Jungtiere beim Investieren beobachten?

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Gibt es auch unter Euch Leute, die sich der Beobachtung von Menschen verschrieben haben? Vermutlich keine andere Lebensform der Welt ist in solch einer Art tolpatschig und unvorhersehbar wie der Mensch. Wenn mal nicht gerade Corona ist, lohnt es sich durchaus an einem gut besuchten Ort eine Weile zu verweilen und mit einem guten Eis oder Drink einfach ein wenig zu beobachten. Man kann dabei wirklich eine ganze Menge lernen.

Pandemie bedingt fällt dies leider eher ins Wasser. Trotzdem kommt man immer wieder in den Genuss von interessanten Gesprächen. So jüngst miterlebt bei einigen Jungtieren. Die Konversation begann sehr verheißungsvoll. Ein junger Mann fragte den anderen, was dieser den mit seinem Geld machen will (er meinte Lohn…). Dieser zeigte sich irritiert und meinte, dass er sich da keine Gedanken drüber machen würde (soviel zur Erwartung).

Der andere sagte dann, dass er bei seiner Bank war (uiii…. Alarm!) und diese ihn gesagt hat, dass man heutzutage Aktien haben muss. Ich atmete innerlich auf. Im Vergleich zu vielen anderen Angeboten, die normalerweise seitens der Bank so angeboten werden, ist eine solche Aussage schon fast professionell!

Der andere winkte sofort ab: „Ne, dass mir viel zu riskant! Was wenn die Firma pleite geht?“. Auch diese Denkweise ist eigentlich ganz normal für einen deutschen Bundesbürger. Ich empfehle eigentlich jedem einmal mit ein paar Amis Urlaub zu machen und dort jede Chance zu nutzen das Thema „Risiko“ zu ergründen. Man wird dabei feststellen, dass der Deutsche immer nur Probleme sieht, während der Ami dies als „Chancen“… also als etwas Positives wahrnimmt.

Entgegen des allgemeinen Rufes sind Aktien eben nicht besonders riskant. Das Risiko hängt nicht von Wertpapieren, sondern den Unternehmen dahinter ab. Geht ein Microsoft morgen pleite? Wird es Cola geben? Da müsste schon ganz schön etwas passieren, damit diese pleite gehen. Klar, der Wert kann durchaus mal nach Unten gehen, aber auch hier sollte man nicht Risiko, sondern eben Wahrscheinlichkeiten sehen. Passiert gerade etwas, dass einem glauben lässt, dass diese Unternehmen anders abschneiden werden als bisher?

Der Erste reagiert sofort prompt:“Ne, keine Einzelaktien. Es gibt da so Investitionsgesellschaften von denen man sich ein Stück kaufen kann!“ Ich kann irgendwo die Intention dahinter erkennen. Ja, ich würde sogar empfehlen „Investitionsgesellschaften“ zu kaufen. Der Kauf von Blackrock im Corona-Crash gehörte mit zu einen der besseren Käufe der letzten Jahre. Ich vermute allerdings, dass er hier vermutlich leider von aktiven Fonds sprach.

Zumindest werden diese sehr gerne von Banken empfehlen. Primär nicht weil diese besonders gut oder sicher sind, sondern die „Berater“ eben eine ordentliche Provision bekommen. Oft eben in Form eines Ausgabeaufschlags, der einem erst einmal 5% von seinem Geld wegnimmt. Nicht von der Rendite nach hinten heraus, sondern gleich zu Beginn.

Ganz langsam gibt es zwar auch mal passive Fonds, die empfohlen werden, aber ich glaube nicht, dass seine Bank dazu zählt. Hier muss man sich am Ende immer entscheiden. Es gibt aktive Fonds, die ihr Geld wert sind. Immer dann, wenn man sich Knowhow einkauft. Ein Manager der dann aber den DAX einkauft kann getrost gegen ein passives Konstrukt ersetzt werden. Man muss sich halt fragen, ob man die Wohlfahrt ist oder Geld verdienen will.

„Wenn man die kauft, dann bekommt man darauf Zinsen!“. Ja, auch hier war ich kurz gewillt einzuschreiten und ein wenig belehrend zu werden. Dividende sind eben keine Zinsen, aber ich gebe den Vergleich statt wenn es sich um einen Normalbürger handelt, der noch lernt. Allerdings ist dies auch von anderer Seite her Blödsinn. Wer ein Amazon kauft bekommt eben keine „Zinsen“ darauf, sondern kann nur von Kurssteigerungen profitieren. Nicht jede Aktie schüttet automatisch Dividenden aus. Da muss man differenzieren.

Spätestens jetzt wurde klar, dass der Gesprächspartner nicht der hellste Stern unter dem Himmel war. „Hä? Wie die zahlen Geld aus? Wo soll das den her kommen?“ Fast schon raffte ich mich auf zu intervenieren und zu rufen: „Weil solch hohle Birnen wie Du dafür arbeiten!“, aber vermutlich würde dies zu weit weg vom eigentlich Thema führen. Und zum anderen muss ich mich als Lohnarbeiter da selbst etwas in Demut üben, da ich sonst selbst eine Sinnkrise bekomme.

Wenn man sich aber zu irgend einer Form von Arbeit schleppt, sollte man sich schon ein wenig bewusst sein über wirtschaftliche Kreiseläufe und das Geld nicht vom Himmel wächst. Es gibt Arbeit zu erledigen, jemand tauscht Geld gegen Zeit und irgend jemand anderes kassiert dann das Geld. Zumindest auf dieser Ebene sollte man den Kreislauf irgendwie verstanden haben.

Leider wurde das Gespräch hier durch eine moderne Seuche zerstört. Das Handy klingelte und die beiden zogen weiter. Ich hätte wirklich sehr gerne noch erfahren was diese beiden Jungmenschen so über Anleihen, Strategien und Entnahme für Rente zu berichten hätten.

So blieb ich wieder ein wenig ratlos zurück. Auf der einen Seite ist es natürlich schön zu sehen, dass das Thema inzwischen irgendwie bei den jungen Leuten ankommt. Auf der anderen Seite ist das Niveau dabei sehr alarmierend und zeigt an einigen Stellen bereits, dass diese beiden Jungen vermutlich nie besonders wohlhabend sein werden. Gerade beim Blick auf einige Entwicklungen sogar sehr vermutlich arm leben werden.

Wann immer ich mit jungen Menschen rede, gebe ich ihnen den guten Rat sich frühzeitig in eine extrem profitabele Anlage zu investieren: Sich selbst! Absolut nichts in der Welt wird sich langfristig so rentabel zeigen wie die eigene Bildung. Und wer ausgiebig all seinen Wert dort reinsteckt, wird vermutlich langfristig auch genügend lernen um an der Börse erfolgreich zu sein.

Traurig ist es eben nur, dass es wesentlich intelligentere junge Menschen gibt, die am Ende das Thema eben auch meiden. Dann muss man leider eingestehen, dass selbst die beiden Protagonisten heute vermutlich intelligenter gewesen sind.

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