Unternehmerisches Risko bei großen und kleinen Unternehmen

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Nun hat mich Corona in meinem Depot auch endlich mal erwischt. Eigentlich habe ich dies bereits in den letzten Wochen begonnen einzupreisen, da man schlichtweg damit rechnen musste, dass der Virus und der damit verbundene Shutdown wirtschaftlich keine Freude bereiten wird. Bisher hatte ich allerdings das Glück, dass die Unternehmen entweder bereits vorher ausgeschüttet haben oder nicht wirklich betroffen waren.

Gerade wenn ich die anderen Hiobsbotschaften von Anderen so gehört habe, die teilweise bisher sämtliche Dividenden für dieses Jahr verloren haben, will ich mich da gar nicht so sehr beklagen. Doch nun hat es mich auch erwischt mit einer recht prominenten Titel. Walt Disney hat verkündet, dass die halbjährliche Dividende dieses Mal ausfallen wird, weil 90% des Gewinns eingebrochen ist.

Dies ist schon eine Hausnummer bei der man einmal richtig schlucken muss. Besonders da es sich eben um eine eigentlich sehr breit aufgestellte Firma handelt, die aber trotzdem in seiner vollen Gänze erfasst wird. Die Freizeitparks sind weltweit vollständig geschlossen und haben keine Einkünfte mehr. Das gleiche gilt für die meist angeschlossenen Resorts. Man hat einfach teure Assets irgendwo stehen, die am Ende gewartet werden müssen und nichts mehr abwerfen.

Dazu kommt ein großer Kinosektor, der eben auch nicht gerade besonders gut läuft und vermutlich auch nach der Krise eine ganze Weile nicht gut laufen wird. Immerhin ist den meisten Leuten momentan nicht danach nach Ende des Lockdowns gleich in Kinos zu stürmen, sondern es gibt genügend andere wichtige Dinge auf der Todo-Liste. Selbst wenn es ins Kino geht, wird man da auch eine ganze Weile selbst mit Blockbustern keine überfüllten Säle haben.

Positiv stimmt natürlich das Streaminggeschäft, dass scheinbar recht erfolg angelaufen ist und eben auch eher durch die Krise begünstigt wird. Dies freut einen natürlich, kann aber bei Weitem nicht die Zahlen retten. Immerhin befindet sich auch dort alles erst noch im Aufbau und wirft momentan keine Gewinne ab, sondern kostet eher noch etwas.

Es ist daher gut und vernünftig, dass Angesichts der Lage das Unternehmen die Dividende einschränkt um sich liquider zu halten und ggf. lieber investiert. Immerhin will man die Marken, Assets und Mitarbeiter nicht nun in der Krise ausgequetschen, sondern langfristig ein funktionierendes Unternehmen erhalten.

Es zeigt sich hier aber wieder eine Sache, die ich sehr oft gerade Nicht-Aktionären versuche zu erklären: Investieren ist unternehmerisches Risiko! Gerade wer nicht am Kapitalmarkt unterwegs ist, blickt in Deutschland immer sehr verächtlich auf die Kapitalgeber einer Aktiengesellschaft, da es ja amoralisch sei damit sein Geld zu verdienen. Quasi ohne dafür zu arbeiten. Eine solche Vorstellung ist natürlich gleich auf mehrere Sichten hin vollkommen falsch.

Das Ganze beginnt schon damit, dass man als Aktionär eben nicht konsumiert, sondern sein Geld statt dessen in ein Unternehmen rein gibt, damit dieses Jobs schafft und eben überhaupt die Güter, die einige Leute so dringend brauchen, dass sie dafür ihr Sauerverdientes ausgeben.

Fragt man dann jedoch nach, ob eben auch der Friseur um der Ecke amoralisch sei, wenn er eine Selbstständigkeit nachgeht, bekommt man meist einen irritierten Blick zugeworfen. Nein, Selbstständigkeit ist auch in Deutschland eine wichtige und angesehene Tätigkeit. Eine wirklich bizarre Sicht auf die Gesellschaft.

Denn am Ende ist ein Investor nichts anderes als jemand der sein Geld nicht in eine Neugründung steckt, sondern gleich in mehrere Unternehmungen. Man mag natürlich darüber streiten, ob es besser ist die kleinen Läden um die Ecke zu haben oder eben internationale Megakonzerne. Eine solche Diskussion finde ich valide. Aber der Nachbar wird eben auch nicht mal eben einen Freizeitpark aufbauen oder einen Blockbuster schreiben. Es gibt Dinge, die organisatorisch so komplex sind, dass sie nur von größeren Unternehmungen geleistet werden können.

Als Kleinaktionär finde ich es daher wichtig, dass man den Markt nicht den reichen Eliten des Landes überlässt, sondern eine Demokratisierung der Märkte anstrebt. Je mehr kleiner Streubesitz drin hängt, umso weniger Macht haben Großinvestoren auf einen Laden. Zumindest mir geht es bei allen Unternehmen immer um eine langfristige Wirtschaftlichkeit und eben keiner Zockerei an der Börse wie es viele Institutionelle betreiben.

Am Ende macht es also keinen so großen Unterschied, ob man Selbstständig ist oder eben Geld investiert. Der Ertrag kommt am Ende immer von einer Sache, die sich „unternehmerisches Risiko“ nennt. Dadurch das man eine Sache aufbaut und eine Entscheidung vornimmt, riskiert man sein Geld (oder das was man damit gekauft hat) und arbeitet damit. Dieses zusätzliche Risiko dafür, dass man den Konsumenten etwas anbietet was sie hoffentlich wollen, ist der Bonus on top.

Liefert man nicht das, was der Markt will (oder leistet eben schlechte Arbeit), dann laufen die Kunden schreiend Weg und gehen irgendwo anders hin. Dann hast Du Mitarbeiter, Gebäude und andere Assets da stehen und machst eben kein Geld und wirst langfristig vom Markt verdrängt.

Die Krise trifft nun allerdings eben nicht nur kleine Unternehmen, sondern wie man sieht auch die richtig Großen. Der einzige Vorteil ist eben, dass die größeren Unternehmen vermutlich wesentlich leichter einen neuen Kredit bei der Bank bekommen oder eben etwas mehr Sitzfleisch haben. Schielt man aber auf den Anleihenmarkt, dann gilt das durchaus nicht für jede Unternehmung.

Disney ist in diesem Fall eben genau von dem unternehmerischen Risiko betroffen. Einen Freizeitpark aufzubauen ist ein enormes finanzielles Wagnis, allerdings bisher ein sehr lukratives Geschäft gewesen, weil die Konsumenten es gerne mochten. Nun haben sich aber die Spielregeln am Markt vollständig geändert. Sei es durch Gesetze oder eben der Logik, wollen die Konsumenten sich nicht mehr in einer vollen Schlange anstellen und viel Geld für Freizeit bezahlen.

Entsprechend schlägt das unternehmerische Risiko auch voll durch. Man liefert nicht mehr was der Markt will und wird abgestraft dafür. Ein Fahrgeschäft muss aber eben weiter durch Mitarbeiter gewartet werden, da es ansonsten rostet und beginnt auseinander zu fallen. Es gibt eben nicht viele Sachen, die man einfach mit einem Knopf abschalten kann. Das meiste läuft weiter und verursacht weiterhin kosten.

Das geht dem Friseur eben genauso nur das dieser eben eher auf seine Mitarbeiter blickt und diese entlassen müsste, damit er seine laufenden Kosten senkt. Dies ist aber auf gleich mehreren Ebenen ärgerlich. Zum einen eben von der menschlichen Seite aus, weil man ja die meisten Kollegen doch im Laufe der Jahre sehr lieb gewonnen hat und eben gehalten hat, weil sie gute Arbeit geleistet haben.

Zum Anderen aber auch aus unternehmerischer Sicht. Denn ist der Mitarbeiter erst einmal weg, wird es schwer anschließend auch alles wieder hochzufahren. Sucht dieser sich dann woanders einen Job, muss man im schlimmsten Fall erst jemanden erneut einarbeiten. Vielleicht im Handwerk, aber in jedem Fall in die Abläufe des Unternehmens. Von daher ist es durchaus gut, dass wir Konzepte wie Kurzarbeit haben, um solche Verwerfungen temporär abfedern zu können.

Bei einem großen Fahrgeschäft verhält es sich am Ende genauso. Natürlich kann man Kosten einsparen in dem man es abreißt und stilllegt. Aber ein eventueller Neubau danach, wenn es wieder los geht, ist auch nicht einfach zu machen. Denn die meisten Konsumenten werden nicht wieder zu einem kommen, um eine grüne Wiese zu betrachten.

Somit muss jeder Unternehmer momentan sehr genau hinsehen und eben entscheiden, was er glaubt, langfristig benötigt und eine Chance hat. Man wettet z.B. darauf, dass die Krise sich bald in Wohlgefallen auflöst und man wieder normal arbeiten kann. Also Augen zu und durch und alles einfach weiterhin halten. Oder man muss eben auch mal einen unrentablen Teil des Geschäfts stilllegen oder eben auch etwas investieren, damit man es so verbessert, dass man sich den neuen Marktanforderungen anpassen kann.

Dies wird gerade von den Theoretiker oft immer als „reinigende Kraft der Krise“ umschrieben. Viele Leute blicken bei einer Krise immer nur auf die negativen Aspekte. Zumeist ist dies eben die Arbeitslosigkeit, die damit einher geht. Zumeist sind davon aber gerade die Teile betroffen, die sich ohnehin bereits eine ganze Weile in einem Sterbeprozess befunden haben und irgendwann kollabiert wurden. Oder sich gerade so eben noch gehalten haben und man hoffte, dass sich das Blatt irgendwann wendet.

Unternehmen die durch eine Krise kommen, gehen danach oft gestärkt daraus hervor, weil sie diese kranken Bereiche abgeworfen haben und sich auf das fokussieren, was der Markt wirklich will. Versteht mich nicht falsch, ich bin mir durchaus bewusst wie kalt eine solche Betrachtung immer klingt, wenn man sich bewusst macht, dass hinter jedem Job auch immer ein Einzelschicksal steckt.

Aber am Ende werden durch solche Prozesse auch Arbeitskräfte wieder freigesetzt, die dann dem Arbeitsmarkt und den funktionierenden Unternehmen zur Verfügung stehen. Auch hier erwachsen vielleicht Chancen, dass man einen Job, den man eigentlich gehasst hat verliert und irgend etwas findet, was einen wirklich erfüllt. Denn meiner Erfahrung nach wissen Mitarbeiter meist wesentlich besser als Unternehmer, wenn sie ein totes Pferd reiten und sind damit genauso wenig glücklich.

Am Ende ist es eben zwischen Disney und dem Friseur kein so großer Unterschied. Lediglich die Dimension des Problems ist ein anderes. Brechen einem allerdings 90% des Gewinns weg, ist das alles andere als etwas, dass man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Weder als Selbstständiger, noch als Investor.

Der einzige Vorteil als Investor ist, dass man andere Leute dafür bezahlt, dass sie sich den Kopf darüber zerbrechen und eine Lösung finden. Und um ehrlich zu sein bin ich momentan sehr, sehr, sehr froh, dass ich kein Selbstständiger bin, der sich Antworten auf diese Krise bei sich finden muss...

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Ich bin froh, dass Disney nicht auf Teufel Komm raus eine Dividende zahlt, wie es andere Unternehmen tun.

Meine Freundin besitzt eine Disney Aktie. Es war ihre erste. Zwei mal hat sie Dividenden erhalten und jetzt fällt sie direkt aus. Uncool, aber sie kann es nachvollziehen und freut sich trotzdem, dass dass Streaminggeschäft so gut läuft :D

Ja, so sehr wie ich ein Freund von Dividenden bin und mich über jede freue die rein kommt... angesichts der Zahlen wäre es absolut unvernünftig.

Ist natürlich wirklich bitter für jene, die nun vielleicht gerade erst neu reingekommen sind und dann gleich so etwas mitmachen. :-/

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