenen Glaubensgemeinschaft heraustritt und in die andere hineinzustänkern versucht. Denn das Be-kämpfen von Wesenseigenheiten einer Konfession innerhalb unserer einmal vorhandenen religiösen Spaltung führt in Deutschland zwangsläufig zu einem Vernichtungskrieg zwischen beiden Konfessionen. Unsere Verhältnisse gestatten hier gar keinen Vergleich etwa mit Frankreich oder Spa- nien oder gar Italien. Man kann zum Beispiel in allen drei Ländern einen Kampf gegen den Klerikalismus oder
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Ultramontanismus propagieren, ohne Gefahr zu laufen, daß bei diesem Versuch das französische, spanische oder ita-lienische Volk als solches auseinanderfalle. Man darf dies aber nicht in Deutschland, da sich hier sicher auch die Pro-testanten an einem solchen Beginnen beteiligen würden. Damit erhält jedoch die Abwehr, die anderswo nur von Katholiken gegen Übergriffe politischer Art ihrer eigenen Oberhirten stattfinden würde, sofort den Charakter eines Angriffs von Protestantismus gegen Katholizismus. Was von Angehörigen der eigenen Konfession, selbst wenn es ungerecht ist, immer noch ertragen wird, findet augenblick-lich schärfste Ablehnung von vornherein, sowie der Be-kämpfer einer anderen Glaubensgemeinschaft entstammt. Dies geht so weit, daß selbst Menschen, die an sich ohne weiteres bereit wären, einen ersichtlichen Mißstand inner-halb ihrer eigenen religiösen Glaubensgemeinschaft abzu-stellen, sofort davon abgehen und ihren Widerstand nach außen kehren, sowie von einer nicht zu ihrer Gemeinschaft gehörigen Stelle eine solche Korrektur empfohlen oder gar gefordert wird. Sie empfinden dies als einen ebenso unbe-rechtigten wie unzulässigen, ja unanständigen Versuch, sich in Dinge einzumischen, die den Betreffenden nichts an-gehen. Derartige Versuche werden auch dann nicht ent-schuldigt, wenn sie mit dem höheren Recht der Interessen der nationalen Gemeinschaft begründet werden, da heute religiöse Gefühle immer noch tiefer sitzen als alle nationalen und politischen Zweckmäßigkeiten. Und dies wird auch gar nicht anders dadurch, daß man nun die beiden Konfessionen in einen gegenseitigen erbitterten Kampf hineintreibt, son-dern vermöchte nur anders zu werden, indem man durch beiderseitige Verträglichkeit der Nation eine Zukunft schenkte, die in ihrer Größe allmählich auch auf diesem Gebiet versöhnend wirken würde.
Ich stehe nicht an, zu erklären, daß ich in den Männern, die heute die völkische Bewegung in die Krise religiöser Streitigkeiten hineinziehen, schlimmere Feinde meines Volkes sehe als im nächstbesten international eingestellten Kommunisten. Denn diesen zu bekehren, ist die national-
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sozialistische Bewegung berufen. Wer aber diese aus ihren eigenen Reihen heraus von ihrer wirklichen Mission ent-fernt, handelt am verwerflichsten. Er ist, ob bewußt oder unbewußt spielt gar keine Rolle, ein Streiter für jüdische Interessen. Denn jüdisches Interesse ist es heute, die völ-kische Bewegung in dem Augenblick in einem religiösen Kampf verbluten zu lassen, in dem sie beginnt, für den Juden eine Gefahr zu werden. Und ich betone ausdrücklich das Wort verbluten lassen; denn nur ein geschichtlich ganz ungebildeter Mann kann sich vorstellen, mit dieser Be-wegung heute eine Frage lösen zu können, an der Jahr-hunderte und große Staatsmänner zerschellt sind.
Im übrigen sprechen die Tatsachen für sich. Die Herren, die im Jahre 1924 plötzlich entdeckten, daß die oberste Mission der völkischen Bewegung der Kampf gegen den „Ultramontanismus“ sei, haben nicht den Ultramontanis- mus zerbrochen, aber die völkische Bewegung zerrissen. Ich muß mich auch dagegen verwahren, daß in den Reihen der völkischen Bewegung irgendein unreifer Kopf vermeint, das zu können, was selbst ein Bismarck nicht konnte. Es wird immer die oberste Pflicht der Leitung der nationalsozialistischen Bewegung sein, gegen jeden Versuch, die nationalsozialistische Bewegung in den Dienst solcher Kämpfe zu stellen, schärfstens Front zu machen und die Propagandisten einer solchen Absicht augenblicklich aus den Reihen der Bewegung zu entfernen. Tatsächlich war es auch bis Herbst 1923 restlos gelungen. Es konnte in den Reihen unserer Bewegung der gläubigste Protestant neben dem gläubigsten Katholiken sitzen, ohne je in den geringsten Gewissenskonflikt mit seiner religiösen Überzeugung geraten zu müssen. Der gemeinsame gewaltige Kampf, den die beiden gegen den Zerstörer der arischen Menschheit führten, hat sie im Gegenteil gelehrt, sich gegenseitig zu achten und zu schätzen. Und dabei hat gerade in diesen Jahren die Bewegung den schärfsten Kampf gegen das Zentrum ausgefochten, allerdings nie aus religiösen, sondern ausschließlich aus national-, rasse- und
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wirtschaftspolitischen Gründen. Der Erfolg sprach damals genau so für uns, wie er heute gegen die Besserwisser zeugt.
Es ist in den letzten Jahren manchesmal so weit gekom-men, daß völkische kreise in der gottverlassenen Blindheit ihrer konfessionellen Auseinandersetzungen den Wahnsinn ihres Handelns nicht einmal daraus erkannten, daß athe-istische Marxistenzeitungen nach Bedarf plötzlich Anwälte religiöser Glaubensgemeinschaften wurden, um durch Hin- und Hertragen von manchmal wirklich zu dummen Äuße-rungen die eine oder die andere Seite zu belasten und das Feuer dadurch zum äußersten zu schüren.
Gerade bei einem Volk aber, das, wie das deutsche, in seiner Geschichte schon so oft bewiesen hat, daß es imstande ist, für Phantome Kriege bis zum Weißbluten zu führen, wird jeder solche Kampfruf todgefährlich sein. Immer wurde dadurch unser Volk von den wirklich realen Fragen seines Daseins abgelenkt. Während wir in religiösen Strei-tigkeiten uns verzehrten, wurde die andere Welt verteilt. Und während die völkische Bewegung überlegt, ob die ultramontane Gefahr größer ist als die jüdische oder um-gekehrt, zerstört der Jude die rassischen Grundlagen unseres Daseins und vernichtet dadurch unser Volk für immer. Ich kann, was diese Art von „völkischen“ Kämp-fern betrifft, der nationalsozialistischen Bewegung und da-mit auch dem deutschen Volke aus aufrichtigstem Herzen nur wünschen: Herr, bewahre sie vor solchen Freunden, auch sie wird mit ihren Feinden dann schon fertig werden.
Der in den Jahren 1919/20/21 und weiterhin von den Juden in so schlauer Weise propagierte Kampf zwischen Föderalismus und Unitarismus zwang, bei aller Ableh- nung desselben, doch auch die nationalsozialistische Be-wegung, zu seinen wesentlichen Problemen Stellung zu nehmen. Soll Deutschland Bundes- oder Einheits-staat sein, und was hat man praktisch unter beiden zu verstehen? Mir scheint die wichtigere Frage die zweite zu
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sein, weil sie nicht nur zum Verständnis des ganzen Pro-blems grundlegend ist, sondern auch weil sie klärend ist und versöhnenden Charakter besitzt.
Was ist ein Bundesstaat?
Unter Bundesstaat verstehen wir einen Verband von souveränen Staaten, die aus freiem Willen kraft ihrer Souveränität sich zusammenschließen und dabei jenen Teil der Hoheitsrechte im einzelnen an die Gesamtheit abtreten, der die Existenz des gemeinsamen Bundes ermöglicht und gewährleistet.
Diese theoretische Formulierung trifft in der Praxis bei keinem der heute auf Erden bestehenden Bundesstaaten restlos zu. Am wenigsten bei der amerikanischen Union, in welcher beim weitaus größten Teil der Einzelstaaten von irgendeiner ursprünglichen Souveränität überhaupt nicht geredet werden kann, sondern viele derselben erst im Laufe der Zeit gewissermaßen hineingezeichnet wurden in die Ge-samtfläche des Bundes. Daher handelt es sich bei den Ein-zelstaaten der amerikanischen Union auch in den meisten Fällen mehr um kleinere und größere, aus verwaltungs-technischen Gründen gebildete, vielfach mit dem Lineal ab-gegrenzte Territorien, die vordem eigene staatliche Sou-veränität nicht besessen hatten und auch gar nicht besitzen konnten. Denn nicht diese Staaten hatten die Union ge-bildet, sondern die Union gestaltete erst einen großen Teil solcher sogenannter Staaten. Die dabei den einzelnen Ter-ritorien überlassenen, oder besser zugesprochenen, höchst umfangreichen Selbstrechte entsprechen nicht nur dem gan-zen Wesen dieses Staatenbundes, sondern vor allem auch der Größe seiner Grundfläche, seinen räumlichen Dimen-sionen, die ja fast dem Ausmaß eines Kontinents gleich-kommen. Man kann somit bei den Staaten der amerikani-schen Union nicht von deren staatlicher Souveränität spre-chen, sondern nur von deren verfassungsmäßig festgelegten und garantierten Rechten, besser vielleicht Befugnissen.
Auch für Deutschland ist die obige Formulierung nicht voll und ganz zutreffend. Obwohl in Deutschland ohne Zweifel zuerst die Einzelstaaten, und zwar als Staaten, be-
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standen hatten und aus ihnen das Reich gebildet wurde. Allein schon die Bildung des Reiches ist nicht erfolgt auf Grund des freien Willens oder gleichen Zutuns der Einzel-staaten, sondern durch die Auswirkung der Hegemonie eines Staates unter ihnen, Preußens. Schon die rein terri-torial große Verschiedenheit der deutschen Staaten gestattet keinen Vergleich mit der Gestaltung zum Beispiel der amerikanischen Union. Der Größenunterschied zwischen den einstigen kleinsten deutschen Bundesstaaten und den größe-ren oder gar dem größten erweist die Nichtgleichartigkeit der Leistungen, aber auch das Ungleichmäßige des Anteils an der Begründung des Reiches, an der Formung des Bundes-staates. Tatsächlich konnte man aber auch bei den meisten dieser Staaten von einer wirklichen Souveränität nicht sprechen, außer das Wort Staatssouveränität hätte keine andere Bedeutung als die einer amtlichen Phrase. In Wirklichkeit hatte nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart mit zahlreichen dieser sogenannten „souveränen Staaten“ aufgeräumt und damit am klarsten die Schwäche dieser „souveränen“ Gebilde bewiesen.
Es soll hier nicht festgestellt werden, wie im einzelnen diese Staaten sich geschichtlich bildeten, wohl aber, daß sie fast in keinem Falle sich mit stammesmäßigen Grenzen decken. Sie sind rein politische Erscheinungen und reichen mit ihren Wurzeln meist in die traurigste Zeit der Ohn- macht des Deutschen Reiches und der sie bedingenden, wie auch umgekehrt dadurch selbst wieder bedingten Zersplitte-rung unseres deutschen Vaterlandes.
Dem allem trug, wenigstens teilweise, die Verfassung des alten Reiches auch Rechnung, insofern sie im Bundesrat den einzelnen Staaten nicht die gleiche Vertretung ein-räumte, sondern entsprechend der Größe und tatsächlichen Bedeutung sowie der Leistung der Einzelstaaten bei der Bildung des Reiches Abstufungen vornahm.
Die von den Einzelstaaten zur Ermöglichung der Reichs-bildung abgetretenen Hoheitsrechte wurden nur zum klein-sten Teil aus eigenem Willen aufgegeben, zum größten Teil waren sie praktisch entweder ohnehin nicht vorhanden,
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oder sie waren unter dem Druck der preußischen Übermacht einfach genommen worden. Allerdings ging Bismarck dabei nicht von dem Grundsatz aus, dem Reiche zu geben, was den einzelnen Staaten nur irgend genommen werden konnte, sondern von den Einzelstaaten nur abzuverlangen, was das Reich unbedingt brauchte. Ein ebenso gemäßigter wie weiser Grundsatz, der auf der einen Seite auf Gewohn-heit und Tradition die höchste Rücksicht nahm und auf der anderen dadurch von vornherein dem neuen Reich ein großes Maß von Liebe und freudiger Mitarbeit sicherte. Es ist aber grundfalsch, diesen Entschluß Bismarcks etwa seiner Überzeugung zuzuschreiben, daß damit das Reich für alle Zeit genügend an Hoheitsrechten besäße. Diese Überzeugung hatte Bismarck keineswegs; im Gegenteil, er wollte nur der Zukunft überlassen, was im Augenblick schwer durch-zuführen und zu ertragen gewesen wäre. Er hoffte auf die langsam ausgleichende Wirkung der Zeit und auf den Druck der Entwicklung an sich, der er auf die Dauer mehr Kraft zutraute als einem Versuch, die augenblicklichen Wider-stände der einzelnen Staaten sofort zu brechen. Er hat da- mit die Größe seiner staatsmännischen Kunst gezeigt und am besten bewiesen. Denn in Wirklichkeit ist die Souve-ränität des Reiches dauernd auf Kosten der Souveränität der einzelnen Staaten gestiegen. Die Zeit hat erfüllt, was Bismarck sich von ihr erhoffte.
Mit dem deutschen Zusammenbruch und der Vernichtung der monarchischen Staatsform ist diese Entwicklung zwangs-läufig beschleunigt worden. Denn da die einzelnen deut-schen Staaten ihr Dasein weniger stammesmäßigen Unter-lagen als rein politischen Ursachen zuzuschreiben hatten, mußte die Bedeutung dieser Einzelstaaten in dem Augen-blick in ein Nichts zusammensinken, in dem die wesentlichste Verkörperung der politischen Entwicklung dieser Staaten, die monarchische Staatsform und ihre Dynastien, ausgeschaltet wurden. Eine ganze Anzahl dieser „Staatsgebilde“ verlor dadurch so sehr jeglichen inneren Halt, daß sie damit von selbst auf ein weiteres Dasein Verzicht leisteten und sich aus reinen Zweckmäßig-
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keitsgründen mit anderen zusammenschlossen oder aus freiem Willen in größeren aufgingen; der schlagendste Be-weis für die außerordentliche Schwäche der tatsächlichen Souveränität dieser kleinen Gebilde und der geringen Ein-schätzung, die sie selbst bei ihren eigenen Bürgern fanden.
Hat also die Beseitigung der monarchischen Staatsform und ihrer Träger dem bundesstaatlichen Charakter des Reiches schon einen starken Stoß versetzt, so noch mehr die Übernahme der aus dem „Friedens“-Vertrag resultierenden Verpflichtungen.
Daß die bisher bei den Ländern liegende Finanzhoheit an das Reich verlorenging, war im selben Augenblick natürlich und selbstverständlich, in welchem das Reich durch den verlorenen Krieg einer finanziellen Verpflichtung unter-worfen wurde, die durch Einzelbeiträge der Länder niemals mehr ihre Deckung gefunden hätte. Auch die weiteren Schritte, die zur Übernahme von Post und Eisenbahn durch das Reich führten, waren zwangsläufige Auswirkungen der durch die Friedensverträge allmählich in die Wege geleite-ten Versklavung unseres Volkes. Das Reich war gezwun- gen, sich in den geschlossenen Besitz immer neuer Werte zu setzen, um den Verpflichtungen, die infolge weiterer Aus-pressungen eintraten, genügen zu können.
So wahnwitzig häufig die Formen waren, unter denen sich die Verreichlichung vollzog, so logisch und selbstverständ-lich war der Vorgang an sich. Schuld daran trugen die Parteien und Männer, die einst nicht alles getan hatten, um den Krieg siegreich zu beenden. Schuld daran hatten, besonders in Bayern, die Parteien, die in Verfolgung egoistischer Selbstziele dem Reichsgedanken während des Krieges entzogen hatten, was sie nach dem Verlust des-selben zehnfach ersetzen mußten. Rächende Geschichte! Nur kam die Strafe des Himmels selten so jäh nach der Ver-sündigung als in diesem Falle. Dieselben Parteien, die noch wenige Jahre vordem die Interessen ihrer Einzel- staaten – und dies besonders in Bayern – über das Inter- esse des Reiches gestellt hatten, mußten es nun erleben, wie unter dem Druck der Geschehnisse das Interesse des
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Reiches die Existenz der Einzelstaaten abwürgte. Alles durch ihr eigenes Mitverschulden.
Es ist eine Heuchelei sondergleichen, den Wählermassen gegenüber (denn nur an diese richtet sich die Agitation unserer heutigen Parteien) über den Verlust von Hoheits-rechten der einzelnen Länder zu klagen, während sich alle diese Parteien ausnahmslos gegenseitig überboten haben in einer Erfüllungspolitik, die in ihren letzten Konsequen-zen natürlich auch zu tiefgreifenden Veränderungen im inneren Deutschland führen mußte. Das Bismarcksche Reich war nach außen frei und ungebunden. Finanzielle Ver-pflichtungen so schwerwiegender und dabei völlig unproduk-tiver Art, wie sie das heutige Dawes-Deutschland zu tra- gen hat, besaß dieses Reich nicht. Allein auch im Innern war es in seiner Kompetenz auf wenige und unbedingt notwendige Belange beschränkt. Somit konnte es sehr wohl einer eigenen Finanzhoheit entbehren und von den Bei-trägen der Länder leben; und es ist selbstverständlich, daß einerseits die Wahrung des Besitzes eigener Hoheitsrechte und andererseits verhältnismäßig geringe finanzielle Ab-gaben an das Reich der Reichsfreudigkeit der Länder sehr zustatten kamen. Es ist aber unrichtig, ja unaufrichtig, heute mit der Behauptung Propaganda machen zu wollen, daß die derzeit mangelnde Reichsfreudigkeit bloß der finanziellen Hörigkeit der Länder dem Reiche gegenüber zuzuschreiben wäre. Nein, so liegen die Dinge wirklich nicht. Die mindere Freude am Reichs-gedanken ist nicht dem Verluste von Ho-heitsrechten seitens der Länder zuzu-schreiben, sondern ist vielmehr das Resul-tat der jammervollen Repräsentation, die das deutsche Volk derzeit durch seinen Staat erfährt. Trotz aller Reichsbanner- und Ver-fassungsfeiern ist das heutige Reich dem Herzen des Volkes in allen Schichten fremd geblieben, und republikanische Schutzgesetze können wohl von einer Verletzung republika-nischer Einrichtungen abschrecken, sich aber niemals die Liebe auch nur eines einzigen Deutschen erwerben. In
Bundes- oder Einheitsstaat? 639
der übergroßen Sorge, die Republik vor ihren eigenen Bürgern durch Paragraphen und Zuchthaus zu schützen, liegt die ver-nichtendste Kritik und Herabsetzung der gesamten Institution selbst.
Allein auch aus einem anderen Grunde ist die von ge-wissen Parteien heute aufgestellte Behauptung, daß das Schwinden der Reichsfreudigkeit den Übergriffen des Rei-ches auf bestimmte Hoheitsrechte der Länder zuzuschreiben wäre, unwahr. Angenommen, das Reich hätte die Er-weiterung seiner Kompetenzen nicht vorgenommen, so glaube man doch ja nicht, daß dann die Liebe der einzelnen Länder zum Reich eine größere wäre, wenn nichtsdesto-weniger die Gesamtausgaben dieselben sein müßten wie jetzt. Im Gegenteil: Würden die einzelnen Länder heute Abgaben in der Höhe zu tragen haben, wie sie das Reich zur Erfüllung der Versklavungsdiktate braucht, so würde die Reichsfeindlichkeit noch unendlich viel größer sein. Die Beiträge der Länder an das Reich wären nicht nur sehr schwer hereinzubringen, sondern müßten geradezu auf dem Wege der Zwangsexekution eingetrieben werden. Denn da die Republik nun einmal auf dem Boden der Friedens-verträge steht und weder den Mut noch irgendwie die Absicht besitzt, sie zu brechen, muß sie mit ihren Verpflich-tungen rechnen. Schuld daran sind jedoch wie-der nur die Parteien, die ununterbrochen den geduldigen Wählermassen von der not-wendigen Selbständigkeit der Länder vor-reden, dabei aber eine Reichspolitik för-dern und unterstützen, die ganz zwangs-läufig zur Beseitigung auch der letzten dieser sogenannten „Hoheitsrechte“ füh-ren muß.
Ich sage zwangsläufig deshalb, weil dem heutigen Reich gar keine andere Möglichkeit bleibt, seinen durch eine verruchte Innen- und Außenpolitik aufgebürdeten Lasten gerecht zu werden. Auch hier treibt ein Keil den anderen, und jede neue Schuld, die das Reich durch seine
Nationalstaat oder Sklavenkolonie? 640
verbrecherische Vertretung deutscher Interessen nach außen auf sich lädt, muß im Innern durch einen stärkeren Druck nach unten ausgeglichen werden, der seinerseits wieder die allmähliche Beseitigung sämtlicher Hoheitsrechte der ein-zelnen Staaten erfordert, um nicht in ihnen Keimzellen des Widerstandes erstehen oder auch nur bestehen zu lassen.
Überhaupt muß als charakteristischer Unterschied der heutigen Reichspolitik gegenüber der von einst festgestellt werden: Das alte Reich gab im Innern Frei-heit und bewies nach außen Stärke, wäh-rend die Republik nach außen Schwäche zeigt und im Innern die Bürger unter-drückt. In beiden Fällen bedingt das eine das andere: Der kraftvolle Nationalstaat braucht nach innen weniger Gesetze infolge der größe-ren Liebe und Anhänglichkeit seiner Bür-ger, der internationale Sklavenstaat kann nur durch Gewalt seine Untertanen zum Frondienst anhalten. Denn es ist eine der unver-schämtesten Frechheiten des heutigen Regiments, von „freien Bürgern“ zu reden. Solche besaß nur das alte Deutschland. Die Republik als Sklavenkolonie des Aus-landes hat keine Bürger, sondern besten-falls Untertanen. Sie besitzt deshalb auch keine Nationalflagge, sondern nur eine durch behördliche Verfügungen und gesetzliche Bestimmungen eingeführte und bewachte Musterschutzmarke. Dieses als Geß-lerhut der deutschen Demokratie empfundene Symbol wird daher auch unserem Volke immer innerlich fremd bleiben. Die Republik, die seinerzeit ohne jedes Gefühl für Tradi- tion und ohne jede Ehrfurcht vor der Größe der Ver-gangenheit deren Symbole in den Kot trat, wird einst staunen, wie oberflächlich die Untertanen an ihren eige- nen Symbolen hängen. Sie hat sich selbst den Cha- rakter eines Intermezzos der deutschen Geschichte ge- geben.
So ist dieser Staat heute um seines eigenen Bestandes willen gezwungen, die Hoheitsrechte der einzelnen Länder
Vereinheitlichungstendenzen 641
mehr und mehr zu beschneiden, nicht nur aus allgemein materiellen Gesichtspunkten, sondern auch aus ideellen. Denn indem er seinen Bürgern das letzte Blut durch seine finanzielle Erpresserpolitik entzieht, muß er ihnen zwangs-läufig auch die letzten Rechte nehmen, wenn er nicht will, daß die allgemeine Unzufriedenheit eines Tages zur hellen Rebellion ausschlägt.
In Umkehrung obenstehenden Satzes ergibt sich für uns Nationalsozialisten folgende grundlegende Regel: Ein kraftvolles nationales Reich, das die Interessen seiner Bürger nach außen im höchsten Umfange wahrnimmt und be-schirmt, vermag nach innen Freiheit zu bieten, ohne für die Festigkeit des Staates bangen zu müssen. Andererseits kann aber eine kraftvolle nationale Regierung selbst große Eingriffe in die Freiheit des ein-zelnen sowohl als der Länder ohne Scha-den für den Reichsgedanken vornehmen und verantworten, wenn der einzelne Bürger in solchen Maßnahmen ein Mittel zur Größe seines Volkstums erkennt.
Sicherlich gehen alle Staaten der Welt in ihrer inneren Organisation einer gewissen Vereinheitlichung entgegen. Auch Deutschland wird hierin keine Ausnahme machen. Es ist heute schon ein Unsinn, von einer „Staatssouveränität“ einzelner Länder zu sprechen, die in Wirklichkeit schon durch die lächerliche Größe dieser Gebilde nicht gegeben ist. So-wohl auf verkehrs- als auch auf verwaltungstechnischem Gebiete wird die Bedeutung der Einzelstaaten immer mehr heruntergedrückt. Der moderne Verkehr, die moderne Tech-nik läßt Entfernung und Raum immer mehr zusammen-schrumpfen. Ein Staat von einst stellt heute nur mehr eine Provinz dar, und Staaten der Gegenwart galten früher Kon-tinenten gleich. Die Schwierigkeit, rein technisch gemessen, einen Staat wie Deutschland zu verwalten, ist nicht größer als die Schwierigkeit der Leitung einer Provinz wie Bran-denburg vor hundertzwanzig Jahren. Die Überwindung der
22 Mißbrauch der Zentralisierung 642
Entfernung von München nach Berlin ist heute leichter als die von München nach Starnberg vor hundert Jahren. Und das ganze Reichsgebiet von heute ist im Verhältnis zur derzeitigen Verkehrstechnik kleiner als irgendein mitt-lerer deutscher Bundesstaat zur Zeit der Napoleonischen Kriege. Wer sich den aus einmal gegebenen Tatsachen resultierenden Folgen verschließt, bleibt eben in der Zeit zurück. Menschen, welche dies tun, gab es zu allen Zeiten und wird es auch in der Zukunft immer geben. Sie können jedoch das Rad der Geschichte kaum hemmen, niemals zum Stillstand bringen.
Wir Nationalsozialisten dürfen an den Konsequenzen dieser Wahrheiten nicht blind vorübergehen. Auch hier dürfen wir uns nicht einfangen lassen von den Phrasen unserer sogenannten nationalen bürgerlichen Parteien. Ich gebrauche die Bezeichnung Phrasen deshalb, weil diese Parteien selber gar nicht ernstlich an die Möglichkeit einer Durchführung ihrer Absichten glauben, und weil sie zwei-tens selber mit- und hauptschuldig sind an der heutigen Entwicklung. Besonders in Bayern ist der Schrei nach dem Abbau der Zentralisation wirklich nur mehr eine Partei-mache ohne jeden ernsten Hintergedanken. In allen Augen-blicken, da diese Parteien aus ihren Phrasen wirklich Ernst hätten machen müssen, versagten sie ausnahmslos jämmer-lich. Jeder sogenannte „Raub an Hoheitsrechten“ des bayerischen Staates durch das Reich wurde, abgesehen von einem widerlichen Gekläff, praktisch widerstandslos hin-genommen. Ja, wenn wirklich es einer wagte, gegen dieses irrsinnige System ernstlich Front zu machen, dann wurde der, „als nicht auf dem Boden des heutigen Staates stehend“, von denselben Parteien verfemt und verdammt und so lange verfolgt, bis man ihn entweder durch das Gefängnis oder ein gesetzwidriges Redeverbot mund-tot gemacht hatte. Gerade daraus müssen unsere An-hänger am meisten die innere Verlogenheit dieser soge-nannten föderalistischen Kreise erkennen. So wie zum Teil
Unterdrückung der Einzelstaaten 643
die Religion ist ihnen auch der föderative Staatsgedanke nur ein Mittel für ihre oft schmutzigen Parteiinteressen.
So sehr also eine gewisse Vereinheit-lichung besonders auf dem Gebiete des Ver-kehrswesens natürlich erscheint, so sehr kann doch für uns Nationalsozialisten die Verpflichtung bestehen, gegen eine solche Entwicklung im heutigen Staat schärf-stens Stellung zu nehmen, nämlich dann, wenn die Maßnahmen nur den Zweck haben, eine verhängnisvolle Außenpolitik zu dek-ken und zu ermöglichen. Gerade weil das heutige Reich die sogenannte Verreichlichung von Eisenbahn, Post, Finanzen usw. nicht aus höheren nationalpolitischen Ge-sichtspunkten vorgenommen hat, sondern nur, um damit die Mittel und Pfänder in die Hand zu bekommen für eine uferlose Erfüllungspolitik, müssen wir Nationalsozia-listen alles tun, was irgend geeignet erscheint, die Durch-führung einer solchen Politik zu erschweren, womöglich zu verhindern. Dazu gehört aber der Kampf gegen die heutige Zentralisierung lebenswichtiger Einrichtungen unseres Vol-kes, die nur vorgenommen wird, um dadurch die Milliar-denbeträge und Pfandobjekte für unsere Nachkriegspolitik dem Auslande gegenüber flüssig zu machen.
Aus diesem Grunde hat auch die nationalsozialistische Bewegung gegen solche Versuche Stellung genommen.
Der zweite Grund, der uns veranlassen kann, einer der-artigen Zentralisierung Widerstand zu leisten, ist der, daß dadurch die Macht eines Regierungssystems im Innern gefestigt werden könnte, das in seinen gesamten Auswir-kungen das schwerste Unglück über die deutsche Nation gebracht hat. Das heutige jüdisch-demokra-tische Reich, das für die deutsche Nation zum wahren Fluch geworden ist, sucht die Kritik der Einzelstaaten, die noch nicht
Zentralisation begünstigt Parteiwirtschaft 644
sämtlich von diesem Zeitgeist erfüllt sind, unwirksam zu machen durch deren Herab-drücken zu vollständiger Bedeutungslo-sigkeit. Demgegenüber haben wir Nationalsozialisten allen Anlaß, zu versuchen, der Opposition dieser Einzel-staaten nicht nur die Grundlage einer erfolgverheißenden staatlichen Kraft zu geben, sondern ihren Kampf gegen die Zentralisation überhaupt zum Ausdruck eines höheren na-tionalen allgemeinen deutschen Interesses zu machen. Wäh-rend also die Bayerische Volkspartei aus kleinherzig-partikularistischen Gesichts-punkten „Sonderrechte“ für den bayeri-schen Staat zu erhalten bestrebt ist, haben wir diese Sonderstellung zu verwenden im Dienste eines gegen die heutige Novem-berdemokratie stehenden höheren Natio-nalinteresses.
Der dritte Grund, der uns weiter bestimmen kann, gegen die derzeitige Zentralisation zu kämpfen, ist die Über-zeugung, daß ein größer Teil der sogenannten Verreich-lichung in Wirklichkeit keine Vereinheitlichung, auf keinen Fall aber eine Vereinfachung ist, sondern daß es sich in vielen Fällen nur darum handelt, den Hoheitsrechten der Länder Institutionen zu entziehen, um deren Tore dann den Interessen der Revolutionsparteien zu öffnen. Noch niemals wurde in der deutschen Geschichte schamlosere Günstlingswirtschaft getrieben als in der demokratischen Republik. Ein großer Teil der heutigen Zen-tralisierungswut fällt auf das Konto jener Parteien, die einst die Bahn dem Tüchti-gen freizumachen versprachen, dabei aber bei Besetzung von Ämtern und Posten aus-schließlich die Parteizugehörigkeit im Auge hatten. Insbesondere Juden ergossen sich seit Bestehen der Republik in unglaublichen Mengen in die durch das Reich zusammengerafften Wirtschaftsbetriebe und Verwaltungsapparate, so daß beide heute zu einer Domäne jüdischer Betätigung geworden sind.
Staatshoheit des Reiches 645
Vor allem diese dritte Erwägung muß uns aus takti- schen Gründen verpflichten, jede weitere Maßnahme auf dem Wege der Zentralisation schärfstens zu überprüfen und, wenn notwendig, gegen sie Stellung zu nehmen. Immer aber haben unsere Gesichtspunkte dabei höhere nationalpolitische und nie-mals kleinliche partikularistische zu sein.
Diese letztere Bemerkung ist notwendig, um nicht bei unseren Anhängern die Meinung entstehen zu lassen, als ob wir Nationalsozialisten dem Reiche an sich nicht das Recht zusprechen würden, eine höhere Souveränität zu verkörpern als die der einzelnen Staaten. Über dieses Recht soll und kann es bei uns gar keinen Zweifel geben. Da für uns der Staat an sich nur eine Form ist, das Wesentliche jedoch sein Inhalt, die Nation, das Volk, ist es klar, daß ihren souveränen Interessen alles andere sich unterzuordnen hat. Insbesondere können wir keinem einzelnen Staat innerhalb der Nation und des diese vertretenden Reiches eine machtpolitische Souveränität und Staatshoheit zubilligen. Der Unfug einzelner Bundesstaaten, sogenannte Vertretungen im Ausland und untereinander zu unterhalten, muß aufhören und wird einmal aufhören. Solange derartiges möglich ist, dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Ausland immer noch Zweifel in die Festigkeit unseres Reichsgefüges setzt und demgemäß sich benimmt. Der Unfug dieser Vertretungen ist um so größer, als ihnen neben den Schäden nicht der geringste Nutzen zugeschrieben werden kann. Interessen eines Deutschen im Auslande, die durch den Gesandten des Reiches nicht gewahrt werden können, vermögen noch viel weniger durch den Gesandten eines im Rahmen der heu- tigen Weltordnung lächerlich erscheinenden Kleinstaates wahrgenommen zu werden. In diesen kleinen Bundes- staaten kann man wirklich nur Angriffspunkte erblicken für besonders von einem Staat immer noch gern gesehene Auflösungsbestrebungen innerhalb und außerhalb des Deut-
Kulturelle Aufgaben der Länder 646
schen Reiches. Auch dafür dürfen wir Nationalsozialisten kein Verständnis haben, daß irgendein altersschwach ge-wordener Adelsstamm seinem meist schon sehr dürr ge-wordenen Reis durch Bekleidung des Gesandtenpostens neuen Nährboden gibt. Unsere diplomatischen Vertretun- gen im Ausland waren schon zur Zeit des alten Reiches so jämmerlich, daß weitere Ergänzungen der damals gemach- ten Erfahrungen höchst überflüssig sind.
Die Bedeutung der einzelnen Länder wird in Zukunft unbedingt mehr auf kulturpolitisches Gebiet zu verlegen sein. Der Monarch, der für die Bedeutung Bayerns das meiste tat, war nicht irgendein störrischer, antideutsch ein-gestellter Partikularist, sondern vielmehr der ebenso groß-deutsch gesonnene wie kunstsinnig empfindende Ludwig I. Indem er die Kräfte des Staates in erster Linie für den Aus-bau der kulturellen Position Bayerns verwendete und nicht für die Stärkung der machtpolitischen, hat er Besseres und Dauerhafteres geleistet, als dies sonst je möglich gewesen wäre. Indem er München damals aus dem Rahmen einer wenig bedeutenden provinziellen Residenz in das Format einer großen deutschen Kunstmetropole hineinhob, schuf er einen geistigen Mittelpunkt, der selbst heute noch die wesensverschiedenen Franken an diesen Staat zu fesseln ver-mag. Angenommen, München wäre geblieben, was es einst war, so hätte sich in Bayern ein gleicher Vorgang wie in Sachsen wiederholt, nur mit dem Unterschied, daß das baye-rische Leipzig, Nürnberg, keine bayerische, sondern eine fränkische Stadt geworden wäre. Nicht die „Nieder-mit-Preußen“-Schreier haben München groß gemacht, sondern Bedeutung gab dieser Stadt der König, der in ihr der deut-schen Nation ein Kunst-Kleinod schenken wollte, das ge-sehen und beachtet werden musste und gesehen und beachtet wurde. Und darin liegt auch für die Zukunft eine Lehre. Die Bedeutung der Einzelstaaten wird künftig überhaupt nicht mehr auf staats- und macht-politischem Gebiet liegen; ich erblicke sie entweder auf stammesmäßigem oder auf kulturpolitischem Gebiete. Allein selbst hier wird
Heer und Einzelstaaten 647
die Zeit nivellierende wirken. Die Leichtigkeit des modernen Verkehrs schüttelt die Menschen derart durcheinander, daß langsam und stetig die Stammesgrenzen verwischt werden und so selbst das kulturelle Bild sich allmählich auszuglei-chen beginnt.
Das Heer ist ganz besonders scharf von allen einzelstaatl-ichen Einflüssen fernzuhalten. Der kommende national-sozialistische Staat soll nicht in den Fehler der Vergangen-heit verfallen und dem Heer eine Aufgabe unterschieben, die es nicht hat und gar nicht haben darf. Das deutsche Heer ist nicht dazu da, eine Schule für die Erhaltung von Stammeseigentümlichkei-ten zu sein, sondern vielmehr eine Schule des gegenseitigen Verstehens und Anpas-sens aller Deutschen. Was sonst immer im Leben der Nation trennend sein mag, soll durch das Heer zu ei-nender Wirkung gebracht werden. Es soll weiter den einzel-nen jungen Mann aus dem engen Horizont seines Länd- chens herausheben und ihn hineinstellen in die deutsche Nation. Nicht die Grenzen seiner Heimat, sondern die seines Vaterlandes muß er sehen lernen; denn diese hat er einst auch zu beschützen. Es ist deshalb unsinnig, den jungen Deutschen in seiner Heimat zu belassen, sondern zweck-mäßig ist, ihm in seiner Heereszeit Deutschland zu zei- gen. Dies ist heute um so notwendiger, als der junge Deutsche nicht mehr so wie einst auf Wanderschaft geht und dadurch seinen Horizont erweitert. Ist es in dieser Erkenntnis nicht widersinnig, den jungen Bayern wenn möglich wieder in München zu belassen, den Franken in Nürnberg, den Bade-ner in Karlsruhe, den Württemberger in Stuttgart usw., und ist es nicht vernünftiger, dem jungen Bayern einmal den Rhein und einmal die Nordsee zu zeigen, dem Hamburger die Alpen, dem Ostpreußen das deutsche Mittelgebirge und so fort? Der landsmannschaftliche Charakter soll in der Truppe bleiben, aber nicht in der Garnison. Jeder Versuch einer Zentralisation mag unsere Mißbilligung finden, die des Heeres aber niemals! Im Gegenteil, wollten wir keinen derartigen Versuch begrüßen, über diesen einen müßten
Ein Volk – ein Staat 648
wir uns freuen. Ganz abgesehen davon, daß bei der Größe des heutigen Reichsheeres die Aufrechterhaltung einzel-staatlicher Truppenteile absurd wäre, sehen wir in der er-folgten Vereinheitlichung des Reichsheeres einen Schritt, den wir auch in der Zukunft, bei der Wiedereinführung eines Volksheeres, niemals mehr aufgeben dürfen.
Im übrigen wird eine junge sieghafte Idee jede Fessel ablehnen müssen, die ihre Ak-tivität im Vorwärtstreiben ihrer Gedan-ken lähmen könnte. Der Nationalsozialis-mus muß grundsätzlich das Recht in An-spruch nehmen, der gesamten deutschen Nation ohne Rücksicht auf bisherige bun-desstaatliche Grenzen seine Prinzipien aufzuzwingen und sie in seinen Ideen und Gedanken zu erziehen. So wie sich die Kir-chen nicht gebunden und begrenzt fühlen durch politische Grenzen, ebensowenig die nationalsozialistische Idee durch ein-zelstaatliche Gebiete unseres Vaterlandes.
Die nationalsozialistische Lehre ist nicht die Dienerin der politischen Interessen einzelner Bundesstaaten, sondern soll der-einst die Herrin der deutschen Nation wer-den. Sie hat das Leben eines Volkes zu be-stimmen und neu zu ordnen und muß deshalb für sich gebieterisch das Recht in Anspruch nehmen, über Grenzen, die eine von uns ab-gelehnte Entwicklung zog, hinwegzugehen.
Je vollständiger der Sieg ihrer Ideen wird, um so größer mag dann die Freiheit im einzelnen sein, die sie im Innern bietet.
Richtig, ungeachtet jeder Wertung. Ist doch wichtig das auch dieses Werk Öffentlich zugänglich bleibt.