Einführung in die Grundlagen der Kommunikationswissenschaften
Kommunikation ist alltäglich und allgegenwärtig, auch hier auf Steemit. Gerade deshalb finde ich es immer wieder spannend mich mit ihr auseinander zu setzten.
Beruflich ist sie ein wichtiges Werkzeug, anhand dessen sich Beobachtungen, Ableitungen und Interpretationen über Entwicklungsstände, Beziehungen und Persönlichkeiten treffen lassen. Gerade im sozialen Bereich ist sie die Basis der Beziehungsarbeit und sollte nie außen vor gelassen werden.
Ein großes Problem hierbei ist die Subjektivität und der große Interpretationsspielraum hierbei.
Da ich mich deshalb generell öfter mal mit Kommunikation und Konzepten über den Umgang mit ihr beschäftige, möchte ich dies dann weiterführend gern hier mit euch teilen.
Um nun in die Thematik einzusteigen, sollte immer zunächst, wie ich finde, genauer definiert werden, womit man es genau zu tun hat.
Kommunikation
Abgeleitet vom lateinischen communicare, was u.a. so viel bedeutet wie mitteilen, verbinden oder teilen, kann Kommunikation wie folgt definiert werden:
„ Kommunikation definiert den wechselseitigen Austausch von Informationen, Gedanken, Ideen, Wissen, Erkenntnissen oder Nachrichten mit Hilfe von Symbolen. … Man unterscheidet demnach zwischen verbaler und nonverbaler Kommunikation. “ 1
Zur verbalen oder sprachlichen Kommunikation zählen hierbei sowohl mündlich übermittelte Inhalte sowie schriftlich überbrachte Botschaften.
Die Symbole der nonverbalen oder nichtsprachlichen Kommunikation können vom Körper in Form von beispielsweise Körperhaltung oder Mimik, über Objekte wie Kleidung bis hin zu räumlichen Anhaltspunkten, wie der Distanz oder Nähe zwischen zwei Menschen übermittelt werden.
Hierbei wird meiner Meinung nach schon ersichtlich, wie Vielschichtig Kommunikation sich, vor allem auf der nonverbalen Ebene, gestalten kann.
Man geht davon aus, dass Kommunikation jeweils auf 2 Ebenen verläuft:
Der Sachebene und der Beziehungsebene
Die Beziehungsebene ist hierbei deutlich ausschlaggebend für die Art und Weise, in welcher wir die Information des Senders aufnehmen und bildet somit die Basis, um die gesendeten Informationen sinngemäß aufnehmen zu können. Somit führen Probleme auf der Beziehungsebene zwischen Sender und Empfänger zu Störungen bei der Kommunikation.
Eine mir deshalb nicht zielführende Form der Kommunikation scheint mir deshalb hitzköpfiges Streiten zu sein. Wenn ich nicht bereit bin, auf der Beziehungsebene, die Nachricht des Senders als zutreffend oder hilfreich in Betracht zu ziehen, wird bei mir keine Botschaft zielführend ankommen und die Energie für Auftrumpfen, mit vermeintlich „bedeutsameren oder sinnvolleren“ Inhalten führ letztlich ins Nichts und ist somit eine Zeitverschwendung.
Anders verhält es sich hier bei konstruktiver Kritik, für welche ich, auch emotional, offen und bereit bin. Nur wenn ich in Erwägung ziehe, eventuell durch die gesendete Botschaft etwas dazu lernen zu können, kann ich diese Inhalte adäquat empfangen und verwerten. Dies ist somit, meiner Meinung nach zielführend und bringt dann eine positive Vermittlung auch auf der Sachebene.
Eine Weiter- und Zusammenführung unterschiedlicher Thesen u.a. von Paul Watzlawick sowie Karl Bühler, kreierte Friedemann Schulz von Thun 1977 mit seinem Quadrat zu den „Vier Seiten der Nachricht“ auch als Kommunikationsquadrat bekannt.
Schulz von Thun geht hierbei davon aus, dass in jeder Mitteilung alle 4 oben genannten Aspekte eine Rolle spielen, wenn diese auch, je nach Situation, eine unterschiedliche Gewichtung aufweisen können.
Sachaspekt: Worum geht es? Konkret übermittelter Inhalt bzw. Thema
Beziehungsaspekt: Wie behandelt man sich? Umgang und Einstellung zum Gesprächspartner
Selbstoffenbarungsaspekt: Was gibt der Sender von sich preis?
Appellaspekt: Was soll erreicht werden? Implizierte Aufforderung
Diese 4 Aspekte sollten als psychologisches Handwerkszeug dienen und wurden von Schulz von Thun u.a. in Trainingskursen eingesetzt, um zwischenmenschliche Kommunikation zu analysieren.2
Die Anwendung dieser 4 Aspekte wurde in unserer Ausbildung durch die „4 Ohren und 4 Münder"- der Kommunikation auf Praxistauglichkeit geprüft.
Hierbei werden aus 4 Mündern unter Betracht des jeweiligen Aspektes Inhalte gesendet und umgekehrt auf 4 Ohren mit Einbezug der Aspekte empfangen.3
So kann jeder beliebige Satz analysiert werden. Mir wurde hierbei deutlich, dass oft Konflikte, sowohl beruflich z.B. unter KollegInnen aber auch privat, zum Beispiel innerfamiliär durch das „Abklappern“ der möglichen Inhalte gelöst werden können.
So hörte ich bei gewissen Sätzen eventuell auf der Beziehungsebene einen Vorwurf oder auf der Appell-Ebene eine Aufforderung, die vom Sender möglicherweise garnicht gewollt war. Manchmal drückt jemand eventuell einfach einen Sachverhalt aus und erwartet weiterhin kein konkretes Handeln vom Gegenüber! Diese Erkenntnis war Bahnbrechend für mich.
Vor allem in der weiblichen und männlichen Kommunikation kann dieses Werkzeug entschlüsselnd wirken!
Zum Abschluss noch ein kleines Beispiel für Irritationen im schriftlichen Kommunikationsbereich, welche sich vermutlich oft häufen, da wie ich annehme, die Anhaltspunkte über die Beziehungsebene schwerer zu deuten sind.
So laß ich vor einigen Tagen hier den Kommentar (nicht erneut nachgeschaut, aus Erinnerung zu Anschauungszwecken leicht abgewandelt, der Autor möge mir verzeihen, falls er sich hier wieder erkennt!) :
„Deinen Beitrag finde ich mindestens genau so gut wie den Interpreten“
Oha, dachte ich mir! Direkt in der Einleitung den Unmut grazil auf den Punkt gebracht, beides gefiel scheinbar absolut nicht. Ich empfand Mittleid mit der angesprochenen Person.
Später kam ich jedoch gedanklich nochmal zum Beitrag zurück und fragte mich plötzlich: „Wie stehen die Beiden Personen zueinander?“
Eventuell war der Kommentar ja auch Ausdruck von Zustimmung anstatt der knallharten Negativ-Wertung ?!
In der sprachlichen Kommunikation schwingt ja auch immer unsere Stimmlage, Mimik, Gestik usw. mit, hier fehlen diese Informationen und dies kann zu Irrtümern bzw. Unklarheiten führen.
Also ein und dieselbe Nachricht kann hier deutlich aufgezeigt, verschiedenste Botschaften (von Tadel bis Lob!) enthalten und definiert sich mal wieder über die Art wie miteinander (üblicherweise) Umgegangen wird (Beziehungsaspekt).
Habt ihr das Modell auch schon mal angewendet?
Konntet ihr Schwächen oder Widersprüche finden oder habt ihr sonst Kritik am Inhalt?
Ich würde mich natürlich wieder über eure Rückmeldungen freuen und hoffe einen kurzen Einblick in die Grundlagen der Kommunikationspsychologie gegeben zu haben.
Sicher bald mehr zum Thema...
Danke für eure Aufmerksamkeit, euch einen wunderbaren Tag meine Lieben,
Eure Yaraha! 🌸
Hier gehts zu meinem Beitrag über Paul Watzlawick
Hier zu meinem Introduce-yourself
Quellen:
1 Grundlagen und Kernkonzepte der Heilerziehungspflege Band 1, Herausgeber: Prof. Dr, Jeanne Nicklas-Faust, Ruth Scharringhausen, im Cornelsen-Verlag, 1. Auflage, 1. Druck 2011. Berlin S. 571
2 Miteinander reden 1 Störungen und Klärungen - Allgemeine Psychologie der Kommunikation Rowohlt Taschenbuch Verlag Friedemann Schulz von Thun, Sonderausgabe 2014 S. 14 - 18
3 Grundlagen und Kernkonzepte der Heilerziehungspflege Band 1, Herausgeber: Prof. Dr, Jeanne Nicklas-Faust, Ruth Scharringhausen, im Cornelsen-Verlag, 1. Auflage, 1. Druck 2011. Berlin S.599
Abbildung 2 Kommunikationsquadrat:
Bilder 1 und 3 Pixabay
Sehr schön geschrieben :-)
Ich finde es ist ein deutlicher Unterschied zwischen Jung und Alt, gerade was die Schriftliche Kommunikation angeht. Ich bin ehrenamtlich im Deutschen Roten Kreuz unterwegs. Bei den Großen im der Bereitschaft und auch im Jugendrotkreuz aktiv. In der schriftlichen Kommunikation hat die Jugend meiner Meinung nach einen deutlichen Vorteil. Das konfliktpotential ist deutlich geringer. Ganz schlimm wird es, wenn Jung und Alt miteinander kommunizieren müssen.
Dankeschön =)
Da ist wohl etwas dran. Das mit dem DRK ist ja toll! Ob die Jugend hier im Vorteil ist hmmm, das habe ich so nie gesehen bisher... Zumindest entstehen auch hier häufig Konflikte ^^ Was tatsächlich hilft, auch wenn es flach klingt, sind die Emoticons und Smileys, sie helfen die "Stimmung" der Konservation abzuschätzen und bei "Jüngeren" ist es oft ein sehr schlechtes Zeichen, wenn diese komplett fehlen haha
Ich bin nach wie vor ein großer Freund vom guten alten Gespräch von Angesicht zu Angesicht. In meiner Arbeit mit Menschen mit Behinderung lernte ich auch Menschen kennen, die zwar keine verbale Sprache im herkömmlichen Sinn nutzen, aber mit denen durchaus nonverbal kommuniziert werden konnte, das hat mich sehr fasziniert! LG und dir einen schönen Tag lieber Horsti :)
Cool!! Hab ich vor 20 Jahren studiert, omg!!!!!
Erinnert mich gerade an eine sehr schöne Studienzeit:-)
Das freut mich sehr, wenn schöne Erinnerungen geweckt wurden! =)
👍🏻👍🏻👍🏻
Nur ganz kurz!! Super!!! Hab ich mal Resteemed, damit es noch ein paar sehen! 😘
Schöner Beitrag! Leider komme ich erst heute zum Überfliegen! Bin fast zur Gänze abgetaucht momentan, aber es wird wieder...
Danke meine Liebe, kein Problem, ich wollte eben auch bei dir mal schauen, was du "so treibst" konnte aber nichts Neues finden, anscheinend waren wir fast zeitgleich "offline" Ich hab mich heute wieder mutig ins Steemit-Getümmel gestürzt und genieße es gerade, das wieder nachzuholen =) Ich drück dich!
Hab' auch endlich wieder mal kurz was gepostet . sozusagen zwischendurch als Lebenszeichen eingestreut!