Kräuter der Göttin – Bilsenkraut (Hyoscyamus niger)
In dieser kleinen Serie möchte ich Kräuter bzw. Heilpflanzen vorstellen, die – in meinen Augen – einen starken Bezug zum 'Ur-Weiblichen', zur 'Göttin' haben. Unter 'Göttin' verstehe ich im Folgenden ein grundsätzliches Ur-Element dieses Universums und der gesamten Schöpfung, das einen in die (innere) Tiefe weisenden, Leben-, Liebe- und Urwissen-spendenden Charakter hat und grundsätzlich in allem partiell vorhanden ist.
Es ist mir wichtig zu betonen, dass es (sehr gute) Literatur zu dem Thema Heilkräuter, Mythologie und Magie gibt, meine folgenden Schilderungen aber einen primär intuitiven Zugang haben und auch nur als solche verstanden werden sollten. D.h. dass hauptsächlich Meditationen, Erfahrungen aus der Praxis mit den Pflanzen(wesen) und Inspirationen von 'oben' und 'unten' folgenden Schilderungen zugrunde liegen, Abweichungen zur Literatur (und sei sie ebenso von den Pflanzen selbst inspiriert) also nicht unwahrscheinlich sind. Außerdem sind die meisten der genannten Pflanzen sehr giftig – eine Anwendung der Pflanzen oder ihrer Teile wird also ausdrücklich nicht empfohlen. Die Verantwortung für die eigene Gesundheit liegt bei jeder Person selbst.
Alle Photos: Copyright @sternensaat.
Das Bilsenkraut steht in meinen Augen zwischen der 'weiblichen' und 'männlichen' Welt, sofern man diese als zwei wesentliche Bestandteile dieses Universums versteht. Noch bevor man in die Blüte einsteigt, lockt das Netz und Aderngeflecht, das den öffnenden und weit ausladenden Charakter der Großen Göttin so schön verbildlicht. Die (gnostische) Sophia oder auch die große Hekate, als Wegegöttin und Initiatorin, steht an jeder neuen Verzweigung bereit und wartet auf eine Zustimmung und ein offenes Herz der Besucher.
Folgt man den Tiefen des Blütentrichters tritt man ein in eine Dunkelheit, die schnell an den Brunnen im Märchen von der Frau Holle erinnern kann: Ein Weg des Übertritts von der einen Welt, hinüber in eine andere, die bestimmt wird von einer – zunächst furchteinflößenden, danach fürsorglichen – Frau bzw. Göttin.
Frau Holle kann schnell mit der germanischen Hel in Zusammenhang gebracht werden und danach ist es nicht einmal ein ganzer Schritt zur sumerisch-babylonischen Ereshkigal, die auf ihre himmlische Schwester Ishtar wartet (auch wenn diese Verknüpfung nicht historisch nachvollziehbar sein wird). Wie tief sich doch so manche Mythen und Geschichten ähneln können ohne direktem oder indirektem Austausch der Geschichtenerzähler...
Fällt man in die Tiefe bzw. wird in sie hineingezogen, dann mag sich der eine oder die andere in den Qliphoth, den 'zerbrochenen Schalen' der Schöpfung, wieder finden, vor allem in den untersten beiden, bei Lilith bzw. Naamah – den wissenden, (auch für Frauen) verführerischen und gar vernichtenden Göttinnen. Wer sich selbst und der Schöpfung treu bleibt, erkennt auch hier (wieder) den Ur-Sinn, der 'sogar' in der Finsternis herrscht. Und wer meint, die Finsternis wäre alles, wird auch hier – auf seine Art und Weise – fündig.
Der zu Beginn angesprochene männliche Aspekt wiederum hat – in meinen Augen – die Energien eines heranwachsenden Buben, der aber das Wissen 'eines ganz Alten' hat. Traditionell wird dieser bübische Charakter gerne Lucifer zugeschrieben (bspw. bei de Plancy). Ich empfinde den männlichen Charakter aber viel eher in der Nähe des 'Türstehers' Surgat, so, wie ihn Mark Alan Smith in seiner ersten Trilogie der Primal Craft beschreibt. Wahrlich, wir haben es hier mit einem 'Teufel' zu tun, aber mit einem, der uns begleitet, wie der ältere Bruder, der schweigend, aber stark an unserer Seite steht.
Das Bilsenkraut bzw. das, was es in diese Materie bringt, hat, so sehe ich das zumindest, einen dominanten weiblichen Aspekt, der stark vereinnahmend erscheint und dennoch nicht 'die Glocke' oder den 'Mantel der Göttin' einer Engelstrompete aufweist (dazu in einem der folgenden Berichte). Im Vergleich wirken die beiden auf mich wie die jüngere (Bilsenkraut) und die ältere (Engelstrompete) Schwester.
'Das' Männliche, als geistige Strömung gemeint, ist dabei – verhältnismäßig – unterrepräsentiert, kann aber, wenn die Verbindung auf einer ehrlichen Vertrauensbasis aufgebaut ist, ein Führer werden, der weniger redegewandt als Dantes Vergil, aber immerhin ehrlicher als Fausts Mephisto ist.
Wie alles ist auch das Bilsenkraut als (zumindest) zweiseitig zu betrachten. Was an der Oberfläche 'verbindend' erscheint, kann (innerlich) zersetzend sein. Was innen dunkel ist, kann auch erhellend sein. In jedem Fall sind die Energien mit Ur-Gründen dieses Universums verbunden, die – bei entsprechendem Schutz – mehr als nur eine Reise wert sind.
Ich würde mich sehr über Schilderungen aus anderen, ev. beruflichen, Begegnungen mit dem Bilsenkraut freuen (z.B. in der Kommentarzeile). Besonders wenn jemand Kenntnisse über das Lesen von Signaturen hat oder ebenfalls eher intuitiv den Kontakt mit Pflanzenwesen sucht.
Wow was Du alles aus dieser Pflanze raus spüren kannst! Du scheinst mir hochsensibel zu sein, was mich auf ein enormes Potential schließen lässt.
Ich möchte Dir kurz von meiner Erfahrung schildern, die ganz ähnlich zu Deiner war, ich allerdings nicht so viel hinein interpretiert habe:
Ich hatte Engelstrompete gekostet und ebenfalls festgestellt, dass diese sich typisch "weiblich" anfühlt. In dem Sinne von Allumfassend, In allem liegt ein göttlicher Funke, Dunkelheit ist nur die notwendige Kehrseite von Licht, Das Leben besteht aus ständigen Geburten und Toden, ständiger Veränderung.
Typisch männlich wäre mMn Detailgetreue Beobachtung, Herausfinden von Gesetzmäßigkeiten, Aufbau und Nutzen, Hervorheben von Nützlichem.
Theoretisch müsste aus Gründen der Logik der Fliegenpilz ein typisch männliches Gefühl auslösen, da er in seiner Wirkungsweise genau entgegen den Nachtschattengewächsen(NSG) wirkt. Das bedeutet, wenn es mit NSG übertrieben wurde, wirkt der Fliegenpilz als Gegengift und andersrum.
Hast Du solch eine typisch männliche Erfahrung schon gemacht und kannst mir davon berichten?
Hallo @midosch,
arbeitsbedingt hat es leider mit einer Antwort gedauert.
Erstmal danke sehr für Deine nette Rückmeldung und dass Du hier Deine Erfahrungen teilst. Einen Text zur Engelstrompete, die ich übrigens auch als sehr weiblich empfinde, habe ich mal geschrieben und er wäre in der Reihe als Nächstes dran gekommen. Ich muss schauen, ob ich das noch überarbeiten muss. Da kommt also noch was! :)
Bzgl. der 'archaischen Männlichkeit', wenn wir das so nennen wollen: Ja, vereinzelte Bäume haben mich immer wieder dazu angeregt, diese Männlichkeit zu erforschen; das gilt aber auch umgekehrt für das Weibliche. Als ganz grobe Trennung hat sich da z.B. die männliche Eiche im Vergleich zur weiblichen Linde ergeben.
'Das' Männliche nehme ich – häufig zur Überraschung mancher Gesprächspartner – besonders im Inneren der 'Mutter' Erde wahr. Sei es 'Feuerdrachen' (wenn man diese Dynamiken denn so nennen will), die das Innere der Erde spirituell und materiell bewegen, das tiefste Zentrum der Erde (das der Erfahrung nach auch aus einem weiblichen Kern besteht, aber eben auch einen sehr sehr deutlichen männlichen Aspekt hat) oder in der Lava und in Erdbeben. Die letzten beiden Punkte sehe ich in einem ganz deutlichen Bezug zu Belial, wie ihn Mark Alan Smith in den ersten drei Büchern beschrieben hat. Diese Kraft sehe ich aber, das muss ich noch ergänzen, immer wieder auch an der Erdoberfläche, bes. im Wald; dann besonders als sehr 'aufdringliche' Energie, die stark mit Fruchtbarkeit und Sexualität zusammenhängt. Eine Person in meinem Umfeld hat mir mal von andauernden Erfahrungen mit Energien erzählt, die sie mit Cernunnos und Pan in Zusammenhang bringt. Das kann ich nur bestätigen und sie als eine ganz typisch männliche Energie, die in dieser Belial-Linie steht, bezeichnen.
Kennst Du auch solche oder ähnliche (oder gegenteilige?) Empfindungen?