Ich schreibe hier recht oft über das Thema „finanzielle Freiheit“ oder „passives Einkommen“. Beides Wortkombinationen, die ich üblicherweise eher versuche hier im Blog zu vermeiden, weil ich sie für reißerisch halte und sie einem zum Teil eben in eine falsche Richtung lenken können. Das ich allerdings im Bekanntenkreis der „Typ“ bin zu dem man geht, wenn man ein wenig Hilfe bei seinen Finanzen haben möchte, ist hingänglich bekannt.
Dabei mag ich diese Rolle absolut nicht. Gebe ich einen Rat und es funktioniert, dann habe ich absolut nichts davon. Gebe ich einen Rat und es geht nach hinten los, dann bin ich derjenige, der sich das Gejammer anhören muss. Dies ist einer der Gründe, wieso ich auch hier bei Berichten versuche klar zu machen, dass ich keine Empfehlungen gebe, sondern eben nur meinen Werdegang dokumentiere und eben Ratschläge gebe. Die dann jeder hoffentlich für sich selbst nimmt, validiert und dann auf sein Möglichkeiten im Leben anzuwenden.
Eine Frage die ich besonders oft privat gestellt bekomme ich dabei gar nicht, wie man sein Geld anlegen sollte. Sondern eben danach, wieso ich eigentlich bereit bin, soviel Risiko auf mich zu nehmen. Gerade weil ich ja eigentlich ganz gut von meiner Lohnarbeit leben könnte. Denn eine hohe Sparquote bedeutet am Ende eben auch immer eine Form des Verzichts.
Ein Teil der Antwort ist schlichtweg, dass ich nicht viel brauche zum Leben. Man gehört zu den höheren Einkommen, ist gleichzeitig aber nicht besonders weit über den Durschschnitt. Schaue ich so um mich herum, kann ich auf viele Dinge verzichten. Was soll ich viel Geld für etwas ausgeben, dass am Ende einen doch nicht glücklich macht.
Für mich ist es am Ende eben auch eine Form von Nachhaltigkeit. Ja, vielleicht sogar Umweltschutz. Das man selbst nicht versucht irgend eine Leere in sich mit Konsum zu stopfen ohne sich dessen bewusst zu sein. Gerade in den Artikeln zum Thema sparen oder Achtsamkeit gebe ich die Gedanken dahinter immer wieder zum Besten. Jeder sollte das konsumieren, was er zum Leben braucht. Aber man sollte sich sehr gut bewusst sein, was man wirklich möchte.
Ein viel wichtiger Aspekt ist allerdings, dass ich sehr oft beruflich anecke. Mein erster Arbeitgeber war schlichtweg was menschlich, finanziell und bildungstechnisch anging das, was man allgemeinhin als sadistischen Idioten bezeichnen könnte. Er fokusierte sich mehr darauf wie er als Herrscher seine Mitarbeiter drangsalieren konnte, anstatt sich auf den eigentlichen Fokus zu konzentrieren.
Damals in einer eher schwierigen Lage musste ich ihn leider sehr lange ertragen und immer Augen zu und durch. Am Ende war es nicht wichtig, was er mir beruflich vermittelt hat, sondern vielmehr wie Menschen funktionieren und wieso es wichtig sein kann unabhängig zu sein. Dies war keineswegs meine Sprungfeder in die finanzielle Welt. Sondern am Ende eher darin mir vernünftig Bildung anzueignen, damit man nie wieder in eine solche Situation kommt.
Dann habe ich irgendwann mit dem Studium angefangen und der festen Absicht nie wieder für Idioten arbeiten zu müssen. Irgendwann kam dann allerdings die Ernüchterung nachdem man auf die ersten Idioten stieß, die zwar akademisch geschult waren, am Ende aber eben auch nur eine gebilderte Form von Idioten waren.
Hier merkte ich erstmals, dass ich zwar mit Bildung sehr viel Probleme selbst umgehen kann. Lande ich am Ende aber in der Hierachie unter so einem Menschen, habe ich am Ende genau das gleiche Problem wieder. Dies ist ein echtes Dilemma und zwar eines, was fast alle Menschen (zumindest begrenzt) nachvollziehen können. Je größer der Laden für den man arbeitet, desto größer die Chance, dass da jemand ist mit dem man eigentlich nicht arbeiten will.
Ich fing also an mir eine kleine Kriegskasse anzulegen, damit man irgendwann wenn man die Schnauze voll hat einfach sagen kann: Ich mache mich selbstständig. Und zwar nicht irgendwie mit viel Risiko, sondern so, dass man solide damit arbeiten kann. Also habe ich meine Sparquote immer weiter gesteigert, damit die Sicherheit immer größer wurde.
Ab einen bestimmten Punkt merkte ich dann, dass dies sehr ineffizient ist, da man sehr viel Geld am Ende auf dem Konto hatte, dass vor sich hin vegetierte. Aktienmärkte waren mir immer ein Graus, da ich ja dort Risiko eingehen würde und damit mein wirklich teilweise hart verdientes Schmerzensgeld verlieren könnte. Egal, wo man auch fragte, man hört die schlimmsten Horrorgeschichten.
Doch eine echte Alternative dazu gab es nicht und so habe ich mich selbst eingelesen. Und je mehr ich darüber gelesen hatte, desto mehr merkte ich, dass das Risiko zu managen ist, wenn man sich nicht vollends blöde anstellt. Ich habe hier ja durchaus gezeigt, dass man selbst im Falle eines schweren Crashs am Ende auch als langfristiger Anleger doch recht schnell wieder raus kommen kann.
Man muss halt nur wissen, was dort passiert, weil es einem die Angst nimmt und somit auch das Elend erspart in die typischen Fallen zu laufen. Somit schichtete ich meine Ersparnisse immer weiter um in Richtung Börse und merkte, dass dies sehr gut funktionierte. Irgendwann wacht man dann morgens auf und realisiert: Ich bin Kapitalanleger geworden ohne es zu merken. Denn am Ende ging es immer noch darum seine Fluchtkasse zu füllen.
Dabei ist mein aktueller Job halbwegs okay. Sicherlich gibt es auch mal schlechte Tage, aber man kann dort durchaus sein Brot verdienen. Nebenher baue ich mir ein anderes Standbein auf und werde daher unabhängiger, falls es doch einmal zu einem Bruch kommt. Eine Selbstständigkeit schwebt immer wieder auch mal in den Raum, ist allerdings am Ende eben immer auch eine Wette gegen den Markt und hat bei all den Vorteilen eben auch Nachteile.
Ich fühle mich recht wohl in der Nische des Arbeitnehmers mit ner hohen Sparquote. Es ist sicher und komfortabel und gleichzeitig eben exotisch, da die wenigsten einen solchen Weg wirklich gehen. Langfristig senke ich dann eher meine Arbeitszeit mit dem was ich über die Kapitalerträge zusätzlich rein bekomme.
Am Ende ist es eben doch eine Form der „finanziellen Freiheit“, da man einfach mehr Optionen in dem hat, was man tun möchte. Ich verdiene Geld, damit ich es anlegen kann. Die meisten Menschen arbeiten um den Kredit für die Bank zu bezahlen und sind entsprechend unfrei in ihren Entscheidungen. Eine solche Form der Lohnarbeit wäre für mich der absolute Horror.
Oft kann das Gegenüber diese Einstellung sehr gut nachvollziehen und man ist am Ende eben nicht mehr der „böse kapitalistische Investor“, sondern eben ein Arbeitnehmer, der nur einen anderen Traum lebt. Zumeist dauert es nicht lange bis man gefragt wird, was man von einem Bedingungslosen Grundeinkommen hält.
Eine Frage, die mich ebenfalls zutiefst nervt, weil es eine leere Hülle ist hinter der sich alle möglichen politischen Coleur verstecken können. Grundsätzlich finde ich die Idee in einer modernen Gesellschaft nicht schlecht. Ich bin ein Freund von minimalistischen sozialen Grundsicherungen, die jedem unabhängig davon wie er in einer Notsituation gekommen ist auffangen.
Denke ich an meinen ersten Arbeitgeber hätte ich jeden gewünscht in einer Lage gewesen zu sein ihm zu sagen: Das wird mir zuviel hier, schönes Leben noch. Und zwar ohne irgendwelche Nachteile für sich im Leben erwarten zu müssen. Und schaut man sich das bürokratische Elend bei Harz4 an... schüttet es doch bedingungslos aus, das spart ne Menge Geld.
Aber niemand sollte sich die Illusion machen, dass man ein paar Steuern erhöht und danach jeder nicht mehr arbeiten muss. So funktioniert Wirtschaft nicht und am Ende haben wir sehr schnell einige Effekte, die es nicht mehr spaßig machen von dieser Grundsicherung zu leben. Nein, das Ziel der Gesellschaft sollte es nicht sein, dass wir alle nicht mehr arbeiten müssen. Das Ziel sollte sein, dass wir keine Arbeit mehr haben, die keine Freude mehr bereitet.
Das man die Drecksarbeit beseitigt soweit es geht und dort wo sie sich nicht vermeiden lässt dafür sorgen, dass sie so gut vergütet wird, dass Leute sie mit Freude machen können. Das ist viel wichtiger als die Träumerei über eine BGE. Leider verstehen das viele Anhänger nicht und es gibt entsprechend wenige öffentliche Diskussionen. Alle reden nur noch über das BGE und merken dabei nicht einmal, dass sie von ganz unterschiedlichen Ideen reden.
Da ich selbst nicht glaube, dass einem andere Menschen helfen, wenn es nicht absolut notwendig ist... mache ich mir mein BGE lieber selbst. In dem ich einfach in Unternehmen investiere und von dessen Gewinnen profitiere. Leben kann man davon wahrlich noch nicht, aber doch zunehmend mehr laufende Kosten decken, die es dann immer leichter machen auch mal beruflich zu überwintern.
Und bei allem was ich so mache, blicke ich natürlich immer wieder in die Vergangenheit zurück und wüsste viele Dinge, die ich anders gemacht hätte. Das geht jedem so. Doch was mich immer sehr oft ärgert ist, dass man damals oft sehr schlecht beraten wurde. Das man sich gewünscht hätte, dass man Dinge einfach mal erklärt bekommt und nicht nur die Schauergeschichten hört. Dies ist der Grund, der mich dazu bringt hier zu schreiben.
Weil ich schlichtweg hoffe, dass man jemanden damit erreicht und eine Hilfestellung bietet. Nicht in dem er den gleichen Weg geht oder es kopiert. Sondern das man sieht, dass es Alternativen gibt und sich beginnt mit diesen zu befassen. Denn egal wo man auch lang gegangen sein mag am Ende ist entscheidend, was man währendessen gelernt hat. Und ja, sogar mein ehemaliger Chef war da sehr nützlich, da ich ohne ihn vermutlich nie angefangen hätte zu investieren.
Baut also Eure finanzielle Bildung aus und fangt irgendwo mit an, damit ihr möglichst fix Skin in The Game habt. Wer immer nur ängstlich an der Seitenlinie steht, wird immer hinter seinen Möglichkeiten bleiben. Am Ende ist es alles kein Hexenwerk und es geht eher darum ein Handwerk zu lernen, was am Ende von vielen eben nicht als eben solches angesehen wird.
In diesem Sinne... viel Spaß weiterhin beim Lernen und Umsetzen :)
An dieser Stelle ein grosses Danke an deinen alten Chef. Denn ohne ihn hätten wir deine guten Artikel nicht, welche mir auch schon bei meinen Investments geholfen haben.
Soweit zu gehen, dass ich ihn danken würde, würde ich wohl eher nicht machen. Aber ja, am Ende wird er vermutlich einer der Hauptgründe gewesen sein. ;) In jedem Fall freut es mich sehr, wenn das Schreiben hier jemanden etwas bringt :)
So sehe ich das auch!🙃