Neue Welt

in #deutsch4 years ago (edited)

Wir schreiben den zweiten April 2021 und eine weltweite Pandemie verunsichert sowohl die Menschen als auch ganze Staaten.

Wie sich im Laufe der Geschichte zeigt, sieht die Zukunft für die meisten Menschen nicht sehr hoffnungsvoll aus.

Für den Anfang der Geschichte beschränken wir uns allerdings auf einen Menschen namens Justin, der in Amerika lebt.

Er wurde am siebzehnten Oktober 2000, in St Joseph geboren und zog mit 13 Jahren, zusammen mit seiner Mutter nach Warren.

Grund für den Umzug war die häusliche Gewalt seines Vaters, die er sich schon mit jungen Jahren anschauen musste.

In einer Nacht-und-Nebel-Aktion nahm seine depressive Mutter allen Mut zusammen und flüchtete mit ihm in ein neues Leben.

Mittlerweile ist er 20 Jahre alt und lebt mit seiner gleichaltrigen Freundin Kim bei seiner Mutter, welche es nicht mehr schafft vor die Haustür zu gehen, ohne einer Panikattacke ausgesetzt zu sein.

Kim arbeitet als leidenschaftliche Krankenschwester und ist ein wahrer Sonnenschein, außerdem ist sie politisch schon immer interessiert gewesen.

Er hingegen ist arbeitslos, kleinkriminell und Politik stand er immer schon kritisch gegenüber.

Joe Biden hat die Präsidentschaftswahl gegen Donald Trump gewonnen, was Kim glücklich macht, denn sie empfindet Donald Trump als einen furchtbaren Menschen.

Sowohl Kims emotionales Wesen als auch ihr fester Glaube an die Macht der Demokratie führen oft dazu, dass sie an Justins Weltbild aneckt und lautstarke Diskussionen entstehen.

Seine Kritik lautet jedesmal, dass es nichts mit wirklicher Demokratie zu tun hat, wenn das Schicksal aller davon abhängt was wenige bestimmen, auch wenn diese wenigen von allen gewählt wurden.

Dieses Thema ist ihm nicht egal, aber dieses Gefühl der Machtlosigkeit erfüllt ihn mit Wut und so tut er das Thema nach außen hin immer als unwichtig ab.

Der beste Freund von Justin heißt Steve und ist Informatiker.

Die beiden verbindet etwas ganz Besonderes, auf unterschiedliche Art und Weise, nämlich Bitcoin.

Während Steve vielmehr von der Technologie dieses neuen Geldes fasziniert ist, sieht Justin darin immer die Hoffnung auf Freiheit und ein besseres Leben.

Es klingelt, als Steve vor seinem Computer sitzt um an seiner Hausarbeit zu schreiben und Justin vor seiner Tür steht.

„Was geht?”, fragt Justin grinsend, während er quasi schon in Steves Wohnung steht.

„Eigentlich sollte ich an meiner Hausarbeit sitzen”, antwortet Steve mit dem Wissen, dass das heute nichts mehr werden würde.

Während Justin schon sein Gras auf dem Tisch ausbreitet, fragt er nebenbei ob Steve nicht Lust hätte einen zu rauchen.

„Eigentlich sollte ich an meiner Hausarbeit sitzen”, wiederholte Steve.

Aber lachend korrigiert er direkt, dass das auch noch bis nächste Woche Zeit habe, schaltet Bossa Nova Musik an und setzt sich neben Justin auf das Sofa.

„Mir gefällt dieses Gedudel”, erwähnt Justin und fängt lächelnd an zu drehen.

Steve weiß, dass Kim eine große Abneigung gegen Drogen hat und Justin Zuhause nicht in Ruhe konsumieren kann.

Justin konsumiert täglich seit er 14 ist, allerdings nicht nur Gras.

Steve macht das zwar auch, aber tatsächlich nur bei Gelegenheit, da ihm sein Studium sehr wichtig ist.

Diese Gelegenheiten treten meistens in Form von Justin in sein Leben.

Mit dem Kopf nach hinten ins Sofa fallend schaut Justin mit seinen roten Augen in Steves Gesicht: „Weißt du Steve, ich mache mir wirklich viele Gedanken...”

Irritiert stellt Steve ihm die Frage was genau er meint.

Abrupt fängt Justin an laut zu werden: „Es ist doch einfach so, dass ein Leben ohne Geld keinen Wert hat. Schau dir die Obdachlosen da draußen an, niemand interessiert sich für die!”

Nur zu gerne würde Steve ihn beruhigen und stellt ihm die Frage was das mit Justins Leben zu tun habe.

In ernsthaftem Ton fragt dieser: „Willst du mal so Leben?!”

„Natürlich nicht”, erwidert Steve.

Steve erklärt, dass er sein Studium zu Ende machen und in die IT-Branche einsteigen möchte.

„Du hast mit deinen Fähigkeiten tatsächlich gute Chancen für den Arbeitsmarkt der Zukunft...”, seufzt Justin und greift hastig nach dem Joint.

Völlig in Rage meint er, dass das Studium trotzdem keine Sicherheit garantiert.

Die Federal Reserve Bank hat die Geldmenge des Dollars seit Beginn dieser Krise um über die Hälfte erhöht und wir sind noch ganz am Anfang der Pandemie”, haspelt Justin und steigert sich immer weiter rein.

Steve ist etwas überfordert mit Justins Emotionsausbruch und erwähnt, dass sie doch dafür ihre Bitcoin haben, um sich vor dieser Inflation zu schützen.

Mit rollenden Augen klagt Justin, dass das für einen Arbeitslosen und einen Studenten vielleicht viel Geld ist, aber nicht ausreichen wird, um sie alle hier herauszuholen.

Leicht besorgt fragt Steve ihn wohin er denn überhaupt möchte.

„Weiß nicht genau...”, seufzt Justin und lacht: “Hauptsache ans Meer ins Warme”.

Scheinbar zusammenhangslos und mit ernster Miene wirft Justin plötzlich die Frage in den Raum was Steve davon hält sich mit ihm zusammen zu tun und Gras über das Internet zu verkaufen, um mehr Bitcoin zu erlangen.

Lachend stellt Steve die Frage, ob das mittlerweile nicht ein ziemlich veraltetes Klischee sei, das sie damit erfüllen würden.

Justins Augen werden groß als er erwidert, dass Steve sich mit dem Anonymisieren im Internet auskennt und er sich mit dem Anbauen von Gras.

„Kim lässt dich Zuhause nicht mal rauchen und du willst dort Marihuana anpflanzen?!”, lacht Steve ungläubig.

Überheblich verspricht Steve, dass er dabei ist, wenn ihm das gelinge.

Die folgenden zwei Jahre verlaufen anders als Steve es erwartet hat.

Tatsächlich hat Justin es geschafft ertragreiche Pflanzen anzubauen, nicht weil Kim damit einverstanden war, sondern weil er ein Dickkopf ist und es einfach getan hat.

Steve fühlt sich also dazu verpflichtet sein Versprechen einzulösen.

Er nimmt auf einer Handelsplattform im Darknet die Bestellungen an, übergibt sie dann Justin und dieser kümmert sich um alles weitere.

In der Vergangenheit hat Justin Arbeit stets gemieden, aber ihr gemeinsames Geschäftsmodell läuft jahrelang reibungslos.

Seiner Freundin erzählt er in all der Zeit nichts von seinem Geschäftsverhältnis zu Steve.

Stattdessen erhöht er nach und nach sein Bitcoinguthaben.

Da Bitcointransaktionen komplett transparent sind, ist Steve etwas besorgt.

Am sechsten Juni 2022 fällt diese Sorge jedoch von ihm ab, da besagte Transaktionen von nun an, durch ein Update, nicht mehr nachvollziehbar sind.

Durch die Politik unter Joe Biden etablierte sich Bitcoin weiterhin und stieg kontinuierlich in seinem Wert.

Wirklich greifbar wurde der Wert von Bitcoin für die meisten Menschen erst jetzt, im Jahre 2023.

Der Dollar ist einer Hyperinflation ausgesetzt, da das Erzeugen des Geldes während der Pandemie auch nicht aufhörte.

Es geht alles rasend schnell und ohne die Sicherheitsvorschriften der anhaltenden Pandemie würde auf den Straßen das Chaos ausbrechen.

Diese wirkt plötzlich eher wie eine Randerscheinung und das trotz der Maßnahmen, welche sich mit den Jahren noch verschärft haben.

Strenge Ausgangssperren und Überwachungsmaßnahmen sind zur gefühlten Normalität geworden und für die meisten Menschen stellt dies auch kein Problem dar.

Bei seinen Schmuggelgängen zu den blauen Postbriefkästen musste Justin zwar vorsichtiger sein, aber das tat er sowieso immer Nachts.

Wenn man ihn mit seinem komplett gefüllten Rucksack erwischt, wäre die Ausgangssperre sein kleinstes Problem.

Paradoxerweise fühlt sich Justin immer wohl, wenn Chaos um ihn herum ist, obwohl ihn das sehr unter Druck setzt und er die Ruhe liebt.

Es ist der dreizehnte Februar und Punkt 6 Uhr, als Justin und Kim von einem lauten Knall geweckt werden.

Kurz darauf stehen auch schon ein halbes Dutzend Polizeibeamte, mit scharfen Schusswaffen und einem laut bellenden Hund, im Schlafzimmer.

Justin weiß nicht wie ihm geschieht, als er auf den Boden geschmissen und mit Handschellen fixiert wird, während ihn einer der Beamten über seine Rechte belehrt.

Die anderen Beamten nehmen parallel sein ganzes Zimmer auseinander.

In seinem Zimmer werden 1,8 Kilo Marihuana und 150 Gramm Amphetamine sichergestellt, zusätzlich finden die Beamten eine Feinwaage und ein Butterflymesser, jedoch kein Bargeld und keinerlei Indizien, die zu einer Quelle oder zu Kunden führen.

Selbst eine Überprüfung seines Laptops liefert keine weiteren Hinweise.

Im Hintergrund hört er Kim immer wieder schreien, dass sie keine andere Wahl hatte und er selbst schuld sei.

Ein Gefühl von Surrealität durchströmt seinen Körper, während er von den Beamten aus dem Haus geführt wird und seine Mutter laut weinend wissen möchte wo sie ihren Sohn hinbringen.

Auf dem Revier wird Justin verhört, aber er bleibt eisern und sagt nichts.

Vor Gericht sagt Kim gegen ihn aus, doch sie hat selbst immer nur mitbekommen, dass er Drogen lagerte, verpackte und damit verschwand.

Das Gerichtsurteil führt dazu, dass Justin sich in einer Gefängniszelle wiederfindet, welche er sich mit einem voll tätowierten Latino namens Emiliano teilt.

Dieser benötigt nur einen Augenblick, um ihm seinen jahrelangen Drogenkonsum anzusehen.

Mit einem Glitzern in dessen braunen Augen bietet er ihm jede nur erdenkliche Droge an.

„Eine kleine Nase oder was zu rauchen könnte ich jetzt tatsächlich gebrauchen...”, murmelt Justin, sichtlich erschöpft.

„Ich akzeptiere Tabak und Rahmnudeln als Bezahlung”, meint Emiliano und schaut Justin dabei tief in die Augen.

Deutlich verunsichert erklärt Justin, dass er hier nichts besitzt, woraufhin Emiliano desinteressiert seinen Blick abwendet.

„Wir wohnen jetzt zusammen mi amigo und ich werde dich auf einen Einweihungssticky einladen, alles Weitere stelle ich dir allerdings in Rechnung!”, teilt Emiliano mit.

Vorsichtig greift er unter sein Bettgestell und hält plötzlich einen Streichholz dünnen Joint in seinen tätowierten Fingern.

Inzwischen ist sich Justin sicher, dass er die nächsten Jahre nicht in Freiheit verbringen wird, obwohl diese ironischerweise immer für ihn im Fokus stand.

Der Wert, des Guthabens, auf seiner Bitcoinwallet, ist mittlerweile schließlich beachtlich.

Über ein Jahr ist nun schon vergangen und wie gewohnt wacht Justin durch das laute Klacken auf, welches ein Beamter beim Aufschließen der Zellentür erzeugt.

Dieser steht im Türrahmen und ruft Justin zu, dass er Post bekommen hat, welche entgegen nimmt und kurzzeitig erstarrt als er den Namen des Absenders liest.

KIM

Verwirrt zerreißt er den Umschlag, faltet das Papier auf und fängt an zu lesen:

Hey Justin...

es tut mir in der Seele weh dir das mit zu teilen, aber deine Mutter ist nicht mehr unter uns.

Ich habe mich nach deiner Verhaftung weiterhin um den Haushalt und die Einkäufe gekümmert, aber kürzlich haben wir ein Schreiben erhalten, dass das Haus verpfändet wird und wir uns ein neues Zuhause suchen müssen.

Am Morgen darauf habe ich sie im Badezimmer gefunden, sie hatte sich mit einer Scherbe des Badezimmerspiegels die Pulsader aufgeschnitten...

Die Beerdigung ist am kommenden Wochenende und ich werde für dich eine Rose in ihr Grab legen.

Ich habe keine Ahnung wohin ich gehen soll.

Steve ist wohl umgezogen und es geht ihm finanziell jetzt sicher nicht schlecht, weil er wohl einige Bitcoin besitzt und diese im Gegensatz zum Dollar nicht täglich rapide an Wert verlieren.

Trotzdem ist das mit Bitcoin sehr gefährlich, weil viele Menschen Bitcoin die Schuld an den momentanen Umständen geben.

Wir haben im Krankenhaus dutzende Patienten, weil sie Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptierten und anschließend Terroranschläge, von der Splittergruppe, auf deren Läden ausgeführt wurden.

Es ist wirklich frustrierend, dass ich mir von Woche zu Woche immer weniger leisten kann, obwohl ich dieselbe Zeit und Arbeit aufbringe, aber wenn ich die dankbaren Patienten sehe, dann weiß ich wofür ich es mache.

Deren ehrliches Lächeln ist ein unbezahlbares Trinkgeld für mich.

Ich hoffe du kannst mir die Entscheidung eines Tages verzeihen, dass ich die Polizei informiert habe, denn dich in diese Situation bringen wollte ich nie…

Jahrelang hatte ich Angst wegen der vielen Drogen im Haus und dich hat es auch nie interessiert, wenn ich dir davon erzählt habe.

An manchen Tagen denke ich, dass du im Gefängnis vielleicht sogar ganz sicher bist.

Mit deiner Einstellung zu Bitcoin wärst du am Ende auch hier im Krankenhaus gelandet und auch wenn ich es furchtbar finde was die Splittergruppe macht, haben sie recht, wenn sie sagen, dass die Staaten weniger Steuern einnehmen und dadurch in die Brüche gehen.

Ich weiß, du hasst dieses Thema, aber die Menschen hier brauchen den Staat, man sieht ja momentan was sonst dabei rauskommt und Joe Biden hat mit seinem Versuch den Staat und Bitcoin in Einklang zu bringen alles nur schlimmer gemacht.

Deshalb werde ich in der anstehenden Präsidentschaftswahl für James Dimon stimmen.

Er möchte aktiv gegen die Splittergruppe vorgehen und die Geldpolitik wieder auf die Beine stellen.

Du fehlst mir wirklich...

Deine Kim

Mit voller Kraft drückt Justin sein Gesicht in das Kissen und schreit ganz laut in es hinein.

Fragend und mit besorgtem Gesichtsausdruck dreht sich Emiliano in dessen Richtung.

„Meine Mutter wird am Wochenende beerdigt und ich sitze hier fest!“, grummelt Justin ihm entgegen.

Unerwartet schlägt er mit der Faust gegen die Wand und flucht über Kim.

Emiliano legt seine Hand auf Justins Schulter, schaut von oben herunter und sagt: „Ich weiß es tut weh, aber das vergeht“.

Laut verkündet er noch, dass sie sich an den Tagen von Oktober auf November mit ihren Geliebten zusammensetzen und ihre kurze Wiederkehr feiern werden.

Mit niedergeschlagener Stimme bittet Justin ihn um etwas mehr Stoff als sonst.

Stutzig weist Emiliano ihn auf seinen bisherigen Schuldenberg hin, während er etwas Hasch zu einer Kugel rollt und sie ihm auf die Matratze legt.

Weitere Monate vergehen bis zum einunddreißigsten Oktober, als Justin von Emilianos Rütteln an seiner Schulter geweckt wird.

„Heute fangen wir an zu feiern“, lächelt Emiliano und hält ihm eine Bibel entgegen, auf der eine kleine Line Speed zurechtgemacht liegt.

Auch wenn er nicht versteht wovon Emiliano überhaupt redet zieht er diese kommentarlos.

Nach der morgendlichen Routine und dem Besuch des Beamten läuft Emiliano zur Toilette, öffnet den Spülkasten und holt einen Plastikbeutel, in dem sich eine selbstgemachte Tattoomaschine befindet, heraus.

Stolz erklärt er, dass diese Tattoomaschine ein traditioneller Teil seines Rituales ist, mit dem er seinen Liebsten ein Stück näherkommt, am Dia de Muertos, dem Tag der Toten.

Fordernd fragt er Justin nach dem Namen seiner verstorbenen Mutter.

„A... Amy“, antwortet Justin zögernd.

Bevor er reagieren kann greift sich Emiliano seine Hand und tätowiert ihm ungefragt ein Kreuz mit einem daneben liegendem A auf den Daumen seiner rechten Hand.

Zwar fühlt er sich überrumpelt, allerdings gefällt ihm seine erste Tätowierung sehr, weshalb er Emiliano direkt um ein weiteres bittet.

„Ich hätte gerne das Dollarzeichen auf meiner Handfläche, nur statt dem S soll es ein B sein“, erklärt er und streckt Emiliano schon seine Hand entgegen.

Emilianos Blick verändert sich, bevor sich dieser über den Tisch lehnt und sich das weiße Pulver, vom blanken Stahl des Tisches, durch die Nase zieht.

Er tätowiert Justins Hand und lässt ihn wissen, dass er das Bitcoin Logo kennt.

„Dieses Internetgeld hat einem Homie von mir und seiner Familie vor einigen Jahren tatsächlich das Leben gerettet, als sie sich in Venezuela in einer ähnlichen Situation befanden wie die Menschen hier momentan“, erzählt Emiliano.

„Aber erschießen lassen hat sich dieser alte Vato mittlerweile trotzdem“, lacht er und zeigt auf eine seiner unzähligen Tätowierungen.

Stolz bewundert Justin seine neue Tätowierung und erwähnt, dass es mehr als nur Geld sei.

„Du weißt aber schon was momentan hinter diesen Mauern abgeht, ese?“, wird er kritisch von Emiliano gefragt.

Überrascht möchte er wissen was Emiliano meint, da er im Gefängnis vom normalen Alltag so gut wie nichts erfährt.

Emiliano erklärt ihm, dass die meisten Menschen da draußen nicht sehr gut auf sein Internetgeld zu sprechen sind und vor allem nicht der Präsidentschaftsanwärter.

Wütend schlägt er mit seiner frisch tätowierten Hand auf den Tisch und flucht, dass dieser Arsch doch überhaupt erst mit verantwortlich für die beschissene Situation der Menschen da draußen sei.

„Dieser Arsch wird in fünf Tagen allerdings auch ziemlich sicher zum neuen Präsidenten gewählt.“, erwidert Emiliano.

„In fünf Tagen?“, fragt Justin und erblasst.

„Remember Remember the fifth of November...“, murmelt Justin vor sich hin.

Leicht besorgt fragt Emiliano ob alles in Ordnung mit ihm ist.

„Ja Ja, ich musste nur an meinen Lieblingsfilm denken“, antwortet er.

Mit einem lauten Lachen spottet Emiliano: „Ich glaube du bist loco und hättest weniger von dem Kraut rauchen sollen“.

Weitere Monate vergehen und James Dimon wird zum neuen Präsidenten der vereinigten Staaten gewählt.

Wie jeden Morgen wird Justin von dem lauten Klacken des Zellentürschlosses geweckt, als einer der zwei Beamten im Flur ihm zu ruft: „Mach dich fertig! Du kommst heute hier raus“.

Völlig verwirrt fragt er den Beamten wie das sein kann.

„Ein gewisser Martin Jameson hat deine Kaution bezahlt und wartet in der Eingangshalle“, antwortet ihm der Beamte und macht ihm durch seine Handbewegung klar, dass er sich beeilen soll.

Sowohl Justin als auch Emiliano verstehen sichtlich nicht was gerade vor sich geht und schauen sich nur irritiert entgegen, während Justin zu den beiden Beamten läuft.

„Denk an mich, wenn du draußen bist“, ruft ihm Emiliano noch hinterher.

Der eine Beamte schließt die Zellentür, während der andere Justin durch den Gang begleitet.

In der Eingangshalle ruft eine Stimme: „Tut mir leid, dass ich es jetzt erst schaffe dich hier raus zu holen“.

Sein Blick wendet sich der Richtung entgegen aus der dieser Satz kommt und beim Anblick des Mannes verliert er sich noch weiter in seiner Verwirrung.

Der Mann, der Justin in der Eingangshalle empfängt, ist Steve.

Schweigend laufen die beiden aus der Eingangshalle und bleiben vor einem gepanzerten Mercedes stehen.

Die beiden steigen in den Wagen und Steve schaltet die Musik ein.

Bossa Nova dudelt aus den Boxen und sie fangen beide an zu grinsen.

„Im Handschuhfach liegt ein Smartphone für dich, das wirst du brauchen", wirft Steve ein.

Offensichtlich ist nur eine einzige App vorinstalliert, diese funktioniert als Bitcoinwallet und wird direkt von Justin öffnet.

In der Wallet werden 0,06 Bitcoin angezeigt.

„Das reicht aus, um dir eine neue Identität und eine Wohnung, in meinem Wohnort, zu organisieren“, meint Steve, dessen Blick etwas ernster wurde.

Verwirrt fragt Justin nach wofür er eine neue Identität bräuchte.

„Weil du ohne neuen Namen nicht in die neue Welt kommst und glaub mir, in der alten Welt willst du nicht bleiben“, mahnt ihn Steve und reicht ihm ein Stück Papier auf dem zwei Adressen stehen.

„Zu der ersten Adresse gehst du, um dir deine neue Identität zu beschaffen und die zweite Adresse gehört mir, Martin Jameson“, erklärt Steve.

Leicht genervt seufzt Justin, dass er es immer noch nicht wirklich verstehe.

Steve holt etwas aus und erzählt, dass sich mit dem Wahlsieg von James Dimon alles schlagartig geändert hat.

Als Bitcoinbesitzer muss man nicht nur den Terror der Splittergruppe, sondern auch die Staatsgewalt fürchten, da der Präsident ein totales Verbot ausgerufen und eine Beschlagnahmung eingefordert hat.

Der Präsident hat eine eigene Sondereinheit gegen die Splittergruppe aufgestellt, da der Staat durch den Verlust der Macht über das Finanzsystem und dem Terror der Splittergruppe zu zerfallen droht.

„Den Zugang zu meinen Bitcoin habe ich nie verraten und musste deshalb lange Zeit versteckt leben“, erzählt Steve und schweigt den letzten Teil der Fahrt lang.

Als Justin aussteigt, fährt die Scheibe der Beifahrertür herunter und er ruft ihm noch hinterher: „Pass gut auf dich auf und komm möglichst schnell zu meiner Adresse“.

Unter Schock stellt Justin fest, dass die Stadtteile, in den letzten Jahren, extrem schnell heruntergekommen sind.

Es gelingt ihm seine neue Identität zu erwerben und im Anschluss sitzt er als Marco Baker im Taxi auf dem Weg zur zweiten Adresse.

Das Taxi hält vor einem riesigen Stahltor, welches von einer ewig langen und hohen Mauer umgeben ist, auf welcher etliche Wachtürme platziert sind.

Immer noch überrascht darüber, dass er selbst den Taxifahrer mit Bitcoin bezahlen kann, obwohl dieser als illegal eingestuft wurde, steigt Justin aus dem Taxi, läuft zu dem Tor und tippt mit dem Finger auf das eingemauerte Display.

Ein QR-Code erscheint und der Text darunter erklärt, dass sich das Tor automatisch öffnet, nachdem man die geforderten Bitcoin an die angezeigte Empfangsadresse gesendet hat.

Justin transferiert die Bitcoin, läuft durch das Tor und staunt nicht schlecht, als er vor einer langen Stahlbrücke steht, an deren Ende sich ein Gebäude auf tut, welches sich wiederum aus Gebäuden zusammen setzt und Ähnlichkeit mit einem Bienenstock aufweist.

Am anderen Ende der Brücke angekommen wird er von einem fremden Mann in einer Art grauen Jogginganzug begrüßt: „Willkommen in der Zitadelle, mein Freund“.

„Hallo... Ich möchte zu Martin Jameson“, erwidert Justin.

Daraufhin bittet der fremde Mann ihn, sich in die gegenüberliegende Umkleidekabine zu begeben und dort umzuziehen.

Justin findet sich in exakt dem gleichen Anzug wieder, wie ihn der Mann trägt.

Nun begibt er sich in den Aufzug und tippt den Namen Martin Jameson auf dem Display ein, wie es ihm erklärt wurde.

Der Aufzug befindet sich in einer Art Tunnelsystem, welches sich auf eine komplexe Art und Weise durch die gesamte Zitadelle zieht.

Nach der Aufzugfahrt klopft er an Steves Tür.

Dieser öffnet lächelnd die Tür und bittet ihn in seine Wohnung.

Neugierig möchte er Justins neuen Namen erfahren.

„Mein Name ist Marco Baker und wenn hier alle mit derselben Kleidung rumlaufen, fühle ich mich direkt wieder wie im Knast“, antwortet Justin leicht gereizt.

„Die ist doch bequem“, lacht Steve und setzt sich an seinen Wohnzimmertisch.

Justin setzt sich dazu und es folgen Gespräche, in denen Justin aus seiner Gefängniszeit berichtet und Steve ihm erklärt, dass er die Bitcoin mit seiner Wallet auch über Satellitenfunk versenden kann, weil die Splittergruppe regelmäßig versucht mithilfe von U-Booten das Internet lahm zu legen.

Dank der Bitcoin, die Justin von Steve bekam, konnte er sich eine eigene Wohnung innerhalb der Zitadelle leisten und verbrachte dort seine erste Nacht.

Unausgeschlafen findet er sich vor dem Badezimmerspiegel wieder und spricht zu seinem Spiegelbild: „Wenn die Metallplatte mit dem Zugangsschlüssel zu den Bitcoin immer noch in der Wand des Hauses von Mama ein gespachtelt ist, hast du ausgesorgt“.

Was wäre, wenn mittlerweile andere Menschen in diesem Haus wohnen oder das Gebäude abgerissen wurde?

Dem ersten Eindruck nach könnten die Umstände nicht besser sein, denn das Haus steht entweder leer, oder wird von seinem Bewohner nicht gepflegt.

Noch in dieser Nacht wird Justin in das Haus einsteigen denkt er sich und stellt sich plötzlich sich die Frage, ob Kim immer noch auf ihrer alten Station arbeitet.

Neugierig macht er sich auf den Weg dorthin und steht nur wenige Minuten in dem Flur der Station, als Kim hastig aus einem Zimmer läuft und wie versteinert stehen bleibt.

Wie gelähmt steht Justin vor ihr, gerade so bekommt er seine Hand gehoben und winkt leicht, woraufhin Kim in Tränen ausbricht und Justin fast umwirft, als sie ihn umarmt.

„Es tut mir alles so leid“, entschuldigt sich Kim und wischt sich ihre Tränen aus den Augen.

Während er ihren Arm streichelt, fordert er sie auf heute Nacht um zwei Uhr zu ihrem damaligen Haus zu kommen und verlässt schweigend die Station.

Für Kim ist schlagartig alles wie früher, alleine schon, weil Justin „unser altes Haus“ gesagt hatte.

Er hingegen ist innerlich wesentlich distanzierter, trotz der Sehnsucht, die er nach Kim hat.

Amüsiert sich darüber, dass er hier Gras mittlerweile auch schon außerhalb des Darknets mit Bitcoin kaufen kann, vertreibt er sich mit diesem die Zeit.

Es besteht kein Zweifel, dass er ausserhalb der Zitadelle überfallen worden wäre, wenn er nicht selbst in diese Gegend passen würde, wie ein fehlendes Puzzlestück.

Es ist kurz nach halb zwei, als Justin sich am Zaun des Hauses anlehnt und Kim schon aus der Ferne die Straße hinauflaufen sieht.

Die beiden schauen sich an und laufen schweigend in Richtung Eingangstür.

Wahrscheinlich hätte man die alte Tür auch leicht eintreten können, aber Justin schlägt mit seinem Ellenbogen die, ohnehin schon kaputte, Scheibe ein und klettert durch das Fenster.

„Komm schnell“, flüstert er der etwas irritierten Kim zu.

Kim klettert ebenfalls durch das Fenster und Justin möchte direkt nachschauen, ob die Metallplatte noch an besagter Stelle zu finden ist, als Kim ihn an der Jacke zu sich zieht und küsst.

In diesem Moment vergisst Justin seine Bitcoin, geht mit seinen Händen unter Kims Oberteil und greift fest an ihre Hüften, während sie sich küssen und auf den Boden fallen lassen.

Für Justin war dies der erste Sex, nach all den Jahren, die er im Gefängnis verbracht hat.

Rasch zieht er sich seine Boxershorts wieder an und rennt mit seinen nackten Füßen über den staubigen Boden in das Wohnzimmer.

Dort kniet er sich in die Ecke und zieht die Tapete von der Wand.

Er klopft an eine bestimmte Stelle und schlägt mit seiner Faust ein paar Mal auf die Wand ein.

Spachtelmaße bröckelt aus der besagten Stelle und Justin zerrt eine, in Papier gewickelte, Metallplatte aus der Wand.

„Ich muss jetzt los“, teilt Justin mit, während sich die beiden wieder vollständig anziehen.

Unsicher hakt Kim nach, ob sie sich wieder sehen werden.

„Klar“, meint Justin und gibt ihr einen Kuss auf ihren Mund, wonach er, so schnell er kann, zur Zitadelle zurück rennt.

In seiner Wohnung angekommen schraubt er die Metallplatte auf und tippt die 24 Wörter, welche in die Platte eingraviert waren, in sein Smartphone ein.

4,28 Bitcoin stehen auf dem Display, als Justin die Wallet öffnet, welche er mit den Wörtern wiederhergestellt hat.

Mittlerweile sind einige Wochen seit der Wiederherstellung von Justins Guthaben vergangen und wir schreiben den dreizehnten Dezember 2025.

Innerhalb der Zitadelle ist der mittlerweile 25 jährige Justin ein wohlhabender Mann, der eine Art Doppelleben führt.

Einerseits lebt er in Ruhe und Wohlstand innerhalb der Zitadelle, andererseits zieht es ihn oft raus in die alte Welt.

Er genießt die Sicherheit, die ihm seine finanzielle Freiheit ermöglicht, dennoch ist er auch schnell davon gelangweilt und besorgt sich vor den Mauern etwas zu rauchen oder trifft sich mit Kim, mit welcher er so etwas wie eine geheime Beziehung führt.

Steve ist sein einziger Freund und der würde das sowieso nicht verstehen.

Justin versteht es ja selbst nicht wirklich.

Und Kim würde nicht mit in die Zitadelle ziehen, da sie nach wie vor an der alten Welt hängt und fast so ein großer Sturkopf wie Justin selbst ist.

Abgesehen von den Drogen und Kim kann er der alten Welt nichts mehr abgewinnen.

Spätestens ab dem Moment, als Justin erfahren hat, dass die zwei wohlhabendsten Zwillinge der Zitadelle kürzlich von der Splittergruppe entführt und öffentlich hingerichtet wurden, ist ihm klar wo sein neues Zuhause ist.

Das alte Haus, in dem Justin die Metallplatte versteckt hatte, wurde zu dem neuen Treffpunkt von Kim und ihm.

Zwar handelt es sich um ein auseinanderfallendes Haus, in dem nur Kerzen für Licht sorgen und in dem es auch keinerlei Heizung gibt, aber dennoch fühlen sich die beiden als würde es ihnen an nichts fehlen, wenn sie zusammen sind.

Es ist nicht nur das Haus... die ganze Stadt oder streng genommen das ganze System besteht mittlerweile nur noch aus Trümmern der Vergangenheit.

Es sind nur noch wenige Tage bis Weihnachten, als Justin mit sichtlicher Vorfreude in das alte Haus einsteigt und im nächsten Moment von einem Schlag ins Gesicht zu Boden fällt.

„Hola ese“, begrüßt ihn Emiliano, der unerwartet im Haus steht und auf Justin herunterschaut.

Aus heiterem Himmel greift Emiliano in seine Hosentasche und klappt ein Messer auf.

Panisch springt Justin schnell wieder auf, um einen Schritt zurück zu machen und stellt ihm die Frage wie er so schnell aus dem Gefängnis gekommen sei.

Emiliano rollt genervt mit den Augen und vermittelt ihm, dass dem Staat die finanziellen Mittel fehlen und somit alle wieder draußen sind.

„Wie lebt es sich so in der Zitadelle?“, fragt Emiliano, mit wütendem Blick.

Erschrocken darüber, dass Emiliano wohl gut über sein Leben Bescheid weiß, geht er mit ausgestreckten Händen wieder einen Schritt auf diesen zu und bietet ihm eine eigene Wohnung innerhalb der Zitadelle an.

Enttäuscht blickt Emiliano auf den Boden und erläutert, dass er ja ein Zuhause hatte und es ihm lieber gewesen wäre, wenn Justin ihm dort etwas hätte zukommen lassen, um seine Schulden zu begleichen.

Wenige Sekunden später hebt sich Emilianos Kopf und er blickt Justin bemitleidenswert in die Augen, während er ihm erklärt, dass es im Leben nichts umsonst gibt.

„Ich kann dir alles zehnfach zurückzahlen!“, schreit Justin, als sich Emiliano, im selben Moment, nach vorne bewegt und Justin mehrfach mit dem Messer in die Seite seines Bauches sticht.

Zu Boden fallend nimmt Justin nur noch durch verschwommene Silhouetten wahr, dass seine Hände in Blut getränkt sind, nachdem er diese an die schmerzenden Stellen seines Körpers gedrückt hatte.

Mit lauten Worten verkündet Emiliano: „Nicht alles was wir nehmen ist materiell und es ist auch gar nicht von Bedeutung, in welcher Form wir etwas erwerben und bezahlen“.

„Mit unseren Deals hast du mein Vertrauen erworben und bezahlen wirst du jetzt mit deinem Leben, wir sind quitt“, waren die letzten Worte, die er von Emiliano hörte.

Justin kriecht, ohne noch etwas erkennen zu können über den staubigen Boden, als er wie aus der Ferne klingend die lauten Schreie von Kim wahrnimmt und ihm kurze Zeit später endgültig schwarz vor Augen wird.

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Roman geschrieben XD?

Hatte für einen Wettbewerb geschrieben und die Vorgabe war maximal 5000 Wörter^^
Ich hatte noch einiges gekürzt :D

Habe ich gerne gelesen. :-) Vielleicht machst Du nächstes mal ein paar weniger Absätze, damit es flüssiger zu lesen ist?

Argh, ich hab sie alle nochmal extra reingemacht, weil ich dachte, dass es sich hier dann besser liest so :D

Ich bin "Schnell"-Leser und das war dann schon anstrengend.

Ich mach immer so 5-7 Zeilen und dann einen Absatz. Wenn Du etwas betonen willst, nimmste drei Zeilen. Zumindest hab ich mir das so angewöhnt auf eben die Gleiche Kritik hin wie ich dir gegeben habe. :-)

Aber ist trotzdem deine Entscheidung und sowieso kein Weltuntergang. :-)