Wenn man sich so in der Welt von heute umschaut, und dabei hinsieht und hinhört: Es kann einem schon schlaflose Nächte bereiten. Erstmals seit Jahrzehnten ist international tatsächlich der Weltfrieden in Gefahr. Ehemals kleine Brandherde entwickeln sich zu Flächenbränden. Nachdem nun gestern die USA und Großbritannien aktiv und heiß in den Syrienkrieg eingegriffen haben, wird Russland mit Putin vorneweg "die Lage genau beobachten".
Die Krim Krise, der Ukraine Konflikt, das (meiner Meinung nach) fingierte Attentat auf Skripal, die radikale Auslegung des Islam mit Dschihad, Salafismus und Scharia oder das Aufkommen der neuen Rechten sowie das Denken und Handeln gefährlicher Führer wie Trump, Erdogan oder Kim Il Sung - irgenwie ist gefühlt "alles so ziemlich im Eimer". So sagte gestern ein Geschäftspartner zu mir, er will mal schnell googeln, ob der 3. Weltkrieg schon losgegangen ist. Und innenpolitisch das gleiche Dilemma. Groko ..... manchmal kann man garnicht so viel essen wie .... naja ......
Die Frage die sich mir hier anschließt ist:
Was ist mit Auflehnung, mit Rebellion, mit dem sich aktiv positionieren, ehrlichem Protest? Was ist mit unserer Jugend los?
Hört man den heute 70 - 80 jährigen zu, die vor genau 50 Jahren gegen die bestehenden Missstände auf die Strasse gegangen sind, so kann die Frage aufkommen, warum sich heute scheinbar die Jugend, insbesondere die Studenten, nicht mehr gegen eine offensichtlich kaputte Welt auflehnen. Es soll anscheinend alles so bleiben, wie es immer war. Man hat es sich gemütlich gemacht.
Kommt es dann tatsächlich zu Protesten, wie im letzten Jahr beim G20 Gipfel in Hamburg, dann scheint es nicht um die Sache an sich zu gehen, sondern in der Breite wohl eher um Randale. Welcher Ausdruck von Protest ist es, wenn Chaoten in einer Nebenstrasse einen 3-er VW Golf, der vielleicht noch 2.000 EUR wert ist in Brand stecken oder im Schanzenviertel Ladengeschäfte ausrauben und zertrümmern? Sogenannte Linke, die dann auch noch den FC St. Pauli als Bühne für solchen Hirnriss missbrauchen, mögen das gerne anders sehen ...
Damals, ab 1967, ging es um die Befreiung der Jugend aus dem Staub der Nachkkriegszeit, um eine neue Identifikation, sexuelle Befreiung und natürlich alles verbunden mit dem Protest gegen den Vietnam-Krieg. Es war die Zeit des kalten Krieges und der Kuba Krise. Der "Prager Frühling" wurde niedergeschlagen. Auflehnung und Revolte überall. Die Jugend wollte eine andere, bessere Welt. Die Jacke allerdings war im Nachhinein wohl etwas zu groß: Die Weltrevolution! Es sollte auch noch der letzte bolivianische Bauer befreit werden. Vielleicht hätten wir heute jedoch eine andere Welt und andere Ansichten ohne die 68-er Bewegung. Zumindest entstanden auch mit Woodstock die ersten Festivals. Das ist ja mal was! Vielleicht bin ich einfach zu spät geboren ...
Und nochmal: Was ist heute los?
Die letzte Revolution, die zumindest ich aktiv begleitete, war die im Jahr 1989 in der DDR, als hunderttausende sich gegen das Stasi-System für eine bessere Welt auflehnten. Nein, es war nicht David Hasselhoff, der die Mauer zu Fall brachte. Dies sei an der Stelle noch einmal erwähnt. Und seit dem? Ja, die Welt hat sich auch durch diese zum Glück friedliche Revolution massiv verändert. Auch wenn es die G20 Chaoten nicht gerne hören: Es geht auch friedlich.
Jedoch: Wogegen ist die Jugend heute? Selbst Uniprofessorinnin und -professoren beklagen sich schon über die gefühlte Gleichgültigkeit der jungen Generation. Noch mehr Bedeutung hat allerdings die Frage: Wofür steht die Jugend heute? Was ich da beruflich und privat im Umgang mit jungen Leuten so sehe und erlebe, lässt mich diese Fragen stellen.
Um das tatsächlich etwas zuzuspitzen:
Für mich sind alle (Ausnahmen bestätigen die Regel) irgendwie gleichgeschaltet. Junge Frauen haben ihre Haare (gleich)schön, tragen am angewinkelten Unterarm ihr Handtäschchen und halten sich natürlich im Gehen an der Hand des gleichen Arms ihr Smartphone vors Gesicht. Alle sind so toll und so schick und so hipp. Allen geht es scheinbar blendend. Kommunikation zu tiefergehenden Themen (Ausnahmen bestätigen die Regel) dann eher: Ach nö danke Digga!
Junge Fußballer duschen sich heute vor dem Spiel und haben auch die Haare schön (Einmal mit der Hand zurechtrücken vor dem Freistoß).
Leistung bringen, Karriere machen, perfekt sein und vor allem 24 Stunden auf allen Kanälen online im Einsatz. Wo ist da noch Platz für Rebellion - eigentlich ein Grundzug der Jugend (anders sein)? Statt dessen findet die Revolution parallel in bits und bytes statt. Ob das unsere Welt, wie ich sie fühle, sehe und oben beschrieben habe verbessern wird?
Vielleicht braucht es auch einfach mehr Mut, sich einfach mal aufzumachen und wieder seine Meinung laut zu äußern. Vorausgesetzt, man hat eine.
Welche Meinung habt ihr dazu? Ich lass mich gerne vom Gegenteil überzeugen. Ich wäre auch 1968 gerne dabei gewesen. Aber da war ich erst 3 Jahre alt.
Ach ja, und noch eines:
Auch musikalisch kommt nichts wirklich revolutionäres mehr rum. Revolution und Musik der Jugend gehörten immer zusammen. Auch hier heute leider nur Gleichklang und Einheitsbrei. Schade.
Dann lieber zum Schluss noch "Mit ein wenig Hilfe der Freunde" - Joe Cocker 1968
Ich glaube, die Rolle der Neurevolutionäre wird von uns Alten im Internet gespielt. Jedenfalls fühle ich mich als Teil des Aufbegehrens.
Jou, die Neorevolutionäre sind dann quasi wir "Alten". Bleibt immer noch die Frage, was mit den Jungen ist?