Stative werden in der Fotografie überall dort eingesetzt, wo die Kamera für eine längere Zeit (größer als 1/20 Sekunden) fest fixiert werden muss. Der Klassiker ist dabei wohl die Langzeitbelichtung. Dabei gibt es auch noch weitere Einsatzgebiete, in denen das Stativ uns unterstützt. Zum Beispiel bei HDR oder Panorama-Aufnahmen. Bei High Dynamic Range (HDR) Aufnahmen werden mehre Bilder mit unterschiedlichen Belichtungen gemacht und diese später zusammengesetzt. Dazu sollten die Bilder genau den gleichen Ausschnitt haben. Für Panoramaaufnahmen haben viele Stative einen Drehkopf mit der man die Kamera einfach und schnell um eine Achse drehen kann.
Meine Erfahrungen
Bisher hatte ich ein recht gutes Stativ, das ich hin und wieder von meinen Vater ausgeliehen habe. Dieses ist älter als ich und noch gut in Schuss. Dieses Dreibeistativ hat einen richtig guten Stand und auch die Qualität und Verarbeitung sind hochwertig. Die drei Beine sind durch Mittelverstrebungen zusätzlich miteinander verbunden, was der Stabilität zu Gute kommt. Ein ähnliches Modell hatte ich mir spontan im Urlaub zugelegt, es war der 40€-Klassiker aus einem Elektrofachgeschäft. Leider leierten schon nach dem zweiten Gebrauch die Gelenke und Verbindungen aus, sodass es immer wackeliger wurde. Für ein Teleobjektiv war es auch nicht geeignet.
Das ET-2004 von SIRUI
Meine neuste Ausrüstung ist ein Stativ vom Hersteller SIRUI und zwar das ET-2004/E-20 (Siehe Titelbild). Es ist ebenfalls ein Dreibeistativ aus Aluminium, allerdings ohne Mittelverstrebungen. Ohne diese ist es möglich die Kamera sehr tief über dem Boden zu fixieren. Dafür sind die Beine massiver als bei meinen bisherigen Stativen und ist um einiges schwerer, allerdings steht es auch stabiler.
Die Beine haben keine Dreharretierung, sondern Klemmen die man umklappen muss. Dadurch erkennt man auf einen Blick, ob die Beine sicher befestigt sind. Es gibt also keine bösen Überraschungen wenn man die Kamera auf das Stativ schraubt. Außerdem kann man die Klemmschellen mit einem Schraubenschlüssel noch nachstellen. Der passende Schlüssel ist im Lieferumfang enthalten. An den Füßen lassen die durch Drehen der Gummifüße kleine Dornen heraus drehen, was für einige Untergründe optimaler ist.
Mit im Lieferumfang vom ET-2004/E-20 ist noch eine zweite Mittelstange enthalten. Somit steht eine lange, die auch standardmäßig montiert ist und eine kurze zur Verfügung. Montiert man die kurze Stange, so kann man die Beine auf fast 90° abwinkeln und so die Kamera kurz über den Boden aufstellen, was für ganz neue Perspektiven beim Fotografieren sorgt.
Stativkopf
Bei den hochwertigeren Stativen werden meist Stativ und Kopf voneinander getrennt verkauft. Bei den Köpfen gibt es auch viele verschiedene Varianten, sodass man sich da seine Wunschkonfiguration zusammen stellen könnte. Bei den günstigeren Stativen lassen sich die Köpfe meist nicht austauschen. Bei meinem Stativ war schon ein Kopf mit dabei, der er sich austauschen lässt. Der Stativkopf ist ein Kugelkopf mit Panorama Funktion. Die obere Schraube ist zur Fixierung der Schnellwechselplatte, die fest an die Kamera verschraubt wird. Zusätzlich wird die Platte noch mit einem kleinen Stift gesichert, der beim Lösen der Platte ein Herausfallen verhindert. Die Schraube in der Mitte ist zum Lösen der Kugel. Löst man die Schraube vorsichtig, so kann man die Kamera zu allen Achsen bewegen. Die Schraube ganz unten ist für die Panoramafunktion. Damit lässt sich die Kamera um 360° drehen ohne andere Winkel zu verändern. Optimalerweise wäre die Panoramafunktion natürlich oberhalb vom Kugelkopf angebracht.
Der Stativkopf von meinen Vater und auch der von dem Stativ aus dem Elektrofachmarkt haben jeweils pro Achse ein Gelenk. Das heißt, dass man an drei Stellen Schrauben lösen muss, um die Kamera in alle Richtungen bewegen zu können. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Bei den Kugelköpfen kann ich relativ schnell alle Achsen ausgerichten und fixieren. Bei den getrennten Achsen kann ich später noch besser kleine Korrekturen z.B. in der Neigung durchführen, ohne die Kamera komplett zu verstellen. Beim Kugelkopf empfiehlt sich auf jeden Fall die Panoramafunktion.
(meine) Kaufkriterien
Mir war es wichtig, dass ich meine Kamera für Langzeitbelichtung wackelfrei befestigen kann. Bei uns in Norddeutschland haben wir ja schon die eine oder andere Brise. Das Gewicht spielte bei mir eine untergeordnete Rolle, sollte aber 2kg nicht überschreiten. Geschmacklich mag ich die Drehverschlüsse für die Auszugsbeine nicht. Schnappverschlüsse zum Befestigen sind mir persönlich lieber. Ein weiteres Kriterium war, das man die Kamera möglichst bodennah aufstellen kann, die Maximalhöhe habe ich beim Kauf tatsächlich nicht beachtet. Ein gutes Feature ist die Möglichkeit die Klemm- und Spannvorrichtungen nachzustellen. Sollte eine Klemme mal nicht mehr fassen, so ist es vom Vorteil, diese nochmal mit einem Schraubenschlüssel einstellen zu können. Zu guter Letzt: Preislich habe ich mir ein Limit von 200€ gesetzt. Für die Leute, bei denen es noch ein paar Gramm leichter sein soll, gibt es auch noch Stative aus Carbon. Allerdings liegen die Preise noch etwas höher. Die Carbon Variante vom ET-2004, das ET-2204 ist ca. 60€ teuer.
Fazit
Ein Stativ ist eine Anschaffung fürs Leben, daher sollte man nicht an der falschen Stelle sparen. Das ET-2004 liegt mit knapp unter 200€ noch im Budget und erfüllt alle meine Anforderungen. Wenn ihr euch mit der Stabilität von einem Produkt nicht so sicher seit, schaut doch einfach mal samt Kamera im benachbarten Fotogeschäft vorbei. Dort könnt ihr mit Sicherheit mal Stative testen. Und die 10€ Mehrkosten investiere ich persönlich für so einen Service gerne.
Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung, ich denke das könnte dem einen oder anderen weiterhelfen der plant sich ein Stativ zuzulegen.
Mein Rollei C50i ist ganz ähnlich aufgebaut, die Füße lassen sich fast rechtwinklig abklappern so dass man sehr tief aufbauen kann (die Arretierungen hierfür sind genauso wie bei Deinem) und auch der Kopf ist austauschbar - auch ich habe den Kugel-Panoramakopf drauf, weiß aber noch nicht ob ich mir ggf noch einen 3-Achsen Kopf hole. Im Augenblick hab ich da noch keinen Bedarf, aber wenn ich mal Achsgerecht von oben nach unten, oder links nach rechts möchte werd ich da schauen.
Bei mir sind es Drehverschlüsse an den Füßen, aber - Naja - soll eine Glaubensfrage sein. Hat sicher beides Vor-und Nachteile, ich hab bislang kein Problem gehabt das vergessen hätte ein Fuß anzuziehen. Aber, wie gesagt, ist Geschmackssache was einem liegt.
Beim Gewicht möchte ich ergänzen: Je schwerer desto sicherer der Stand (vorausgesetzt Qualitativ gut) also muss man immer die Abwägung zwischen Transportgewicht und sicheren Stand machen. Meins waren 1,6 kg was ich ok fand und was auch gut steht. Ich habe bewusst geschaut das ich nix unter 1-1,5 kg nehme, mein altes billig Stativ war nämlich neben der schlechten Qualität auch unheimlich leicht was bei Wind usw echt wacklig war.
Danke für dein Feedback :-)
Mit dem Rollei C50i hatte ich auch geliebäugelt. Warum ich davon abgekommen bin weiß ich aber nicht mehr so richtig. War wohl die Beratung des netten Mannes im Fotoladen.
Das mit dem Gewicht ist noch ein guter Punkt, was ich so noch nicht betrachtet habe, aber du hast damit recht. Je größer die Masse eines Gegenstand, desto mehr Kraft braucht man um ihn zu bewegen... einfache Physik.
Danke sehr für die ausführliche Beschreibung, will auch demnächst ein Stativ anschaffen, hab eins in „Mitnutzung“ (das ist aber Mini Mini sag ich mal), da hilft mir das sehr weiter, hab bisher kaum was dazu gelesen hier 😊 Das mit der steifen Brise stimmt definitiv 😂 🌊🌬
Hey @yaraha freut mich das ich dir weiterhelfen konnte 😊
Es gibt kaum Seiten im Internet die in der Hinsicht gute Infos für einen Kauf zur Verfügung stellen. Klar findet man auf den Seiten der Hersteller einige Infos, aber dort sind meist ja nur die Highlights der Produkte beworben.
Da ist wirklich was dran, vor allem immer schwer, wenn man wenig Hintergrundwissen hat und dann mit den "Werbeversprechen" der Hersteller überhäuft wird, da fällt die Auswahl teilweise (gerade im Fotographie-Bereich in meinem Fall) sehr schwer... Hab schon ewig Dinge verglichen und gegrübelt, da helfen Tipps von erfahreneren Knipsern sehr :D
Ja auf jeden Fall. Mir hat damals auch ein Foto-Blog sehr geholfen den passenden einstig zu finden. Daher finde ich das #fotolern Projekt auch so cool.