Meine erste, bewusste Begegnung mit katholischen Gepflogenheiten hatte ich als Sextaner auf dem Gymnasium in der Kreisstadt. Während wir, Protestanten, am Aschermittwoch uns in einer Thema-offenen Stunde mit einem Referendar die Zeit um die Ohren schlugen, hielten sich unsere katholischen Mitschüler in einer nahegelegenen Kirche auf. Bei deren Rückkehr ins Klassenzimmer staunten wir nicht schlecht: Allesamt hatte man im Gotteshaus mit Asche ein Kreuz auf die Stirn geschmiert.
Auf unsere Nachfrage, warum sie das nicht sonderlich schön anzuschauende Zeichen nicht einfach abwichen, kam prompt die Erklärung.
Das muss bleiben, bis wir zu Hause sind. Daran sehen unsere Eltern, dass wir auch wirklich in der Messe waren.
Auf die Idee, sich gegenseitig zu verunstalten und sich dabei eine Freistunde zu gewähren, darauf sind sie nie gekommen.
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